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Behörden bremsen Greenpeace-AktionTeure Steine vor Fehmarn

Weil der Meeresschutz lahme, kippten Umweltschützer*innen Felsen in die Ostsee. Das beschert ihnen Ärger mit diversen Behörden.

Steineschmeißer: Greenpeace-Akton 2011 vor Sylt. Eine solche Maßnahme bei Fehmarn beschert nun Ärger Foto: Daniel Mueller/Greenpeace dpa

Hamburg taz | Es droht Strafe: Bis zu 50.000 Euro könnte es die Umweltschutzorganisation Greenpeace nach eigenen Angaben kosten, wenn sie weiterhin Felsbrocken in der Ostsee versenkt. Das haben das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) sowie jenes für Naturschutz verfügt. Geht es nach der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes, müssen die Umweltschützer*innen bereits versenkte Steine wieder aus dem Wasser holen.

Am Dienstag waren von der „Beluga II“ aus bis zu einer Tonne schwere Granitbrocken vor Fehmarn versenkt worden. Aus Sicht von Greenpeace eine notwendige Maßnahme „gegen das fortgesetzte Verzögern dringend notwendigen Meeresschutzes durch das Bundesfischereiministerium“. Überhaupt bestehe Meeresschutz hierzulande „lediglich auf dem Papier“: Zwar sei seit 2007 fast die Hälfte der deutschen Nord- und Ostsee als Schutzzonen ausgewiesen, trotzdem „sind dort Fischerei, Sand- und Kiesabbau und im Nationalpark Wattenmeer sogar die Ölförderung gestattet“.

„Meere in miserablem Zustand“

Knackiger fasste es der Greenpeace-Meeresbiologe Thilo Maack zusammen: „Nord- und Ostsee sind in einem miserablen Zustand.“ Obwohl der Fehmarnbelt ausgewiesenes Schutzgebiet sei, „durchpflügen Fischer mit Genehmigung von Ministerin Julia Klöckner (CDU) den Meeresgrund mit schweren Schleppnetzen und zerstören so das Ökosystem“.

Wie genau helfen da die Granitbrocken? Greenpeace sprach in der Vergangenheit von einer Methode, Schutzgebiete zu schützen: 2008 etwa hatte die Organisation gut 300 tonnenschwere Findlinge am Sylter Außenriff in rund 30 Meter Tiefe versenkt, dann stoppten Bundespolizei und Gerichte das – wegen möglicher Gefährdung der Schifffahrt. Die Steine sollten die Fischerei mit Grundschleppnetzen ebenso wie den Sand- und Kiesabbau am Meeresgrund verhindern. Für rechtswidrig hielten das damals einhellig die Fischereiminister der fünf norddeutschen Küstenländer.

Jetzt sprach Maack von „völlig überzogenen Strafandrohungen“ und einem Versuch, „Greenpeace mundtot zu machen“. Man werde gegen alle drei Verfügungen Widerspruch einlegen.

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9 Kommentare

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  • Als Gegenaktion würde ich den Greenpeaclern dann mal gerne so Steine in den Biomarkt legen. Frohes Hopsen und Klettern bis zur Kasse und guten Appetit beim Fisch.

  • Ich fand die Aktion fabelhaft, weil ich sie für legal und trotzdem wirksam hielt. Daher würde mich interessieren, auf welches Recht sich die Behörden mit dem Verbot berufen. Seit wann dürfen keine Steine mehr im Meer versenkt werden?

  • Schaut euch mal Filme an über die Nord- und Ostsee in den 60er Jahren und dann einen Unterwasserfilm von Heute.



    Vor Büsum an der Nordsee gab es riesige Seegraswiesen, vor Norwegen Seetangwälder und ein sehr vielfältiges Meeresleben.



    Die Fischerei hat überwiegend zu verantworten, daß es das alles nicht mehr gibt.



    "Beifang" in den Fischernetzen ist der Rest des Lebens in der Nordsee, der tot weggeschmissen wird. Als wenn der Landwirt beim Mähen der Wiesen mal kurz die anliegenden Gärten inclusive Haustiere shreddert.



    Ich möchte, daß das aufhört.



    Und zwar sofort.

    • @Hartmut Wolff:

      Ich eß aber gerne Fisch.

  • Und demnächst schmeißen die ihre Felsbrocken von der Autobahnbrücke... Ist gut für die Umwelt und deshalb darf das dann auch nicht bestraft werden?

    • @Harald Butenschön:

      Von wo aus kann man in D eigentlich von einem Schiff aus Steine auf die Autobahn werfen?

    • @Harald Butenschön:

      Kluger Vergleich, spricht für Sie...

  • Auch dieses Thema zeigt es, der Regierung und den Behörden in D sind Umwelt und Natur vollkommen egal.



    Sie sind Marionetten der Interessenverbände.

  • greenpeace hat recht ;"die Fischerei mit Grundschleppnetzen " sollte endlich verboten werden