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Buch über „Ibiza-Affäre“Schampus, Schwarzgeld und FPÖ

Zwei Journalisten der „SZ“ zeichnen in einem Buch die Hintergründe des skandalösen „Ibiza-Videos“ nach. Strache sieht sich durch den Inhalt entlastet.

Die Journalisten Bastian Obermayer (l.) und Frederik Obermaier arbeiten im „SZ“-Investigativressort Foto: dpa

Drei Monate nachdem das inzwischen weltbekannte „Ibiza-Video“ online ging, haben zwei der an der Aufdeckung beteiligten Journalisten ein Buch nachgelegt. „Die Ibiza Affäre“ zeichnet akribisch nach, wie die Quelle des heimlich aufgenommenen Videos ihr Material zögernd und schrittweise aus der Hand gab. Vom Erstkontakt bis zur Veröffentlichung vergehen rund zehn Monate.

Die Quelle bleibt geheim, der Inhalt ist bekannt: Der damalige Chef der FPÖ, Heinz-Christian Strache, und sein Parteifreund Johann Gudenus, damals Vizebürgermeister von Wien, sind im Sommer 2017 in einer gemieteten Villa auf Ibiza zu Gast und versuchen dort, eine als russische Oligarchennichte Aljona Makarowa eingeführte Frau dazu zu bringen, ihr Schwarzgeld in die FPÖ zu investieren. Einmal an der Macht, würde man ihr unter anderem zu fetten Staatsaufträgen verhelfen. Nach Bekanntwerden des Videos Mitte Mai trat Strache als Vizekanzler zurück, und Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) stolperte über einen parlamentarischen Misstrauensantrag.

Bisher bekannt sind nur sieben Minuten einer insgesamt über siebenstündigen Aufzeichnung eines Abends, bei dem reichlich Champagner, Wein und Straches Lieblingsmix Wodka-Red-Bull flossen. Strache versuchte daher, seine großsprecherischen Geschäftsideen als „b’soffene G’schicht’“ zu verharmlosen. Seine Einladung zur Korruption sei aus dem Zusammenhang gerissen.

Genau das wird in dem Buch der beiden Autoren von der Süddeutschen Zeitung widerlegt. Den ganzen Abend war Strache immer wieder auf sein zentrales Anliegen zurückgekommen: Die vermeintliche Oligarchin solle die Kronen Zeitung, Österreichs einflussreichstes Boulevardblatt, kaufen und der FPÖ durch freundliche Berichterstattung ins Bundeskanzleramt verhelfen.

Strache bringt den umstrittenen Unternehmer Heinrich Pecina ins Spiel, der schon „für Orbán alle ungarischen Medien der letzten fünfzehn Jahre aufgekauft und für ihn aufbereitet“ habe. Das ist zwar stark übertrieben, doch hat Pecina bei der Einstellung der letzten großen Qualitätszeitung Népszabadság eine unrühmliche Rolle gespielt.

Den Verlauf des Abends beschreiben die Autoren als Tanz, bei dem die Partner Strache und Oligarchin aufeinander zugehen und wieder zurückweichen. Es wird klar, dass vonseiten der angeblichen Schwarzgeld­investorin der Köder ausgelegt wird. Mit welchen Gegenleistungen könne sie rechnen, wenn die FPÖ in der Regierung sei. Strache meint, als Eigentümerin der Krone sei sie ohnedies eine der mächtigsten Frauen im Land.

Prahlerei und Peinlichkeiten

Immer wieder betont er, dass die konkreten Gegenleistungen mit dem Programm der FPÖ kompatibel sein müssten. Die Privatisierung des Glücksspiels sei so etwas. Und die Bauaufträge, die derzeit an den Strabag-Konzern des Hans-Peter Haselsteiner gingen. Haselsteiner ist einer der politischen Feinde Straches. Er hat einst das Liberale Forum, eine liberale Abspaltung von der FPÖ, finanziert. Und er unterstützt Herbergen und Rechtsberatung für Asylwerber.

Den ganzen Abend prahlt Strache mit seinen Kontakten und seiner eigenen Wichtigkeit. Er gibt vor, die wichtigsten Milliardäre der Republik würden ihn unterstützen, darunter der Pistolenfabrikant Gaston Glock, die Kaufhauserbin Heidi Goëss-Horten und der Glücksspielkonzern Novomatic. Alle Genannten haben das dementiert. Heidi Goëss-Horten hat, wie man seit wenigen Tagen weiß, die ÖVP von Sebastian Kurz mit fast einer Million Euro finanziert. Gegen Novomatic und Strache wird wegen Bestechlichkeit ermittelt.

Das Buch

Bastian Obermayer, Frederik Obermaier: „Die Ibiza-Affäre“. Kiepenheuer & Witsch, Köln, 2019, 272 Seiten, 16 Euro.

Peinlich für Strache sind auch seine Auslassungen über politische Gegner, denen er Drogen- und Sexorgien andichtet. Seltsam ist, dass er sich durch das Buch entlastet sieht. „Der expliziten Forderung nach ‚Korruption‘ habe ich nicht nachgegeben, was zu einer Verärgerung der vermeintlichen Oligarchennichte geführt habe“, schreibt er auf Facebook. Auf den klar dokumentierten Vorwurf der Aufforderung zur illegalen Parteispende und den „Krone-Deal“ geht er nicht ein.

Für die Autoren Bastian Obermayer und Frederik Obermaier ist die Aussage ihres Buchs aber unmissverständlich: „Noch mal: Russisches Geld, von dem die FPÖ-Männer zumindest fürchten müssen, dass es Schwarzgeld ist, soll ihrer Partei zu mehr Stimmen bei der anstehenden Wahl verhelfen. Und Gudenus fragt lapidar: „What do you want?“ Was willst du als Gegenleistung?

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1 Kommentar

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  • Die Frau, die die Oligarchennichte gegeben hat verdient zumindest ein Oskar.

    Chapeau!