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Begpacking – ohne eigenes Geld reisenTourismus als Betteltour

Der Begpacker ist der schmarotzende Bruder des Backpackers. Als Schnäppchenjäger jettet er um den Globus – und hält uns allen den Spiegel vor.

Nice Bag! Foto: Unsplash/Yogesh Pedamkar

„Wir wollen euch auf ein großes Abenteuer mitnehmen. Ein Fest des Lebens, wenn wir frei über Berge, am Meer entlang und durch Metropolen fahren. Wir werden die Schönheit dieses Planeten und seiner Bewohner zeigen, aber auch die Hässlichkeit“, schreiben Cat und Elena auf Instagram. Sie wollen ihre Follower mitnehmen nach Afrika. 10.000 Euro benötigen sie für „das Fahrrad und Ausrüstung, Verpflegung und Unterkunft (falls erforderlich), Internet und SIM-Karten in jedem Land, um euch auf dem Laufenden zu halten, Versicherung, Notfälle“. Die Reaktionen sind nicht wie erhofft: Empörung schlägt den beiden im Internet entgegen. Sie werden als egoistische Schmarotzer beschimpft.

Dabei hatten es Cat und Elena doch so gut gemeint, jedenfalls ist dies ihre eigene Sicht. Sie wollten nicht den normalen Deal eingehen und für Tourismusveranstalter posieren oder Outdoor-Kleidung anpreisen: „Wir könnten modeln und schnell Geld verdienen, aber wir wollen nicht für Konsum werben“, schreiben sie. Daher setzen sie nun aufs Crowdfunding: Sie wollen über die Welt so ungehindert erzählen wie eine öffentlich-rechtliche Institution, die finanziell unabhängig ist. Spendet uns frei! Aber nun werden sie als Begpacker beschimpft.

Begpacker – von to beg, betteln – sind die neuste Stilblüte im touristischen Kosmos. In sozialen Medien kursieren Fotos von Reisenden, die in vorwiegend südostasiatischen Ländern um Geld für ihre Weltreise betteln. Sie sind jung, kommen aus westlichen Ländern. Sie machen Musik oder verkaufen Postkarten und Reisebilder; manchmal bieten sie gegen eine freiwillige Spende Umarmungen an oder sie sitzen in Phuket, Kuta oder Saigon einfach nur mit einem Schild auf der Straße: „Helft uns, um die Welt zu reisen“ oder „Ich reise ohne Geld um die Welt. Bitte unterstützt meinen Trip“.

In Thailand werden Reisende bereits seit mehreren Jahren bei der Einreise gefragt, ob sie über genügend finanzielle Mittel für ihren Trip verfügen – ein Vorgehen, das in reichen Ländern wie den USA, Neuseeland und auch in Europa längst normal ist. Bali sieht sich nun offenbar ebenfalls gezwungen, Maßnahmen gegen „Begpacker“ zu ergreifen und bettelnde Touristen an ihre jeweils zuständige Botschaft zu übergeben.

Dabei ist das Phänomen nicht neu. Schon die Indienfahrer, rucksackreisende Hippies strandeten manchmal mittellos und bekifft zwischen der Türkei und Afghanistan oder feilschten auf dem Markt in Lima ausdauernd um ein Stück Butter, um den Reiseetat nicht übermäßig zu belasten.

Überlebenstourismus für die globale Mittelschicht

Ohne Geld, einen Rucksack geschultert und den Boxermischling Feldmann an seiner Seite, machte sich der Autor Michael Holzach 1980 auf die Reise durch Westdeutschland. Andreas Altmann wanderte ohne Geld 33 Tage von Paris nach Berlin. Von Pump zu Pump, von Weiler zu Weiler, von dem „Secours catholique“ zur Bahnhofsmission. Holzach und Altmann machten daraus viel gelesene Reisebücher.

Die heutigen Begpacker haben wahrscheinlich ähnliche Träume; sie wollen die Welt von unten sehen, wollen aussteigen, Neues erleben und ihren Wünschen folgen. Vor allem aber wollen sie endlos reisen, ohne oder mit ganz wenig Geld.

Reisen ist heute für die globale Mittelschicht, zu denen die Begpacker gehören, kein Luxus mehr. Wer exzessiv reist, gilt als weltoffen, wer sich überall auf der Welt zu Hause wähnt, wird als Kosmopolit betrachtet. Und wer als besonders originell gelten will, surft heute im Pazifik und speist morgen in einem pittoresken Lokal in Umbrien oder einer Wellblechbude in São Paulo. Oder er bettelt in Pattaya, weil er auch die Zumutungen des Armseins ausloten will. Überlebenstourismus, auch ein Kick.

„Das Phänomen Begpacking ist für den Tourismus eine Katastrophe“, sagt Jürgen Schmude, der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Tourismusforschung. „Tourismus ist für viele Länder ein wichtiger Wirtschaftszweig – das funktioniert aber nur, wenn Touristen Geld in das Reiseland bringen, und nicht, wenn sie es von der einheimischen Bevölkerung erbetteln.“ In den Gast­geberländern könne Begpacking als neue Form der Ausbeutung aufgefasst werden. In ein armes Land zu reisen und dann auch noch von den Einheimischen Geld zu erbetteln sei pervers und respektlos gegenüber den Gastgebern. „Ich fasse Begpacking als Maximierung von Egoismus und Individualismus auf.“

Begpacking ist eine neue Form der Ausbeutung. Europäer reisen in arme Länder, um die Einheimischen anzubetteln

Der Begpacker ist eine Karikatur des Touristen, ein vollends irr gewordener Schnäppchenjäger, ein unsympathischer Schmarotzer – der aber uns alle spiegelt. Immer mehr, immer billiger: Rücksichtslos gegenüber anderen und der Natur surfen wir um den Globus. Die Welt erscheint wie ein Dorf, das nur auf uns wartet. Schon lange übersteigen die touristischen Zuwachsraten alle wohlmeinenden Versuche und Projekte, den internationalen Tourismus umwelt- und sozialverträglicher zu gestalten.

Vor den Fridays-for-Future-Demonstrationen und der Erfindung des Wortes „Flugscham“ schienen sich nicht viele für die Verwüstungen zu interessieren, die der Tourismus hinterlässt. Was scheren uns Dumpingangebote, die auf dem Rücken der Beschäftigten erzeugt werden, oder Billigflieger, die an Löhnen und Personal sparen und die Luft verpesten, oder die Kreuzfahrtschiffe, die das Meer verschmutzen und die angefahrenen Orte überfordern? Wir wollen Spaß, Abwechslung, Vielfalt. Es ist müßig, den Begpacker moralisch zu verurteilen. Er reiht sich nahtlos ein in die bewusstlose, ganz normale Wohlstandsverwahrlosung und Anspruchshaltung.

Und überhaupt: In Zeiten von Crowdfunding für Zeitungen, für Ideen, für den deutschen Wald kann das Betteln zur Erweiterung des eigenen Ichs durchaus als Alternative erscheinen. Hauptsache, man ist so naiv, ichbezogen und schlicht, um von der eigenen Mission völlig überzeugt zu sein.

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26 Kommentare

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  • In einigen Staaten ist öffentliches Betteln verboten (was ich nicht gut finde!).



    Aber wenn europäische Beamtenkinder hordenweise asiatische Straßenecken belagern, erscheinen gewisse administrative Reaktionen unvermeidlich...

  • 0G
    05653 (Profil gelöscht)

    Hier in Deutschland sieht man die Jugendlichen, die seit Jahren auf der Strasse schlafen nicht. Aber wenn sie in Thailand auftauchen, wird über sie berichtet. Der deutsche Tourist verkörpert immerhin den guten Ruf seines Vaterlandes. Nur hat Pappi für seine Kinder nichts übrig. Sie könnten seinem guten Ruf schaden.

    • @05653 (Profil gelöscht):

      Es geht ja nicht um die Jugendlichen die hier auf der Straße schlafen. Die haben ganz andere Probleme und wahrscheinlich auch nicht das Geld um sich ein Flugticket für eine Reise in ein Entwicklungsland zu kaufen.



      Die Formulierung " ...guten Ruf seines Vaterlandes", würde ich auch nochmal überdenken.

  • Sorry Edith, was für ein schlechter Artikel auf Stammtischniveau. Auch die Kommentarspalte zeigt, ein Artikel für den Normalos und Selebstverliebte, die die Welt lieber mit TUI und Co ausbeuten.

    • @TobiasK:

      Sorry, aber ich war schon öfter in Westafrika (ohne TUI oder dergleichen) und kenne die Lebensverhältnisse dort sehr gut. Die Vorstellung das europäische Touristen versuchen versuchen würden, sich dort bei Menschen die am Existenzminimum leben durchzuschnorren ist das Letzte. Das ist auch eine Form von Ausbeutung indem man versucht, die Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft zu missbrauchen. Das kann man meinetwegen in Europa oder Nordamerika versuchen, aber nicht in Entwicklungsländern.

    • @TobiasK:

      Sorry, aber was hat Workpacking mit TUI & Co



      zu tun.



      Ausbeutung desgleichen...

    • 6G
      61321 (Profil gelöscht)
      @TobiasK:

      .



      Oha, jemandem der kleine Zeh getroffen. Einfach konsequent weghören und nicht so schwer nehmen

    • @TobiasK:

      Auch wenn ich nicht ganz verstehe, wie Sie das meinen - irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass uns manche das Begpacking als eine "Absage an die kapitalistische Tauschlogik" darstellen wollen. Ist bloß mal so'n Gedanke am Rande.

  • Mich spiegeln diese abwegigen Typen nicht.



    Ansonsten danke, für diese klare Beschreibung:



    "Der Begpacker ist eine Karikatur des Touristen, ein vollends irr gewordener Schnäppchenjäger, ein unsympathischer Schmarotzer – der aber uns alle spiegelt."

    • @Trabantus:

      Der Satz gefiel mir auch ganz besonders.

  • An Schamlosigkeit und Unverschämtheit nicht mehr zu überbieten. Das machen doch nur Menschen die überhaupt keine Vorstellung von Armut haben. Zumindest werden sie für Belustigung sorgen, wenn sie als Europäer mit einem Schild " gib mir Geld damit ich die Welt bereisen kann" auf der Straße in einer afrikanischen Metropole sitzen. Die bekommen höchstens Ärger mit den Leuten aber nicht einen Cent. Wohlstandsidioten.

  • Hab die Begpacker selbee mehrmal in Thailand gesehen. Ein junger Deutscher steht vorm Einkaufszentrum, erklärt mir sein Projekt und mir schäumt einfach nur die Galle. 100 Meter weiter wohnen Thais in einfachsten offenenen Hütten am Straßenrand in bitterer Armut ohne fließendes Wasser und von denen ist keiner am betteln...In einem Land in dem man an jeder Ecke Armut findet ist es meiner Meinung nach absolut widerlich sich seinen Urlaub zu erbetteln. Wer nicht bereit ist was zu tun der braucht auch nicht zu reisen.

  • "Wohlstandsverwahrlosung und Anspruchshaltung"



    ·D a s· hat der reiche Westen also "hervorgebracht" – na dann.



    Was sind wir doch tolle Hechte … an der Zertrümmerung der Welt wird unverdrossen gearbeitet.



    "Non-violent communication" – das neudeutsche Wort für Leck-mich-am-Arsch-Gefühl, was kümmert mich der Rest der Welt.



    Wir können doch stolz sein auf unsere Nachfolger … und für die sollen wir den Planeten retten?!



    Lassen wir's doch lieber bleiben und fliegen und fressen einfach weiter Fleisch …



    "Wohlstandsverwahrlosung und Anspruchshaltung"



    Früher ohne Bezahlung und völlig selbstverständlich bei Freunden in Lindau gemacht: ein Wochenende für Kost und Logis Wein gelesen. So what?!



    Muss ja heute mindestens Indien oder Afrika sein… Hirnlos.

  • Begpacking ist schon im Titel schön als Schmarotzen erklärt.



    Alternativen siehe weiter unten

    • @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

      Wolf Haberer und meine Wenigkeit

  • 6G
    61321 (Profil gelöscht)

    In Zeiten, in denen die Kids ohne eigenes dickes Konto und ohne eigene erarbeitete Reserven von den Eltern oder der Oma regelmäßig die Flugtickets bezahlt bekommen, notfalls sogar die Notevakuierung, im Fall dass das Söhn- oder Töchterlein von Dengue-Fieber auf die Matte geworfen wurden, kann man natürlich herrlich befreit und easypeasy die Welt erobern. Das Reihenhäuschen, in dem die Alten derzeit noch hausen, und das einem ja eh eines Tages überschrieben wird und das kleine Share Package von Pappi, ebenfalls für später bereit gehalten, werden dereinst den Verdienstausfall für die fröhlichen Jahre U30 einigermaßen kompensieren.



    Es geht aber natürlich auch anders. Man kann, und man konnte es immer, wo man hin kommt seine Arbeitskraft und Kompetenzen anbieten und sich somit auf anständige Weise durchfuttern. Not the least shame involved. Entweder man ist da erwachsen genug, das ganz auf eigen Faust jeweils vor Ort zu organisieren, früher ist man ja auch umstandslos und ohne Planung für zwei, drei Monate ohne Planung nach Südfrankreich und Portugal zur Wein- und Olivenernte, oder man macht halt klassisch WWOOFing und ist mit den tausenden gelisteten Möglichkeiten rund um den Globus bestens bedient. Dass da sowohl auf Seite der Anbieter von Jobs, als auch auf Seiten der WWOOFer jede Menge Nieten sind, (letztere sind häufig erschütternd kompetenzlos, Juggling und Poi skills helfen nunmal nicht weiter, wenn wieder Brot gebacken oder der Zaun der Schafweide repariert werden muss), ist dabei unvermeidlich. Einzig die Viel-Rumfliegerei bleibt eines der Kernprobleme. Die geht halt eigentlich gar nicht mehr, aber den Teufel wird man tun und in der Szene auch nur einen Gedanken daran verschwenden, geschweige denn sich irgendwelche Vorwürfe anhören oder machen lassen, denn: Non-violent communication geht schließlich über alles!

    • @61321 (Profil gelöscht):

      Wwoof ist nicht kostenlos und in vielen Fällen erwarten die Familien eine zusätzliche tägliche Spende. Außerdem gibt es kein Geld für die Arbeit.



      Bezahlter Job ist da schon schwieriger. Und legal in den seltensten Fällen, da keine Arbeitserlaubnis. Je nach Land ist es unmöglich das Geld für Visa und Verpflegung mit normaler labour Arbeit aufzubringen.



      Bei fast jedem Job der mir je (in einem Land ohne Arbeitserlaubnis) angeboten wurde geht es um Drogen, Gold, Schmuck oder Menschenschmuggel.



      Ich hab mal auf dem Bau gearbeitet, knapp über ein euro am Tag. Zum überleben voll ok aber mit einem neuen Visa wird das ao nichts.

      Da freue ich mich um jeden Cent der den stereotypen vielflieger tui pauschal Touris abgebettelt wird. Egal wo auf der Welt.

      Und egal wie letztlich das nötige Geld aufgebracht wird, ist Mensch dann Teil einer Bevölkerungsschicht die sich für 'normal' Touris niemals öffnet.

      Alternative wäre noch eine Zeit in reichen Ländern zu verbringen irgendeiner sinnlosen Lohnsklaverei nachzugehen um sich alle paar Monate einen Urlaub leisten zu können. Dann mal raus, egal wo hin, irgendwo hin fliegen. Dort kann man sich dann über die Leute aufregen die davon leben reiche Touristen zu nerven, ihnen kram verauchen zu verkaufen oder sie anbetteln. Und hin und wieder sind Ausländer nun mal auch in der Situation.

      Für mich persönlich war es immer so, dass ich meinen Konsum weitestgehend runter geschraubt hab. Aber wer sich mal satt essen will, oder annähernd gesund ernähren, dwr/dem gönne ich das, aber muss halt leider irgendwie Geld auftreiben



      Habe viel von den Menschen um mich rum gelernt, die von Geburt an gezwungen sind dieses menschenunwürdige Leben führen zu müssen. Die mich als einen von ihnen aufgenommen und respektiert haben. Obwohl ich die Chance hätte, gehen zukönnten und in Europa leben, mit sozialer Absicherung, unendlich essen, studiert hab ich auch. Alles das werden sie leider niemals haben.

      by the way, bin ohne fliegen unterwegs

      • @schrat:

        Wie lautet ihr Insta-Nick?

      • 6G
        61321 (Profil gelöscht)
        @schrat:

        .



        Gefällt mir, Ihre bewusste Art zu reisen und woanders zu sein.



        Bon voyage - wo immer es Sie noch hin verschlägt!

    • @61321 (Profil gelöscht):

      …anschließe mich.

      • @Lowandorder:

        Monsieur lowandorder,



        Anschliesse mich ist nicht mein Ding, aber ich bin auch einverstanden.



        Ich schliesse mich dem an.



        Nichts für ungut

    • 0G
      05653 (Profil gelöscht)
      @61321 (Profil gelöscht):

      Wegen Überwachungsstaat und Fremdenfeindlichkeit, aber auch wegen dem bargeldlosen Zahlungsverkehr wird die Arbeitssuche immer schwieriger. Das kann man mit früher nicht vergleichen. Auch Arbeiten wie Obsternte und Weinlese sind durch osteuropäische Arbeitskräfte auf menschenunwürdige Lebens -und Arbeitsbedingungen kommerzialisiert. Was noch geht ist Käserei im Sommer auf der Alm in der Schweiz oder Küstenfischerei in Estland. In Osteuropa, aber auch in Nordamerika ist noch ziemlich einfach kurzfristig Arbeit zu finden. Dort wird Arbeit noch als wertschöpfende Leistung betrachtet, eine sogenannte win-win-Situation. In Westeuropa ist es teilweise unmöglich Arbeit zu finden, da man als Arbeitssuchender bereits als Sozialschmarotzer abgestempelt wird. Hier ist Arbeit ein gesellschaftliches Statussymbol und die Frage wie man seinen Lebensunterhalt bestreitet eine Klassifizierung, wo man denn seinen Gesprächspartner gesellschaftlich einordnen kann.

      • 6G
        61321 (Profil gelöscht)
        @05653 (Profil gelöscht):

        .



        "Das kann man mit früher nicht vergleichen."



        Sie erwähnen ganz richtig, und das ist schon wichtig, dass heute, im Gegensatz zu vor dreißig, vierzig Jahren, Massen von Menschen hin und her migrieren, immer der Arbeit hinterher. Und auf der Straße und eventuell auf den schwarzen Hilfsarbeiter-Märkten treffen die dann natürlich vermehrt flüchtig auf unsere sich verwirklichenden pseudo-ausgestiegenen Millennials mit Twitter und Instagram Account, aber auch auf Rucksack-Reisende auf "ernsthafter" Jobsuche, die für sie eine ernsthafte Konkurrenz darstellen können. Da ist es dann vielleicht noch eine der harmloseseren Varianten für alle, wenn die bourgeoisen westeuropäischen Backpacker sich innerhalb des alternativen Touri-Systems verdingen, und z.B. in Hostels Zeit-Jobs übernehmen.



        Das mit der estnischen Küstenfischerei klingt exotisch und spannend. Schon mal gemacht?

        • 0G
          05653 (Profil gelöscht)
          @61321 (Profil gelöscht):

          Küstenfischerei in Estland kann ich nur empfehlen, obwohl es ein aussterbender Beruf ist. Viel Geld verdient man nicht, die Arbeit ist hart auf dem Wasser und zeitaufwendig an Land die Netze zu flicken und zu reinigen. Aber es ist eine erfüllte Zeit. Ich war in Karepa, einem kleinen Dorf östlich von Tallin. Es gibt auch Touristenlizensen für 10€\Monat und 70m Netz,aber dann müssen sie schon genau wissen, wo der Fisch ist.

    • @61321 (Profil gelöscht):

      Bis eben wusste ich noch nicht, was WWOOFing ist. Ich habe es gegoogelt und weiss jetzt ein bisschen mehr.



      Ich hätte als Alternative Workpacker in den Raum gestellt, habe ich selbst gelebt, dabei Französisch gelernt, was mir jetzt, in Frankreich lebend, enorm hilft.



      Unser Sohn war für 1 Jahr mit Work&Travel-Visum in Japan



      Usw...

  • Eine interessante Sichtweise auf die umsichgreifende Umsonst-Kultur. Finde das für mitteleuropa okay, aber in anderen deutlich ärmeren Regionen der Welt gebietet es der Anstand für Essen, Trinken und Übernachtungen angemessen zu bezahlen.