US-Sonderbeauftragter Kerry in China: Überraschende Klimagespräche
Trotz der Spannungen in anderen Bereichen – beim Klimaschutz wollen China und die USA zusammenarbeiten.
Eigentlich wollte er sich bloß mit seinem chinesischen Amtskollegen Xie Zhenhua treffen, um den virtuellen Klimagipfel vorzubereiten, zu dem US-Präsident Joe Biden am 22. und 23. April eingeladen hat. Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron will bei den Vorgesprächen mit dabei sein und lud kurzfristig zu Klimagesprächen mit beiden Kontrahenten ein. Sie sollen am Freitag online stattfinden. Das chinesische Außenministerium deutete am Donnerstag in Peking an, dass Xi sich dazuschalten werde. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel hat ihre Teilnahme zugesagt.
China und die USA sind die beiden größten Emittenten von klimaschädlichem CO2. Sie sind daher entscheidend, wenn es darum geht, die Erderhitzung zu stoppen. Der französische Staatschef, der sich schon allein des Namen wegen der Einhaltung des 2015 geschlossenen Pariser Klimaabkommens verpflichtet fühlt, will die Verhandlungen wieder aufnehmen. Die USA waren unter Bidens Vorgänger Donald Trump aus dem Abkommen ausgestiegen, Klimaschutz interessierte ihn nicht. Mit Biden als Präsident sind die USA dem Abkommen wieder beigetreten.
Beim Gipfel in einer Woche werde Biden die Dringlichkeit des Klimaschutzes und den wirtschaftlichen Nutzen unterstreichen, heißt es aus dem Weißen Haus. Die Biden-Regierung werde bereits kommende Woche „ein ehrgeiziges Emissionsziel“ für das Jahr 2030 bekannt geben. Biden forderte andere Staats- und Regierungschefs auf, das Online-Treffen zu nutzen, um ihre Beiträge ebenfalls auszuweiten.
China will klimafreundlicher werden
In anderen Bereichen wie Handel, Menschenrechts- und Geopolitik setzt Biden auf Konfrontation mit Chinas Führung. Beim Klimaschutz wollen beide Seiten aber kooperieren. Tatsächlich nimmt auch die Führung in Peking den Klimawandel ernst. Staats- und Parteichef Xi verkündete erst vor einigen Wochen, dass sein Land noch vor dem Jahr 2060 kohlendioxidneutral sein werde. Bis dahin werde kein Kohlendioxid mehr ausgestoßen, die CO2-Emissionen würden vollständig kompensiert werden. Der Ausstoß von Kohlendioxid soll vor 2030 seinen Höhepunkt erreichen, die Emissionen, gemessen an der Wirtschaftsleistung, um mehr als 65 Prozent gegenüber 2005 gemindert werden und der Anteil nichtfossiler Energien am Verbrauch auf etwa 25 Prozent ansteigen.
Ein langer Weg: Rund 60 Prozent der chinesischen Energieversorgung beruht nach wie vor auf Kohle.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Trump erneut gewählt
Why though?
Pro und Contra zum Ampel-Streit
Sollen wir jetzt auch wählen?
Harris-Niederlage bei den US-Wahlen
Die Lady muss warten
US-Präsidentschaftswahlen
Die neue Epoche
US-Präsidentschaftswahlen
Warum wählen sie Trump?
Jüdische Wähler in den USA
Zwischen Pech und Kamala