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Die steile TheseRadultras sind Öko-Snobs

Der Fahrradfanatiker lebt das Klischee eines Menschen, der achtsam und moralisch erhaben nach oben buckelt – und nach unten tritt.

Aus welcher Parallelgalaxie kommen diese perfekten Übermenschen? Foto: dpa

Versteht mich nicht falsch, auch ich liebe den Fahrtwind im Haar und die offene Straße vor mir. Auch für mich gibt es wenig Schöneres, als dabei zuzusehen, wie Landschaften links und rechts vorbeiziehen. Die Beinfreiheit ist einmalig.

Im Auto, auf dem Beifahrersitz, mit heruntergekurbeltem Fenster.

Meine Beine treten nicht gerne in stachelige Fahrradpedale. Meine Beine liegen lieber gut drapiert auf dem gepolsterten Autobeifahrersitz und ruhen sich aus. Sie liegen unter dem Handschuhfach im Auto, in dem fast immer CDs aus dem letzten Jahrzehnt, Snacks vom letzten Jahr und USB-Kabel für den Fall der Fälle liegen. Gut, meine Beine schlafen auf der Fahrt manchmal ein, aber die Ruhe gönne ich ihnen. Ich fahre an sich gern Fahrrad, aber heimlich liebe ich Autofahren. Und vor allem: Autogefahrenwerden. Es ist mein guilty pleasure.

Fahrradfahren ist gut, Fahrradfahren ist wichtig. Urbi et Fixie, liebe Fahrradgemeinde. Ihr rettet den Planeten, unser aller Menschenehre und tut was für die eigene Gesundheit. Danke dafür! Am Ende haben wir alle was davon. Aber wenn ihr so gute Dinge tut, warum sind dann einige von euch dermaßen selbstgerechte Ökosnobs?

Vor nicht allzu langer Zeit war das eigene Auto ein Statussymbol, das man sich verdienen musste. Mercedes Benz, Audi, irgendwas. Oder sogar ein Porsche. Einige meiner Familienmitglieder haben lange dafür gearbeitet, schön im Auto cruisen zu können. Doch mittlerweile sind viele Menschen umgestiegen und haben aufs Fahrrad umgesattelt. Aber nicht auf irgendeines. Nein, die Fahrrad-Bourgeoisie sattelt sich auf Räder, die so viel kosten wie ein kleiner Gebrauchtwagen. Denn es geht hier nicht darum, Geld zu sparen. Es geht darum, Geld auszugeben und dabei so zu wirken, als sei man sparsam und bedacht. Auch im Jahr 2020 gibt es noch einige Männer, die ihre Fixies an die Wohnzimmerwand getackert haben. Klar, man will sein Geld ja da hängen haben, wo man es täglich sehen kann.

Der Fahrradfanatiker lebt für mich das Klischee eines Menschen, der achtsam und moralisch erhaben nach oben buckelt und nach unten tritt. Er schwingt sich auf sein Diamant-Rad, wohl wissend, dass ihm rein ethisch niemand etwas anhaben kann. Auf die tiefer gelegten Autos schaut er lächelnd herab wie ein Drahtesel-Dalai-Lama. Doch dann muss er einem dieser Autos ausweichen – er hat es wirklich nicht leicht, vor allem auf Berliner Straßen. Vielleicht wirkt er deshalb oft so verbissen.

Doch es gibt noch eine extremere Form des Fahrradfanatikers: Radfetischisten. Sie wirken auf mich wie Außerirdische. Manchmal sieht man sie vor dem Berliner Feinkostgeschäft Butter Lindner oder vor Biobäckereien einen kurzen Stopp einlegen. Mit atmungsaktiver Funktionsjacke, aerodynamischer Sonnenbrille auf der Nase, einem nach hinten langgezogenen Helm und reflektierendem Hosenbeinschutz, damit die Anzughose nicht zwischen die Speichen kommt. Sie sind ein rasanter Hybrid aus Bürohengst und Umlandsteppenwolf. Mal schnell ins Büro geradelt, mal eben ein Ausflug in den Wald. Stets mobil, wendig und geräuscharm. Aus welcher Parallelgalaxie kommen diese perfekten Übermenschen? Und wie schnell sausen sie wieder davon aus meiner Welt?

Unter ihrer Funktionsjacke schaut oft ein Kaschmirpullover hervor. Viele dieser Radfetischisten sind nämlich Besserverdiener. Sie heißen Andreas, Klaus oder Thomas und haben etwas Herablassend-Freudloses, wie sie da so stehen und sich ein Dinkelbrötchen als Proviant in den Rucksack stecken. Sie sind zu gut für den Rest von uns, denn sie sind schon auf dem nächsten Evolutionslevel, dem ergonomischen Fahrradsitz, angekommen. Da schaut der Rest von uns armen Toyota-Teufeln nur noch dumm unter die offene Motorhaube.

Dieser leise Ekel in Gegenwart dröhnender Autobässe, der den Radultras ins Gesicht steigt. Das Augenverdrehen, wenn der Motor aufheult, all das hat auch etwas Klassistisches. Machen wir uns nichts vor, da müsste bei einigen mal moralisch nachgeölt werden.

Im BMW bleiben die Haare am Lipgloss hängen

Das merkt man auch, wenn man als Kleinfamilie einen Fahrradanhänger kaufen möchte. In unserem Stadtviertel kommen solche Anhänger und „Croozer“ minütlich von links und rechts um die Ecke, darin sitzend jauchzende oder quengelnde Kinder. Nach einem Jahr Widerstand war auch ich schlussendlich überzeugt, einen solchen Anhänger zu brauchen. Ist ja auch praktisch.

Schade nur, dass dieses Zubehör gern mal 700 Euro kostet – oder noch mehr. Wer von den Leuten, die nicht täglich bei Butter Lindner im Kaschmirpullover Schlange stehen, kann sich so etwas leisten? Ja, auch ich werde irgendwann einen Anhänger kaufen, gebraucht von irgendwem, der ihn nicht mehr braucht. Aber ich frage mich, wie sich Familien mit weniger Geld umweltbewusst fortbewegen wollen, gerade in Zeiten von Corona, in denen man überfüllte Busse und S-Bahnen meiden will.

Meine gesamte Kindheit habe ich kein einziges Mal in einem Fahrradanhänger gesessen. Meine Eltern haben meinen Bruder und mich stattdessen in ihren klapprigen VW Passat gesetzt und sind losgefahren. Uns hat nichts gefehlt, außer einer funktionierenden Klimaanlage und Beschäftigung während der Fahrt. Der Gestank des Auspuffs, die Fensterkurbeln und der nervöse Fahrstil meines Vaters sind für immer in mein Gedächtnis gebrannt.

Vielleicht liebe ich deshalb das Autofahren, es weckt Erinnerungen. Wie diese hier: Es ist 2001, ich düse mit meinen beiden Cousins in einem BMW durch Augsburg. Die Fenster sind unten, mein Arm baumelt aus dem Fenster, meine Haare bleiben am viel zu klebrigen Lipgloss hängen, während aus den Boxen P. Diddys „I Need a Girl Part 2“ dröhnt. Wir fühlen uns cool, frei und ich winke vom Rücksitz Passanten auf dem Gehweg zu. Ein kleiner Moment kurz vor meiner Pubertät, den ich nie vergessen werde. Ich behaupte mal, dieses Gefühl ließe sich nicht auf einem quietschenden Tandemrad mit Gangschaltung wiederholen.

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44 Kommentare

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  • 0G
    03823 (Profil gelöscht)

    "Herablassend freudlose, besserverdienende Radfetischisten"...

    Ich hatte mal gedacht, die Zunahme des Radverkehrs würde eine Entschleunigung und freundliche Gelassenheit im Straßenverkehr fördern. Wie naiv war ich!

    Stattdessen: Bleifußmentalität bei vielen Radfahrern (lustig, wenn die sich auf dem Radweg gegenseitig anblaffen), gepaart mit der Arroganz des angeblich ökologisch korrekteren Lebensstils (quod erat demonstrandum) und einem "Hoppla-jetzt-komm-ich" oder schlichter Unkenntnis der StVO, wenn man durch eine Gruppe von Menschen rast, die in den Bus einsteigen will. Eine gehörige Portion Statusbewußtsein, die angesagte Marke für den Distinktionsgewinn noch dazu (das ist mental kein Unteschied zu Autofahrern) . Und fertig ist die täglich schwer zu ertragende Anspannung in unserer kleinen Straße, die leider die Raseroute für Radfahrer zu einem Viertel mit vielen Büros ist.

    Schade. (übrigens: ich fahre kein Auto).

  • Das war eine echt lustige Lektüre. Ich konnte Ihre Gefühlswelt so richtig nachfühlen. Solche ketzerisch grollenden Gedanken haben mich auch schon gelegentlich auch schon umgetrieben. Mir ist bloß der Humor vorübergehend abhanden gekommen. Mmmh, hat gut getan... Schwupps, da ist er wieder - der Humor!

    Also Sie waren das 2001, die mir in Augsburg so gut gelaunt aus dem BMW zugewinkt hat. Hab ich mir gemerkt, weil ich Sie gar nicht gekannt habe. Hat mich aber gefreut und meine Tageslaune gerettet. Ich glaube, ich habe nach dem kurzen 'Stutz' zurück gewinkt. Stimmt's?

    Also, viele Grüße

  • Und mein Neffe mit Ende zwanzig so:



    Billig-Klamotten aus Fernost, Farbe aus der Chemiefabrik auf den alten VW-Bus mit roter Plakette, und mit Geld von Mama und Oma einen auf Hippie machen und von Woodstock schwärmen mit Strom für E-Gitarre und Verstärker...völliges Erziehungsversagen!



    Gibt es da nicht irgendein Verbot?

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Aus der Rubrik: Potemkinsche Dörfer.

    Wenn das eine steile These sein soll, dann bin ich ab sofort ...

    der Baron von Münchhausen ...

  • Naja, das Ziel der hohen Aufmerksamkeit hat der Artikel ja erreicht.

    Ansonsten: überflüssig

    • @Poseidon:

      Ach, gönnen Sie mir doch die Freitags-Unterhaltung. Schmoll...

      Warum immer alles so bierernst?

      Was sagen Sie: bier...? Egal, Hauptsache flüssig! Naja, kann auch sein...

  • Wer‘s ehrlich mit der Umwelt meint und auf Ressourcenverbrauch und Snobismus verzichtet, der geht zu Fuß, nicht auf Plastik oder Leder, sondern mit Strohwickel oder besser gleich barfuß!

    • @Allesheuchler:

      ;))) es wird immer lustiger :DDD

  • Das bisschen Provo... steigert nicht die Abozahlen.



    Wichtig ist beim Kapitel Fahrrad, dass es nicht länger Aluminium sein darf, dass in Massen verarbeitet wird: verbraucht zu viel Strom bei der Herstellung.



    Notwendig ist ein stabiles dünnes Stahlrahmenrad zu niedrigeren Preisen für alle. Alu bricht durch.



    Ansonsten hat das Thema Mobilität noch weitere 20 Kapitel...

    • @nzuli sana:

      Na und, der Strom kann ja aus regenerativen Energien stammen...macht zukünftig vielleicht sogar noch mehr Sinn bei viel Wind-und Sonnenstrom im Netz die Aluminiumelektrolyse hochzufahren...

      Brechende Alurahmen? In den frühen Neunzigern vielleicht noch...und nur zur Klarstellung: Ich fahre beides, das Bio-Bike ist aus Stahl, das E-Bike aus Alu.

  • "Andreas", "Klaus" oder "Thomas" - sorry, aber ich kenne echt keinen einzigen eher jüngeren deutschen Mann mit diesen Namen.

  • Ey der Text ist doch vorne und hinten nicht stimmig: Einerseits Verherrlichung des Statussymboltums, nostalgisch verklärt und legitimiert, weil hart erarbeitet, andererseits Statussymbolbashing, weil fast so teuer wie ein Gebrauchtwagen. Hab ich den Hint verpasst, dass das Satire ist?

    Und zur - hierzulande – ach so üblen – Moral; es gibt immer auch jene, die sich zurecht moralisch überlegen, fühlen, selbst wenn es Snobs sind, die ein Rad, das immer im ersten Gang fährt, für eine unglaublich geile Sache halten. Es _macht_ eben einen Unterschied, ob ich subventioniert den Planeten zerstöre oder dies nicht tue. Das ist schlicht nicht zu leugnen, und das hat nichts mit Geld zu tun – sorry, echt nicht, Fahrräder gibts für 20€.



    Und von wegen Radnazis: Mein gutes Stück hab ich 92 gebraucht gekauft, es ist ein lila Rennrad und sieht aus wie Scheiße, da wo die Kabel schubbern ist Rost, seit mich die Rentnerin im SUV angfahren hat, weil sie wegen der Baustelle verwirrt mit dem Navi beschäftigt war, ist es hinten verbogen, die Räder freilich sind ein halbes Jahr alt und es fliegt wie ne Eins (ich bin der, der in Jeans und mit einem, mit dem Wocheneinkauf vollgepacktem, Rucksack am sonnenbebrillen Ganzkörperfunktionsanzug vorbeizieht). Also, wie ich finde, recht pragmatisch, was das Fahrzeug meiner Wahl betrifft, jenseits der aufgerufenen Klischees und ich glaube der Großteil aller Radfahrer kann gar kein Neuköllnhipster sein; soviele Plattenbauten gibts da gar nicht. Und ich fühle mich dennoch nicht nur als moralisch überlegener Radnazi, sondern auch von Tag zu Tag mehr von jedem einzelnen Dinosaurier durch die beispiellose Inanspuchnahme von Raum auf der Straße belästigt und verstehe von ausbleibendem Winter zu ausbleibendem Winter weniger, wie Mensch es schafft, ohne totes Gewissen ein Auto zu besitzen.

    PS: Wenn der Penisersatz von dickem Auto gesamtgesellschaftlich zum Fixie wandert, so ist das nicht reaktionär abzuwerten, sondern, ob des Planeten wohl, fett zu feiern!²

    • @ichier:

      Ich fahre täglich mit dem Rad 15km zur Arbeit und mache das nicht aus Umweltschutzgründen sondern weil ich es mir zeitlich und finanziell leisten kann, vor und nach der Arbeit 45min für mein privates Vergnügen auf dem Rad zu sitzen, um von meinem gut bezahlten Industriejob im Speckgürtl wieder in die Stadtwohnung zu kommen.

      Mache das aber aus rein egoistischen Gründen. Trotzdem gefährde ich damit weniger meine Mitmenschen und erzeuge weniger Emissionen als meine Kollegen, die die gleiche Stecke mit dem 8Zylinder fahren.

    • @ichier:

      So sieht's aus.

      Der Text ist recht stulle, keine Frage.

  • Ernst?

  • Kommentar entfernt. Bitte beachten Sie die Netiquette.

    • @Jim Hawkins:

      Sorry - Aber das ist jetzt ein Witz - odr?

      Vllt - doch mal nen Nettikettensägen Schein für Modderatistas einführen. 🥳



      Wollnichwoll&Gellewelle. Dochmußsein



      Wäre nötig - Wäre - Fein. - 😎 -

      kurz - »WO BLEIBB DA HUMMOOOA…«



      & Däh!



      m.youtube.com/watch?v=Rdq_BkveF6U



      “Pc-ler aller Länder - Verflüchtigt euch.“



      Danke. Normal. Newahr •

      • @Lowandorder:

        Da bleibt mir nur Kritik und Selbstkritik.

        • 0G
          05158 (Profil gelöscht)
          @Jim Hawkins:

          Selbstkritik eines bürgerlichen Hundes



          www.youtube.com/watch?v=0yNp6ubjd_E

        • @Jim Hawkins:

          Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - sagt’s fein:

          “Blowing in the wind -



          J.H. gesägt? Hab den Text leider nicht gesehen. Muss ja gut gewesen sein.“

          kurz - Reminiszenz zu Autofahn



          Mit Perle & Fluppe aufm Zahn - 🥳 -

    • 0G
      02881 (Profil gelöscht)
      @Jim Hawkins:

      Cool!!!

    • @Jim Hawkins:

      Und was tut das jetzt zur Sache?

    • @Jim Hawkins:

      Tandem, Frau vorne

  • "Mercedes Benz, Audi, irgendwas. Oder sogar ein Porsche. Einige meiner Familienmitglieder haben lange dafür gearbeitet, schön im Auto cruisen zu können"



    VS.



    "Unter ihrer Funktionsjacke schaut oft ein Kaschmirpullover hervor. Viele dieser Radfetischisten sind nämlich Besserverdiener. "



    Hä? Wie unsinnig ist bitte dieser Vergleich? Bedenkt die Autor*in, dass Andere ihr hochwertiges Farrad nicht auch erarbeitet haben könnten? Und wie teuer denkt die Autor*in ist ein Fahrrad im Vergleich zu einem Auto geschweige denn einem Porsche?? Und dann soll kein Geld für ein Anhänger da sein? Zumal es ja nichtmal ein Anhänger braucht. Es reichen ja auch Satteltaschen für den Einkauf und nen Kindersitz. In Berlin kann mensch sich sonst auch Lastenräder leihen... An sich verstehe ich und stütze ich Kritik an Klassismus und am snobbigen Prenzlberg-Stereotyp. So aber ist das nur unsinnig. Also mir wäre so ein Text peinlich.

    • @Uranus:

      Mir auch!

    • @Uranus:

      Tja, und was sagt das jetzt über SIE aus? ;-)



      Im Ernst: dieser Artikel ist echt unterirdisch - zumal er nicht mal als "Wahrheit" firmiert... Ich lerne daraus, dass mehr ältere biodeutsche besserverdienende Männer Fahrrad fahren als queere Menschen oder PoC.

      • @Emmo:

        Sorry URANUS, dieser Post sollte eigentlich an JIM HAWKINS für seinen von 21:22 Uhr gehen.

        • @Emmo:

          Ah, danke für die Aufklärung. Ein bisschen wunderte ich ich schon.

  • Hm, irgendwie ein völlig unnötiger Artikel, der mit Klischees vollgestopft ist.



    Ist nur der arme Radler mit gebrauchtem Drahtesel von eBay-Kleinanzeigen der wahre, der ehrliche, der gute Radfahrer?



    Wenn Sie, Frau Polat, lieber Auto fahren - fein. Verbietet Ihnen ja niemand. Andere fahren lieber Fahrrad, auch auf HighEnd-Rädern. Warum auch nicht?Besser 10.000.- für ein 9kg Spezialized Carbon-Fatbike ausgeben als 80.000 für einen Cayenne.



    Und auch teure Funktionskleidung hat seinen Sinn. Wenn Sie mal bei -5 Grad im Schneetreiben Mountainbike gefahren sind - erst schweisstreibend bergauf und dann flott wieder runter - werden Sie HighEnd-Funktionswäsche und Kleidung zu schätzen wissen. Die funktioniert übrigens genauso gut bei schlechtem Wetter nur in der Stadt beim Einkaufen.



    Ich selber fahre ca. 5000km im Jahr Rad und kaum noch Auto, mal um einfach von A nach B zu kommen, meistens aber um Ausdauersport zu machen. Macht beide Spaß und ich freue mich sogar bei Geschäftsterminen mehr, wenn ich sie mit dem Rad erledigen kann.



    Aber dazu muss die Qualität von Fahrzeug und Kleidung stimmen. Das hat nichts mit Snobismus sondern mit gesundem Menschenverstand zu tun.



    Manche meiner Qualitätskleidung ist mehr als 15 Jahre alt. Das ist dann auch noch nachhaltig.



    Da darf man sich auch mal moralisch erhaben fühlen. :)

  • Letztendlich ist mir nicht klar geworden, was denn nun eigentlich die steile These sein soll.

    Ich verstehe schon den Wort-Witz hinter buckeln und treten, aber die damit unweigerlich verbundene Anspielung passt hier überhaupt nicht.

    Als Radfahrer hat man jedenfalls weniger Regeln als ein Autofahrer, muss also weniger buckeln. Man fährt auch praktisch nicht auf Kosten anderer (Raudis in Fussgängerzonen mal ausgenommen), jedenfalls im Vergleich zum Auto.

    Warum Radfahrer das eingesparte Geld nicht in Ausrüstung stecken sollten, ist mir auch schleierhaft. Egal was Radfahrer zum Radfahren kaufen, es ist sicher weniger problematisch, als auch nur eine einzige Alufelge.

    • 8G
      80576 (Profil gelöscht)
      @haribo:

      Als Radfahrer hat man weniger Regeln als ein Autofahrer? Echt jetzt? Gelegentlich scheinen Radfahrer das zu meinen, ist aber eher nicht so.

  • Gehen die Abozahlen bei der taz in den Keller, dass Radfahrer nun zu Terroristen erklärt werden zwecks Vergrößerung der medialen Staubwolke?

    • @Rudolf Fissner:

      Ich glaube, der taz geht es ganz gut. Aber ich habe, ebenso wie offenbar die Autorin, schon recht unfreundliche Erfahrungen mit Radfahrern gemacht, die besonders wenn sie wie in Münster, in Massen antreten und jeden Fußgänger anblaffen, der hinten keine Augen hat. Da kann eigentlich jeder - auch der allgemeine Radfahrer - recht froh sein, wenn man seine gute Laune behält und sich eben mal so artikuliert. Mir hat es gut getan.

  • 1G
    164 (Profil gelöscht)

    Oha! Snobs bleiben Snobs, auch wenn sie sich aufs Rad setzen. Wer hätte das gedacht!

    • @164 (Profil gelöscht):

      Ich niemals. :-)

  • Kein Thema ist zu doof, um damit nicht Sozialneid zu befeuern. Natürlich machen Radfahrer ohne Anzug und Kaschmirpullover ALLES richtig.

    • @HMG HMG:

      Danke.

  • "das Autofahren, es weckt Erinnerungen." Manchmal solche: Mein Cousin ist im Alter von 6 von einer Autofahrenden getötet worden, mein Bruder war 5 als er schwer verletzt wurde wurde ich selbst lag mit 18 Wochenlang auf Leben und Tot im Krankenhaus, nachdem mich ein nicht-blinkender Linksabbieger geplättet hat.



    2,6 Millionen (erfasste...) Unfälle im Jahr mit 400.000 Verletzten. Die Zahl der Toten kennt man ja. Das ergibt eine ganz ordentliche Zahl schöner Erinnerungen...



    Im Übrigen, diejenigen, die gerne Autofahren bzw. aus irgendwelchen Gründen auf die Blechkiste angewiesen sind, müssten den Umsteigern doch dankbar sein, je mehr "Fahrradfanatiker" umso mehr Platz bleibt doch fürs Blech auf den Strassen. Oder möchte die Autorin jetzt unterstellen, dass Räder mehr Raum als Autos benötigen? Ich fürchte hier jammert jemand, weil das eigene Prestige sinkt. Ob es da hilft Radfahrende mit intellektuell äußerst schlichten Stereotypen zu diffamieren? nuja.. originell ist was anderes.

    • 1G
      164 (Profil gelöscht)
      @guzman:

      Ja - soviel zu dem (ausgesprochen unpassenden) "nach oben buckeln nach unten treten"-Bild in der Kolumne...

  • Amüsant geschriebene Beobachtungen, die ein typisches Mittelschicht-Verhalten zeigen: mangelnde Solidarität mit denen „unten“. Tatsächlich ist heute ein Fahrrad in zentralen bürgerlichen Vierteln ein Zeichen von Wohlsituiertheit und ein Auto für die „armen Schlucker“. Man muss es sich leisten können, mit dem Fahrrad von der Prenzlberger Wohnung in die Kanzlei nach Mitte zu fahren. Und das zeigt man gerne - da hat sich der Mittelstand nie verändert, man ist „was besseres“. Der Spandauer oder Marzahner Handwerker ist auf sein Auto (im Zweifel Diesel) angewiesen. Diese Status-Angeberei mit Nachhaltigkeit/Ökologie zu begründen ist heuchlerisch. Da passt es dann ebenso, die Kinder in die Privatschule zu schicken, wo es nicht so viele Ausländer Kinder gibt, auch wenn man davor stets das bunte und multikulturelle beschworen hat. Auch so ein zentral wohnendes Mittelschicht-Verhalten. Kurzum: kaum soviel Heuchelei wie bei der Mittelschicht zu finden - und das wissen sowohl die armen als auch die reichen. Nur die dazwischen kapieren das nicht.

    • @Nikodemus_1:

      Die mit den bornierten Vorurteilen gegenüber denen "unten" sind doch eher Leute wie sie: Es gibt genügend Erhebungen, die nachweisen, dass die Fahrradfahrende recht gleichmäßig über alle Schichten verteilt sind. Das sogenannte Hedonistische Milieu, sicher nicht die reichsten, als besonders Viel-Radfahrende mal ausgenommen.



      Gerade, weil Radfahren günstig ist, ist es auch attraktiv für Menschen mit wenig Geld („unten“), wenn Radfahren gesellschaftliche Aufwertung kommt, umso besser. Ihre implizierte Behauptung, dass Menschen aus sogenannten prekären Verhältnissen ehr aufs Auto angewiesen seien begründet sich wie? Außerdem leiden die Menschen in den billigen Stadtteilen am meisten unter dem MIV. Das Handwerker ihren Transporter nutzen, dagegen hat in der Regel keiner was einzuwenden, typisches Strohmann-Argument. man könnte nach ihren fadenscheinigen Begründungen (völlig abstrus: die Privatschulennummer) zu dem Schluss kommen dass sie arme Menschen schlicht für zu blöd halten um Rad zu fahren. Soviel zu "Heuchelei".

  • Much all weesen.

    Aber ich sage nur “Zen & die Kunst ein Motorrad zu warten.“



    Dafür sindse aber noch was zu jung - kerr. - 😱 -

    unterm——-



    de.wikipedia.org/wiki/Robert_M._Pirsig



    & Däh!



    “… Kern von Pirsigs Werk ist die Metaphysik der Qualität. In dieser nichtdualistischen Metatheorie verwirft Pirsig die Subjekt-Objekt-Theorie und führt stattdessen die Eigenschaftswörter statisch und dynamisch ein. Der Hauptnutzen der Metatheorie der Qualität liegt in seiner Eigenschaft, moralische Fragen wissenschaftlich untersuchen und bewerten zu können. Sie funktioniert daher unabhängig vom Determinismus oder Positivismus und steht hierarchisch über der klassischen dualistischen Metaphysik. Als Folge daraus kann die Metatheorie nicht dualistisch untersucht werden, während die Metatheorie der Qualität durchaus in der Lage ist, dualistische Theorien zu erklären.…“

    That’s it.

    • @Lowandorder:

      Genau. Und überhaupt könnte die Aufgabe der Ethik eher darin liegen vor Moral zu warnen... und so.

      • @Heide Gehr:

        Liggers - schmöker gerade - KybernEthik



        by Heinz von Foerster - wieder.



        “Nur die Fragen, die prinzipiell unentscheidbar sind, können wir (!) entscheiden.“