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Entscheidung über die EJS(Hoffentlich) bald Gewissheit

Die Zukunft der Evangelischen Journalistenschule steht weiterhin auf der Kippe. Am Freitag soll die Entscheidung nun endgültig fallen.

Der erste Jahrgang der EJS 1995 Foto: Rolf Zöllner/imago images

Das Schicksal der Evangelischen Journalistenschule in Berlin (EJS) hängt weiter in der Schwebe. Nachdem der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) nach längerer kontroverser Diskussion bei seiner Feb­ru­ar­sit­zung die Entscheidung vertagt hatte, könnte heute bei einer Videokonferenz der EKD der Hammer fallen. Die aus diversen Vorgängerinstitutionen 1995 hervorgegangene Schule steht wegen fehlender finanzieller Mittel vor dem Aus.

Laut Teilnehmer*innen hatte der Rat der EKD zwar die sehr deutlichen Appelle gegen die Schließung der Schule bei seiner Februar-Sitzung wohlwollend zur Kenntnis genommen und sich im allseits attestierten Erfolg der Jour­na­lis­t*n­nen­aus­bil­dung an der EJS gesonnt. Konkrete Ansagen, geschweige denn finanzielle Zusagen, die den Fortbestand der Schule sichern würden, blieben aber aus.

Vielmehr wurde das Thema noch mal an das EKD-eigene Gemeinschaftswerk der evangelischen Publizistik (gep) zurückverwiesen, unter dessen Dach die EJS firmiert. Dort heißt es, an der „unternehmerischen Position“ des gep habe sich nichts geändert. Die bedeutet aber, die EJS dichtzumachen. Die Coronakrise hat die Lage zudem nicht eben verbessert – auch das gep dürfte an den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie und ihren Beschränkungen leiden.

Zum Unternehmen gehört unter anderem auch die Presseagentur epd und das Magazin Chrismon, das die evangelische Kirche diversen Zeitungen (u. a. Zeit, Süddeutsche, Welt plus vielen Regionaltiteln) beilegen lässt – wofür das gep wie für eine Werbebeilage („Supplement“) bezahlt.

Komplett undogmatisch

Kri­ti­ke­r*in­nen monieren denn auch, dass sich die Kirche diese Verbreitung von Chrismon mit immerhin 1,8 Millionen Exemplaren pro Monat eine schöne Stange Geld kosten lässt, während es nun an dem Jahresetat von rund 400.000 Euro für die EJS hapert.

Zum Vergleich: Die katholische Kirche lässt sich ihre Jour­na­lis­t*in­nen­schule, das ifp in München, nach Branchenschätzugen rund 1,2 Millionen Euro im Jahr kosten. Das ifp gilt, anders als die EJS, allerdings auch als publizistische Kaderschmiede für die katholische Amtskirche, während die EJS nach ihrem Selbstverständnis weltoffener, unabhängiger und vor allem komplett undogmatisch ist.

Bei der heutigen EKD-Rats­sit­zung, die wegen Corona erstmals als Videokonfenrenz stattfindet, steht die EJS nach Angaben des EKD-Büros in Hannover wieder auf der Tagesordnung. Mit einem Ergebnis wird frühestens am Nachmittag gerechnet.

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4 Kommentare

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  • Seit die Kirchen sich auf FB, YT, WA, Twitter verlegt haben, scheint ihnen die Investition in Journalismus wohl entbehrlich.

    Irgendwie verstärkt sich sowieso der Eindruck, dass die christlichen Kirchen, genau wie die von ihnen bevorzugten Plattformen, zu einem zunehmenden Problem für die Demokratie werden.

  • Wer es für möglich hält, daß da einer am dritten Tage nach dem Tode, von den Toten auferstanden ist oder daß es geflügelte Pferde gibt, die ohne Bodenkontakt durch die Luft sausen ist für den Beruf des Journalisten meiner Meinung nach ungeeignet. Die Schule gehört geschlossen.

    • @Friedensgrenze:

      Keine Ahnung aber ne Meinung...

  • Einst sahen es die Kirchen nach 1954 als einen Auftrag, an der Gestaltung des Rundfunks - bis 1985 nur Öffentlich-Rechtlich - mitzuwirken. Dazu gehörten die Fachdienste "Kirche und Rundfunk" (ev) und "Funkkorrespondenz" (kath). Natürlich verfolgten die Kirchen dabei auch eigennützige Zwecke, Einfluss auf den Rundfunk zu nehmen. Trotzdem waren die Fachdienste und die Journalistenschulen wichtige Elemente für eine gesellschaft verantwortete Medienwelt. Der schrittweise Rückzug erfolgte mit der Einführung des kommerziellen Rundfunks Mitte der 1980er Jahre und dem schwindenden Selbstverständnis der Kirche über ihre Verantwortung in medialen Fragen. Jetzt betreibt man lieber PR (Crismon) oder steckt Geld in Bibel-TV (25% kath-ev) - einem mehr als fragwürdigen Projekt, gemeinsam Veranstaltet mit einem umstrittenen Investor und Evangelikalen Hardlinern. Den Kirchen ist das Selbstverständnis für die Aufgabe, unabhängigen Journalismus zu fördern, längst abhanden gekommen. Die Fachdienste stehen mittelfristig vor dem aus.



    Und noch eine Bemerkung zum Bericht über die soziale Zusammensetzung der Redaktionen in dieser taz: Als Teilnehmer der Kurse der ev.Kirche weiß ich, dass sich hier vor allem gutsituierte Bürgerkinder zur Ausbildung trafen - aber der Anspruch an den zu vermittelnden Journalismus war kritisch. Fazit: Ein Ende wäre ein Verlust und ein Offenbarungseid der evangelischen Kirche in Medienfragen.