Beatmungsventile für Corona-Patienten: Heldenhafte Nachahmer

In Italien haben zwei Ingenieure ein Ventil für Beatmungsmaschinen hergestellt, das Leben retten kann. Es stammt aus einem 3-D-Drucker.

Alessandro Romaioli und Cristian Fracassi

Schon das nächste Projekt im Blick: die Ingenieure Alessandro Romaioli und Cristian Fracassi Foto: privat

„Nennt uns nicht, wie manche es getan haben, Helden. Klar, Menschen wären [sonst] gestorben, aber wir haben nur unsere Pflicht getan.“ Wer so etwas sagt, ist meistens genau das, was er dementiert zu sein: ein Held. Das Zitat stammt von Christian Fracassi, Gründer einer kleinen italienischen Technikfirma namens Isinnova. Seine lebensrettende Tat bestand darin, gemeinsam mit seinem Partner, Alessandro Romaioli, Luft-Ventile für Beatmungsmaschinen herzustellen. Diese sind für Coronapatienten mit schwerem Krankheitsverlauf überlebensnotwenig.

Firmen wie die britische Firma Intersurgical, die diese Ventile normalerweise herstellen, können die erhöhte Nachfrage momentan nicht bedienen. Weil Fracassi und Romaioli die Ventile mithilfe eines 3-D-Druckers herstellen, kostet die Herstellung eines Exemplars nur einen Dollar und ist in kürzester Zeit passiert.

Nach einigen gescheiterten Prototypen schafften sie es, ein funktionierendes Exemplar nach dem Vorbild von Intersurgical herzustellen. Ein Krankenhaus in Bresica gab 100 Ventile in Auftrag. Vermutlich werden weitere Aufträge folgen, auch andere Krankenhäuser haben Engpässe.

Verschiedene internationale Medien schrieben Artikel darüber, dass Intersurgical Fracassi und Romaioli verklagen wolle, was aber offenbar nicht richtig ist. Denn die beiden besitzen nicht das Patent für die Ventile, die sie nachgebaut haben, rein rechtlich stehen sie auf dünnem Eis. Dem US-amerikanischen Technikblog The Verge sagte das Ingenieurspaar jedoch, dass es keine Klage gebe. Auch Intersurgical gibt an, nicht mit einer Klage gedroht zu haben.

Die hoffnungsvolle Aussicht wird durch zwei Probleme getrübt. Es ist unklar, wie lange die Ventile halten, Desinfektionsmittel könnten schädlich auf sie wirken. Außerdem sind die Ventile nur mit einer ganz spezifischen Art von Beatmungsmaschine kompatibel. Für Krankenhäuser in anderen Ländern müsste man sie modifizieren.

Ein Job für professionelle Nachahmer? Fracassi und Romaioli stellen ihre Pläne jedenfalls zur Verfügung. Profit machen sie mit ihrer Produktion sowieso nicht. Inzwischen arbeiten sie schon an etwas Neuem: Eine 3-D-gedruckte Atemmaske, die vor Ansteckung schützen soll.

Hinweis: In einer früheren Verison dieses Artikel stand, die Firma Intersurgical habe nicht mit den beiden Ingenieuren kooperieren wollen. Dabei bezogen wir uns auf Berichte anderer Medien, die sich mittlerweile als nicht korrekt herausgestellt haben. Intersurgical erklärt, man habe Details zur Herstellung von Ventilzubehör aufgrund von medizinischen Regularien nicht weitergeben können. Wir haben diesen Satz entfernt. Ergänzt haben wir die Angabe der Firma Intersurgical, dass man nicht mit Klage gedroht habe, auch dies war zuvor in mehreren Medien, auf die wir uns bezogen, falsch berichtet worden.

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