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Britischer Premier auf IntensivstationKrankheitsausfall nicht vorgesehen

Dominic Johnson
Kommentar von Dominic Johnson

Die Covid-19-Erkrankung des britischen Premiers Boris Johnson offenbart Verfassungslücken: Ein Regierungschef darf offiziell nicht krank werden.

Boris Johnson am 29. März 2020 Foto: Xinhua/imago

V or dem Coronavirus sind alle gleich. Jeder zweite Covid-19-Patient in Großbritannien, der auf die Intensivstation kommt, stirbt. Zurückhaltung in der Kommentierung des Schicksals von Boris Johnson würde daher so manchen Journalisten, die darin in seinem Fall nicht geübt sind, jetzt gut zu Gesicht stehen.

Dass es um den 55-jährigen britischen Premierminister nicht gut steht, sah alle Welt schon vergangene Woche bei seinen Videoauftritten aus 11 Downing Street, der Dienstwohnung des Finanzministers direkt neben seinem Amtssitz. Er verließ seine einwöchige Selbstisolation dort nach der Feststellung seiner Coronavirus-Infektion nicht, sondern entwickelte Fieber. Am Sonntagabend kam er ins Krankenhaus, am Montagabend auf die Intensivstation.

Jede Berichterstattung darüber erfolgt im Unwissen über weitere Details und der Unsicherheit, ob er zum Publikationszeitpunkt überhaupt noch am Leben ist. Dennoch schrillen jetzt in Großbritannien sämtliche Alarmglocken. Britische Premierminister werden von Amts wegen nicht krank. Sie regieren – oder sie „fallen unter einen Bus“, wie es im Amtsjargon heißt, und dann muss Ersatz her. Dass sich ein Regierungschef aus gesundheitlichen Gründen vorübergehend zurückzieht, ist in der britischen Verfassungsordnung nicht vorgesehen.

Der Posten des Vizepremiers ist weder vorgeschrieben noch in seinen Kompetenzen definiert. Johnson hat gar keinen. Aktuell führt Außenminister Dominic Raab die Geschäfte – „wo nötig“, sagt Johnsons Büro. Was das heißt, bleibt offen. Eine förmliche Kompetenzübertragung ist das wohl nicht. Der berühmte Finger auf dem roten Knopf, mit dem der Einsatz von Atomwaffen befohlen werden könnte, ist bei Johnson verblieben.

Gäbe es klare Regeln, hätte Boris Johnson sich vielleicht schon zu Beginn seiner Infektion vollständig auf die eigene Gesundheit konzentrieren können. So aber regierte er weiter per Video, führte Kabinettssitzungen, wandte sich an die Bevölkerung. Er ließ die Coronakrise nicht los. Nun hat sie ihn im Griff. Hoffentlich nicht mit dem schlimmsten Ausgang.

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Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
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8 Kommentare

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  • Gibts jetzt auch etwas, das Boris Johnson gut zu Gesicht stünde? Ja, ein Atemgerät. Wir lernen, dass der Populismus auch denjenigen schaden kann, die auf ihm durch alle Widerstände und Widersprüche galoppierten. "Ich hab-allen-die-Hand-geschüttelt"- Boris liegt auf der Nase. Wird er etwas lernen, falls er sich wieder aufrappelt? Glaube eher nicht. Aufstehmännchen brauchen nicht zu lernen.

  • Als PM wird er schon eine überdurchschnittliche Unterstützung bekommen, inkl. etwaige Blutserumspenden von genesenen Patienten. Vielleicht kam er auch schneler auf die Intensivstation als andere bei gleichem Zustand. Daher mehr als 50% Überlebenschance.

    Wenn er sich letzte Woche nicht geschont hatte, lag das wohl mehr am Charakter als an Lücken in der ohnehin nicht existierenden Verfassung des Vereinigten Königreichs.

  • War vorher nie ein PM krank?

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Sein Namensvetter schrieb eine Schmonzette, keinen journalistischen Artikel. Johnson, der Boris, hat zunächst den Ernst der Lage wie Trump, mit dem er geistig verschwägert ist, heruntergespielt, dann verniedlicht.

      • @Bernardo Markowsky:

        Wissen wir. Was hat das mit der staatsrechtlichen Seite zu tun?

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Krank? oder todkrank, das ist hier die Frage.

      • @Bernardo Markowsky:

        Egal was er für ein Armleuchter ist. Ich wünsche ihm, wie jedem Kranken, baldige Genesung.

  • Darf nicht krank werden^^

    Erinnert an die Story von Don Rosa mit Oberst Bodo Beinhardt - einfach köstlich.