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Corona ist weiblichEine Krise der Frauen

In fast allen sozialen Aspekten trifft die Krankheit Frauen härter. Und das, obwohl oder gerade weil die den Laden wesentlich am Laufen halten.

Ein „Danke“ ist nett, reicht aber nicht aus Foto: Luca Bruno/ap

Ein blauer Kittel kleidet sie, ihr Mund und ihre Nase sind von einer Atemmaske verdeckt. Mit gesenktem Blick und geschlossenen Augen legt sie ihre Arme kümmernd um Italien. Dieses Wandbild des venezianischen Künstlers Franco Rivolli ziert die Fassade eines Krankenhauses in der italienischen Kleinstadt Bergamo. Und es fasst die Krise, in der wir stecken, gut zusammen. Denn die Pandemie ist eine Krise der Frauen. Eine Krise, um die sich Frauen sorgen und kümmern. Aber auch eine Krise, unter der besonders Frauen leiden – und zwar nicht nur in Italien oder Deutschland, sondern auf der ganzen Welt.

Auf den ersten Blick scheint diese Aussage falsch zu sein. Denn aktuelle Zahlen legen nahe, dass Covid-19 für Männer tödlicher ist als für Frauen. Doch in vielen Aspekten trifft die Pandemie sie härter.

Laut Bundesagentur für Arbeit arbeiten in den Berufszweigen, die in einer Krise wichtig sind, vermehrt Frauen: Das betrifft den Einzelhandel mit Nahrungsmitteln, die Krankenhäuser, Kindergärten oder Vorschulen. In einem durchschnittlichen deutschen Krankenhaus sind mehr als drei Viertel aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten weiblich. Und das ist nicht nur hier so. Laut der WHO arbeiten in dem Arbeitsbereich „Health Workforce“ 70 Prozent Frauen, das hat die Weltgesundheitsorganisation bei einer Untersuchung von 104 Ländern herausgefunden.

Es sind systemrelevante Berufe, die meist schlecht bezahlt sind und keine guten Arbeitsbedingungen mit sich bringen. Pflegerinnen berichten von Überstunden und hoher körperlicher Belastung, seit Jahren wird von einem Notstand gesprochen. Nach Angaben von Verdi aus dem Jahr 2018 fehlen aktuell 80.000 Pflegekräfte in deutschen Krankenhäusern, das macht sich während einer Pandemie besonders bemerkbar. Erschwerend kommt hinzu, dass aufgrund des intensiven Kontakts mit Menschen die Ansteckungsgefahr in diesen Jobs extrem hoch ist. Während sich also viele Arbeitende ins Homeoffice verlegen konnten, sind Kassierer:innen, Pfleger:innen oder Erzieher:innen ständig mit hustenden oder vielleicht infizierten Menschen in Kontakt.

Mehr Fürsorge, weniger Geld

Frauen halten nicht nur in der Öffentlichkeit den Laden zusammen, sondern meist auch im eigenen Daheim. Viele Angestellte haben ihren Arbeitsort in den vergangenen Tagen und Wochen nach Hause verlegt. Da Schulen, Kitas und andere Einrichtungen geschlossen sind, müssen Kinder rund um die Uhr betreut werden.

Und nicht nur die – eine Pandemie fordert auch mehr Fürsorge um Kranke oder Alte, seien es die Eltern, Großeltern, Freund:innen oder Nachbar:innen. Neben der Lohnarbeit steigt die Care-Arbeit, und die übernehmen laut Umfragen meist Frauen. Denn die Entscheidung darüber, wer die Fürsorgearbeit übernimmt, folgt meist „logischen“ Überlegungen. Wer ist flexibler im Job? Wer Hauptverdiener:in? Wer kann beruflich eher zurückstecken? Da Frauen vermehrt in Teilzeit oder in Minijobs arbeiten, führt das dazu, dass sie vermehrt Care-Arbeit übernehmen und damit bestehende Strukturen verfestigt werden.

Besonders hart trifft die Situation dabei Alleinerziehende. Und davon gibt es viele. 2018 gab es 1,5 Millionen Alleinerziehende – die große Mehrheit davon Frauen. Für sie besteht meist nicht die Möglichkeit, die Care-Arbeit mit eine:r Partner:in zu teilen. Selbst die, die es sich finanziell leisten könnten, können nicht mehr auf Nannys oder Tagesmütter zurückgreifen, da diese aus Risikogründen nicht mehr arbeiten dürfen.

Trigger für Gewalt

Kontaktverbote oder Ausgangssperren sollen gegen die schnelle Ausbreitung des Virus helfen. Doch gleichzeitig zwingt es Menschen, auf engstem Raum viel Zeit mit Partner:innen, Familie oder Mitbewohner:innen zu verbringen. Diese Isolation fördert häusliche Gewalt – und das eigene Zuhause ist laut einer aktuellen UNO-Studie ohnehin schon der gefährlichste Ort für Frauen. Kaum einer bekommt mit, was hinter den geschlossenen Türen passiert. Die Frauenhäuser sind überfüllt und auch andere Angebote, wie Nottelefone, können häufig nicht genutzt werden, da der Partner es mitbekommen würde. In einer Quarantänesituation steigt zudem der Alkoholkonsum, der Stress und es kommt zu finanziellen Schwierigkeiten.

Das sind Trigger für Gewalt. Studien zufolge ist die Partnerschaftsgewalt nach Krisen wie dem Hurricane „Katrina“ in den USA um 53 Prozent gestiegen. Und auch in Deutschland rechnen Frauenberatungsstellen aktuell mit einer Zunahme von häuslicher und sexualisierter Gewalt und schlussendlich auch mit Femiziden. In chinesischen Städten sind laut der Frauenrechts-NGO Weiping die Notanrufe im letzten Monat um ein Dreifaches gestiegen.

Für ungewollt Schwangere wird es zudem schwieriger, einen Schwangerschaftsabbruch vorzunehmen, das legt eine gemeinsame Recherche von taz und Buzzfeed nahe. Denn um einen Abbruch durchzuführen, müssen die Schwangeren verschiedene Termine außer Haus wahrnehmen. Das betrifft Pflichtberatung, eine gynäkologische Untersuchung, eine Ultraschalluntersuchung, den Abbruch selbst und eine Nachuntersuchung außer Haus. Das ist mit den Isolationsvorgaben nur schwer zu vereinbaren. Aus diesem Grund warnen Netzwerke wie Doctors for Choice und Pro Choice in einem gemeinsamen Brief: „Wir befürchten, dass Frauen wieder zu ‚unsicheren Abtreibungsmethoden‘ greifen – mit der Gefahr von gesundheitlichen Schäden wie Entzündungen, Sterilität und Blutungen bis hin zum Tod.“ In Bayern weigern sich laut Pro Familia die Krankenkassen beispielsweise gerade, Formulare für die Kostenübernahme für einen Schwangerschaftsabbruch digital zur Verfügung zu stellen, obwohl es nicht mehr möglich ist, sie persönlich abzuholen. Wer also nicht genügend finanzielle Ressourcen hat, kann momentan keinen Abbruch vornehmen lassen.

Und nicht nur bei diesem Aspekt spielt die finanzielle Lage eine Rolle. Die Coronapandemie ist auch schon längst eine Wirtschaftskrise: Alle Geschlechter sind bedroht von Jobverlust, Selbstständige von weniger Aufträgen, viele Betriebe gehen in Kurzarbeit. Laut einer Marktforschungsstudie in den G7-Staaten erwarten oder spüren bereits 70 Prozent der Bevölkerung negative Auswirkungen auf ihr Einkommen.

Doch langfristig gesehen sind es vor allem Frauen, die finanziell unter einer Epi- oder Pandemie leiden. Das geht aus einer Studie hervor, die sich die wirtschaftliche Entwicklung in Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit nach Ebola 2014, Zika 2015 und 2016 sowie nach Sars, der Schweine- und der Vogelgrippe angeschaut hat. Demnach finden Männer nach einer Krise viel schneller zu ihrem eigentlichen Einkommen zurück als Frauen. Da Frauen häufiger als Männer in Teilzeit, Minijobs und oder im informellen Sektor arbeiten, verlieren sie in wirtschaftlich schwierigen Phasen auch schneller ihre Jobs.

Alles, was Feminist:innen seit Jahren fordern, wird in Krisenzeiten wie der Corona-Pandemie noch notwendiger

Vor dem Virus sind eben nicht alle gleich. Und obwohl Geschlechter unterschiedlich betroffen sind, spielt es in den Maßnahmen bisher keine Rolle. Fakt ist: Diskriminierende Strukturen werden in der Krise verstärkt. Wer ohnehin von Rassismus, Klassismus oder Sexismus betroffen ist, wird diese Diskriminierung während Covid-19 noch stärker spüren. Das trifft dann eben nicht nur Frauen, sondern auch Menschen anderer Geschlechter, BPoC oder arme Menschen.

Was also tun? Über der Zeichnung an der Krankenhausfassade in Bergamo steht: „A tutti voi … Grazie“ (An euch alle … Danke!). Es ist schön und richtig, wenn diese (Mehr-)Arbeit sichtbar gemacht wird. Doch ein abendlicher Applaus vom Balkon aus reicht nicht. Alles, was Feminist:innen seit Jahren fordern, wird in Krisenzeiten wie der Coronapandemie noch notwendiger. Es braucht mehr Schutzräume für Frauen, mehr Ärzt:innen, die Schwangerschaftsabbrüche durchführen, bessere Bezahlung und Arbeitsbedingungen nicht nur in der Pflege. Es braucht ein gesellschaftliches Umdenken, in denen das Rollenbild der Frau als Kümmerin schwindet. Die Coronakrise stellt das Leben fast aller Menschen auf den Kopf. Vielleicht kann dieses Moment ein Auslöser für einen echten Wandel sein – hin zu einer gerechteren Gesellschaft.

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26 Kommentare

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  • vielleicht solltr man in dieser Zeit die Diskussion, ob Frauen oder Männer mehr leiden, mal gut sein lassen oder?

  • Es sterben mehr Männer als Frauen an Corona, weil darin auch die Daten aus China enthalten sind. Und in China ist Rauchen eine reine Männersache. Es rauchen fast 50% aller Männer und nur 2% der Frauen.

  • Jetzt endlich erhältlich:

    Der Taz Corona-Artikel Bastelbogen: Einfach den lustigen Pappvirus herauslösen und irgendwo im Hintergrund aufbauen. Anschließend kannst du dann dein Lieblingsthema mit der groben Kelle durch die mitgelieferte Corona-Schablone pressen. Jetzt noch fix die störende Tiefe wegschnippeln und ein bisserl Grusel-Glitzerspray zur Verzierung düber.

    Und schon ist er fertig, dein ganz eigener Taz Corona Artikel.

    • @Deep South:

      :)

  • "aktuelle Zahlen legen nahe, dass Covid-19 für Männer tödlicher ist als für Frauen. Doch in vielen Aspekten trifft die Pandemie sie härter."

    Die Corona-Krise betrifft ALLE Menschen. Sich jetzt darüber auszulassen, ob Männlein oder Weiblein oder Transmenschen das größere Päckchen zu tragen haben, ist wenig solidarisch und hilft auch nicht, die Krise zu bewältigen. Es ist eine Diskussion, die man nach dem Ende der Krise führen muss und kann. Im Übrigen betrifft die schlechte Bezahlung in den Pflegeberufen nicht nur Frauen, sondern auch die dort tätigen Männer.

  • "Es braucht ein gesellschaftliches Umdenken, in denen das Rollenbild der Frau als Kümmerin schwindet."

    Ihr wollt also Umdenken und die Betreuung der Kinder auch den Vätern zugestehen?

    Dazu müsst Ihr aber genau so viel arbeiten und verdienen, wie der Mann!

    Was sagt da eine "Feministin"?



    "Diese Entwicklung ist gleichzeitig auch ein Lehrstück dafür, warum es gefährlich ist, feministische Ideen in Rechtsformen zu gießen: Zu leicht wird dann nämlich der Spieß umgedreht, und AUS DEM RECHT VON FRAUEN, AUCH MIT KINDERN ERWERBSTÄTIG ZU SEIN, WIRD RATZFATZ EINE PFLICHT. Ist ja schließlich nur gerecht. Und ihr habt es ja selbst so gewollt."



    antjeschrupp.com/2...koiLctSJViP-KOVez0

    Nur zum Verständnis also: Ihr seid also bereit die Pflicht zur Arbeit zu erfüllen?

    Warum verhindern dann alle #FeMiMiMinistinnen von SPD, CDU/CSU, Die Grünen, Die Linken, alle in trauter Einigkeit mit der von der AfD, die Einführung des #Wechselmodells im Familienrecht?

  • Sobald wir durch das Gröbste durch sind, müssen sich die Frauen in besagten Berufen auf die Straße stellen und streiken, bis sie 50% Gehaltserhöhung erhalten, bedingungslos. Wenn dann die Bürger weiterhin klatschen dann bleibt der Politik gar keine andere Wahl als es gesetzlich zu verankern, damit Arbeitgeber sich auch nicht mehr rauswinden können.

    • @Lara Crofti:

      "das eigene Zuhause ist laut einer aktuellen UNO-Studie ohnehin schon der gefährlichste Ort für Frauen"

      Das merkt man insbesondere in Japan. Da nimmt die Zahl der männlichen Opfer bedrohlich zu: www.scmp.com/news/...ing-women-violence

      Studien in Deutschland zeigen, dass bis zu 86% der Männer über Gewalt der Partnerin in der aktuellen oder der vorigen Beziehung berichten können, siehe Seite 30: www.ku.de/fileadmi...lqIuiab9ujjeuJHNFc

    • @Lara Crofti:

      Ich schätze, wenn alle männlichen Kanalarbeiter und Müllwerker die Arbeit niederlegen, haben sie ziemlich schnell so viele Seuchen, dass die "systemrelevante Frauen" es überhaupt nicht mehr packen könnten!

      Was genau will uns der #FeMiMiMinismus zeigen? Dass es vollkommen empathielos und nur auf Rosinenpickerei aus ist?

  • "Es braucht ... mehr Ärzt:innen, die Schwangerschaftsabbrüche durchführen..."

    Nee, is klar. Die Welt hat die Seuche, und Menschen sterben in Massen, aber was wir brauchen, sind problemlosere Schwangerschaftsabbrüche. Ein wenig mehr Feingeühl, welches Pferd man gerade vor seinen Karren spannt, wäre vielleicht hilfreich.

    "Es braucht ein gesellschaftliches Umdenken, in denen das Rollenbild der Frau als Kümmerin schwindet."

    Es ist ein Teufelskreis: Jeder weiß, dass diese Kümmerberufe nicht so doll bezahlt sind. Aber vornehmlich Frauen ergreifen sie trotzdem. Und sie scheuen auch vor der Nutzung ihrer Unentbehrlichkeit in diesen Berufen zurück, um eine bessere Vergütung durchzusetzen. Präziser kann man das Klischee nicht erfüllen. Wie soll das von Ihnen geforderte Umdenken da je in die Gänge kommen?

    Und eine andere Seite der Medaille hat das Spielchen auch: Wer ändert denn mal das Rollenbild des Mannes als haupternährender Ranschaffer, der es sich gar nicht leisten kann, bewusst einen schlechter bezahlten Beruf zu wählen und die Ellbogen auszufahren, um sich wirtschaftlich zu verbessern (und als der Depp, der halt an Corona oder was auch immer früher stirbt, aber das "wahre" Leid liegt ja bei den Frauen...)?? Stichwort "Partnerwahl"...

    Mein Tipp: SIE könnten mit der Änderung beginnen, indem Sie nicht zu jedem Thema konfliktträchig stereotype Rollengegenüberstellungen zwischen den Geschlechtern anstellen und identitäre Opferbilder pflegen. Corona trifft zunächst mal ALLE, und je weniger die untereinander die Erbsen zählen, wer jetzt gerade härter betroffen ist, desto mehr lässt sie das in Respekt zusammenwachsen und Stereotype überwinden.

    • @Normalo:

      @ normalo



      Auf diversen Kommentarseiten kann ja besonders z.Z. so einiger Unfug gelesen werden. Bei Ihrem Kommentar kann ich mir aber ausnahmsweise eine Antwort nicht verkneifen:



      1. Schwangerschaftsabbrüche: In der TAZ ist hierzu kürzlich so einiges veröffentlicht worden, diese Lektüre täte Ihner Weltsicht wahrscheinlich ganz gut. Es ist für eine ungewollt schwangere schon in normalen Zeiten ein Spießrutenlauf, Corona verschärft das ungemein. Und mit der auch in diesem Artikel beschriebenen Zunahme häuslicher und SEXUALISIERTER Gewalt ist das nunmal kein Problem, welches Corona-Ferien macht...



      2. Sinngemäß "Frauen ergreifen bewußt schlechtbezahlte Jobs und gehen dann nichtmal für mehr Gehalt streiken": ganz ehrlich, als ich mit 17 in diese Ausbildung ging war ich mir tatsächlich nicht bewußt, was es für mein Leben bedeuten würde, auch 20 Jahre nach der Ausbildung immer noch keinen ernstzunehmenden Gehaltszuwachs verzeichnen zu können. Streiken funktioniert in der Pflege leider gar nicht, da immer "die Notbesetzung" auf Station sein muß, sprich: der Laden läuft einfach weiter wie immer, denn die wenigsten Arbeiten können bis nach dem Streik warten (das endet also max. in noch mehr Überstunden, interessiert unterm Strich aber keine Sau). [ich persönlich habe es dann wie so viele andere gemacht und mir einen anderen Beruf gesucht -> den Pflegenotstand gibt es nicht erst seit Februar 2020].



      3. Ihr nächster Absatz ist etwas wirr ab den "Ellenbogen". Und das, was Sie davor betrauern: trauen Sie sich doch einfach, in der Pflege brauchen sie immer helfende mutige Hände. Sie bekommen da ganz viel Anerkennung: meist in Form von Blumen und Schokolade. Blöd halt, das damit keine Rechnungen oder Kinderbetreuung zu jeder Tages- und Nachtzeit bezahlt werden kann.



      Der arme Mann der sich nicht traut, nicht der Ernährer zu sein... trauen Sie sich nicht wg. der Frau mit dem Nudelholz, oder wg. Ihrer Kumpels, die Sie für das lächerliche Gehalt verhöhnen?

      • @snivlem:

        1. Dass Abtreibungen - wie so Vieles - durch Corona schwieriger sind, sei unbestritten. Aber daraus einen ganz besonderen Handlungsbedarf zu stricken, der absehbar vor allem der Erleichterung AUSSERHALB solcher Krisen dient, ist aus meiner Sicht missbräuchlich, bzw. ein Symptom genau der Nadelsucherei nach frauenspezifischen Problemen, die ich der Autorin ankreide.

        2. Der Unterschied ist, dass die meisten 17jährigen Männer eben sehr wohl wissen, was Einkommensverzicht bedeutet - weil sie so etwas nämlich interessiert. Denn sie wissen im Zweifel noch nicht, mit wem sie dieses Leben verbringen werden, wohl aber, dass eine "einkommensignorante" Berufswahl ihre Chancen auf eine geliebte Partnerin ganz erheblich einschränken kann.



        Zur Wirksamkeit von Streiks: Meines Wissens haben die Klinikärzte auch immer sehr zivilisiert gestreikt - aber gewonnen.

        3. Ja, da ist mir Grammatik die etwas entglitten geworden. Der Sinn war aber mit ein wenig Einfühlungsvermögen zu verstehen, hoffe ich. Wie oben angeklungen, ist die Rolle des Ernährers wohl meist weniger den Nudelhölzern geschuldet als der Sorge um das Vorhandensein einer passenden Nudelholzschwingerin. Nach meiner Erfahrung sind selbst idealistische und feministisch angehauchte Frauen durchaus imstande, bei ihren eigenen Lebensverhältnissen Werte wie Versorgungssicherheit und die freie Schwerpunkt-Wahl zwischen Familie und Beruf zumindest unbewusst in die Partnerwahl einfließen zu lassen. Rein quantitativ hat dann der Ernährertyp einfach die besseren Chancen.

        Zu Ihrem letzten Absatz: Höre ich da Hohn raus? Mein Posting war kein Klagelied. Es ging darum, dass die Obliegenheit, Rollenbilder abzustreifen, geschlechtsunabhängig ist. Die "armen" Ernährer werden natürlich genausowenig aus ihrer Rolle rauskommen wie die "armen" unterbezahlten Kümmerer, wenn sie sich nicht trauen (bzw. nicht wirklich wollen). Mich stört nur die unemanzipierte Verantwortungszuordnung: Männer "sollen halt...", für Frauen "muss was getan werden".

        • @Normalo:

          ach einen noch, weil´s so schön war:



          ich bin ja selbst einst, wie sehr sehr viele andere, in diese Falle getappt, die Sie als ""einkommensignorante" Berufswahl" deklarieren. Hat nicht lange gebraucht bis ich erkannte, daß ich für so viel harte Arbeit als Gegenleistung auch ein unabhängiges Leben wünsche. War damals in der Pflege nicht machbar, also nahm ich die Beine in die Hand.



          Wenn ich heutzutage doch wieder pflegen wollte (denn grundsätzlich könnte es ein "schöner" Beruf im Sinne von "Beruf kommt von Berufung" sein), würde ich das grundsätzlich nur noch über eine Zeit-/Leiharbeitsfirma machen. Und genau das ist meine Empfehlung an JEDE Pflegekraft: das ist leider derzeit der einzige Weg Druck aufzubauen, damit anständige Gehälter durchgesetzt werden können!

        • @Normalo:

          "... als der Sorge um das Vorhandensein einer passenden Nudelholzschwingerin": da haben Sie mir jetzt ein ehrliches Lachen entlockt! Natürlich sind nach wie vor viele Menschen auf den schnöden Mammon als Partnerwahlkriterium fixiert. Meine Erfahrung: dieser Typus ist es selten wert, als PartnerIn an die eigene Seite gestellt zu werden. Diesbzgl. sehe ich eine wunderbare (und längst überfällige) Trendwende bei der jüngeren Generation: zunehmend sehen auch junge Männer für ihre Zukunft eine Teilzeitbeschäftigung, da Zeit wichtiger als Geld ist.

          Nochmal zum Punkt 1.: Den Kommentar von Jossi Blum finde ich allgemein zum Thema "Geschlechtergerechtigkeit bei Corona" ganz treffend: das einzige, was dazu bleibt, ist eine Nachlese, diese Baustelle gehört nicht in die Jetztzeit!



          Die Notlage der ungewollt Schwangeren ist aber leider bereits jetzt akut, darum wollte ich Ihre Anmerkung von gestern auch nicht so stehen lassen. Daher wäre ich schon dafür, aus diesem speziellen Thema genau jetzt einen "besonderen Handlungsbedarf zu stricken". Und nach Corona muß das dann wieder auf den Verhandlungstisch, denn die derzeitige Rechtslage ist unter aller Sau, ganz unabhängig von Corona.

      • @snivlem:

        "Der arme Mann der sich nicht traut, nicht der Ernährer zu sein... trauen Sie sich nicht wg. der Frau mit dem Nudelholz, oder wg. Ihrer Kumpels, die Sie für das lächerliche Gehalt verhöhnen?"

        Sie scheinen wenig Ahnung über das deutsche Familienrecht und der #feMiMiMinistischen Politik dazu zu haben!

        Die Politikerinnen aller Parteien, bis auf die FDP, sind für das Zwangsresidenzmodell, das die tradierten Rollenmuster Vater=Alleinernährer und Mutter=Herdglucke bedient!

        Wenn die Aktivistinnen des #FeMiMiMinismus nicht arbeiten wollen, können Sie nicht den Männern vorwerfen, dass sie nicht die Kinder betreuen können dürfen.

        Diese Aktivistinnen verhindern die Durchsetzung der Gesetze, die uns die Gleichberechtigung der Geschlechter bescheren könnte: Die Ratifizierung des 7. Zusatzprotokolls der EMRK und die Umsetzung der Resolution 2079 des Europarates zum Wechselmodell.

        Nein, es liegt nicht an den Männern! Es ist der #FeMiMiMinismus, der sich hinter den Kindern versteckt und die Rollenmodelle zementieren möchte!

        • @Mike54:

          Thema komplett verfehlt.



          Aber es drängt sich auch bei Ihren übrigen Kommentaren hier auf: Sie wollen unbedingt eine (aufgrund Ihrer aggressiven Schreibweise vermutlich Ihre eigene) Geschichte unters Volk bringen. Dafür reichen Ihnen wenige Stichworte, und schon legen Sie los mit Ihrem "MiMiMi".

          Na, wenn´s Ihnen Freude bereitet.

  • Die Autorin ignoriert systemrelevante technische Berufe, z.B. Wasser-, Gas- und Stromversorgung, sowie Feuerwehr, Technisches Hilfswerk etc, wo ueberwiegend Maenner arbeiten.

  • "Denn aktuelle Zahlen legen nahe, dass Covid-19 für Männer tödlicher ist als für Frauen."

    Das ist richtig. Die Corona-Sterblichkeitsrate weltweit liegt (laut statista, bezüglich gemeldeter positiver Fälle) bei 4,7% (Männer) und 2,8% (Frauen).

    Geschlechtergerechtigkeit ist nur ein Grund von vielen, für eine bessere finanzielle und soziale Anerkennung sozialer Berufe oder auch anderer "systemrelevanter" Berufe zu sorgen. Die Krise sehe ich da als Chance. Wann waren Kassiererinnen, Krankenschwestern und Warenverräumer je angesehener als heute?

    Die größte Chance sehe ich in der Möglichkeit, ökonomische Infrastrukturhilfen ganz klar ökologisch auszurichten. Der Green New Deal ist notwendiger denn je und sorgt zudem für mehr Geschlechtergerechtigkeit.

    • @Dorian Müller:

      Geschlechtergerechtigkeit berücksichtigt beide Geschlechter. Hier wird aber nur eine Einbahnstraße befahren: NUR für Frauen wird was gefordert!

      Dabei vergisst man, dass "systemrelevante Berufe", wie z. B. Müllwerker und LKW-Fahrer niedrigere Löhne haben als die Frauen.

      Statt die Gelegenheit zu nutzen und endlich die Armut zu bekämpfen - für alle - hat man nichts besseres zu tun, als nur ein Geschlecht zu bevorzugen?

      Wir haben heute die Situation, dass ein unterhaltspflichtiger Vater, in einem "systemrelevanten" aber mit Mindestlohn abgespeisten Beruf, nicht in der Lage ist, den Mindestunterhalt aufzubringen.

      Nebst der Häme, dass er ein Unterhaltspreller wäre, ist einem solchen Vater die Bildung einer Alterssicherung praktisch unmöglich!

      Wer diese sozialen Ungerechtigkeiten heute nicht sieht, darf sich über die Unruhen morgen, nicht wundern!

  • "Alles, was Feminist:innen seit Jahren fordern, wird in Krisenzeiten wie der Coronapandemie noch notwendiger. Es braucht mehr Schutzräume für Frauen, mehr Ärzt:innen, die Schwangerschaftsabbrüche durchführen, bessere Bezahlung und Arbeitsbedingungen nicht nur in der Pflege. "

    Warum sich so einschränken auf "Feminist:innen"?



    Dies fordern in erster Linie nicht feministische Gruppen so dern vor allem andere Gruppen: Berufsverbände, Gewerkschaften, Parteien, Bürger ...

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Rudolf Fissner:

      Nie war ich näher bei Ihnen!

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Dem schließe ich mich an.

    • @Rudolf Fissner:

      Sie lenken vom Thema ab.

      • @tomás zerolo:

        Die Forderung nach besserer Unterstützung (Bezahlung u.a.) für insb. Frauen (und Männer z.B. in Pflegeberufen) ist das Thema, nicht das (nur) "Feminist:innen" dies fordern. Das ist schlicht falsch.

  • Die Caronagefahr ist für Frauen und Männer gleichbedeutend, ob im Pentagon oder in der Schweizer Garde des Vatikan, überall die gleiche Gefahr.

    • @Nik...:

      Arbeiten Sie als Kassiererin im Supermarkt?