Hamburgs neuer Schulentwicklungsplan: Platz für die Kleinen
Mit Neubauten und Vergrößerungen von Schulen will Hamburgs Schulsenator Ties Rabe auf die wachsenden Schüler*innenzahlen reagieren.
In der Schulbehörde hätten die Arbeiten an dem Plan schon begonnen, verriet der SPD-Politiker dem Hamburger Abendblatt. „Intern brauchen wir kein halbes Jahr mehr, um etwas vorzulegen. Dann wird es eine gründliche öffentliche Beteiligung geben.“ In früheren Jahren führten entsprechende Pläne schon zu größeren Protesten. Heute rechnet Rabe mit Wohlwollen: „Ich will ja keine Schulen schließen.“
Der letzte Schulentwicklungsplan stammt aus dem Jahr 2012 und ist längst überholt. Denn die Geburten sind rasant gestiegen. Gab es 2011 noch 16.732 Null- bis Einjährige in der Stadt, waren es 2018 mit 21.388 fast ein Drittel mehr. Hamburg sei eine familienfreundliche Stadt, so Rabe. Für alle diese Kinder wolle man nun auch „schöne neue Schulräume bauen“. Dafür wolle er mehr als 30 staatliche Schulen neu errichten und viele der bestehenden Schulen „sanieren, modernisieren und vergrößern“.
Letzteres ist ein Reizwort geworden. Vor drei Wochen legte der Schulsenator ein Konzept für „Schülerwachstum in Altona vor“. Denn dort werden 23 neue Klassen an Grundschulen benötigt. Deshalb soll es nicht nur eine neue Schule am Altonaer Krankenhaus und eine an der Bahrenfelder Trabrennbahn geben – es sollen auch sechs Altonaer Grundschulen vergrößert werden.
Mehr Kinder: 2011 gab es in Hamburg 16.732 Babies, 2018 waren es schon 21.388. Deshalb müssen bis 2025 vor allem Grundschulplätze her.
Bevor in den 1970er-Jahren die Pille eingeführt wurde, hatte Hamburg über 100.000 Grundschüler. Allein 1964 kamen rund 28.000 Babies zur Welt.
Damals gab es mehr Schulen:1980/81 gab es für 60.590 Kinder 251 Grundschulen, 2017/18 gab es für 64.311 Kinder nur noch 204 Grundschulen.
Am stärksten ist die Max-Brauer-Gesamtschule betroffen. Ihre Grundschule soll sich bis 2023 von drei auf sechs Klassenzüge verdoppeln. Am 18. Februar demonstrierten rund 400 Eltern gegen die „Megaschule“ zum Altonaer Rathaus.
Weil das Viertel durch den Wohnungsbau weiter wachsen wird, wäre auch hier eine neue Grundschule eine Alternative, beispielsweise auf einem Gelände unweit der S-Bahn Bahrenfeld, wie es die Linke mit Unterstützung der CDU in der Bezirksversammlung beantragten.
Der Plan der Schulbehörde sieht dagegen vor, dass die Aula der Max-Bauer-Schule abgerissen und durch einen mehrstöckigen Gebäuderiegel ersetzt wird. Sie verspricht einen „optimierten Schulhof“. Die Schulkonferenz der Schule ist gegen diese Erweiterung. Ihre Befürchtung ist, dass die Schule für Kinder ab der 5. Klasse kaum noch anwählbar würde, wenn sie nicht schon auf der Grundschule waren.
Die Opposition in der Bürgerschaft begrüßt den neuen Schulentwicklungsplan. „Chapeau, Herr Senator! Nun ist also doch endlich der Groschen gefallen“, kommentiert die linke Schulpolitikerin Sabine Boeddinghaus den Plan. Doch wenn der Senator es ernst meine mit einem breit angelegten Beteiligungsprozess, müsse er „sofort all seine übereilten und einsamen Planungen zurückstellen. So etwa auch den Neubau einer Campus-Schule in der Hafen City, bei der ein Teil der Schulhoffläche aufs Dach gelegt werden soll.
Doch von so einem Moratorium will die Schulbehörde nichts wissen: „Laufende Planungen werden nicht grundsätzlich gestoppt, nur weil die Schulbehörde einen neuen Schulentwicklungsplan vorlegen wird“, sagt Behördensprecherin Claudia Pittelkow. Aber die Planungen seien ja „im Fluss“, und noch nicht unveränderbar beschlossen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Trump erneut gewählt
Why though?
Harris-Niederlage bei den US-Wahlen
Die Lady muss warten
Pro und Contra zum Ampel-Streit
Sollen wir jetzt auch wählen?
Pistorius stellt neuen Wehrdienst vor
Der Bellizismus kommt auf leisen Sohlen
Abtreibungsrecht in den USA
7 von 10 stimmen „Pro-Choice“
Jüdische Wähler in den USA
Zwischen Pech und Kamala