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Lehren aus Corona zum Umgang mit KindernDinosaurierstatus ablegen

Heike Haarhoff
Kommentar von Heike Haarhoff

Corona war sicher nicht die letzte Pandemie. Die Krise hat aber Defizite im Bildungsbereich aufgezeigt, die Deutschland schnellstens beheben muss.

Kinder brauchen mehr als Masken und Mäppchen Foto: Robert Michael/dpa

S pät, aber endlich doch gelangen Politik und Behörden zu der Einsicht, dass Kinder während der Pandemie einzig zu potenziellen Virusträgern reduziert wurden. Zu Unrecht. Sie, deren Interessen und Bedürfnisse über Monate missachtet wurden, rücken jetzt in den Fokus: Die Kultusminister streben eine Rückkehr zum Regelbetrieb an Schulen an, die opposi­tio­nellen Grünen laden Mitte der Woche zu einem Schul-und-Kita-Gipfel, das Interesse der Wissenschaft, die Infektiosität von Kindern zu erforschen, ist plötzlich immens. Und die Gesundheitsminister der Länder analysieren das Infektionsgeschehen an den wiedereröffneten Schulen und Kitas mit bemerkenswerter Präzision.

Ihre mehrheitliche Empfehlung – eine möglichst baldige Wiederaufnahme des Präsenzbetriebs ungeachtet noch ausstehender Ergebnisse der Forschung über die Übertragungswege – zeigt, wie sehr sie inzwischen sensibilisiert sind auch für psychische und soziale Fragen.

Das alles ist gut – auch für den künftigen Umgang mit vulnerablen Gruppen (seien es nun Kinder oder Senioren) in Krisensituationen, in denen unter großer Unsicherheit schnelle Entscheidungen getroffen werden müssen. Solche Entscheidungen, das stimmt, können nicht immer perfekt sein.

Jetzt zu schlussfolgern, man könne beruhigt hinter den Komplex „Corona, Kinder und Bildung“ ein Häkchen setzen, wäre freilich eine Fehleinschätzung. Die Krise hat gezeigt, welche Defizite insbesondere im Bereich des digitalen Unterrichts existieren. Deutschland muss seinen Dinosaurierstatus hier ablegen, Lehrerinnen und Lehrer schnellstmöglich weiterbilden und Schulen mit der Technik ausstatten, die den Anforderungen des 21. Jahrhunderts gerecht wird. Denn sicher ist: Corona war nicht die letzte Pandemie.

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3 Kommentare

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  • 5000 Jahre Lehrer/Schüler Schulform hat sich durchaus bewährt. 40 Jahre elektronische Kommunikation - da müssen wir noch viel lernen. Gute Lehrer und überschaubare Klassen sind einfach die beste Lösung.

  • Außerhalb eines Lockdowns, einer extrem seltenen Ausnahmesituation also, ist digitaler Unterricht und Home-Schooling der falsche Ansatz, gerade weil die Schulen chronisch unterfinanziert sind. Die nötige Technik ist nicht nur teuer in der Anschaffung, sondern braucht auch kompetentes Wartungspersonal um funktionsfähig zu bleiben und ist nach nur ein paar Jahren veraltet, so dass die Kosten keine einmalige Investition sind, sondern regelmäßig wieder anfallen. Gleichzeitig ist der tatsächliche Mehrwert ausgesprochen begrenzt, kein Schüler lernt besser nur weil er Texte und Aufgaben vom Tablet anstatt aus einem Buch abliest. Ein sehr viel wichtigeres Kriterium für den Lernerfolg sind motivierte und fachlich wie pädagogisch fitte Lehrkräfte. Entsprechend wäre das Geld in deren Qualifizierung und in kleineren Klassengrößen sehr viel besser angelegt als Tablets zu verteilen, dann aber 30-köpfige Klassen von Quereinsteigern beschulen zu lassen.

    • @Ingo Bernable:

      Danke! Dazu kommt noch die schon jetzt wieder vorinstallierte Benachteiligung Ärmerer und der finanzschwächeren sog. Mittelschicht: Schüler_innen müssen die Geräte zurzeit privat anschaffen, wenn nicht alle Familienmitglieder gleichzeitig an einem Rechner arbeiten sollen. Sie werden dabei sehr häufig auch noch zu bestimmten Produkten gezwungen, selbst wenn schon ein Gerät vorhanden ist. Das ist verdammt teuer. Kostenlose Bildung ist schon jetzt Makulatur.