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Auf Hartz IV zu verweisen ist im Prinzip richtig, nur ist Hartz IV halt viel zu niedrig berechnet um wirklich ein Grundeinkommen darzustellen, das diesen Namen auch verdient.
Kulturschaffende müssen grundsätzlich schon verstehen, dass ihre Tätigkeit einen Luxus darstellt, der erst nach der Befriedigung der Grundbedürfnisse bezahlt werden kann.
Wenn Schiffbrüchige auf einer einsamen Insel landen, kann auch keiner als Schauspieler oder als Musiker arbeiten. Selbst Friseure und Finanzbeamte werden dann erstmal nicht gebraucht. Unsere Krise ist (bei uns noch) nicht ganz so krass, aber in anderen Teilen der Welt hat Corona schon für echten Hunger gesorgt. Das sollten wir hier in Wohlstandland nicht vergessen.
@Winnetaz Wenn man Kultur als Luxusgut einer Wohlstandsgesellschaft bezeichnet, auf die man getrost verzichten kann, hat man von ihrer immensen Bedeutungt für gesellschaftliches Zusammenleben, für Bildung, Entwicklung und ihr Dasein als Ausdruck der menschlischen Identität nichts verstanden.
Und nein, Kulturschaffende sind nicht nur Popstars aus dem Radio oder Schauspieler aus ausgeleierten TV Serien, von denen man sich berieseln lässt um seine Zeit totzuschlagen.
Die Fließbänder der Industrie, die unter anderem all die ganzen Kosumartikel produzieren, die man zum Leben kaum braucht, gelten als systemrelevant und werden großzügig bezuschußt. Da gehts ja um Arbeitsplätze.
Aber bei Künstlern, Club/Theater/Kino Betreibern, bei Festival- und Konzertveranstaltern, Bühnengewerbe, Licht-und Tontechnikern, bei kleinen Verlägen, Labels, Konzertagenturen und all den Hilfskräften der Branche spricht man dann auf einmal von "Luxus".
Ziemlich traurige Sicht.
@Winnetaz Kultur ist kein Luxus, sondern wesentlicher Bestandteil unserer kulturellen Identität. Selbst an Lagerfeuern auf einer Insel mit Schiffbrüchigen werden Lieder gesungen und Geschichten erzählt.
Was wichtig für eine vielfältige Gesellschaft und Kultur ist, ist immer schützenswert. Ansonsten ist die Barbarei nicht weit.
Ein Grundeinkommen könnte helfen.
@Drabiniok Dieter Ich wäre absolut fürs Grundeinkommen. Dennoch gibt es einfach zu viele Künstler, die von ihrer Kunst nicht leben können. Kunst ist buchstäblich "brotlos". Die Geschichte am Lagerfeuer erzählt man sich nach Feierabend nach einem Tag harter Arbeit. Ich bin selbst Hobby-Künstler und verbringe viel (Frei-)Zeit damit, vor allem am Wochenende. Aber es ist eben kein Broterwerb, sondern Hobby, mein persönlicher Luxus. Es gibt in unserem Land einfach im Moment zu viele, die "Profis" sein wollen, sei es als Musiker, Schriftsteller oder Schauspieler.
Auch Amateure machen schöne Kultur. Manchmal sogar die schönere, weil authentischer und mehr vom Herzen, weil sie sie nicht vermarkten müssen.
Teile und herrsche! Ist so neu nicht.
Der Gini-Koeffizent in Deutschland liegt bei 0,83. Bei 1 gehört einem Alles. Stell sich mal einer vor, die Gesellschaft würde diese Gefahr für die Demokratie begreifen. Das muss mit allen Mitteln verhindert werden. Ungleichheiten auf den unteren Ebenen erzeugen, den Entsolidarisierungsprozess vorantrieben, die Gesellschaft gegeneinander in Stellung bringen. Die Macht dazu haben diejenigen, denen schon fast alles gehört.
@Drabiniok Dieter Edit: Bei 1 gehört Einem alles.
@Drabiniok Dieter Und in Griechenland liegt dieser Wert bei 0,6 - geht es den Menschen dort besser? - Ich glaube nicht.
@unbedeutend Ach, Sie glauben, dass es den Menschen besser gehen wird, wenn Einem alles gehört?
Vielleicht überdenken Sie die Aussage/Logik Ihres Kommentars noch einmal.
MfG
@Drabiniok Dieter Sie haben dich den Gini-Koeffizienten ins Spiel gebracht und ich wollte darauf hinweisen dass er nur bedingt tauglich ist, um Ihre Argumention zu stützen.
Israels Premier Netanjahu zündelt, um an der Macht zu bleiben. Die Menschen in der Region, die Frieden wollen, drohen unter die Räder zu geraten.
Soziale Ungleichheit und Corona: Ungute Erinnerungen
Haben Kulturschaffende für Krisenzeiten einfach den falschen Beruf gewählt? Die Ungleichverteilung von Coronahilfen führt zur Entsolidarisierung.
Bekommen wenig Unterstützung: Kulturschaffende demonstrieren für Coronahilfen in Berlin Foto: Jens Jeske
Dass die Sozialfront wegen Corona unübersichtlich geworden ist, ließ sich kürzlich in Berlin beobachten. Freiberufliche KünstlerInnen hatten zur Demo aufgerufen, sie forderten ein „Existenzgeld“ für die Freiberufler, ähnlich dem Kurzarbeitergeld für Angestellte. Die freiberuflich Kulturschaffenden seien nicht berücksichtigt worden in den Rettungspaketen der Bundesregierung, hieß es.
In den sozialen Netzwerken folgten hämische Kommentare: Die KünstlerInnen sollten sich halt einen richtigen Beruf suchen. Überhaupt gebe es ja Hartz IV und wie die Demonstrierenden dazu kämen, sich für was Besseres zu halten als andere Arbeitslose. Man hatte den Eindruck, dass Schwache auf Schwache dreinschlagen und das ist immer ein beklemmender Anblick.
Das Opfer-Ranking in der Pandemie folgt nicht den alten Mustern von Gewinnern und Verlierern. Während Beschäftigte im Lebensmittelhandel nicht auf Kurzarbeit gehen, sah und sieht es bei Personal in der Gastronomie anders aus. MusikerInnen, freiberufliche DozentInnen, ReiseleiterInnen: Die menschennahe Dienstleistung, erst recht im Kulturbereich, ist zerschlagen.
Damit werden die materiellen Folgen von Corona individualisiert. Das erlebt jede, die Leute kennt, die ein paar zehntausend Euro durch weggebrochene Aufträge verloren haben, während andere unbeschadet durch die Krise gehen, abgesichert durch Festanstellung und die Möglichkeit zum Homeoffice.
Folgen der Entsolidarisierung
Die Ungleichverteilung führt zur Entsolidarisierung, und welche Folgen das im Wahlkampf 2021 haben wird, wenn die Wirtschaft coronabedingt weiter unter Druck steht und der Spielraum eng wird, das ist die Frage. Mit welchen Programmen wenden sich die Parteien an welche Gruppen?
Ungute Erinnerungen werden wach an die 90er und nuller Jahre, als die Wirtschaft schwächelte und das Wohl der Unternehmen ganz oben stand und alles rechtfertigte, den Angriff auf die Gesundheitsleistungen, auf die Renten, auf die Arbeitslosenunterstützung, dann die Sparpakete. Dem muss man vorbauen.
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Schwerpunkt Coronavirus
Kommentar von
Barbara Dribbusch
Redakteurin für Soziales
Redakteurin für Sozialpolitik und Gesellschaft im Inlandsressort der taz. Schwerpunkte: Arbeit, soziale Sicherung, Psychologie, Alter. Bücher: "Schattwald", Roman (Piper, August 2016). "Können Falten Freunde sein?" (Goldmann 2015, Taschenbuch).
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