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Kolumne LiebeserklärungLinkspartei hofiert US-Botschafter

Anna Lehmann
Kolumne
von Anna Lehmann

Sonderlich beliebt ist der US-Botschafter Richard Grenell in Deutschland nicht. Beim Neujahrsempfang der Linkspartei wurde er jedoch hofiert.

Richard Grenell wird von unerwarteter Seite umzingelt und hofiert: ausnahmsweise mal von links Foto: dpa

R ichard Grenell, seit Mai Donald Trumps Mann in Berlin, hat seit Amtsantritt nicht sonderlich viel getan, um das lädierte Image seines Präsidenten hierzulande aufzupolieren. Im Gegenteil. Mal fordert er deutsche Unternehmen auf, ihre Iran-Aktivitäten zurückzufahren, dann droht er Firmen, die sich an der russischen Gaspipeline Nord Stream 2 beteiligen, oder er erklärt den ultrarechten Breitbart News, er wolle „andere konservative Kräfte in Europa“ stärken. Dem Spiegel zufolge ist es mittlerweile recht einsam um den US-äh-Diplomaten geworden: Viele Türen hätten sich verschlossen, links von CSU und AfD wollten viele nicht mit ihm gesehen werden.

Die Frage, wer Grenell eigentlich noch empfängt, wurde vergangenen Montag beantwortet. Die Linkspartei im Bundestag hatte zum Jahresauftakt in ein Stadtbad im in die Jahre gekommenen Szenebezirk Prenzlauer Berg geladen. Und wer stand da vor der Bühne und umzingelt von Linken: Genau!

Von Berührungsängsten keine Spur. Grenell parlierte mit Außenpolitiker Stefan Liebich, Fraktionsvize Sevim Dağdelen hatte sich mit dem „Ami“ zum Tanz verabredet, und immer wieder wollten Genossen ein Foto aus der Nähe machen. Entsprechend herzlich auch der Dank Grenells auf Twitter: „Thanks to @dieLinke for the invitation and the GREAT music.“

Die Einladung stand nur scheinbar im Widerspruch zum offiziellen Programm der Linken, die „Solidarität mit Venezuela“ fordern, die den US-gesteuerten „Putschversuch“ verurteilen, die zum „Dialog mit Russland statt Kalter Krieg“ aufrufen. Nein, der Linken geht es ja auch darum, die Nato aufzulösen und durch ein „System kollektiver Sicherheit unter Einbeziehung Russlands“ zu ersetzen.

Und da treffen sich Linke und Trump respektive Grenell. Auch Trump ist kein großer Freund der Nato, hatte sie mal als obsolet bezeichnet. Auf ihrem Neujahrsempfang hat die Linke also gleich eine konkrete diplomatische Alternative in die Wege geleitet: Eingeladen waren nämlich auch der russische Botschafter in Berlin Sergei Netschajew und – wohl als potenzieller Vermittler – der schwedische. Beide hielten sich diskret im Hintergrund beziehungsweise wurden von der Linken nicht weiter ­hofiert.

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Anna Lehmann
Leiterin Parlamentsbüro
Schwerpunkte SPD und Kanzleramt sowie Innenpolitik und Bildung. Leitete bis Februar 2022 gemeinschaftlich das Inlandsressort der taz und kümmerte sich um die Linkspartei. "Zur Elite bitte hier entlang: Kaderschmieden und Eliteschulen von heute" erschien 2016.
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32 Kommentare

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  •  -Gekürzt. Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen. Die Moderation-



    ...



    Gute Kontakte zu den Botschaftern aller Länder sind letztlich überlebenswichtig. Wenn sich „links von CSU und AfD“ viele nicht mit einem amerikanischen Botschafter sehen lassen wollen, dann zeugt das doch nur von einem kranken Mix aus Beschränktheit und Überheblichkeit.

    • @Rainer B.:

      Liebe Moderation,



      nicht zum ersten Mal besteht hier eine Kolumne von Anna Lehmann gleich aus einer ganzen Aneinanderreihung von Unterstellungen. Vielleicht solltet ihr darauf auch mal Euer kritisches Auge lenken. Das wäre dann auch für die Kommune überzeugend.



      Vielen Dank im voraus!

  • Stefan Liebich ist ja bekanntlich der Atlantikbrückler bei der Linken und wird deshalb parteiintern scharf kritisiert. Solange er jedoch noch regelmäßig sein Direktmandat im Bezirk holt, traut man sich nicht, ihn vom Sockel zu stoßen.

  • „Die“Linke feiert und spaßt mit dem Nationalisten aus Amerika herum. Das ist von „miteinander reden“ weit entfernt.

    Aber es war irgendwie zu erwarten, dass die Wagenknechts die neue Kooperation von USA und Russland begrüßen, solange es um die Destabilisierung Europas geht.

    Mir fehlt da inzwischen etwas den politische Tiefgang.

    Schade, noch eine Partei, die such von der Wählbarkeit verabschiedet hat.

    Tschüss Linke. Es war gut - eine ganze Zeit lang ...

    • @Sven2000:

      Hallo FDP!

  • Mauern bauen - eh und je eine Kernkompetenz vieler linken.

    • @HomoHorticola:

      Wußte noch gar nicht, dass Donald Trump ein Linker ist.

  • 8G
    83379 (Profil gelöscht)

    Schalke wird eher deutscher Meister als das die Linkspartei im Bund an die Macht kommt, die können sich solche Spinnereien erlauben, wenn es sie glücklich macht.



    Was die nicht verstehen, Trump und Grenell hätten gerne die Sorte Frieden zwischen den USA und Russland die Europa der turbokapitalistischen neo-kolonialen Ausbeutung freigibt und politisch kastriert.



    Wenn eine Partei die sich die Linke nennt daran ein Interesse hat, nunja...

  • Vielleicht sollte der Mann es einfach mal mit der diskriminierungs-Schiene versuchen und sich öffentlich darüber pikieren das die Weigerung mit ihm zu sprechen nichts anderes sein kann als Homophobie. Zumindest bei den Grünen könnte das funktionieren.

    • @Januß:

      :eyeroll:

  • Und das ist alles? Ein bisschen mager die heutige Ausbeute der Inquisitio Lehmann.



    Aber gemach!: Da kommen bestimmt noch bessere Tage.

  • "So wie das Neue Deutschland über SED-Parteitage schrieb?" (Jim Hawkins)



    Was Sie so alles lesen, wenn der Tag lang ist... Schon merkwürdig!

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @LittleRedRooster:

      Sie haben anscheinend nicht verstanden, dass ich damit affirmative Berichterstattung meinte.

  • 9G
    97684 (Profil gelöscht)

    Wenn zwei einer Meinung sind, kommt's doch wohl auf die jeweilige Motivation beider Seiten für ihre jeweilige Haltung an. Bei " der Linken" weiss man aber solch ein Banalität nicht.

    Wenn man , wie alle anderen nur an Herrschaft interessiert ist, dann kumpelt man sich auch mit einem rechtsautoritären Trumpanhänger an. Das hat bei Kaderlinken ja in Deutschland auch eine gewisse Tradition.



    Und Bakunin hat mal wieder recht.



    Anarchischen und Parteilinke sind gegnerischen Geschwister.



    Die sind einfach Gegner.

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...wenn meine Mutter als Kind mal wieder ihre Suppe nicht essen wollte, wurde ihr gesagt (und das ist jetzt kein Fake) "Iss jetzt, sonst kommt der Russe und nagelt dir deine Zunge auf den Tisch".

    • @81331 (Profil gelöscht):

      Als ich in der DDR das Schießen verweigern wollte, hat mich dass Wehrkreiskommando gefragt, ob ich, wenn ein böser schwarzer Amerikaner meine Freundin im Stadtpark vergwaltigen will, nicht doch zur Waffe greifen würde. Die Stereotypen waren und sind beidseitig.

    • @81331 (Profil gelöscht):

      Das werden Mütter bald auch wieder sagen, wenn es nach unseren Transatlantikern geht und ihren willigen russophoben Sprachrohren.

      • @Rolf B.:

        Welches Kind wird heutzutage noch gezwungen, seine Suppe aufzuessen?

      • @Rolf B.:

        Soso, Transatlantiker und Russophobe (also alle außer Ihnen und Virilio) wollen, dass Mütter sagen, dasRussen Zungen auf Tische nageln. Wie kommt man zu so einer abseitigen, schwarzen Phantasie?

      • 8G
        81331 (Profil gelöscht)
        @Rolf B.:

        ...das befürchte ich auch.

  • Ham we ja auch schon so lange nicht mehr gehabt - 'n bischen Linkenbashing par excellence - na ja, ist ja auch Freitag......?!

  • Oh Gott, wieder diese Brille der Linkenverachter, der Besserwisser und Bessermenschen, die sich im kalten Krieg wohler fühlen und die NATO preisen wie ein Glaubensbekenntnis. Schon miteinander reden macht verdächtig. So zumindest die Sichtweise derjenigen, die stets auf der moralisch sauberen Seite sein wollen. Vorkriegsdenken.

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @Rolf B.:

      Aber wie hätten Sie denn gern die Berichterstattung über Die Linke?

      So wie das Neue Deutschland über SED-Parteitage schrieb?

      Man muss doch auch ein bisschen Kritik aushalten können. Auch wenn sie nicht daherkommt wie im Debattierclubs des Gymnasiums.

      Und es doch bemerkenswert, dass ausgerechnet Die Linke diesen Widerling zu einem Get-together lädt.

      Zugebenermaßen ist die taz nicht das Leib-und-Magen-Blatt der Partei Die Linke. Aber ja nun, das weiß man ja.

      • @88181 (Profil gelöscht):

        Dass Anna Lehmann auf Ihrer Linie liegt (oder umgekehrt) ist doch in Ordnung. Da würde ich auch nicht erwarten, differenziert zu denken. Die Welt kann ja so einfach sein. Man muss nur dran glauben.

        • 8G
          88181 (Profil gelöscht)
          @Rolf B.:

          Sie unterstellen mir eine Einfachheit, die Sie in Reinkultur verkörpern. Alles was auch nur ein Jota von ihren Glaubenssätzen abweicht, darf nicht sein, kann nicht sein.

          Öffnen Sie doch mal ihr Denken. Sie müssen ja nicht gleich neoliberal werden, was Sie mir ja immer unterstellen.

          Ohne auch nur eine entfernte Ahnung davon zu haben, wie falsch das ist. Aber solche Dinge nachzuprüfen, daran scheinen Sie ja kein Interesse zu haben.

          Freund. Feind. Aus.

          • @88181 (Profil gelöscht):

            Ich kann nur auf das reagieren, was Sie hier absondern. Auf Ihre Unterstellungen, Verleumdungen etc. reagiere ich doch gar nicht mehr.



            Sie schwafeln über "das Neue Deutschland" oder "SED-Parteitage" oder " Debattierclubs des Gymnasiums" usw. Hirngespinste eines um sich schlagenden und zügellosen Verleumders, der stets einen Popanz aufbaut, um ihn dann zu "erledigen". Blockwartdenke. Früher war es die BBC, heute RT.

            • 8G
              88181 (Profil gelöscht)
              @Rolf B.:

              Sie haben ja recht, ich geb's auf.

      • 9G
        97684 (Profil gelöscht)
        @88181 (Profil gelöscht):

        Huuu, spannend, wie all diese Kaderlinken wieder am Quieken sind.



        Bloss weil die Tat nicht so schreibt wies "Neue Deutschland "



        Ja, Jim Hawkins.



        So sieddas aus .

        • 8G
          81331 (Profil gelöscht)
          @97684 (Profil gelöscht):

          Bitte bleiben Sie beim Thema, die Moderation

          • @81331 (Profil gelöscht):

            Wieder mal ein Musterbeispiel von Ihnen, wie Sie einen Popanz aufbauen um andere mit der Keule erschlagen zu können. Wo lernt man sowas?

            • @Hans aus Jena:

              Sowas ähnliches kam mir auch in den Kopf als ich den Mumpitz gelesen habe, den Virilo da abgesondert hat

        • 9G
          97684 (Profil gelöscht)
          @97684 (Profil gelöscht):

          sollte heissen " die Taz.



          Aber das verf....automatische Schreibprogram