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Werder Bremen siegt zum JubiläumWerder beschenkt sich selbst

Nach dem Pokal-Coup in Dortmund fegt Werder Bremen den FC Augsburg mit 4:0 aus dem Stadion – auch weil die jungen Offensivkräfte immer besser in Fahrt kommen.

Sind sich offensichtlich grün: Werders Doppeltorschütze Milot Rashica und Max Kruse Foto: dpa

Bremen taz | Hausmannskost oder Spektakel? Diese Frage stellte sich am Ende einer Partywoche auf den Tag genau am 120. Geburtstag von Werder Bremen. Mit dem berauschenden Pokalsieg bei Borussia Dortmund, dessen Tore zum Anheizen vor Spielbeginn nochmal gezeigt wurden, lag die Messlatte hoch.

Dass Werder spielerisch mit jedem Team mithalten kann, weiß mittlerweile jeder in der Liga. Unklar war nur: Würde die Mannschaft auch an einem trüben Sonntagnachmittag gegen den Tabellenfünfzehnten verlässlich die richtigen Mittel finden, um weiter realistisch einen Europapokalplatz anzuvisieren?

Nach zwei enttäuschenden Unentschieden gegen Eintracht Frankfurt und den 1. FC Nürnberg waren die Stimmen lauter geworden, die dieses Ziel für zu ambitioniert hielten. Anderseits: Allein die Orientierung auf dieses Ziel verleiht Werders Position im Niemandsland der Tabellenmitte im Moment noch etwas Würze.

Mit dem FC Augsburg kam so etwas wie ein Angstgegner ins Weserstadion, gegen den Werder vier seiner sieben Heimspiele verloren hatte. Im Gegenzug haben die Augsburger gegen keinen anderen aktuellen Bundesligisten öfter gewonnen.

Der sonst überbesetzte Bremer Angriff stellte sich durch die Verletzungen von Martin Harnik und Yuya Osako praktisch von allein auf. Neben Max Kruse sollten die Youngster Johannes Eggestein und Milot Rashica die tiefen Läufe hinter die Abwehr machen. In der Abwehr bekam der Routinier Sebastian Langkamp erneut den Vorzug vor Miloš Veljković. Da Werders Trainer Florian Kohfeldt großen Respekt vor den Augsburger Stürmern Alfred Finnbogason und Michael Gregoritsch hatte, ließ er seinen Sechser Philipp Bargfrede bei Augsburger Ballbesitz als fünften Spieler in die Abwehrkette einrücken.

Ziemlich viele Grüntöne

Trotz dieser Sicherheitsmaßnahme wurden die Zeichen schon nach fünf Minuten auf Spektakel gestellt. Ludwig Augustinsson fing einen Abschlag ab und über Kruses Hacke sowie Davy Klaassens präzises Zuspiel lief Rashica frei auf das Augsburger Tor zu, schlug noch einen Haken und schoss überlegt ab zum 1:0 ins kurze Eck. In der Folge taten die Augsburger zwanzig Minuten lang mehr für das Spiel als die Bremer in ihrem bereits ausverkauften Jubiläums­trikot, das 119 Euro kostet und mindestens so viele Grüntöne in sich vereint.

Doch durch einen Doppelschlag in der 27. und 29. Minute versetzten Rashica und Johannes Eggestein das Stadion endgültig in Partystimmung. Beide trafen von der Strafraumgrenze in den Winkel, Eggestein nach einem Abpraller, Rashica aus spitzem Winkel nach einem Solo.

Nur die größten Pessimisten erinnerten sich daran, dass am Tag zuvor Pokalgegner Borussia Dortmund auch noch einen Drei-Tore-Vorsprung hergegeben hatte. Einen kleinen Dämpfer gab es in der 36. Minute, als Rashica verletzungsbedingt durch Kevin Möhwald ersetzt werden musste. Der Ruf als „Chancentod“, den sich der junge Kosovare am Ende der Hinrunde erarbeitet hatte, dürfte nach seinem Kurzeinsatz mit zwei Toren endgültig verstummt sein.

Dass die Bremer ohne Gegentor in die Pause gehen konnten, verdankten sie Torwart Jiři Pavlenka, der in kurzer Folge zweimal stark mit dem Fuß gegen die frei auf ihn zulaufenden Gregoritsch und Finnbogason klärte. Szenen, in der die Werder-Abwehr sich leicht ausspielen ließ.

Ein bisschen Kitsch zum Jubiläum

Offensiv machten die Werder-Spieler nach der Pause weiter, wo sie aufgehört hatten: Mit schnellen Kombinationen brachten sie sich immer wieder in aussichtsreiche Positionen. Da auch die Augsburger weiter ihr Heil in der Offensive suchten, ergab sich ein abwechslungsreiches Spiel, dem aber die letzte Spannung und Entschlossenheit fehlte.

Den Werder-Fans in der Ostkurve schien es ganz recht, die Muße zu haben, mal ihr gesamtes Liedgut auszupacken. Werder reichte in der zweiten Halbzeit die Erkenntnis, ein überlegen geführtes Spiel auch mal ruhig und souverän nach Hause bringen zu können. Dreizehn Minuten vor Schluss machte Trainer Kohfeldt den Fans noch ein Jubiläumsgeschenk und wechselte den umjubelten Claudio Pizarro ein. Der legte dann prompt mit dem Hinterkopf zum 4:0 durch Möhwald auf. In den letzten Minuten war draußen ein Feuerwerk zu hören. Und das war dann fast zu kitschig.

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