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Republikaner kauft Twitter-AnteileGroßaktionär für Trump

Twitter steht ein Machtwechsel bevor. Der neue Anteilseigner ist ein Trump-Unterstützer und will Jack Dorsey loswerden.

Paul Singer, Chef der Elliott Management Corporation Foto: Steve Marcus/reuters

Paul Singer kann sich eigentlich nicht beschweren. Sein Hedgefonds „Elliott Management“ verwaltet ein Vermögen von fast 40 Milliarden Dollar. 2015 war er laut Forbes-Liste auf Platz 327 der reichsten Personen der USA. Sogar politisch kann er sich freuen. Denn seit 2017 ist ein Präsident an der Macht, dessen Partei er mit Millionenbeträgen unterstützt hat: Donald Trump.

Sein Leben sieht also bemerkenswert gut aus. Wäre da nicht Twitter. Paul Singers Hedgefonds hat Aktien der Social-Media-Plattform gekauft. Doch da läuft es nicht ganz rund: Twitter verlor seit 2015 an der Börse 6,2 Prozent an Wert. Paul Singer will das Ruder jetzt herumreißen: Er will den aktuellen Co-Funder und CEO Jack Dorsey bei der kommenden Hauptversammlung aus dem Verwaltungsrat herausdrängen und seine Position mit einem von ihm nominierten Kandidaten besetzten.

Aus Investorensicht ist die Social-Media-Plattform ein ungeschliffener Diamant. Immer wieder verpasste es die Seite, neue Features einzuführen und somit an der Konkurrenz aus Facebook, Snapchat oder Instagram dranzubleiben. Jack Dorsey hat den Fortschritt verschlafen. Wahrscheinlich auch, weil er nicht mit Twitter, sondern dem Bezahldienst Square den Großteil seines milliardenschweren Vermögens macht. Paul Singer ist als Aktionismus-Investor bekannt. Das heißt: Er krempelt die Firmen, in die er investiert, so um, dass sie seiner Vorstellung entsprechen.

Es wäre eine ganz normale Übernahme einer einflussreichen Firma. Wäre da nicht der politische Aktivismus des neuen Käufers. Denn Paul Singer ist lautstarker Anhänger der Republikaner. Er spendete Millionenbeträge an die Partei, unter anderem an George W. Bush und Mitt Romney. In den republikanischen Vorwahlen 2016 unterstützte er Marco Rubio. Als der gegen Trump ausschied, blieb Singer seiner Partei treu. Inzwischen steht er fest hinter dem amtierenden Präsidenten.

Twitter ist eine politisierte Plattform, bei der Trump selbst oft im Mittelpunkt steht. Seine aggressiven Tweets und Diffamierungen politischer Gegner sind berühmt geworden. Er und seine Anhängerschaft propagieren Hetze und ihre rechte Vorstellung der Realität. Noch gab es vielleicht Hoffnung, dass es Twitter schaffen würde, adäquat gegen rechte Mobs und Desinformation vorzugehen. Im Besitz eines Trump-Fans wird die Plattform wohl kaum die Wende schaffen.

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5 Kommentare

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  • Twitter ist unwiderbringlich kaputt. Schon seit langem wurden rassistische Tweets kaum verfolgt. Stattdessen wurden reihenweise antifaschistische Accounts gesperrt, infolge von kampagnenartigen Meldungen, die von rechten Accounts ausgingen.

    Mit Mastodon existiert schon länger eine Alternative: Community-basiert, nicht von kommerziellen Interessen geleitet und dezentral. Rechte Accounts oder einzelne Instanzen werden zuverlässig von der großen Mehrheit gesperrt und so aus dem föderierten Netzwerk weitgehend ausgeschlossen.

    • @harryruhr:

      Und man bleibt dort sicher in seiner Blase? Aus meiner Perspektive ist gerade der fast völlig ungezügelte Meinungskampf genau der Sinn von Twitter - nebst der Verbreitung des aktuellsten Katzen-Contents, wie es seit AOLs Zeiten vornehmste Aufgabe des Internets ist.

      • @Wurstprofessor:

        Rassismus (wie auch andere Diskriminierungsformen wie z.B. Sexismus und Homophobie) ist keine Meinung, daher kann es auch keinen (gleichberechtigten) "Meinungskampf" mit solchen Ansichten geben.

  • "Denn seit 2017 ist ein Präsident an der Macht, dessen Partei er mit Millionenbeträgen unterstützt hat: Donald Trump."

    Könnte ich Quellen hierfür haben?

  • Die Behauptung, die Plattform Twitter hätte Entwicklungen verschlafen, würde ich nicht so stehen lassen. Jack Dorsey hat einfach keine Neuerungen eingeführt, die er selbst für Quatsch hält. Und man muss zugeben, es klingt unlogisch, dass eine Plattform, die so tief und fest in Sachen Neuerungen gepennt haben soll, als ungeschliffener Diamant gelte. Aus Sicht von Investoren müsste sie also ein Albtraum sein. Die Plattform ist eine der sehr wenigen, die nicht wie eine Datenkrake alles aufgreift, was ihre Tentakeln zu greifen kriegen. Und ich habe viele EULAs gesehen!



    Tracker und Crawler? Wer weiß hier mit diesen Begriffen etwas anzufangen?



    Es sind aber eben Tracker und Crawler, deren Integration in die Plattform Investoren wie Singer interessieren.



    Twitter beheimatet tausende von Künstlern, Zeichnern, Musikern, Aktivisten aller Art, oppositioneller Kräfte in aller Welt, sowohl politisch (z.B. Unternehmer) als auch aktivistisch (z.B. Naturschützer), lgbt usf. Viele könnten für Singer als zu divergent gelten. Wenn Singer da mitmischen will, dann deswegen, weil Datenbestände ein lukratives Geschäft sind, weil er sich davon Milliarden von $o$ verspricht.



    Aus politischer Sicht ist das jedoch bedenklich, weil die auf Twitter befindlichen Benutzer mit ihren Daten erpressbar werden könnten, wenn er es nur wollte. So könnte er Betroffene auf seine Linie bringen wollen.



    Und:



    Dass Datenpannen passieren können, ist eine Tatsache, die immer wieder in Beweis gestellt wird. Je mehr Schnittstellen eine Plattform hat, desto wahrscheinlicher wird es auch.



    Und wenn ein bedeutender Unterstützer eines Despoten, der Aussieht, als würde er Notepad, Mousepad, Geany oder Kate (alles Texteditoren) allesamt als "Word" bezeichnen, seinen Geldrüssel in eine solche Plattform steckt, sich der geneigte Benutzer nicht fragen sollte, ob dies nicht der Normalisierung im soziologischem Sinne dienen soll.



    Meines Erachtens nach.