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Markus Söder zur K-Frage in der UnionZahm im Ton, hart in der Sache

Der CSU-Chef will vorerst weiterhin Kanzlerkandidat der Union werden. Er wolle sich aber dem Votum der CDU „ohne Groll“ unterwerfen.

Showdown am Montagabend: Markus Söder kämpft um die Kanzlerkandidatur Foto: Peter Kneffel/dpa

Die Symbolik könnte schöner nicht sein. Am Montagvormittag kürt die Grünen-Spitze ihre Kanzlerkandidatin, harmonisch, professionell, geschlossen. Am Nachmittag dann gibt in der CSU-Landesleitung in München prompt der Duellant Markus Söder die Wahl der Waffen bekannt. Nur: Söders Adressat ist nicht Annalena Baerbock, sondern Armin Laschet.

Eiligst hatte Söder am Morgen für 13 Uhr eine Präsidiumssitzung anberaumt. Würde er nun also in der Frage um die Unionskanzlerkandidatur doch noch einen Rückzieher machen, Laschet großmütig das Feld überlassen? Anders als der hätte Söder es noch aus der Position der Stärke heraus tun können. Die Einheit der Union beschwören, sich als deren Retter inszenieren können. Seine Position wäre weder als CSU-Chef noch als bayerischer Ministerpräsident merklich beschädigt gewesen.

Die CSU hätte lediglich ein Angebot gemacht, und zwar, so Generalsekretär Markus Blume, ein verdammt gutes

Aber nein: Söder bekräftigt vielmehr noch einmal seine Bereitschaft, als Kandidat anzutreten. Im Ton gibt sich Söder inzwischen deutlich verbindlicher. „Ich würde mich sehr darauf freuen auf diesen Wahlkampf, ihn zu führen“, sagt er, und dass die Zeit für die Entscheidung nun reif sei. Acht Tage seien eine gute Zeit gewesen, man habe mehrere „gute, freundschaftliche Gespräche“ geführt.

Ohnehin handele es sich überhaupt nicht um einen Streit zwischen CDU und CSU, behauptet Söder, sondern um eine Entscheidung der CDU. Er selbst und seine Partei hätten lediglich ein Angebot gemacht, und zwar – wie Generalsekretär Markus Blume kurz darauf präzisiert – ein „verdammt gutes“.

Kurz vor Söder ist bereits CDU-Chef Armin Laschet in Berlin vor die Presse getreten. Er gratuliert Baerbock zur Nominierung und signalisiert nebenbei, warum er der bessere Kanzlerkandidat für die Union sei. Es brauche einen sachlichen und fairen Wahlkampf, betonte Laschet. Gerade die USA hätten gezeigt, wie gefährlich Polarisierung sei. „Das sollten wir uns in Deutschland ersparen.“ Das klingt nicht so, als wollte Laschet, der damit wirbt, ein ausgleichender, integrierender Kandidat zu sein, aufgeben.

Laschet betonte auch die Bedeutung der Parteigremien. Der Bundesvorstand der CDU sei „eine breite Repräsentanz unserer Basis“. Auf Laschets Einladung sollte am Montagabend um 18 Uhr der CDU-Vorstand zu einer Schaltkonferenz zusammenkommen. Er werde einen Vorschlag machen, wie die Frage der Kanzlerkandidatur zu ­lösen sei.

Ob der Vorstand hinter seinem Vorsitzenden steht, ist zu diesem Zeitpunkt noch völlig offen. Zu den 46 stimmberechtigten Mitgliedern des Gremiums gehören auch Reiner Haseloff, Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, und Marco Wanderwitz, der Ostbeauftragte der Bundesregierung, die sich inzwischen für Söder ausgesprochen haben.

Erst am Sonntagabend hatte sich die Mehrheit in der Jungen Union und im Landesverband Niedersachsen für Söder posi­tio­niert. Ob und wie eine Entscheidung getroffen wurde, war bis Redaktionsschluss nicht bekannt.

Hinterzimmer und Hintertürchen

Anders als noch vor einer Woche, als er das CSU-Präsidium als „Hinterzimmer“ titulierte, präsentiert sich Söder diesmal als ausgesprochener Gremien-Freund. Er verweist aber auch auf ein „erstes Zwischenergebnis“, das nun vorliege, und bezieht sich dabei auf das Stimmungsbild, dass neben den Umfragen nun auch die zahlreichen Pro-Söder-Stimmen in der Fraktion und in den Landesverbänden geliefert hätten.

Soll wohl sagen: Natürlich könne die CDU-Spitze entscheiden – nur solle sie es eben in voller Kenntnis dessen tun, dass ein Großteil der Mitglieder, Abgeordneten und auch der Bevölkerung hinter ihm, Söder, stünden. Und das muss man sich ja dann erst mal trauen.

Und was bedeutet das nun? Die Journalisten in der CSU-Kantine sind etwas ratlos, zu gut kennt man die Hintertürchen, die sich Söder stets offenlässt, die unerwarteten Uminterpretationen des ursprünglich Gesagten.

Ein Reporter versucht es schließlich sogar mit einer Ja-Nein-Frage: Wenn der CDU-Vorstand am Abend zu einem eindeutigen Ergebnis für Armin Laschet kommen sollte, werde Söder es dann akzeptieren?

Gewalt gegen Männer

Söder bejaht. „Wenn die CDU heute Abend eine souveräne Entscheidung trifft, dann werden wir das akzeptieren.“ Souverän? Noch so eine Einschränkung? Ein anderer Journalist fragt lieber noch einmal nach. Was, wenn es eine Sechzig-vierzig-Entscheidung sei? Söder wiegelt ab, er glaube, die Entscheidung würde in großer Geschlossenheit gefällt. Wie er darauf kommt, verrät er nicht.

Zu guter Letzt noch die Frage, ob Laschet im Falle einer Pro-Söder-Entscheidung CDU-Chef bleiben könne? „Überhaupt kein Problem“, sagt Söder. „Null.“

Immerhin: Auf Ministeriumsebene läuft die Zusammenarbeit zwischen Bayern und Nordrhein-Westfalen indes unbeeinträchtigt weiter. Am Vormittag ließ Bayerns Sozialministerin Carolina Trautner eine gemeinsame Pressemitteilung mit der nordrhein-westfälischen Heimatministerin Ina Scharrenbach über ein „einmaliges gemeinsames Projekt“ verschicken. Thema: „Gewalt gegen Männer“.

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6 Kommentare

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  • Söder will gefallen. Um jeden Preis. Daraus leitet er seine Popularität ab und dafür wechselt er seine Überzeugungen wie andere das Hemd. Mal versucht er die Wähler der AfD zu gewinnen, mal die der Grünen. Die einzige Konstante, das einzige wovon er wirklich überzeugt ist, das ist er selbst. Für Inhalte, gar Prinzipien stehen andere.

  • Der MP UND VORSITZENDE Armin Laschet wuselt weiter, ein leutseliger, politischer Kartenspieler ohne Pokerface: Hat er noch ein AS im ÄRMEL oder läuft es auf ein Spiel mit reichlich FEHLFARBEN hinaus? Die wirkmächtigen Ober sind vermeintlich in anderen Händen, der Schafskopf-Geübte Franke mit bayerischen Taschenspielertricks und Bluffs hat offiz. bessere Quoten, aber hat er alles bedacht? Die Verteilung der Karten auf die Akteure ist für den Erfolg zunächst konstitutiv, in der Dynamik des Spiels entscheidet aber das Ausspiel und die Kooperation der Mit- bzw. Gegenspieler. Dynamische Lagen. Wie ist Herz verteilt? Wieviel Luschen hat Laschet auf der Hand? Wer wagt gewinnt, sagt der Volksmund. Abgerechnet wird nach allen Runden mit "einfacher Mehrheit", hier mathematisch exakt. Die Spielrunden vorherzusehen bedarf es an Scharfsinnigkeit u. Instinkt auch Begabungen, i.e. einer eigenen Meisterschaft in Geduld und Routine. Wer besonders hoch und übermütig ansetzt, hat sich gelegentlich schon "überreizt", also verzockt. Nicht jedes Solo führt an die Spitze, manches endet unerwartet im Absturz. Ein Durchmarsch und ein "Sie"* sind selten. Und als Warnung der Altvorderen im Gepäck: NRW- Regel aus DoKo: Falsch bedient IST "SCHWARZ" VERLOREN. Diese Fairness-Regelwerk ist oberhalb vom Weisswurstäquator konsentiert tradiert.



    * wird wegen Übermacht aufgedeckt und nicht gespielt, kasuistische Rarität

  • Gerade eben höre ich, dass die K-Frage in der „Union“ jetzt abschließend per Abstimmung entschieden wurde. Armin Söder wurde mehrheitlich vom Parteivorstands der CDU als Kanzlerkandidat bestätigt. Gott sei Dank ist das mal geregelt. Bin sehr gespannt, was Christian Lindner heute morgen dazu sagen wird und warum.

  • 0G
    05838 (Profil gelöscht)

    Laschet gegen Söder ist der erste wirkliche Wahlkampf um eine politische Position seit dem 30-jährigen Krieg, Scheint mir. Selbst die Wahl zum SPD Vorsitz war nur eine Farce.

  • vor zwei JAhren hat REZO sein Video

    Die Zerstörung der CDU

    www.youtube.com/watch?v=4Y1lZQsyuSQ

    genannt und damit einige Aufmerksamkeit erreicht.

    nun,

    dazu braucht es keinen auswärtigen Punker, so einen haben sie in der eigenen Schweterpartei:

    taz.de/Markus-Soed...ngs-Punk/!5100588/

    Fast hat er es schon geschafft.

    Den Rest bekommt er auch noch hin.

  • 0G
    04369 (Profil gelöscht)

    Unterwerfung die zweite. Wenn der so weiter macht, kommt er nicht mehr raus aus dem Staub. Und nochmals ohne Groll. Wieso dräunt mir grad das Rumpelstilzchen?