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Kolumne LiebeserklärungDie verrückte 13

Bundessozialminister Heil will das 13. Sozialgesetz­buch nicht SGB XIII nennen, aus Furcht vor der Unglückszahl. Das ist süß und nicht verkehrt.

Für die einen eine normale Zahl, für die anderen schlimmer als 666 Foto: dpa

D ie Zahl 13 galt immer als heikel, schon lange bevor Sozialminister Hubertus Heil (SPD) auf die Welt kam. Jesus von Nazareth wurde von seinem 13. Jünger verraten, von Judas Iskariot. Es war die 13. Fee, die den Fluch für Dornröschen aussprach.

Immer wenn die 13 irgendwo um die Ecke schleicht, ist Vorsicht geboten. Denn die 13 kommt aus der Hölle. Die Primzahl hat es in sich, erst recht, wenn sie auf einen Freitag fällt. Am Freitag starb Jesus am Kreuz. Freitag, der 13.: Katas­trophe. Doch halt! Das muss überprüft werden.

Der ADAC, des Aberglaubens unverdächtig (außer den ans Auto), hat sich mal die Unfallstatistiken angeschaut. An den drei Freitagen am jeweils 13. eines Monats passieren nicht mehr, sondern weniger Unfälle als im Durchschnitt. Warum wohl? Womöglich, weil die Leute vorsichtiger fahren. Oder seltener in ihre Autos steigen. Ist ja Freitag, der 13. – also: Aberglauben kann auch sein Gutes haben. Und damit sind wir beim Thema.

Hubertus Heil, beziehungsweise sein Sozialministerium, hat jetzt angekündigt, ein neues geplantes Sozialgesetzbuch nicht „SGB XIII“ zu nennen, sondern SGB XIV. Die Augsburger Allgemeine berichtete zuerst darüber. Von der Zahlenlogik her wäre eigentlich ein SGB XIII dran, denn das letzte, 12. So­zial­gesetzbuch, heißt SGB XII, und nach der 12 kommt bekanntlich die 13.

taz am wochenende

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Nur handelt es sich bei dem geplanten neuen SGB um ein Regelwerk zur Opferentschädigung, also zur Frage der Entschädigung für Opfer von Gewalttaten. Und bei diesem Thema, so eine Sprecherin des sensiblen Heil-Ministeriums, kam man zu dem Schluss, das 13. Sozialgesetzbuch lieber als 14. Sozialgesetzbuch, als SGB XIV zu bezeichnen und auf die Unglückszahl zu verzichten.

So wie es in Flugzeugen keine Sitzreihen mit der Nummer 13 gibt und in vielen Hotels auch keine Zimmer mit der Nummer 13 und in manchen Fahrstühlen in Hochhäusern in Asien sogar nicht mal einen 13. Stock. Simsalabim, so zaubert man das Unglück weg.

Ein Recht auf Aberglauben muss sein. Danke, Heil. Wenn wir noch einen Wunsch frei hätten: Schön wäre auch ein Recht auf ein paar mehr bezahlte Freistunden pro Jahr, an jedem Freitag, dem 13., ab 13 Uhr. Jetzt schlägt’s 13? Warum auch nicht?

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Barbara Dribbusch
Redakteurin für Soziales
Redakteurin für Sozialpolitik und Gesellschaft im Inlandsressort der taz. Schwerpunkte: Arbeit, soziale Sicherung, Psychologie, Alter. Bücher: "Schattwald", Roman (Piper, August 2016). "Können Falten Freunde sein?" (Goldmann 2015, Taschenbuch).
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13 Kommentare

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  • Da ist Heil wohl vom Heiland abgefallen und dem Aberglauben verfallen. ;-)

    Laut Katechismusder Katholiken „eine Entgleisung des religiösen Empfindens und der Handlungen, zu denen es verpflichtet Er kann sich auch in die Verehrung einschleichen, die wir dem wahren Gott erweisen. So wenn z. B. bestimmten, im übrigen berechtigten oder notwendigen Handlungen eine magische Bedeutung beigemessen wird. Wer die Wirksamkeit von Gebeten oder von sakramentalen Zeichen dem bloß äußerlichen Verrichten zuschreibt und dabei von den inneren Haltungen, die sie erfordern, absieht, verfällt dem Aberglaube [Vgl. Mt 23,16-22].“ www.vatican.va/archive/DEU0035/_P7L.HTM

  • »Jesus von Nazareth wurde von seinem 13. Jünger verraten, von Judas Iskariot«, schreibt Frau Dribbusch. Aber Jesus hatte doch nur 12 Jünger (genauer: Apostel).

    »Lügenpresse« ist ein Kampfbegriff und taugt schon deshalb nichts. Aber schlecht recherchierte journalistische Beiträge befeuern solche Vorurteile. Deshalb mein Vorschlag: Erst mal sorgfältig recherchieren, dann schreiben.

  • Ich halte garnichts von Esoterik. Sowas bringt doch nur Unglück «(º¿º)»

  • Wird da auch der Teufel ausgetrieben?

  • Was für ein Trottel. Jeder gebildete Mensch weiss doch, dass 4 die wahre Unglückszahl ist. Milliarden Chinesen und Millionen Japaner können nicht irren. 13 hingegen ist in Wahrheit ein Glückszahl. Typisch SPD, wenn sie mal was richtig machen kann, vergeigt sies.

    'Jim Knopf und die Wilde 13' hat dem Autor Wohlstand und den Menschen Freude beschert. Hartz 4 dagegen nur Elend und Verzweiflung.



    q.e.d.

  • Wie bedauerlich, dass sich eine der Hoffnungen meiner Jugend, die Abkehr von Aberglauben/Religionen (für mich das gleiche) verflüchtigt hat. Religionen/Aberglauben scheinen wichtiger denn je zu sein. Ich habe mich zu sehr darauf verlassen, dass sich Menschen weiterentwickeln.

  • Ergänzungsvorschlag:



    Umfragen, die die SPD bei 13 Prozent sehen, werden nicht veröffentlicht.

  • "Schön wäre auch ein Recht auf ein paar mehr bezahlte Freistunden pro Jahr, an jedem Freitag, dem 13., ab 13 Uhr. Jetzt schlägt’s 13? Warum auch nicht?" Guter Scherz für einen Bediensteten in der Öffentlichen Verwaltung...sie dürfen jeden Freitag, nicht nur am 13. ab 12 Uhr Feierabend machen. Also: Augen auf bei der Berufswahl!

    • @Wilfried Bergmann:

      Augen auf bei Vorurteilen! Der aktuelle Personalmangel im Öffentlichen Dienst führt zu enormen Überstundenansammlungen, haben Sie das mitbekommen? Aber so ein tolles Stammtischgeschwätz übersieht gern mal die Details, z.B. einer 39- bis 41-Stunden-Woche im ÖD.

  • Ich sage ja immer, das Zeitalter der Aufklärung ist vorbei. Bald werden Rothaarige auch nicht mehr im Öffentlichen Dienst arbeiten dürfen, das bringt Unglück...

  • Tiefstes Mittelalter. So bestärkt man die armen Idioten, die wirklich an diesen Unsinn glauben.

    • @Thomas Friedrich:

      Ich habe mal an einem Freitag den 13. meine Freundin "verloren", mein Auto kaputtgefahren und einen Job nicht gekriegt.

  • 9G
    98983 (Profil gelöscht)

    ok....der sPD ist nicht mehr zu helfen.