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Familienmodell der FrühgeschichteArchäologisches Traumpaar

Archäologische Beschreibungen frühzeitlicher Gemeinschaften sind oft nur Klischees. Die Geschlechterrollen werden zunehmend infrage gestellt.

Wer jagt? Jagdszene aus dem 9./8. Jahrtausend vor unserer Zeit Foto: Yvan Travert/akg images

Fernsehdokumentationen und Populärliteratur über frühe Formen menschlichen Zusammenlebens greifen immer wieder auf das Stereotyp des jagenden Mannes und der sammelnden Frau zurück. Man sieht zum Beispiel eine Horde starker Männer zusammen einem Großwild hinterherjagen. Während die Stimme im Off einen der männlichen Protagonisten vorstellt, schwenkt die Kamera auf eine junge Frau an einer Feuerstelle, die ein Kleinkind in ihren Armen hält. Im Kommentar wird sie als seine Frau mit ihrem ersten gemeinsamen Baby präsentiert. Er erscheint dabei als Haupternährer, während sie mit ein paar Beeren zum Menü beiträgt.

Ähnlich klischeebehaftet sind oft auch archäologische Beschreibungen prähistorischer Formen menschlicher Gemeinschaften. So analysierte eine Studie der Universität Basel aus dem Jahre 2009 (pdf-Datei), wie frühgeschichtliche Familien in archäologischen Publikationen dargestellt werden: Fast immer wurden sie als biologisch verwandte Gruppe beschrieben, in deren Zentrum ein heterosexuelles, monogames Paar mit seinen Kindern, Eltern oder anderen Verwandten stand.

Auch wenn das Thema Familie in den meisten Publikationen nur am Rand auftauchte, war es im Verborgenen immer präsent: in der selbstverständlichen Annahme, dass das Familienmodell der Frühgeschichte dem Familienideal der bürgerlichen Gesellschaft entspricht.

Die Schweizer Forscher nannten diese Formation die „archäologische Familie“, weil die Darstellung nicht so sehr auf Forschungsergebnissen basierte, sondern das Ergebnis der Rückprojektion der bürgerlichen Kleinfamilie des 19. Jahrhunderts in die Vergangenheit war. Dies hat bis heute zu einer Randständigkeit der Geschlechterforschung in den Curricula der Altertumswissenschaften geführt. Denn wo Geschlechterverhältnisse stillschweigend als bekannt vorausgesetzt werden, gibt es auch keinen Forschungsbedarf.

Anderseits haben sich durch die Fortschritte der Prähistorischen Anthropologie, insbesondere der Molekulargenetik, in den letzten 20 Jahren geschlechtsspezifische Zuschreibungen aufgelöst. In manchem Kriegergrab wurde eine Kriegerin gefunden, Keltenfürsten entpuppten sich als Fürstinnen und auch ganz ohne DNA-Analyse hat ein geschlechterpolitisch geschärfter Blick manch frühes Epos nachträglich als Werk einer Autorin enttarnt.

Dürftige Quellenlage

Weder für das Jäger-Sammlerinnen-Modell noch für spezifische Formen des Zusammenlebens lassen sich in den 2,5 Millionen Jahren Altsteinzeit und der anschließenden Jungsteinzeit jedoch eindeutige archäologische Befunde finden. Für die Urgeschichte ist die Quellenlage besonders dürftig. Die Skelettfunde sind meistens unvollständig und lassen aufgrund des Alters keine Geschlechtsbestimmung zu.

Auch materielle Artefakte sagen letzten Endes wenig über das Geschlecht ihrer Benutzer*innen aus. Niemand kann mit Sicherheit wissen, ob ein Mann oder eine Frau ein Beil oder einen Faustkeil in den Händen hielt. Frühe Menschen könnten also eine Vielzahl von Tätigkeiten ausgeführt und in den unterschiedlichsten Beziehungs- und Gemeinschafts­formen gelebt haben.

Zwar lassen sich etwa ab dem 27. Jahrhundert vor unserer Zeit in Europa und Westasien biologische Kernfamilien nachweisen. Ob sie jedoch dem Familienmodell der bürgerlichen Moderne entsprachen, darf mit Recht bezweifelt werden. „Familien“ im Vorderen Orient hatten eher die Struktur einer Haushaltsgemeinschaft, in der auch Diener und Sklaven lebten. Im Athen der klassischen Antike waren für die Oberschicht zwar Heirat und Familie vorgesehen, dienten aber vor allem der Besitzerhaltung und familiären Reproduktion. Romantik, Sex und Leidenschaft wurden von den männlichen Athenern jedoch im Einklang mit den gesellschaftlichen Normen in der Knabenliebe und im Umgang mit Hetären ausgelebt.

Nur eine Fiktion

Es ist also keinesfalls die empirische Evidenz, die für das Jäger-Sammlerinnen-Modell und das damit verbundene Familienbild spricht. Dass es trotzdem als der Prototyp für die Geschlechterorganisation früher Gesellschaften gilt, hat andere Gründe. Es ist nicht zuletzt deshalb so beliebt, weil es angesichts immer unübersichtlicher werdender Beziehungs-, Geschlechter- und Familienformen die Fiktion eines unveränderbaren Ur- und Naturzustandes birgt.

Gegen die mit dem gesellschaftlichen Wandel einhergehenden Verunsicherungen werden, wie die Basler Archäologieprofessorin Brigitte Röder feststellt, Jäger und Sammlerin mit ihren gemeinsamen Kindern zu Projektionen eines „Traumpaars“, das mit dem „Blick zurück in die Vergangenheit Orientierung und festen Boden unter den Füßen verschafft.“

Gleichzeitig werden damit auch die traditionellen Geschlechterrollen legitimiert. Wie Julia Katharina Koch vom Institut für Ur- und Frühgeschichte der Uni Kiel nachweist, hatte bereits die beginnende archäologische Forschung im 19. Jahrhundert die Frauenbewegung mit dem Verweis auf naturgegebene, immer schon bestehende Geschlechterrollen zu desavouieren versucht. So hatte zum Beispiel Gustaf Kossinna, der die erste Professur für prähistorische Archäologie an der Universität Berlin innehielt, als Antwort auf weibliche Gleichheitsbestrebungen „streng getrennte Wirkungskreise für Mann und Frau in der Vorgeschichte “ postuliert.

Kossinna war nicht nur Antifeminist, sondern auch Antisemit und Propagandist völkischer Ideen. Sein Hauptforschungsinteresse galt dem Germanenkult und dem Nachweis der Überlegenheit der „Weißen Rasse“. Dass die Kombination von Rassismus und Antifeminismus auch heute noch funktioniert, lässt sich an den Programmen rechter Parteien ablesen. Ihr Geschäftsmodell ist die Bezugnahme aufs Primordiale als eines unveränderbaren Urzustands, den sie gegen die Zumutungen der Moderne in Anschlag bringen. Ähnlich der Vorstellung eines immer schon bestehenden nationalen Kollektivs ist auch die Fiktion eines seit Urzeiten existierenden und deshalb natürlichen Geschlechterantagonismus für die politische Rechte konstitutiv.

Konstruiertes Geschlecht

Durch die von den Schriften Judith Butlers ausgelöste Diskussion, die nicht nur das soziale, sondern auch das biologische Geschlecht als konstruiert begreift und die Zweigeschlechtlichkeit in Frage stellt, fühlen sich neurechte Strömungen daher aufs Äußerste bedroht. Sie werden als Angriff auf die natürliche Geschlechterordnung verstanden und als „Genderwahn“ diskreditiert.

Zum Glück können Archäologie und Prähistorische Anthropologie zur Destruktion solcher Geschlechterbilder beitragen. Obwohl im akademischen Diskurs oft vergessen oder ignoriert, verfügen sie über einen Fundus an Wissen, das traditionelle Geschlechtervorstellungen konterkariert. Man kann – um nur ein paar Beispiele zu nennen – in der Ur- und Frühgeschichte Bogenschützinnen und Kriegerinnen, Männer am Webstuhl und Frauen im Bergwerk finden.Es gab neolithische Siedlungen, die Verwandtschaftsverhältnisse komplett ignorierten, und Frauengemeinschaften, die über großen Reichtum verfügten. Man kann Zeugnisse von Menschen entdecken, die nicht in ihrem Geburtsgeschlecht lebten und homosexuelle Paare, die die Zeichen ihrer Zuneigung für ewig in ihren Grabkammern festhielten.

Dieses Wissen zu bergen und an die Öffentlichkeit zu bringen ist angesichts regressiver gesellschaftlicher Diskurse auch eine politische Notwendigkeit.

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33 Kommentare

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  • Gute Überlegung!

  • "Anderseits haben sich durch die Fortschritte der Prähistorischen Anthropologie, insbesondere der Molekulargenetik, in den letzten 20 Jahren geschlechtsspezifische Zuschreibungen aufgelöst."



    Aus den aufgezählten Bespielen läßt sich keine Auflösung von geschlechtsspezifischen Zuschreibungen konkret erkennen/belegen:

    "In manchem Kriegergrab wurde eine Kriegerin gefunden,"



    Wenn man nicht nur die Elite /Oberschicht betrachtet ,die meistens eine besondere Grablege bekommen hat,sondern auch das gemeine Fußvolk,also den einfachen Soldaten,ergibt sich ein ziemliches klares Zahlenverhältnis bei der Geschlechterverteilung.

    " Keltenfürsten entpuppten sich als Fürstinnen"



    Man kennt aus der Geschichte auch Frauen wie Kleopatra, Maria Theresia,Katharina die Große, Queen Victoria,usw. an der Spitze eines Staates. Ändert nichts daran das die jeweiligen Gesellschaften patriarchal geprägt waren und die normalen Frauen benachteiligt wurden.

    " und auch ganz ohne DNA-Analyse hat ein geschlechterpolitisch geschärfter Blick manch frühes Epos nachträglich als Werk einer Autorin enttarnt."

    Der"geschlechterpolitisch geschärfte Blick" ist so objektiv und beweiskräftig wie die chauvinistisch-patriarchale Sichtweise: Gar nicht!



    Zu meinen ,aus einem Text zweifelsfrei auf das Geschlecht des/der Autors/Autorin schließen zu können, wenn in diesem keine Angaben zur Person gemacht werden, ist sehr "gewagt"(hüstel).



    Und selbst die Angaben müßen ja nicht stimmen. Eine Frau kann aus der Perspektive eines Mannes schreiben und umgekehrt,ohne das man das mit Sicherheit nachweisen kann.

    • @Mustardmaster:

      Zugegeben, ein bisschen mehr Quellennachweis tut not. Aber das wird die Autorin, ich meine die sich als verantwortlich zeigende Dagmar Schediwy sicherlich nachholen, wenn sie hoffentlich das Thema weiterbehandelt.



      Auf beschränkten Ressourcen heißt es ökonomisch schreiben, da ist ein Hüsteln unangemessen anmaßend

    • @Mustardmaster:

      Du hast sicher Recht, dass in den meisten Epochen europäischer Geschichte Frauen benachteiligt wurden. Der Artikel möchte aber sicher eher zeigen, dass das keine Notwendigkeit ist und sich ruhig mal ändern könnte.

      Warum ich überhaupt antworte (denn eigentlich geht es mir garnicht um das Endergebnis, sondern ein kleines Detail, das dir wahrscheinlich garnicht so wichtig war; entschuldige, dass du es jetzt abbekommst):



      Es scheint zwar so, das in der durchschnittlichen Bevölkerung Männer diejenigen sind, die mit kriegerischen Objekten bestattet werden. Man muss aber beachten, dass solche Objekte überhaupt erst entscheiden, ob ein Grab als männlich oder weiblich angesprochen wird (und das beruht dann natürlich auf heutigen Vorannahmen, was männliche und was webliche Objekte sind - für die süddeutsche Bronzezeit z.B. gilt meistens heute noch: Haarnadel = Frau).



      Ein Skelett allein reicht für diese Unterscheidung fast nie aus - männliche und weibliche Merkmale treten bei fast allen Skeletten zu gemischt auf, um eine Unterscheidung zu treffen. Und Genanalysen, die die Frage einwandfrei beantworten könnten, sind teuer (genau wie übrigens die Anthropologen, die für uns v.a. über Kultur informierten Archäologen das Skelett deuten könnten) und kommen deshalb nur für aufsehenerregende, reiche Gräber in Frage.

      tl;dr Ob das "Fußvolk" in einfachen Gräbern männlich oder weiblich ist wird anhand der Grabbeigaben entschieden. Ohne Schrift oder Bildquellen wissen wir also nichts über das Geschlechterverhältnis, was nicht anhand heutiger Geschlechtervorstellungen konstruiert wäre.

  • Das schöne ist doch. Irgendwann wird immer das gemacht was geht. Auch die Neandertaler waren nach lächerlichen 25.000 Jahren nicht mehr in. Jeder sucht begründen dafür, dass das Leben so ein muss, wie er/sie es sich erträumt. Manchmal klapp es. Manchmal schluck ein schwarzes Loch die Galaxie des Träumers und schreddert sie ins nichts. Zurück auf los. Warum also der Stress. Es kommt wie es kommt.

  • Es ist weltbekannt, das queere Beziehungen bis zum erscheinen des christenstums, als völlig normal angesehen wurde... ja in manchen kulturkreisen wurde Homosexualität zwischen männern sogar als"überkrass männlich" betrachtet.

    Ich denke das jäger-sammler modell stimmt grob, und gelebt hat man zu der zeit in nomadischen Gruppen. Jeder kümmerte sich dort um jeden. Und das nicht nur männer jagen, sieht man ja auch an heute noch lebenden nomaden. Da jagen auch frauen (zb in der Mongolei).

    Zu behaupten all das sei erst ejn Erkennis der letzten jahre, ist schlichtweg gelogen.

    • @KeinGott KeinStaat:

      Ja klar und manche behaupten Jesus und seine "Jünger" waren mehr als Glaubensbrüder^^

    • @KeinGott KeinStaat:

      Harter Stoff jemanden eine Lüge vorzuwerfen. Ich kann diese auch nach mehrmaligem Durchlesen nicht eekennen.

      • @Archaeonautin:

        Schön, dass es mal jemand merkt.

        Ganz sicher nicht die feine englische Art.

        Tazregeln?!

  • Danke für den Interessanten Artikel. Schön wenn der Blick in die Vergangenheit mal nicht durch die Brille der festgefahrenen Rollenbilder des 19.und 20.Jahrhunderts erfolgt. Ich will mehr davon lesen!

    Wo befindet sich die Höhlenmalerei und von wann ist sie vermutlich?

    • @babsi:

      Viel mehr darüber kann man zB auch in "Die Wahrheit über Eva" von van Schaik/Michel lesen.

    • @babsi:

      Die Höhlenmalerei befindet sich in Magura, die Jahresangabe der Redaktion scheint mir falsch zu sein, statt Jahrhundert sollte man wohl eher von Jahrtausend reden. Also ca. 8000- 5000 vor C.

    • @babsi:

      Wenn aber die Schlussfolgerung aus der Einsicht, dass das bisherige Bild der vorgeschichtlichen Sozialstrukturen durch die hegemoniale heteronormative Brille des 20. Jhd. determiniert war, ist, diese gegen die Brille des frühen 21. Jhd. zu ersetzen und die neolithischen Verhältnisse als polyamouröses LGBTIQ*-Matriarchat zu imaginieren, scheint mir dies weniger für einen tatsächlichen Fortschritt zu sprechen, als vielmehr dafür, dass man den erkannten Fehler nicht korrigiert sondern wiederholt. Wie will man denn sicher feststellen, dass die "Männer am Webstuhl und Frauen im Bergwerk" diese Arbeit aus freien Stücken taten und keine Sklaven waren oder die als "homosexuelle Paare" zugeordneten Gebeine, keine platonisch verbundenen Priester*innen, Waffenbrüder oder sie eine Form sozialer Beziehung verband für die wir weder Vorstellung noch Worte haben.

      • @Ingo Bernable:

        Um *die* eine Schlussfolgerung geht es eben gerade nicht. Es gibt natürlich die "Alles war regenbogenbunt, bis das böse Patriarchat kam"-Fraktion, aber die ist ja nur eine Facette von vielen. Tatsache ist, dass die Geschichtswissenschaften in den letzten Jahrzehnten deutlich an Methodologie zugelegt haben, was das Überprüfen der eigenen, zeitgebundenen Brillen - aber auch der Brillen der jeweiligen Quellen - angeht. Der historische Reflex ("natürlich Zwillingsbrüder / Waffenbrüder") beim Anblick einer Darstellung zweier sich küssender Männer in einem Grab ist heute selbst Gegenstand der Forschung, wie die Darstellung selbst. Und das ist auch gut so. Ziel ist doch, den Diskussionsraum zu öffnen, neue Hypothesen zu bilden und Argumente zu finden, aber eben auch das, was nicht abschließend festgestellt werden kann, als ebensolches zu benennen, vgl. den Kommentar von Galgenstein weiter unten.

  • Da haben wir bisher geglaubt, dass die Archäologie den anderen Kulturwissenschaften unterlegen ist, weil sie ja bekanntlich nur auf „stumme“ Überreste und Zeugen zurückgreifen kann. Dagmar Schediwy ist es gelungen, diese unseres Vorurteil zu widerlegen. Dass sie es gleichzeitig geschafft hat, aufzuzeigen, dass die Archäologie - also auch deren männliche Vertreter- viel dazu beitragen kann, mit den immerwährenden Rollenklischees aufzuräumen, sollte die Autorin dazu ermutigen, dem Thema weiterhin kritisches Augenmerk zu widmen.





    Barbara und Elke Huy

  • In Bezug auf genetische Robustheit und Vermehrung ist es ohnehin sinnvoller, die Mischung zu maximieren und nicht auf kleinste Gruppen zu beschränken.

    Das konnte/kann man schon in vielen abgeschiedenen Bergtälern oder im Adelsstand beobachten, dass das schief geht.

    Von daher ist es sehr unwahrscheinlich, dass sich Vermehrung auf Verkehr zwischen wenigen Individuen beschränkt hat.

  • An welcher Stelle soll denn Archäologie belegt haben, dass das biologische Geschlecht konstruiert sei? Die Passage steht so verloren im Text herum und alles darum herum ist ja eher trivial!

  • Der Witz ist ja, daß alle möglichen Pseudowissenschaftler*innen, das Jäger-Sammlerin-Modell beziehungsweise die patriarchale Kleinfamilie in der Steinzeit



    als sichere empirische Erkenntnis behandeln. Nach dem Motto. Warum Frauen nicht einparken und männer nicht zuhören können oder so. Da braucht es dringend einen gender kritischen Blick, der diesen Unsinn als Unsinn entlarvt

  • Ja, früher bei den Germanen und so war alles immer besser.

    Ich nenne das "Fred Flintstone-Anthropologie". In der Steinzeit, da lebten sie in der Vorstadt, mit Vorgarten, nur das Auto hatte halt Räder aus Stein und das Haustier war ein Dino.

    Wie die alle heute auch (aber nur in Fernseh-Soap Serien) leben.

    Wissenschaftler*innen: mehr Mut!

  • 0G
    02881 (Profil gelöscht)

    "Man kann Zeugnisse von Menschen entdecken, die nicht in ihrem Geburtsgeschlecht lebten und homosexuelle Paare, die die Zeichen ihrer Zuneigung für ewig in ihren Grabkammern festhielten."

    Das ist der Stand in der Wissenschaft seit über 150 Jahren. Danke das Sie uns noch mal dran erinnern.

  • @Galgenstein



    Ja, es ist eine Hypothese, die einen anderen Blick auf die Geschlechterverhältnisse erlaubt. Gerade das haben die Altertumswissenschaften dringend nötig. Daß Butlers Thesen In Stein gemeißelt sind, steht in dem Text jedenfalls nicht.

    • @Klarblick:

      Nö. Aber nagel mal nen Pudding an die Wand. Das gelingt halt auch der Autorin nich. Gelle.

      unterm——



      Daß den Altvorderen - der Sprung in der Schüssel - einen an der Waffel & das Brett vorm Kopf aus Teakholz - Liggers!



      Erinner nur an die Alabasterweißen!*



      Die Skulpturen der ollen Griechen - die in Wahrheit - schreiend bunt waren.



      Und was wurde damit* geheimnist geelendet & Scheiße transportiert - kerr!



      & Däh!



      Selbst als die Eingangstür der altehrwürdigen Elisabeth-Kirche Marburg a Restaurierung in der Original-Farbe - “Ochsenblut“ - einst gestrichen wurde.



      War der Aufschrei riesig!



      Kräht heute kein Hahn mehr nach - 😂 -

  • Wahnsinn wie häufig selbst rudimentärste elmente "wissenschaftlicher", "empirischer", "evidenzbasierter" Arbeti bei einem gesammten Forschungszweig nicht angewand worden sind. Da müssten Sachbücher als Since fiction umtiuliert werden!

  • Judith Butlers These über das konstruierte Geschlecht ist eine spannende Hypothese, die den Blick zu weiten vermag. Aber wie bei jeder Hypothese gilt auch hier, dass es sich um eine Behauptung handelt, die stimmen kann, teilweise stimmen oder widerlegt werden kann.



    Wer die These als Faktum hinstellt und so tut als habe Butler schon deswegen Recht, weil sie es behauptet, erweist der Auseinandersetzung einen Bärendienst, und verwechselt Glauben mit Wissenschaft.

    • 8G
      83492 (Profil gelöscht)
      @Galgenstein:

      Danke. Ich verliere nämlich sonst die Hoffnung, dass 300 Jahre Aufklärung in Europa bei denen, die nach ihrem Selbstverständnis progressiv sind, irgend etwas bewegt hätte.

  • Archäologie in der taz! Das ist ja mal was ganz neues, Danke für den spannenden Artikel. Gerne mehr davon.

  • Ein Blick auf die Organisationsstruktur und Rollenverteilung indigener Stämme in Lateinamerika sollte der Autorin helfen.

    • @Trabantus:

      Warum Lateinamerika und nicht Nunavut und Umgebung, warum nicht bei Hopi, Iroqois, Navajo, Bougainvilleern oder Tuareg gucken. Die fallen mir als Cis-Silberrücken spontan ein, wenn es um Völker geht, die jahrhundertelang kein ordentliches Patriarchat hinbekommen haben.

      • @festus:

        Tuareg sind zwar matrilinear aber nicht matriachalisch organisiert., ebenso die Hopi.Bei den Navajos gibt es in Friedenszeiten auch weibliche Führerpersönlichkeiten (was auf den Eigentumsverhältnissen mitberuht, die oft bei den Frauen sind), aber nicht im Kriegsgeschäft. Lediglich die Irokesen kamen einer wirklichen Machtausübung von weiblicher Seite nahe, was aber nicht zur Verminderung ihrer Aggressivität nach außen anderen Indianerstämmen gegenüber beitrug. Wir sollten indigene Völker nicht mit unserer Brille sehen und weder zu idealisieren noch zu dämonisieren suchen.

        • @Hans aus Jena:

          E wahr Wort gelassen ausgesprochen!

          Ich habe den Eindruck, da hat jemand mehr als seinen Cooper ( d:-) ), Vazquez-Figueroa und Barley zum Thema gelesen!



          Respekt!

  • 8G
    83492 (Profil gelöscht)

    "Durch die von den Schriften Judith Butlers ausgelöste Diskussion, die nicht nur das soziale, sondern auch das biologische Geschlecht als konstruiert begreift und die Zweigeschlechtlichkeit in Frage stellt, fühlen sich neurechte Strömungen daher aufs Äußerste bedroht."

    Wer das biologische Geschlecht bzw. den Einfluss der Biologie auf messbare Eigenschaften einer Person in Frage stellt ohne dafür Belege zu liefern, stellt auch die Methode in Frage, die Grundlage für allen materiellen Fortschritt war. Kann man machen, ist aber ähnlich wie ...

    2 x 3 macht 4 -



    Widdewiddewitt und 3 macht 9e!



    Ich mach' mir die Welt - widdewidde wie sie mir gefällt ...

    • @83492 (Profil gelöscht):

      "die Methode in Frage, die Grundlage für allen materiellen Fortschritt war"

      Mhmm, die eine Methode also ... was meinen Sie damit? Messen etwa? Ist das Ihr Ernst?

  • Wie hat es Paul Parin mal auf den Punkt gebracht?! - 🤫 -

    “Die Weißen denken zuviel.“ - 😱 -

    unterm——- servíce —- Schwyz paschd scho - odr?!



    “ "Die Weißen denken zuviel, und dann machen sie viele Sachen; und je mehr sie machen, umso mehr denken sie. Und dann verdienen sie viel Geld, und wenn sie viel Geld haben, machen sie sich Sorgen, dass das Geld verloren gehen könnte und sie keins mehr haben.…“ usw usf herrlich



    de.wikipedia.org/wiki/Paul_Parin



    Leider funzt der link - the whole shit pdf - grad nicht



    paul-parin.info/wp.../deutsch/1993c.pdf - later I hope!!!