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Die große Vertrauenskrise beim ReisenDie Welt ist aus den Fugen

Die Thomas-Cook-Insolvenz hat die Reisebranche erschüttert. Für die Unternehmen kam die Katastrophe quasi über Nacht.

Eigentlich möchte man die Sorgen nicht mit auf die Urlaubsreise nehmen Foto: imago images/imagebroker

D ie Welt ist aus den Fugen. Die Insolvenz der Traditionsmarke Thomas Cook hat die touristische Branche erschüttert, die Reisenden nachhaltig verunsichert. Auch wenn sich das Desaster angedeutet hat und der älteste Reisekonzern der Welt seit vielen Jahren ums Überleben kämpft: Urlauber, Hoteliers, Airline standen Knall auf Fall vor der Katastrophe. Verschlossene Gästezimmer, Urlauber in der Hotellobby festgesetzt, Stress am Flughafen, hässliche Szenen – die „kostbarsten Wochen des Jahres“ ein einziges Desaster.

Verunsicherung, ob irgendeine Staatshilfe oder Versicherung greift. Wer zahlt die Kosten für die noch nicht beglichene Hotelrechnung, wann kann ich zurückfliegen, und reicht die für deutsche Urlauber obligatorische Insolvenzversicherung bei einem Giganten der Branche? Wem kann man eigentlich noch vertrauen? Wer seinen Urlaub in die Hände ausgewiesener Experten legte, bequem, aber vor allem sicher verreisen wollte, steht plötzlich vor dem Nichts. Die Pleite von Thomas Cook schürt Ängste und die azurblaue Reisewelt verliert den Boden unter den Füßen.

Ein Einschnitt, der drastisch zeigt, dass sich die Tourismusbranche in einer tiefgreifenden Umwälzung befindet. Es könnten ihr noch viele Akteure zum Opfer fallen. Das traditionelle Geschäftsmodell zieht nur noch eingeschränkt. Der Markt ist stark ausdifferenziert. Für die meisten Reisenden zählt nur eines: einen möglichst günstigen Preis zu bekommen – bei höchstmöglicher Flexibilität. Weil Onlineportale dieses Bedürfnis am besten bedienen, verlieren Reisebüros, die die Angebote der Reiseveranstalter vermitteln, an Boden.

Darüber hinaus drückt der anhaltende Trend zum Last-Minute-Urlaub die Gewinnspannen der Veranstalter, die die Reisen billiger verkaufen müssen als geplant. Denn bevor sie auf bereits eingekauften Hotelkapazitäten und Flugtickets sitzenbleiben, verkaufen sie sie in der Regel für weniger Geld. Hinzu kommt: Reisen, zumindest der Trip mit dem Flieger, ist vor dem Hintergrund der Klimadiskussion immer weniger Statussymbol.

TUI, der weltgrößte Reisekonzern, konnte seine Urlauberzahl im Sommer nach eigenen Angaben auf dem Niveau des Vorjahres halten. Der durchschnittliche Reisepreis sei um ein Prozent gestiegen, teilte der Konzern mit. Cashcow für die Tui ist das Segment der konzerneigenen Hotels, aber vor allem die Kreuzfahrt, also Pauschaltourismus in vollendeter Form.

Wie lange der Boom dieser Dreckschleudern auf den Weltmeeren noch anhalten wird, steht auf einem anderen Blatt. Sicher ist: Die Kreuzfahrt wird von der Klimadiskussion ausgebremst werden – ebenso wie die kommenden Reiseweltmeister China und Indien. Die Tourismusindustrie braucht neue, nachhaltige Geschäftsmodelle.

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Edith Kresta
Redakteurin
Schwerpunkte: Reise und Interkulturelles. Alttazzlerin mit Gang durch die Institutionen als Nachrichtenredakteurin, Korrespondentin und Seitenverantwortliche. Politologin und Germanistin mit immer noch großer Lust am Reisen.
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3 Kommentare

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  • Sach mal so.

    Werte Frau für “…immer noch Lust am Reisen …“ Newahr.



    Mir kommen die Tränen - ob ehra - öh “Welt aus den Fugen.“



    Normal Schonn.

  • Wieso sollte eine Klimadiskussion in Europa (bzw. Teilen von Europa) Auswirkungen auf Reisegewohnheiten in Asien haben eher steigen die da an wenn in Europa auf einmal weniger Flugzeuge gebraucht werden. z.Z. ist der Limitierende Faktor doch die Produktionskapazität der Flugzeughersteller die bloss langsam gesteigert werden kann bzw das 737 Grounding..........

  • Dass die Welt aus den Fugen ist, wird an der Tourismusbranche festgemacht?

    Dann ist sie tatsächlich aus den Fugen.

    Die "taz" sollte endlich mal aufhören, von ihrem seit den 80ern bestehenden Abenteuerspielplatz 'runterzukommen.

    Wenn ich die "taz" lese, gibt es permanent diesen zwanghaft lustigen Duktus. Als ob diese Zeitung das, was sie berichtet, nicht wirklich ernstnimmt.

    Es passiert aber.

    Bitte werdet ernstzunehmender!