Nordhessen stimmen gegen Vorhaben: Logistikzentrum abgewählt
Eine eigens gegründete Gruppierung ist bei den Kommunalwahlen überraschend Sieger geworden. Das umstrittene Riesenprojekt soll kippen.
„Das ist der Hammer“, sagte der MfNEB-Vorsitzende Michael Link. „Wir haben uns viel zugetraut, aber das ist krass“. Das Ergebnis sei aber auch eine Bürde. Die Wähler hätten Erwartungen in MfNEB gesetzt, „die müssen wir jetzt erfüllen“.
SPD-Spitzenmann und Bürgermeister Jens Wilhelm (SPD) erklärte, es habe sich abgezeichnet, dass die Wahl eine Abstimmung über das Sondergebiet Logistik werde. „Das spiegelt sich im Ergebnis wieder.“ „Es ist kein schönes Ergebnis und ein Stück weit eine Quittung“, räumte CDU-Spitzenkandidat Michael Rost ein.
Ursprünglich sollte auf einem Neu-Eichenberger Acker ein 80 Hektar großes Logistikzentrum entstehen. Die dafür geplante Fläche entspricht rund 100 Fußballfeldern, die der Investor, die Dietz AG aus Südhessen, mit 16 Meter hohen Hallen für Onlinefirmen und Paketzusteller bebauen wollte.
Kleines Protestdorf errichtet
Das Logistikzentrum würde wertvollen und allerbesten Ackerboden versiegeln, argumentierten hingegen die „Bürgerinitiative für ein lebenswertes Neu-Eichenberg“ sowie junge Aktivisten, die den Acker vor knapp zwei Jahren besetzten und dort ein kleines Protestdorf errichtet haben. Sie warnten auch vor drastisch zunehmendem Verkehr: Hunderte, wenn nicht tausende Lastwagen würden dann täglich auf dem Gemeindegebiet be- und entladen.
Der Protest hatte Erfolg: Die Dietz AG verabschiedete sich als Investor. Der Gemeinderat beschloss ein halbjähriges Moratorium, die SPD brachte ein deutlich abgespecktes Gewerbegebiet ins Gespräch. Die Stimmung im Ort schwenkte mehr und mehr um, doch dass die Gegner des Logistikzentrums in der Mehrheit sind, zeigte sich erst bei der Wahl.
Die Gewinner von MfNEB haben nun angekündigt, das Projekt endgültig zu begraben. Der Acker gehört zwar dem Land Hessen, das zudem bereits 1,6 Millionen Euro in die Planung investiert hat. Entscheiden muss aber letztlich die Gemeinde.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen