Verfassungsschutz gegen Klimaschutz: Schnüffeln gegen TKKG

Die Kieler Klimaaktivist:innen-Gruppe TKKG ärgert sich über den Verfassungsschutz. Der erwähnt sie im Anfang der Woche veröffentlichten Jahresbericht.

Demozug mit Banner "Kreuzfahrtschiffe kentern"

Frischer Wind dank TKKG: Kieler Demo für mehr Klimaschutz im Juli 2019 Foto: Axel Heimken/dpa

HAMBURG taz | Als Adelung wollen es die Kieler Kli­ma­ak­ti­vis­t:in­nen von der Ggruppe TKKG („TurboKlimaKampf-Gruppe“) nicht verstehen, dass der schleswig-holsteinische Verfassungsschutz sie Anfang der Woche in seinen Jahresbericht aufgenommen hat. „Wir werten unser Auftauchen im Bericht als Versuch, Engagement für ein besseres Leben auf einem intakten Planeten zu kriminalisieren“, beklagen sie.

Die Schnüff­le­r:in­nen stört es nicht nur, dass die Gruppe als Aktion für den Klimaschutz voriges Jahr den Straßenverkehr für einen kurzen Zeitraum stilllegte – auf der Bundesstraße 404 in Kiel, um gegen den Ausbau der Straße zur A21 zu protestieren. Nein, sie positioniert sich auch antifaschistisch und kritisch gegen das Polizeigesetz, das die Jamaika-Koalition im Februar beschlossen hatte.

Ist ja auch absurd, dagegen zu sein: Endlich darf, so betont es das neue Gesetz explizit, auf unter 14-Jährige geschossen werden. Klarer Fall: Das ist weit mehr „als eine in der bürgerlichen Umweltbewegung aktive Gruppe“, das sind Linksextremisten!

Frischer Wind in Kieler Ökoszene

Dabei hätte die Gruppe gar nichts dagegen, sich Blockadeaktionen auf der Bundesstraße sparen zu können: „Uns wäre es natürlich auch lieber, wenn kooperative Gespräche ausreichend wären“, betont die Gruppe. „Aber angesichts dessen, wie mit unserer Umwelt und weniger privilegierten Menschen umgegangen wird, reicht das eben nicht.“ Seit nun fünf Jahren versucht die Gruppe, ­„freshen radikalen Wind in die Kieler Ökoszene zu wehen“, wie sie bekennt.

Die Linke ist wegen des Berichts auch auf Zinne: „Die Gruppe setzt sich ausschließlich friedlich für Klimaschutz ein“, sagt der schleswig-holsteinische Bundestagsabgeordnete Lorenz Gösta Beutin, der sich mehr Engagierte dieser Art wünscht.

Doch genug der warmen Worte: Über ihr Gruppenkürzel – angelehnt an die vier Teenager Tim, Karl, Klößchen und Gaby, die seit über 30 Jahren in Kinderbüchern und -hörspielen Kriminalfälle lösen – ist Skepsis angebracht. Durchtränkt war die Serie über viele Jahre hinweg mit rassistischen Vorurteilen, patriarchalen Frauenbildern und so viel mehr diskriminierender Stereotype – war das der Gruppe bewusst? Oder ist die Anlehnung daran satirisch gemeint? Nein, stellt die Gruppe auf ihrer Homepage klar. Klar ist hingegen: An dieser Anlehnung stört sich der Verfassungsschutz sicher nicht.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.