TV-Show Queen of Drags: Shantay, you stay
Heidi Klum war erfreulich wenig in ihrem neuen Pro7-Format präsent. Sie scheint sich die Kritik aus der LGBT-Community zu Herzen zu nehmen.
Als am Donnerstag die queere Talentshow „Queen of Drags“ auf ProSieben startete, war Heidi Klum erfreulich wenig präsent. Nachdem im Sommer bekannt wurde, dass Klum in einer Show Dragqueens gegeneinander antreten lassen würde, gab es aus der LGBT-Community Kritik an der Personalie. Der Tenor war meist: Schön, dass es nach mehr als zehn Staffeln von „RuPaul’s Drag Race“ in den USA nun endlich auch in Deutschland ein vergleichbares Format gibt, aber warum ausgerechnet mit Heidi Klum?
Das deutsche Model ist mittlerweile mehr als Moderatorin und Jurorin bekannt. Seit 13 Jahren ist sie der Kopf von „Germany’s next Topmodel“. Dort fällt sie nicht unbedingt als größte Menschenfreundin auf und schreibt mit ihrer Sendung veraltete Frauenstereotype fort.
Nun kam Klum durchaus in der ersten Folge vor, doch zeitweise wirkte es gar, als sei sie der Sidekick der Jurorin Conchita Wurst und Bill Kaulitz, der in seinen Musikvideos von Tokio Hotel auch schon in Drag zu sehen war.
Zuweilen wirkte Klum, wenn sie dann doch mal gezeigt wurde, sogar unsicher. So fragte sie etwa einige der Teilnehmerinnen, ob es okay sei, wenn auch sie sich etwas doller schminken würde. „Ich will ja nicht, dass ich hinterher Ärger bekomme mit eurer Community.“
Eine kleinere Katastrophe
In der gleichen Szene beklagte sie sich über die kritische Berichterstattung, die es im Vorfeld gegeben hatte. Dem hielt Klum entgegen, sie sei offen und „tolerant für alle Menschen“. Zudem sei es „total gemein“, sie zu kritisieren, „weil ich hetero bin, weiß bin und ’ne Frau bin“.
Dass der Kern der Kritik nicht diese Identitätsmerkmale waren, beweist nicht zuletzt die in der Community vergötterte Michelle Visage – ebenfalls eine weiße Heterofrau und seit Ewigkeiten in der Jury von „RuPaul’s Drag Race“.
Doch Klum scheint sich die Kritik aus den Medien der Szene durch ihr Zurücknehmen tatsächlich ein wenig zu Herzen zu nehmen. Vielleicht ahnt sie: Ganz ohne den Rückhalt der Szene wird diese Show kein dauerhafter Erfolg werden können. Und so wirkt es so, als gäbe Klum ihre Reichweite an die Community weiter. Good job, Cutter!
Wenn Klum es nun noch schafft, mit alten Mustern zu brechen und die Künstlerinnen wertzuschätzen, statt bis zur Zerstörung zu drillen, könnte die Show tatsächlich eine kleinere Katastrophe werden, als erwartet. Weiter so, Heidi. Shantay, you stay.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Stockender Absatz von E-Autos
Woran liegt es?
Erfolg gegen Eigenbedarfskündigungen
Gericht ebnet neue Wege für Mieter, sich zu wehren
Tod des Fahrradaktivisten Natenom
Öffentliche Verhandlung vor Gericht entfällt
Wahlprogramm der FDP
Alles lässt sich ändern – außer der Schuldenbremse
Grüne über das Gezerre um Paragraf 218
„Absolut unüblich und respektlos“
Energiewende in Deutschland
Erneuerbare erreichen Rekord-Anteil