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Märchen gegen GentrifizierungDer Kiezdrache wird's richten

Ein warmherziges Märchen erzählt von dem Kampf der Bewohner:innen gegen ihre Verdrängung aus dem Wrangelkiez.

Demo gegen den Rausschmiss von Gemüsehändler Bizim Bakkal im Wrangelkiez Foto: dpa

Ganz warm wird es einem im Bauch, während man die kleinen und großen Held:innen aus dem Wrangelkiez-Märchen bei ihrem Kampf gegen Verdrängung begleitet. Ihre heile Kiez-Welt, in der alles erlaubt ist, solange es gerecht ist, ist plötzlich bedroht: Prinz Durchloch, Trüffel-Liebhaber und Bösewicht par excellence, hat einige Häuser in Kreuzberg gekauft, um darin einen Feinkostladen, eine schicke Bar mit exklusiven Cocktails und ein Hotel einzurichten.

Der Prinz ist ein cholerischer Schreihals und gewohnt, seinen Willen zu bekommen. Was seine Pläne für die Bewohner*innen des Kiez bedeuten, ist ihm völlig egal. Deren anfängliche Verzweiflung weicht bald gemeinsamer Empörung, Wut und Widerstand. Niemand möchte, dass Mesut und sein Gemüseladen verschwinden oder dass Annelie ihre Wohnung und die Kleinsten ihren Kinderladen verlieren. Angesichts dieser dreifachen Bösartigkeit beschließen die Kiezheld:innen, dem Prinzen Durchloch das Fürchten zu lehren.

Unter Anleitung der alleinerziehenden Drachendame Fumara brauen sie einen Zaubertrank aus den bemerkenswertesten, eigenwilligsten und liebenswertesten Eigenschaften der Kiezbewohner*innen. Die kleine Toni kann gut malen, Stefan ist ein guter Tröster und Ritterin Tabora weiß mit ihren unglaublich alten Witzen alle zum Lachen zu bringen – zu der explosiven Mischung hat jede:r etwas beizutragen.

Ganz Kreuzberg spuckt Feuer!

Kaum ist das Gebräu ausgetrunken, geht es los: In den wütenden Kehlen grollt und poltert es, und bald zucken Blitze, Funken und Feuerwerk durch den gesamten Wrangelkiez. Die Menschen aus Kreuzberg spucken Feuer! Gleich steht die Presse bereit, um die Ängste der Bewohner:innen aufzuschreiben. Ihr Plan geht auf: Die Welt soll nicht länger glauben, dass Prinz Durchloch die liebenswerte Person ist, für die er sich hält.

Das warmherzig erzählte Antiverdrängungsmärchen mit humorvollen Illustrationen von Kattrin Liesegang zeigt, wie eine Gemeinschaft zu einem feuerspeienden Drachen werden kann, wenn es darum geht, die Vielfalt des eigenen Kiezes zu erhalten. Irgendwo zwischen Utopie, Kitsch, Pamphlet und Satire beschwört das kleine grüne Heft in Drachenhautoptik Zusammenhalt und gemeinsamen Widerstand. Natürlich gibt es am Ende ein Happy End für Fumara, Mesut und die Kinder. Und was aus Prinz Durchloch wird? Das soll ein anderes Mal erzählt werden.

Esther Borkam: „Der Kiezdrache“. Ein Märchen aus dem Wrangelkiez. Unter Mitarbeit von Kathrin Ottovay und Magnus Hengge; Illustrationen von Kattrin Liesegang; 2019 erschienen im nachbarschaftlichen Selbstverlag, nur mit Glück zu beziehen über die Nachbarschaftsinitiative Bizim Kiez und in befreundeten Buchläden der Umgebung.

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