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Angriffe auf Journalist*innen am KapitolBloß noch ein Feindbild

Die Aggressionen der Rechtsextremen gegen Medienvertreter*innen in Washington geben eine Aussicht auf das Erbe der Trump-Ära.

Vor dem Kapitol am Mittwoch: Gewalt gegen Medienausrüstung Foto: Jose Luis Magana/AP

„Murder the Media“ hat jemand in den Lack einer Tür zum Capitol geritzt. „Ermordet die Medien“. Egal ob die Person ein Messer hatte oder den Schlüsselbund nahm: So etwas zu ritzen dauert seine Zeit. Jemand hat sich also in dem Gemenge der Krawalle in Washington D. C. am Mittwoch tatsächlich ein paar Minuten genommen, um ganz in Ruhe diese Botschaft in der elfenbeinfarbenen Flügeltür zu hinterlassen.

So ein Spruch mag erst mal niemandem wehtun, aber er fasst zusammen, was der Trumpismus hinterlässt: einen diffusen, gewaltvollen Hass auf „die Medien“. Für diejenigen, die am Mittwoch in den Sitz des US-Kongresses eingedrungen sind, gibt es keinen Unterschied zwischen den politischen Insti­tutionen und den Sendern und Zeitungen, die sie abbilden. Für die Rechtsextremen sind das beides Symbole von Autorität, an denen man lustvoll die eigene Wut und Aggression auslässt.

Mehrfach traf diese Aggression am Mittwoch auch Jour­nalis­t*in­nen. ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen geriet in eine Situation, in der Rechtsxtreme ihn und andere Medien­ver­trete­r*innen offenbar umringten und ihnen Equipment entwendeten, um es gewaltvoll zu zerstören. Übertragungsmaterial und Videotelefone seien zertrümmert worden, teilt das ZDF mit, im Schaltraum seien Drohanrufe eingegangen.

Eine Art Scheiterhaufen aus TV-Ausrüstung ist in mehreren Videos und Fotos dokumentiert. Ein Buzzfeed-Korrespondent spricht von einer „Schlinge“, die jemand aus einem Kamera­kabel geknotet und an einem Baum befestigt habe. Ein verstörendes Video eines Bloomberg-Reporters zeigt, wie eine Gruppe Medien­vertreter*innen gewaltvoll zurückgedrängt werden. Die aufgeheizten Männer, von denen einer den Ständer seiner Flagge nach den Jour­nalis­t*in­­nen schwingt, scheinen Verletzungen bei diesen in Kauf zu nehmen. Sie existieren nicht mehr als Personen, nur noch als Feindkonzept.

Sie fürchten die Presse

Bis Donnerstagmittag gab es keine Nachrichten über verletzte Journalist*innen. Aus dem fernen Vancouver in Kanada berichtet ein Fotojournalist des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, von einem Trump-Unterstützer einen gezielten Faustschlag ins Gesicht bekommen zu haben.

Zwei Videoreporterinnen der Washington Post wurden nach dem Beginn der Ausgangssperre kurzzeitig festgenommen. Nach eigenen Angaben wurden sie jedoch sofort freigelassen, nachdem sie sich ausgewiesen hatten.

Es ist nicht gesagt, dass es immer so glimpflich abläuft. Mittwoch hat gezeigt, dass es nur wenige Rechtsextreme braucht, um mitten in der Hauptstadt Schrecken zu verbreiten. Die White Supremacists haben gelernt, dass sie die Presse verjagen können. Dass die Polizei sie nicht schützt.

Die massive Gewalt gegen die Presse ist nur zum Teil die pure Lust am Einschüchtern. Das Feindbild Presse hat Donald Trump in den letzten vier Jahren aufgebaut und rechtsextreme Nischenmedien haben zur Verbreitung beigetragen. Der Trumpismus fürchtet den Kontrollverlust, den eine freie Presse erzeugt. Und im Gegensatz zu liberalen und pluralistischen Bewegungen glaubt er auch, eine freie Presse nicht zu brauchen. Solange es ein ausreichendes mediales Angebot im Netz gibt, das die zentralen Botschaften von Trumps Angstideologie wiederkaut. Angst vor Migration, vor „Antifa“, vor Frauen, vor allem, was anders ist. Bereits jetzt lassen sich genügend Berichte auf Fox News und anderen rechten Sendern anklicken, die hinter den Krawallen irrsinnigerweise einen Plot der linken „Antifa“ wittern.

Die Gruppe gewaltbereiter Rechtsextremer, die Trump in seiner Amtszeit mobilisiert hat, wird bleiben. Nicht ganz klar ist, wie groß sie ist. Durch ihr Agieren innerhalb einer größeren, aber weitgehend gewaltfreien Demonstration und durch den Angriff auf ein Symbol US-amerikanischer Stärke haben sie sich größer gemacht, als sie sind. Aber sie sind groß genug, um eine Gefahr zu sein. Nicht nur, aber auch für die Presse. „Murder the Media“ mag symbolisch und nicht wörtlich gemeint sein. Aber die Gefahr ist, dass immer weniger Journalist*innen das ausprobieren möchten.

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8 Kommentare

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  • Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - wirft ein -

    “ Kuscheln in Ketten



    Durch zu wenig kritische Distanz zwischen Medien und Politik haben sich beide Seiten zu großen Teilen eine Geringschätzung leider selbst zuzuschreiben. Ich sach mal:







    JedeR glaubt, sie kann den AndreN führen



    - und ein wenig profitieren.



    Politiker:innen fahren munter



    miit dem Medien-Fahrstuhl rauf und runter.







    Und halten es schon für Talent,



    dass sie den Fahrstuhlführer kennt.



    Doch nun sind manche so gemein



    und schlagen der Presse die "Scheiben" ein.“

    kurz - Natalije - un nu komms du.



    &



    anschließe mich.

    • @Lowandorder:

      Die Rechten vergessen, dass auch ihre Darknet- und facebookseiten "Medien" sind. Nur ohne Impressum und ohne dass jemand dafür geradestehen muss. Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass an der Stelle nachgesteuert wird, denn das "freie" Internet, sorry, gibt es ohnehin nicht mehr. Dann muss es auch so weit kontrolliert werden können, dass Veröffentlichungen die Rechtsbrüche begehen, geahndet werden können.

    • @Lowandorder:

      Ach ja, und alleinerziehende Mütter sind auch selber schuld, und wer immer nicht in Ihr Altlinkes Spießertum passt?



      Sie nehmen sich durch viel Leertasten hier viel Raum. Ist auch viel Leere drin.

      • @Maria Burger:

        Vorweg. Die nehm ich nicht - die teilt die kommune mir zu. Nú. Leer Tasten - 🥳 -



        & weiter im Text -



        “Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - wirft ein:



        Da habe ich mal versucht zu gendern... und schon ist Mann ein "Altlinker Spießer"...



        Mit viel Leerraum. Mein Albtraum.



        taz.de/Angriffe-au...bb_message_4064266



        Was meint die Dame? Hab`s nicht verstanden.



        & miteinanden =>



        Liggers. Helfe ja echt gern.



        Hier aber liegts mir eher fern.



        Denn was die Dame wirklich meint!



        Newahr. Wüßt ich auch mal gern •



        Normal.

  • Tschuldigung, aber das hat nun wirklich NULL mit Trump zu tun. Das ist weltweit das Markenzeichen der neuen Rechten. Das passiert hier in Deutschland auf Demos der Pegidisten oder der Alternative für Deppen genauso. Diese Leute kommen ganz schlicht mit Meinungsfreiheit nicht klar. Und wenn solche abweichenden Meinungen dann auch noch publiziert werden, drehen die völlig durch.

    • @Kaboom:

      Tschuldigung? nö.

      Trump is ein aktiver Teil der neuen amerikanischen Rechten oder etwa nicht?

      Das es White Supremacists auch bei uns gibt, ist in diesem Zusammenhang in Amerika wirklich nicht wichtig.



      Pegida und AfD sind unser Problem.

    • @Kaboom:

      "Das ist weltweit das Markenzeichen der neuen Rechten"

      Stimmt, auch die CxU produziert inzw. eigene Inhalte wo nicht erkennbare CxUler andere CxUler interviewen... Das sollte alles mal verboten werden.

  • Früher waren die Rechten einfach nur ein von den großen Medien (Springer) gesteuerter Mob. Nun geht es auch ohne Medien.