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US-Läuferin verklagt Nike„Ein System, das Frauen zerstört“

Brutale Hungerkuren, Bodyshaming und Leistungsdruck: US-Lauftalent Mary Cain bricht ihr Schweigen über das Nike Oregon Project.

„Dünner und dünner und dünner“ – Mary Cain beschreibt ihre Qualen beim NOP Foto: Charlie Neibergall/ap

Im Mai 2015, sagt Mary Cain, sei ihr klar geworden, wie das System funktioniere. Die damals 19-jährige Mittelstreckenläuferin war schon seit beinahe zwei Jahren Teil des mittlerweile wegen mutmaßlicher Dopingverstöße eingestellten Nike Oregon Projects (NOP). Nach einem schlechten Rennen habe ihr Coach Alberto Salazar vor versammelter Mannschaft vorgeworfen, zu fett zu sein.

An jenem Abend habe sie Salazar und einem anderen Projektmitarbeiter gestanden, dass sie sich selbst verletze. Die beiden antworteten, sie würden jetzt schlafen gehen. „Da habe ich begriffen: Dieses System ist krank.“ Cain verließ das NOP und gab die großen Träume von Olympia auf.

Mary Cain, heute 23 Jahre alt, galt in den USA als großes Nachwuchstalent, nahm 2013 mit 17 Jahren als jüngste US-Amerikanerin aller Zeiten an einer Leichtathletik-WM, damals in Moskau, teil. Sie schloss sich dem NOP an, dem sie heute vorwirft, ihre Karriere ruiniert zu haben.

„Dünner und dünner und dünner“ habe sie für ihren Trainer, den mittlerweile wegen Dopings für vier Jahre gesperrten Alberto Salazar, werden sollen. Weniger als 52 Kilo auf 1,70 Meter habe sie wiegen sollen. „Ich bin emotional und physisch missbraucht worden.“

Magerkur und Knochenbrüche

Cain sagt auch, sie habe verbotene Medikamente zum Abnehmen erhalten und drei Jahre nicht ihre Periode bekommen. Insgesamt fünf Knochenbrüche erlitt sie in dieser Zeit. Salazars ehemaliger Assistent Steve Magness und mehrere AthletInnen bestätigten die Praktiken, bei denen offenbar vor allem Frauen brutal heruntergehungert wurden.

Mary Cain erhebt ihre Vorwürfe in einem Video der New York Times. Sie spricht klug, wirkt ruhig, gutbürgerlich, wie eine, die Rückhalt in der Familie hat und sich trotzdem über Jahre nicht wehrte. „Ich hatte solche Angst, ich fühlte mich so allein und so gefangen“, beschreibt sie es heute. „Ich fing an, Suizidgedanken zu haben, ich fing an, mich zu ritzen.“

Sie ist nicht die Einzige, die jetzt den Mut findet zu sprechen. Im englischsprachigen Raum gab es jüngst eine regelrechte Welle von Frauen, die Missstände im Sport öffentlich machen: US-Turnerinnen sprachen über sexuellen Missbrauch, Nike-Athletinnen kritisierten finanzielle Einbußen bei Schwangerschaft, US-Fußballnationalspielerinnen klagten über ungleiche Bezahlung, Ex-Sportlerinnen wie Casey Legler sprachen über mentalen Missbrauch.

„Wir haben ein System, das von und für Männer konzipiert wurde und die Körper junger Frauen zerstört“, so formuliert es Cain, die beim NOP allein von Männern trainiert wurde.

„Nike ist allmächtig“

Das Aufbäumen der Mary Cain berührt mehrere Aspekte: ein patriarchalisches Sportsystem, das erst langsam Risse bekommt. Und eines, das brutal auf Leistung getrimmt ist. Weibliche Trainerinnen allein werden wenig daran ändern. „Nike ist allmächtig“, sagt Cain über den wachsenden Einfluss des Sportartikelherstellers.

Unter Cains letztem Nike-Werbespot von 2014 kündigt ein User als Reaktion einen Boykott von Nike an. Das Video hat 24.000 Aufrufe, der Kommentar zwei Likes. Mary Cain wird wissen, gegen welchen Gegner sie da kämpft.

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31 Kommentare

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  • 6G
    6474 (Profil gelöscht)

    „Wir haben ein System, das von und für Männer konzipiert wurde und die Körper junger Frauen zerstört“,

    ^Ist halt gerade zimlich en vouge solche Statements rauszuhauen, aber so sehen männliche Mittelstreckenläufer aus:



    www.noz.de/lokales...-olympia-in-london

    ^ Haut und Knochen und ein paar Muskeln, oder sieht da irgendwer ein Gramm Fett am Körper? Insofern sehe ich zwar die Problematik des Hungerns, aber verstehe den Bezug aufs Geschlecht nicht. Die Männer scheinen sich ja genauso zu hungern, aber da ist es okay, weil ein Mann mit sowas umgehen muss? Klingt irgendwie sexistisch.

    In der professionellen Leichtathletik geht es um Rekorde. Rekorde werden aufgestellt und dann wird versucht diese Rekorde zu brechen. Kann sein, das es dadruch immer extremer wird, aber was zur Hölle hat das mit dem Geschlecht zu tun?

    Manchmal macht mich diese Argumentation echt ratlos:



    "Nike-Athletinnen kritisierten finanzielle Einbußen bei Schwangerschaft, US-Fußballnationalspielerinnen klagten über ungleiche Bezahlung, Ex-Sportlerinnen wie Casey Legler sprachen über mentalen Missbrauch."

    ^Natürlich hat man als Profisportlerin finanzielle Einbusen bei einer Schwangerschaft. Als Profisportler hat Mann wie Frau eine sehr begrenzte Lebensphase wo überhaupt eine Karriere körperlich möglich ist und dabei dann zu liefern und fertig; das kann man böse kapitalistisch und oberflächlich finden, aber genau darum gehts beim Spitzensport. Wenn ein Fußballer bei Real Madrid drei Spiele hintereinander eine schlechte Leistung bringt, dann kommt er auf die Bank, bessert er sich dann nicht, bleibt er auf der Bank und irgendwann wird er je nach Vertrag, mit oder ohne Abfindung vor die Tür gesetzt.

    Oder das Gehalt von Nationalspielerinnen: Ich finde es ja gut und absolut wünschenswert wenn Frauenfußball mehr Aufmerksamkeit erfährt, aber die Gehälter beim Fußball werden vom Markt bestimmt.

  • Das ist halt DDR-Sport auf kapitalistisch gewendet.Dazu aber scheinbar noch nicht mal professionell, sondern mit Guru-Faktor.

    • 9G
      90118 (Profil gelöscht)
      @hessebub:

      super, ddr-sport auf kapitalistisch ist ja eine total tolle parallele, 30+ jahre danach.



      gratulation!

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Ich habe kein Interview mit Mary Cain gehört oder gesehen, kann da also nicht mitreden.

    Allerdings habe ich eine klare Haltung zum Thema 'Fehler-machen-dürfen': jeder Mensch hat das Recht, Fehler zu machen. Jüngere noch mehr als ältere.

    Und ich halte es für konsequent, wenn jemand versucht, aus seinen Fehlern zu lernen. Auf seinen Fehlern zu bestehen, finde ich hingegen nicht als der Weisheit letzter Schluss.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @76530 (Profil gelöscht):

      ... als Erwiderung an @ Fancybeard.

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Wenn Frau Klosterhalfen oder Frau Hassan sich morgen vom Projekt zurückziehen würde ich das auch nicht kritisieren.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Neben dem Lob für das Vorgehen der Athletin vermag ich leider nichts Vergleichbares für die Sätze der Autorin vorzubringen. Für mich ist dies Plattitüdenjournalismus der plumpen Sorte. Gut-Böse. Frauen-Männer. Jung-Alt. (Schade, dass die Athletin weiß ist. Jammerschade.)

    Das Thema "Verführung, Verführer und Verführte" hätte so viele Facetten zu bieten. Und Tiefgründigkeit. Wenn denn denn alle Tasten der Klaviatur bedient würden ...

    Trau keinem unter Dreißig.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Respekt, dass eine Betroffene mal das ausspricht, was Menschen mit einer durchschnittlichen Sehkraft bis zum 70. Lebensjahr sehen können.

    Als ich eine bekannte deutsche Langstrecklerin kürzlich im TV sah, wollte ich den Notruf betätigen. Man hielt mich davon ab und sagte mir, eine solche Figur sei heute "normal".

    Normalität hat es offensichtlich schwer - in unnormalen Zeiten.

    • @76530 (Profil gelöscht):

      In Interviews kam sie mir nicht so rüber, als wenn Sie nicht wüsste, was sie da tut. Außerdem scheint sie den ganzen "Spaß" größtenteils selber über Sponsoren zu finanzieren. Soll Sie doch machen. Die andere Möglichkeit für Topleistungen (stand jetzt) wäre dann in Kenia zu trainieren.

  • 9G
    90118 (Profil gelöscht)

    respekt!



    sie hat ihr wichtigstes lebensziel aufgegeben, um am leben zu bleiben. eine bemerkenswerte, klare entscheidung.

  • Was will eigentlich dieser Artikel? Diese Kranken Missstände und Methoden anprangern zu wollen, das ist unbestritten berechtigt. Aber die Schuld pauschal Männern zuschieben zu wollen, das klingt wieder nach toxischem Feminismus. Männer sind genauso Opfer des übertriebenen Ehrgeizes von Funktionären. Knochenbrüche bei gewichtghebenden Knaben, Tote bei der Tour de France, ... Mir gehen dies pauschal Männer diffamierenden Artikel wirklich gegen den Strich. Kann man nicht einfach sachliche Kritik ohne ideologische Spitzen üben?

  • Geht es den Männern im Leistungssport denn besser? Sicherlich sind hier einige rote Linien überschritten worden, aber dass man sich für eine kurze Zeit an der Weltspitze eigentlich immer komplett kaputt machen muss dürfte doch eigentlich niemanden mehr überraschen.

    • 9G
      90118 (Profil gelöscht)
      @winter:

      kapitalismus ist so leicht zu verstehen.



      wer nicht mitmacht, ohne ihn gleich abschaffen zu wollen, wird mit zynismus und hähme behandelt.



      immer von leuten, die kaputt als preis für irgendwas akzeptieren.

      • @90118 (Profil gelöscht):

        Winter spricht, wie es gerade modern ist, von roten Linien. Er (der Winter...) akzeptiert es also -ja meiner Meinung nach- nicht. Er will nur auch die Männer mit einbezogen sehen und fragt nach. Das provoziert Sie, andere provoziert ein Leben, wo es für eine Seite keine "Unschuld", sondern nur selber schuld da Patriarchat gibt.

        • 9G
          90118 (Profil gelöscht)
          @martin.a.d:

          tja, die männer. aber wirklich egal, für wen, kaputt machen zwecks weltspitze als selbst dran schuld zu behandeln ist zynismus der unwitzigen, destruktiven art.

  • Leistungssport ist ein hartes Geschäft. NOP bringt eben keine Mitläufer raus, die dann an Olympia teilnehmen, sondern Athleten, die Medallien gewinnen und die Ostafrikaner schlagen können. Dazu scheint man "Weniger als 52 Kilo auf 1,70 Meter" zu brauchen, ich habe zumindest in den letzten Jahren keine anderen Athleten von außerhalb Kenias/Äthiopiens gesehen, die das schafften. Das NOP ist unsensibel? Ja. Die Leute wissen aber auch, was es braucht um zu gewinnen und drunter machen es die Trainer dort auch nicht.

    • @FancyBeard:

      Das System dahinter ist krank. Durch die ganze Kommerzialisierung des Sports gerät der Sinn dessen gänzlich in den Hintergrund und weicht einer perversen Geilheit auf Medaillen und Weltrekorde.

      Das äußert sich ja nicht nur bei Olympia und Co., sondern z.B. auch bei den Extremsport Sponsorings von RedBull. Allein auf Wikipedia findet man da neun Unglücksfälle mit Todesfolge.

      Die Welt wird schon nicht untergehen, wenn ein Weltrekord mal nicht gebrochen wird.

      • @Conor:

        Das hat mit Kommerzialisierung auch nur hab etwas zu tun, manche Menschen haben einfach den inneren Zwang die Besten zu sein.

        • @FancyBeard:

          Oh, hier schreibt ein typischer Toughguy, der weiß wie es läuft und zu laufen hat. Howdie Partner, nur die Besten und so :). Nike und Projekte von Nike haben natürlich nichts mit Kommerzialisierung zu tun. Es stehen dahinter zu einem großen Teil auch Ideale, alles klar. In etwas mehr als einem Monat kommt ja der rote Weihnachtsmann durch den Schornstein. Demnach ist alles möglich.

          • @Hampelstielz:

            Tut mir leid, "hab" hat irgendwie ein "l" verloren. Geld zu verdienen ist natürlih immer angesagt, aber zu zeigen, dass man zu den Weltbesten gehört oder das Maximum aus seinem Körper herauszuholen, sind das keine legitimen Ziele neben dem Geldverdienen? Sebst in der egalitärsten Gesellschaft, in der jeder "Platz" eines Rennens gleich gefeiert wird, gibt es einen, der als erster ins Ziel kommt.

            • @FancyBeard:

              Irgendwie bräuchte ich mal eine neue Tastatur:D

    • @FancyBeard:

      Und um zu gewinnen sind alle Mittel recht, inklusive Mobbing, seelische Grausamkeit, Medikamentenversuche, Doping usw? Es findet sich echt nichts das zu schäbig ist um nicht noch von wem verteidigt zu werden.

      • @Yodel Diplom:

        Ein hartes/Geschäft- manche wollen die besten sein. Finde ich pubertär. Wow ich kann schneller laufen als mein Tischnachbar. Und nun? Ich denke es gibt weitaus sinnvolle Methoden für einen Erwachsenen, um seine Seele mit Glück zu erfüllen.

      • @Yodel Diplom:

        Perfekte Zusammenfassung

      • @Yodel Diplom:

        Natürlich sind illegale Dinge nicht recht. Ich will nur aufzeigen, dass das Training in dem Leistugsbereich eben ein Ritt auf der Rasierklinge ist. Dabei geht es nicht nur um mögliche Medikamente und die physische Vorbereitung, sondern eben auch, wie im Artikel beschrieben, um psychologische Faktoren. Ja, man hätte früher einsehen müssen, dass die Art von Training bei ihr nicht funktioniert, nur so leicht lässt man sich dann seine Träume auch nicht nehmen.

    • @FancyBeard:

      Na - das ist doch alles in Butter -



      Auf‘m Kutter. 🥳

  • Sach mal so - “ studied by Bruce C. Ogilvie and Thomas A. Tutko in "Sport: if you want to build character try something else," Psychology Today (Oct. 1971) - mehr braucht es nicht •

    kurz - Der Rest ist für die Galerie. A never ending 'lie-ing-story' = pack of lies



    Däh z. B. - Die Höschenschnüffler & sonstiger Krokodilstränenschmierlapp. 👹



    Sojet halt - images.app.goo.gl/dnJU4RPPKj7DjRmL6



    & Däh - wie wahr - Die Mitte so hohl - Lichtgestalten -



    taz.de/Kolumne-Macht/!5248130/



    & “… "nicht einen einzigen Sklaven in Katar g'sehn!"



    www.youtube.com/watch?v=ZUPfm4zsVNQ

    So geht das

    Ende des Vorstehenden

    • 6G
      61321 (Profil gelöscht)
      @Lowandorder:

      .



      Tjo, bereits 12. November und s'ist nicht mehr so wahnsinnig ville compassion übrig für's Restjahr, stimmt's? Das sollte man also gut einteilen.



      Mir geht's ganz genauso!