Reiseveranstalter wird eingestellt: Endgültiges Aus für Thomas Cook

Vor knapp zwei Monaten stellte der deutsche Reisekonzern Insolvenzantrag. Jetzt ist sicher: Für das Unternehmen als Ganzes gibt es keine Zukunft mehr.

Ein Flugzeug von Thomas Cook dreht auf der Landebahn von Las Palmas

Nach Las Palmas fliegen: In Zukunft ohne Thomas Cook Foto: Borja Suarez/reuters

BERLIN dpa/taz | Das Aus für den insolventen deutschen Reisekonzern Thomas Cook ist endgültig beschlossen. Der Veranstalterbereich mit den Marken Neckermann Reisen, Air Marin und Thomas Cook Signature wird kommende Woche eingestellt, wie Julia Kappel-Gnirs aus dem Team der vorläufigen Insolvenzverwalter am Donnerstag mitteilte.

„Mit Eröffnung des Insolvenzverfahrens voraussichtlich kommender Woche erhalten die betroffenen Mitarbeiter die Kündigung. Sie sind darüber informiert“, sagte sie. Dabei handele es sich um weniger als die Hälfte der insgesamt etwa 2.100 Beschäftigten. Durch Verkäufe von Unternehmensteilen werde die Zukunft von mehr als 1.000 Mitarbeitern gesichert.

Die deutsche Thomas Cook war in den Sog der Pleite der britischen Mutter geraten und hatte am 25. September einen Insolvenzantrag gestellt. Mitte November wurde bekannt gegeben, dass alle Reisen gestrichen werden – selbst wenn sie bereits ganz oder teilweise bezahlt wurden.

Die Zahl der Buchungen bis Ende September 2020 liegt laut Unternehmen bei rund 660.000. Thomas Cook hatte die Reisen gegen Insolvenz bei der Zurich-Versicherung mit einer Deckungssumme von 110 Millionen Euro abgesichert.

Davon dürfte mehr als die Hälfte für die Kosten der Rückholung von 140.000 Reisenden nach der Insolvenzanmeldung abgehen. Auch für abgesagte Reisen werden sehr hohe Entschädigungen fällig. Reicht diese Deckungssumme nicht, bekommen die Betroffenen den Schaden nur zum Teil oder gar nicht ersetzt.

Größe des Unternehmens schreckte Investoren

Nach Angaben der vorläufigen Insolvenzverwalterin wurde nach dem Insolvenzantrag versucht, „unter hohem Zeitdruck eine Gesamtlösung für das Unternehmen zu finden. Das war eine Herkulesaufgabe“, sagte Kappel-Gnirs. „Es gab eine Vielzahl von Interessenten, aber viele sind vor der Größe des Unternehmens und den Kosten der Anlauffinanzierung zurückgeschreckt.“

„Es ist ein trauriges Ende für Mitarbeiter und Kunden, denen wir keine Fortführungslösung im Ganzen bieten können“, sagte die Geschäftsführerin der deutschen Thomas Cook, Stefanie Berk.

Für Teile des Unternehmens gibt es bereits Käufer. So übernimmt der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof 106 der 126 Reisebüros. Dadurch werden den Angaben zufolge mehr als 500 Arbeitsplätze in dem Bereich gesichert.

Der türkische Reiseveranstalter Anex Tour erwirbt den Türkeispezialisten Öger Tours und den Last-Minute-Anbieter Bucher Reisen mit 84 Mitarbeitern. Beide Deals stehen unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Kartellbehörde sowie des Gläubigerausschusses von Thomas Cook.

An der Hotelmarke Sentido und der Reisebüro-Franchisemarke Holiday Land hat Konkurrent DER Touristik Interesse. Interessenten gibt es wohl auch für die Marke Neckermann Reisen, die für Pauschalreisen schlechthin steht. Verhandlungen laufen zudem für die nicht insolvente Call-Center-Tochter in Bochum mit etwa 500 Beschäftigten.

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