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Foto: Michael Probst/ap

Schulbetrieb in der CoronapandemieStreit ums Homeschooling

Am Mittwoch beraten Bund und Länder auch über schärfere Maßnahmen an Schulen. Was halten Schüler:innen, Lehrer:innen und Eltern von den Plänen?

U nterricht in Zeiten von Corona? Nico Wirtz hätte da einen Vorschlag: Ganze Klassen tageweise digital unterrichten. Darauf sei seine Schule gut vorbereitet. Der 48-jährige Lehrer unterrichtet Sprachen am Berliner John-Lennon-Gymnasium. Seit Jahren arbeiten Schüler:innen und Leh­rer:in­nen der Schule mit einer digitalen Lernplattform. Die Zeit der ersten Schulschließungen habe man deshalb gut überstanden, sagt Wirtz.

Auch jetzt würde die Schule gern ihre digitalen Stärken ausspielen – doch sie darf nicht. „Der Berliner Senat hat unseren Antrag, die Oberstufen tageweise in den Fernunterricht zu schicken, abgelehnt.“ Die Begründung: Findet der Unterricht nicht in einem bestimmten Umfang an der Schule statt, könnten Schüler:innen oder Eltern gegen Prüfungsleistungen klagen.

Auch andere Schulen in Berlin haben erfolglos eine Genehmigung dafür beantragt, Schü­ler:in­nen klassenweise nach Hause zu schicken. Die Bildungsgewerkschaft GEW kritisiert, die Schulen würden auf Gedeih und Verderb offen gehalten. „Diesen Eindruck kann man gewinnen“, stimmt Wirtz zu. Im Kollegium herrsche deshalb Frust.

Das John-Lennon-Gymnasium liegt im Bezirk Mitte, mit 288 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner:innen ein Hotspot im Hotspot Berlin. Der Unterricht an der Schule läuft bislang dennoch weitestgehend wie vor Corona, die Schü­ler:in­nen kommen und gehen nach Stundenplan.

Länder: Offene Schulen haben „höchste Bedeutung“

In einem Hotspot liegt auch die Stadtteilschule Hamburg-Blankenese. 105 Neuinfizierte pro 100.000 Einwohner:innen meldete das Robert-Koch-Institut für Hamburg in der vergangenen Woche im Schnitt. Doppelt so viele wie die von Bund und Ländern ausgegebene Zielmarke von 50.

Unterricht in Schichten? Sei derzeit nicht angesagt, meint Mathias Morgenroth-Marwedel, der Leiter der Schule. An dieser habe es seit März gerade mal zwei Fälle von Corona gegeben, und das unter allen 1.150 Schüler:innen. Das bestätige die Annahme, dass Schulen an sich kein Hotspot seien – selbst wenn sie in einem liegen.

Schulen offen halten oder teilweise schließen? Das Thema wird nicht nur in Lehrer­zimmern, sondern quer durch die Gesellschaft heiß diskutiert. Für die Bildungspolitiker:innen der Länder und die Mi­nis­ter­präsi­den­t:in­nen steht fest: Schulen und Kitas müssen unbedingt offen bleiben. Das habe „höchste Bedeutung“, heißt es in dem Vorschlagspapier, mit dem die Mi­nis­ter­präsident:innen am Mittwoch in die Gespräche mit Bundeskanzlerin Angela Merkel gehen.

Ein Mix aus digitalem und Präsenzunterricht, sogenannter Hybridunterricht, wie er dem Berliner Lehrer Wirtz vorschwebt, wird in dem Vorschlag nur als eine von mehreren möglichen Maßnahmen in besonderen Infektionshotspots genannt. Was einen „besonderen“ Hotspot ausmacht, ist nicht weiter ausgeführt.

Kanzleramt will Wechselunterricht

Die Mehrheit der Kultusminister sei gegen eine feste Definition gewesen, erläutert Thüringens Bildungsminister Helmut Holter, Linke. Und damit auch gegen gegen automatische Teilschließungen von Schulen, die dann greifen würden. Die Kultusministerkonferenz hatte sich bereits vergangene Woche auf eine gemeinsame Position geeinigt, die in wesentlichen Punkten in den Vorschlag der Länder eingeflossen ist. Auch Holter ist gegen einen Automatismus. „Offene Schulen und Kitas sind der Beitrag dafür, dass die anderen Einschränkungsmaßnahmen akzeptiert werden“, glaubt der Politiker.

Im Kanzleramt ist man da anderer Ansicht. Merkel und ihr Stab hatten vor zehn Tagen vorgeschlagen, Schulklassen ab einem Wert von 50 Neuinfektionen auf 100.000 Ein­woh­ner:in­­­nen zu halbieren. In der Praxis hätte das bedeutet, dass die Schulen fast flächendeckend auf Wechselunterricht hätten umstellen müssen. Die Länder lehnten das strikt ab. Sie wollen weiterhin selbst entscheiden, wann Schulen geschlossen werden. Die Folge: Fast überall sind die Schulen geöffnet und überall gelten andere Maßstäbe.

„Zurzeit kann man nicht wirklich nachvollziehen, warum eine Schule offen bleibt, obwohl die Hälfte des Lehrerkollegiums infiziert ist“, kritisiert Leon Schwalbe von der Landesschülervertretung Thüringen. Es fehle an Transparenz und klarer Kommunikation darüber, welche Instanz nach welchen Kriterien entscheide, so der Elftklässer aus Saalfeld. Trotz der hohen Fallzahlen wie bisher weiter zu unterrichten, findet Schwalbe unverantwortlich – und macht sich deshalb für hybride Unterrichtsmodelle stark.

Auch David Jung, Vorsitzender der Schülervertreter:innen in Baden-Württemberg, plädiert dafür, baldmöglichst in den Wechselunterricht überzugehen. „Jetzt haben wir noch die Chance, das rollierende System kontrolliert einzuführen – sonst besteht die Gefahr, dass wir wie zu Beginn der Pandemie überhastet in den Onlineunterricht stürzen“, befürchtet der Schüler der 13. Klasse. „Bildungslücken entstehen vor allem durch die chaotischen Wechsel zwischen Online- und Präsenzunterricht.“

Infektionsschutz versus Bildungsgerechtigkeit?

Die sächsische Landesschülersprecherin Joanna Kesicka spricht sich ebenfalls für Schulunterricht im Wechselmodell aus, wenn das Infektionsgeschehen sich in den nächsten 14 Tagen nicht spürbar abschwächt. In vielen alten Schulgebäuden sei es gar nicht möglich, Abstände einzuhalten, die Gesundheitsämter wirkten überfordert und das Vorgehen sei nicht wirklich einheitlich. „Der Teillockdown hat die Infektionslage nicht entspannt – genau das wäre aber nötig, um weiter sinnvoll Präsenzunterricht machen zu können“, sagt die Schülerin aus Löbau.

Nicht alle sehen den Wechselunterricht als Chance. Um Bildungsgerechtigkeit zu ermöglichen, müssten Schulen so lange wie möglich offen bleiben, fordert die Initiative „Familien in der Krise“. Auch bei hohen regionalen oder lokalen Wochen­inzidenzen sollen vollumfänglicher Präsenzunterricht und Nachmittagsbetreuung für die Kinder und Jugendlichen aller Altersstufen weiterbestehen, schreiben sie in einer Petition.

Unterstützung erhalten sie von Kinder- und Jugend­medi­zi­ner:innen. Deren Fachgesellschaften veröffentlichten am 20. November ein Plädoyer „Lasst die Schulen offen!“. Die Schließungen während der ersten Welle hätten zu Bildungsdefiziten und Entwicklungsbeeinträchtigung insbesondere auch bei Kindern mit besonderem Förderbedarf geführt, heißt es darin.

Der Berliner Lehrer Wirtz glaubt dagegen, dass digitaler Unterricht sich nicht zwangläufig nachteilig auswirken muss. Ganze Jahrgänge tageweise digital zu unterrichten, könne schon viel von dem momentanen Druck rausnehmen: An der Schule wäre es nicht so voll – der Unterricht würde dennoch nicht leiden.

Mehr Luft im System notwendig

Auch der Blankeneser Schulleiter Morgenroth-Marwedel lehnt ein Wechselmodell nicht grundsätzlich ab. „Wir fühlen uns gut gerüstet, auch nach den Erfahrungen im März.“ Damals, während des ersten Lockdowns, hatte die Schule eine Notbetreuung für Schüler:innen angeboten, die drohten im Homeschooling abgehängt zu werden. 20 bis 40 Schüler:innen hätten dieses Angebot täglich genutzt.

Auch jetzt könne man sich vorstellen, geteilte Klassen wochenweise im Wechsel zu unterrichten. „Wir haben entsprechende Lernkonzepte entwickelt und sind auch digital so weit vorbereitet“, sagt Morgenroth-Marwedel. Der Sprecher für die Hamburger Stadtteilschulen hört von den Kolleg:innen Ähnliches.

Allerdings sei der hybride Unterricht mit enormen Mehrbelastungen verbunden – für alle. „Wir erwarten da entlastende Signale von der Politik.“ Bildungspläne müssten entschlackt, die Zahl der Klassenarbeiten reduziert werden, wie auch die Pflichtstunden für die Leh­rer:innen. „Wir brauchen Luft im System“, sagt der Schulleiter. „Ein stures ‚Schule bleibt so, wie sie ist‘ hilft uns nicht weiter.“

Weniger Leistungsdruck wünscht sich die auch die Zwölft­klässlerin Kesicka aus Sachsen. Trotz der vielen Unsicherheiten würden momentan Klassenarbeiten und Abschlussprüfungen weiterhin geschrieben. „In dieser Situation müssen die Lehrer*innen den Auftrag zum Onlineunterricht ernst nehmen und für uns erreichbar sein, gerade wenn wir in Wechselmodelle gehen“, fordert Kesicka. „Und wenn es nicht möglich ist, den gesamten Stoff zu vermitteln, weil wir zu Hause sind, müssen wir eben über Nachteilsausgleiche nachdenken.“

Spürbare Mehrbelastung

Die Lehrpläne zu entrümpeln hatte auch eine Ex­per­t:in­nen­kommission der Friedrich-Ebert-Stifung geraten, die im Mai Vorschläge dafür vorgelegt hatte, wie das Schuljahr unter Coronabedingungen zu organisieren sei. Die Bil­dungs­poli­ti­ker:in­nen wollen davon aber nach wie vor nichts wissen. „An dem Punkt sind wir noch nicht“, meint Kultusminister Holter. Doch in Thüringen gibt es jetzt eine Arbeitsgruppe zum Thema Prüfungen.

„Wir bereiten uns darauf vor, dass Prüfungen möglicherweise wie im Vorjahr verschoben oder erleichtert werden, damit niemand Nachteile hat, falls Unterricht in Größenordnungen wegfällt.“ Schon jetzt sei die Mehrbelastung spürbar, meint Holter. Die Lehrkräfte müssten nicht nur Unterricht geben, sondern auch Hygienemaßnahmen umsetzen. Fest stehe jedenfalls: „Das ist schon jetzt kein normales Schuljahr.“

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11 Kommentare

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  • Staat und Länder zeigen Unfähigkeit und verlagern die Probleme auf Eltern und Schüler.

  • Was hier schön rauskommt, leider aber nicht benannt und weiter untersucht wird: Schüler, Eltern und Lehrer haben weitgehend sehr unterschiedliche Interessen. Staat und Wirtschaft sowieso. Ins Auge sticht erstmal, dass die Kinder und Jugendlichen die meiste Last zu tragen haben, aber am stillsten sind, während andere ständig mit Verweis auf das Wohl der Kinder irgendwelche Forderungen erheben.



    Neuerdings interessieren sich sogar Eltern für Bildungsgerechtigkeit, allerdings nur auf der Suche nach Argumenten für Präsenzunterricht. Damit sie selber schön arbeiten gehen können. Ärgerlich auch der ständige Verweis auf drohende Bildungslücken und Lehrpläne die eingahlten werden müssen. Da spielen sich dann mal ausnahmsweise die Dauerpanik der Eltern und das Bildungs- Hohepriestertum der Lehrer und Bildungspolitiker die Bälle zu. In Wirklichkeit hätte man längst Abstand davon nehmen müssen in der Corona- Zeit Noten zu vergeben. Man hätte auch längst den Unterricht entzerren müssen, man hätte längst massiv Ersatzlehrer und Betreuer einstellen müssen, auch wenn dann die Qualität des Unterrichts möglicherweise suboptimal ist. Ohnehin hätte man einfach mal zugeben können, dass es eben mehr als ums Lernen einfach um die Betreuung der Schüler geht, dann wiederum hätte man auch feste und schulferne Einheiten dafür einrichten können. Mit digitalem Distanzunterricht hätte man die Betreuung in Kleingruppen auch wunderbar ergänzen können. Man hätte sich nur mal für eine Zeit von der Illusion verabschieden müssen, dass Schüler einheitlich gebildet und weiterverwendbar aus der Schule kommen. Das tun sie jetzt auch nicht, die Unis müssen nachschulen, die Ausbilder kriegen Schreikrämpfe, bisher ist die Lösung immer noch mehr Druck auf die Schület gewesen. Der ist gerade nicht mehr aufrechtzuerhalten und schon gibts Panik. In Wirklichkeit müsste man längst die Lehrpläne entrümpeln. In der Schule sollte man das Lernen lernen, das verstehen und erklären können.

  • Wenn Fachkunde für Kinder zählt, dann hört auf den eindeutigen Appell unserer Kinderärzt/innen. Er ist sogar empirisch-repräsentativ fundiert.

    Wenn Fachkunde für den erfolgreichen Stopp der Epidemie zählt, dann schaut nach China (und Ostasien): Dort sind die Schulen offen: seit März!

    Als Vater weiß ich: Das Kind vor den Bildschirm setzen, statt in die Schule, IST KEINE LÖSUNG!

    Die Kinder sind unsere Zukunft.



    Sie sollen alle unsere Renten bezahlen (auch die der Kinderlosen, Lehrer/innen und der Verkäufer/innen einer bestenfalls mittelmäßigen Software namens M...)

  • Ärgerlich ist, dass wir nach wie vor im Dunkeln tappen, was eine valide Abschätzung der Infektionsgefahren angeht. Mit einer sinnvollen Teststrategie im Anschluss an die Sommerferien wüssten wir jetzt viel mehr. Dann wäre auch weniger Druck im Kessel. Jetzt soll es ja immerhin eine Studie geben ...



    Ärgerlich ist zudem, wie träge man mit präventiven Maßnahmen war/ist, die den Präsenzunterricht sicherer machen können. Erst jetzt soll eine bundesweite Maskenpflicht kommen; bei uns an der Schule werden aktuell Luftfilter getestet. Um Geld dafür müssen wir betteln ...



    Ärgerlich ist auch, dass es gefühlt ewig dauert, bis die Kultusbürokratien auf die verschärfte Pandemielage reagieren -- offenbar hat man nichts, aber auch gar nichts in der Schublade. Ist ja auch so überraschend. Die Zahlen steigen seit wann?



    Noch ärgerlicher das ganze Geschwafel um Fern-/Online-Unterricht. Eine reine Nebelkerze, auf die alle immer wieder aufspringen. Die Diskussion verdeckt nur, dass eben nicht "alles" getan wurde, damit die Schulen offen bleiben können. Alles ist hier vielmehr: Prokrastinieren und Schwadronieren.Das können einige meiner Schüler auch gut. Aber nicht die guten ...

  • Ein Artikel über Schulpädagogik vom Herrn Pauli... Aber diesmal kommt "nur" die Verwendung des Begriffes "Homeschooling" kenntnis- und recherchefrei daher. Immerhin, aber leider ausgerechnet in der Überschrift. So wie "Homeoffice" der falsche Begriff dafür ist, von zu Hause aus zu arbeiten, steht "Homeschooling" nicht für Online-Untericht der Schulen, während die Schüler*innen zu Hause oder anderswo hinter dem PC sind. "Homeschooling" ist eine vollkommen andere Philosophie und Lerntheorie von entschultem, an der Wiklichkeit orientiertem Projektlernen, das sich vollkommen anders organisiert. Solche Konzepte werden im deutschen Gießkannendenken weiter marginalisiert, indem Begriffe einfach - wahrscheinlich aus Unkenntnis - umgedeutelt werden. Soll sich die Homeschooling-Bewegung jetzt einen anderen Begriff suchen? Im Verhältnis dazu ist es ja noch lustig, dass sich die Briten wundern, wieviele Deutsche auf einmal im Innenministerium arbeiten...

  • Nach allem, was mir in den letzten 46 aktiven Gymnasiallehrer-Jahren bekannt wurde, hat der Bund in der Bildung null Wörtchen mitzureden. Dauernd gehörtes Mantram, so anachronistisch wie wahr: Bildung ist Ländersache. Wäre der Politik die Bildung nicht so vollkommen egal - gut für Wahl- und Sonntagsreden und zum Sparen (Gewerbesteuerausfall sorgt (nicht zum ersten Mal) für drastische Sparmaßnahmen an Schulen, regelmäßig), dann hätte sie längst ein moderates, gesetzlich abgesichertes Verfahren für neuartige Formen des Schulunterrichts gefunden, bundesweit und ohne ideologisches Geplänkel. Ohne dass Eltern klagen könnten. Dann klagt höchstens Söder darüber, dass andere Länder anders unterrichten als Bayern, und er vielleicht nachgeben müsste.

  • Wechsel- und Distanzunterricht hören sich erst einmal gut an, aber beide führen zu Bildungsungerechtigkeit, denn Kinder die zu Hause nicht adäquat unterstützt werden können, haben das Nachsehen. Außerdem führt es dazu, dass Eltern neben dem Job auch noch die Betreuung der Kinder wuppen müssen; das ist nicht leistbar und man wird damit niemanden gerecht.



    Auch digitale Lehre hört sich immer so toll an; die Realität ist aber derzeit in Deutschland, dass man per Mail oder Teams ... etwas zugeschickt bekommt, dass zu Haus erarbeitet werden soll. Das ist kein digitales Lernen. Sicher mag es gute best practice Fälle geben. Diesen Schulen sollte man Schulversuche gestatten, aber flächendeckend ist allein der Präsenzunterricht die Lösung und angesichts der geringen Infektionszahlen auch tragbar. Zudem wird damit auch dem sozialen Aspekt der Schule Rechung getragen.



    Hier ist auch noch der Link zu der in dem Artikel benannten Petition: www.openpetition.d...r-und-jugendlichen

  • Man sollte das Beste aus der Situation heraus holen: Schule endlich anders denken. Das hieße, Betreuung in Kleingruppen, vor allem Berücksichtigung der benachteiligten Familienverbände, dabei Inhalte vermitteln, die sonst immer zu kurz kommen (Grundfertigkeiten von Lesen und Recherche, Kultur- und Ethikbildung, Gesprächsrunden und Unterstützung zu Lebensproblemen/Mobbing/Rassismus/sinnvoller Freizeitgestaltung/Mediengebrauch, Einarbeitung in Online- und Offline PC-Unterricht, Sport ....)



    Das ganze wird gestützt, indem das Corona-Schuljahr als Praxisjahr für ein erfüllteres, gesünderes Leben betrachtet wird. Für den eigentlichen Lernplan wird einfach ein Schuljahr angehängt (bzw. für dieses gibt es eine Wiederholung für alle). Welche Chance böte sich da?! Und da die ganze Erdkugel mit dem Virus kämpft, ist das Argument des Wettbewerbsnachteils auch Unsinn. Die Entwicklung der chinesischen Weltmacht hängt auch an anderen Faktoren, nicht an dem einen Schuljahr.

  • Als Elter kann ich ein Lied davon singen, wie es laufen wird nach 2 Wochen Quarantäne.



    Die Schule meiner beiden Kinder (Realschule) arbeitet mit Microsoft Teams. Das funktioniert so la la, aber nur wenn die Eltern Computer für die Kinder haben. Es gibt wohl Leihgeräte (vermutlich uralt), aber keine Ahnung wie viele.



    Für uns als Eltern war die Belastung in der Quarantäne auch enorm, wir sind oft bis Abends um 8 mit den Kindern gesessen. Mein Sohn in der 5. Klasse braucht halt noch viel Betreuung, sonst wird das nichts.Die Tochter weniger (7. Klasse).



    Sollte Online-Unterricht kommen dann hoffe ich wendigstens um eine Verschiebung wieder in den Vormittag hinein.

    Die Kultusministerien sollten die Lehrpläne anpassen und auch Prüfungen und Stoff in den Nebenfächern reduzieren. Ich werde mich auf die Fremdsprachen , Deutsch, Mathematik konzentrieren. Bio und Geo noch ein bisschen, das wars dann aber.

    Sollte der Aufwand zu groß werden, dann werde ich der Schule mitteilen, dass ich die Kinder nur noch minimal betreuen werde und dann halt akzeptieren, dass das Klassenziel nicht erreicht wird.

  • Bedingung für einen Wechselunterricht ist, dass alle Schulen, Lehrer und Schüler mit entsprechender Hardware ausgestattet sind, es entsprechende Server, W-Lan und einheitliche Lehrer-Emails gibt und jeder Klassenraum mit einer Kamera ausgestattet ist. Daneben braucht es einheitliche Standards.

    Nur dann kann sicher gestellt werden, dass auch die Schüler, die von zu Hause lernen, am Unterricht teilnehmen können.

  • So lange Einkaufspassagen und Geschäfte dicht bevölkert sind und sogar Pflegekräfte in Arbeitskleidung dort in dichter, nur teilbemaskter Schlange vor dem Imbiss stehen, wie gestern in Gelsenkirchen am Bahnhof gesehen, hat diese Diskussion etwas von einer Fars.



    Mit vollem Weihnachtskonsumterror in den Untergang. Ahoi:)