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US-Autor über zwei Jahre Trump„Trump ist zynisch, ohne es zu wissen“

Mit jedem Tweet des US-Präsidenten wächst das Gefühl, „das alles geht gar nicht“. Der kalifornische Intellektuelle Hans Ulrich Gumbrecht über Trumps Impulse.

„Sein Stil ist reiner Aktionismus“: US-Präsident Donald Trump Foto: ap
Peter Unfried
Interview von Peter Unfried

Am 20. Januar endet die Hälfte von Donald Trumps erster Amtszeit als Präsident der USA. Für den Stanford-Intellektuellen Hans Ulrich Gumbrecht ist Trump kein „böser Mensch“ mit einem finsteren Plan, sondern ein impulsgetriebener Aktionist ohne Weltbild. Gumbrecht sitzt in einem Büro auf dem Main Quad der Universität Stanford, dem Herzen des Silicon Valley. Das Büro hat er nach seiner Emeritierung letzten Sommer bezogen. Es ist interessanterweise größer und repräsentativer als sein altes. Er trägt Oberlippenbart und ein schwarzes Muskelshirt. „Wie kann es sein“, sagt er, „dass ein bemerkenswerter Vollidiot Präsident ist – und nichts verändert sich, weder national noch international?“

taz am wochenende: Herr Gumbrecht, wie sehen denn nach zwei Jahren die republikanischen Konservativen in Stanford den republikanischen Präsidenten Trump?

Hans Ulrich Gumbrecht: Ich sehe ja Condi ab und an bei den Spielen unserer American-Football-Mannschaft.

Die ehemalige republikanische Außenministerin Condoleezza Rice, auch bekannt unter dem Spitznamen Condi.

Sie unterrichtet wieder ganz normal hier an der Universität, wie in der Zeit, bevor sie Teil der Bush-Regierung wurde. Allerdings ist sie mittlerweile wohl richtig reich geworden. Außerdem hat sie ein neues und sehr erfolgreiches Buch geschrieben über Grundwerte der Demokratie. Im Sinne der amerikanischen Tradition politischer Institutionen ist es ein konservatives Buch, das diese Institutionen als zentrale Kontinuität der Nation interpretiert. Für Condi Rice ist Trump eine viel größere Irritation als für mich. Sie gehört zu jenen Republikanern, die an die Grand Ole Party glauben und damit bestimmte Werte und Begriffe verbinden, die nicht Ihre und meine sind, aber die ich respektieren kann. Die sind überzeugt, dass Trump dieses Traditionsfundament aktiv gefährdet.

Der französische Soziologe Bruno Latour hat 2018 die Sicht auf Trump neu definiert. Für ihn ist das Zentrale die Leugnung der Erderwärmung und der totale Rückzug in den Illusionismus. Teilen Sie das?

Es läuft auf eine Negierung ganz verschiedener breit akzeptierter Realitätsannahmen hinaus, ja. Ich verstehe Trump so, aber er selbst versteht sich sicher nicht in dieser Weise. Denn er hat ja nicht so etwas wie ein „Programm“. Sein Stil ist reiner Aktionismus, der sich in extrem kurzen Gegenwartsspannen vollzieht.

Manchmal nur Stunden.

Er ist ganz offenbar prostatisch. Man weiß aus dem Weißen Haus, dass er jeden Morgen um etwa zwei Uhr zum ersten Mal rausgeht.

Und dabei bringt er sich in Stimmung?

Er wird wütend über etwas oder hat – eine Idee kann man es ja wohl nicht nennen – einen Impuls am ehesten.

Im Interview: Hans Ulrich Gumbrecht

Der Mensch

Geboren 1948 in Würzburg, 1989 folgte er einem Ruf an die Stanford ­University in Kalifornien, wo er von 1993 bis 2018 als Albert Guérard Professor in Literature lehrte. Seit März 2000 ist er US-Bürger.

Der Publizist

Schreibt ununterbrochen, unter anderem in NZZ, Weltwoche, FAZ, O Estado de S. Paulo und taz. Sein neues Buch: „Weltgeist im Silicon Valley. Leben und Denken im Zukunftsmodus“ (NZZ libro 2018). Im März 2019 wird sein Buch „Brüchige Gegenwart. Reflexionen und Reaktionen“ (Reclam) erscheinen.

Dann schreibt er die ersten Tweets?

Ja. Und um vier steht er wieder auf, und so geht es weiter. Er hat keinen Plan, weshalb sich nie voraussagen lässt, welchen Streit er als Nächstes sucht.

Latour sagt, Trump habe begriffen, dass der Boden der Erde nicht für den Wohlstand aller reiche, und ziehe sich deshalb auf Amerika zurück.

Ich fürchte, er sieht solche vergleichbar großen Zusammenhänge und argumentativen Strukturen nicht. Der Klimawandel ist als Phänomen schlicht zu langfristig für ihn.

Ist Trump ein böser oder kein böser Mensch?

Trump ist egozentrisch, zynisch, ohne es zu wissen, und denkt nur aus der Perspektive der eigenen Generation. Aber Positionen oder moralische Werte sind ja nicht der Punkt.

Was ist für Sie der Punkt?

Womöglich lockert Trumps Irrsinn manchmal Situationen auf, die eine vernünftige Politik nicht mehr entwirren kann

Sein Aktionismus der kurzen Gegenwart. Er hat immer irgendeinen Impuls im Kopf, vielleicht eine Reaktion auf ein Wort aus der vorigen Konversation oder eine Twitter-Message. Die beschäftigen ihn dann. Die maximale Grundeinheit scheint ein Tag zu sein. Es läuft bei Trump nichts zu einem Weltbild zusammen, und es gibt keine Position, die er ernsthaft einnehmen könnte. Es gibt nur die Frenetik und Hysterie dieser Energieimpulse. Das einzig Beständige ist die Diskontinuität. Aber manchmal hat dieser Aktionismus ja groteskerweise positive Effekte: Die Situation mit Nordkorea war für einige Wochen zumindest deutlich entspannter als über Jahrzehnte zuvor. Womöglich lockert sein Irrsinn manchmal Situationen auf, die eine vernünftige Politik nicht mehr entwirren kann.

Mit der Zuspitzung auf den Moment und den hysterischen Impuls steht er nicht allein. Das hat alle Politik und uns selbst ergriffen.

Die Politik im Zeitalter von Twitter spielt sich zwischen subjektiven Impulsen und der Sehnsucht nach kollektiver Resonanzverstärkung ab. Vielleicht ist es ein Symptom dieser Zeit, keine langfristigen Perspektiven mehr zu haben. Für Donald Trump ist dieser Aktionismus allerdings auch eine psychische Stärke. Seine Trumpf-Karte sozusagen.

Dauer-Aktionismus heißt nicht, dass er ununterbrochen arbeitet.

Nein. Man weiß ja, dass er jedes Wochenende zwei Tage in seinem Golfhotel in Florida verbringt. Da tut er vermutlich überhaupt nichts. Angeblich kostet es um die 100.000 Dollar, dort zwei Tage zu verbringen und fünf Minuten mit dem Präsidenten sprechen zu dürfen. Dazu geht er bei einem Dinner-Empfang von Tisch zu Tisch. Auch wenn es Gerüchte über Wochenenden des Präsidenten George W. Bush beim Rasenmähen in Texas gab, hatte man bisher allgemein angenommen, dass es sich ein Präsident nicht leisten kann, zwei Tage die Woche im Golfhotel zu sein. Trump kann das aber.

Das Interessante ist, dass man bei jedem Tweet, bei jeder Eskapade immer denkt: Das geht jetzt aber wirklich nicht mehr. Und dann geht es weiter. Was kapieren wir nicht?

Er verschiebt von Tag und zu Tag unsere Vorstellungen von dem, was Politik heute sein kann. Die meisten Politiker, zumal in Europa, halten bewusst dagegen – aber natürlich gibt es Politiker, die sich von Trumps nicht zu leugnendem Erfolg ermutigen lassen.

Im Grunde ist Trump ideal für einen Journalismus, der auch keine langen Linien halten kann, täglich oder mittlerweile stündlich auf Impulse reagiert und Dinge am nächsten Tag schon wieder vergessen hat, die gerade noch das Wichtigste überhaupt zu sein schienen.

taz am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.

Eindeutig. Etwa lädt sich sein Hass gegen die New York Times und die Washington Post jeden Tag von Neuem auf. Es gelingt auch einem beharrlicheren und wertebewussteren Journalismus nicht, Trump aus dem Rhythmus zu bringen. Die meisten Ihrer Kollegen – auch die absoluten Trump-Feinde – sind mittlerweile durch ihre täglichen Katastrophenmeldungen perfekt mit seinem Rhythmus koordiniert. Aber ich möchte gar nicht zynisch eine weitere Frage anschließen: Wie relevant ist Politik eigentlich heute wirklich noch?

Was meinen Sie?

Es ist heute peinlich, mit einem US-amerikanischen Pass zu reisen. Aber ich fühle mich trotzdem nicht bedrohter von einem Nuklearkrieg als zuvor. Wahrscheinlich heißt das, dass ich mich an Trump als permanentes Nuklearkriegsrisiko gewöhnt habe. Die Wirtschaft in den USA läuft bei allen Höhen und Tiefen eher gut in den bisherigen Trump-Jahren. Aber sicher nicht, weil Trump so kompetent ist. Die Arbeitslosigkeit ist niedrig. Definitiv nicht wegen Trump. Trotzdem. Just a good moment.

Wie bewerten Sie im Vergleich Obama?

Ja genau, diese Frage kann man auch in Bezug auf Obama stellen. Nach meinen Kriterien oder denen meines viel kompetenteren Kollegen Francis Fukuyama war er ein sehr guter Präsident. Obamacare ist die eine Einzelleistung, die, wie sich herausgestellt hat, auch die Trump-Jahre überleben wird. Dass Obama dem Weißen Haus und der politischen Tradition der Vereinigten Staaten nach George W. Bush etwas von ihrer Aura zurück­erobert hatte, ist inzwischen durch die viel radikaleren Erosionseffekte von Trump leider in Vergessenheit geraten. Das ist der bisher negativste Trump-Effekt für mich.

Wenn man Bruno Latours These folgt, steht Donald Trump als Illusionärer jenseits des alten Links-rechts-Spektrums, und das macht seine Faszination aus. Deshalb wird man ihn weder mit Rassismus- und Misogynie-Vorwürfen schlagen noch mit Sozialdemokratie nach europäischem Vorbild noch mit einer jungen Frau wie Alexandria Ocasio-Cortez als Gegenkandidatin. Wie sehen Sie das?

Man sollte sich nicht in eine Überzeugung von Trumps Unschlagbarkeit hineinsteigern – sonst wird sie zu einer jener Prophezeiungen, die ihr eigenes Wirklichwerden befördern. Es gibt immer wieder Überraschungen bei amerikanischen Vorwahlen – Trump selbst und Obama sind schlagende Beispiele. Aber so leicht, wie wir liberalen Gebildeten uns das vorstellen, wird es nicht.

Was ist die linke Alternative zum Clinton-Liberalismus?

Wenn ich mich frage, was heute rechts und links sein könnte, dann sehe ich nur, das dieses Schema heute einfach nicht mehr funktioniert. Nimmt man das Wort konservativ wörtlich, dann sind die Linken heute die eigentlich Wertkonservativen in Deutschland. Auch die Linkspartei hat konservative Werte. Und was können wir noch an Positivem mit dem Wort „links“ verbinden? Ich meine: vielleicht die Fähigkeit zur dynamischen Reaktion auf neue Situationen.

Auf dem Campus von Berkeley begann in den 1960ern die antiautoritäre Revolte. Heute wird dort von linken Studenten die freie Rede mit Gewalt verhindert, wo die Revolte von der anderen Seite kommt.

Berkeley hat sich – zumindest in meiner Stanford-Sicht – zu sehr auf die Verwaltung der linken Tradition der Vereinigten Staaten festgelegt. Und dies ist eine Tradition, die außerhalb der Universitätswelt noch nie eine Resonanz gefunden hat – anders als in Europa.

Und was ist Ihr Gegenentwurf?

Ich spreche von einer brüchigen Gegenwart, und damit meine ich, dass bestimmte Institutionen immer dysfunktionaler werden, ohne dass es Ideen für die Zukunft gibt. Ideen, wo wir hinwollen, wie es sie im 19. Jahrhundert und im Zeitalter der Ideologien im Überfluss gab, auf der Rechten und auf der Linken. Heute weiß keiner, wo es hingehen soll. Sympathisch sind mir Zugänge mit der Prämisse, dass wir neu verstehen müssen, dass wir keine Patentrezepte mehr haben. Wie kann das sein, dass ein bemerkenswerter Vollidiot Präsident ist und nichts passiert – weder national noch international? Das muss man erst einmal verstehen. Und dann sollte man in seinen Reaktionen experimentell sein.

Stimmt es denn, dass nichts passiert?

Es passiert vielerlei in der Welt – ich dachte, Sie ersparen mir die Banalität eines solches Satzes. Aber ich konstatiere noch einmal, um zu provozieren: Außer dem Verfall der Aura des Weißen Hauses und des politischen Systems in den Vereinigten Staaten hat sich die weltpolitische Situation und die existenzielle Situationen der siebeneinhalb Milliarden Menschen in den zwei Trump-Jahren nicht dramatisch verändert. Kein Vergleich mit all den positiven und vor allem negativen Prognosen nach seiner Wahl.

Die Lage neu verstehen und experimentell reagieren, wie Sie sagen: Das braucht einen radikalen Kulturwandel in Deutschland.

Wenn ich mich in Europa frage, mit wem ich einen solchen Wandel assoziieren kann, dann bin ich bei Emmanuel Macron. Frankreich ist für mich von den vielen müden Ländern in Europa das müdeste. Ich habe mein letztes Schuljahr in Paris verbracht und sage das mit großer Melancholie. Macron hat diese Lethargie nicht weiter pflegen wollen. Er hat beschrieben und kritisiert, wie es sich in dieser Lethargie lebt. Es gibt Impulse in seiner Politik, die ich interessant finde – und dafür ist der radikale Protest in Frankreich, der Protest der Gelbjacken, nur der schlagende Beweis.

Macrons Beliebtheit ist Ende 2018 steil abgestürzt. Selbst sein großer Unterstützer Daniel Cohn-Bendit rät ihm, den sozialen Ausgleich stärker einzubringen.

Vielleicht ist die Aufgabe für Macron, die erste Legislaturperiode durchzuhalten. Mir hat auch die symptomatische, intelligente Reaktion gefallen, als er Trump zum Nationalfeiertag eingeladen hat mit der Begründung, dass es keinen historischen Nationalfeiertag in den USA ohne Frankreich geben könne und keinen französischen ohne die USA. Deshalb lade er den amerikanischen Präsidenten ein – unabhängig von der Person. Er hat klargemacht: Wir werden Trump nicht los, also muss man eine Situation herstellen, in der man mit ihm reden kann.

Die liberale fossil befeuerte Moderne ist am Ende, weil die Erde zu klein dafür geworden ist – ist dieses Grunddilemma klarzumachen? Eines, das weit über Trumps Xenophobie und Sexismus hinausgeht?

Evolutionsgeschichtlich und kosmologisch ist das Ende unserer Spezies ja ohnehin garantiert, trotz allen rhetorischen Gefuchtels im Blick auf das langfristige Überleben der Menschheit.

Sie meinen, weil der Planet so oder so am Ende in der Sonne verbrennt.

Der Gedanke an ein natürliches Ende der Gattung Menschheit scheint uns unerträglich. Es ist symptomatisch, dass es pseudotheologisch betrachtet wird, vor allem als Bestrafung für sozialethische Sünden. Man kann den Industriellen des frühen 20. Jahrhunderts alles Mögliche an sozialethischen Sünden vorwerfen – aber den Klimawandel konnten sie nicht vorausahnen. Das wusste niemand. Auch kein Naturwissenschaftler. Selbst Emerson und Thoreau dachten ökologisch, aber nicht mit solchen Zukunftsperspektiven.

Heute sind die Zusammenhänge klar und auch die Konsequenzen.

Individuelles Alltagsverhalten und reales Leben abhängig zu machen vom Ziel einer unbegrenzten Erhaltung der Menschheit – das halte ich für eine große Zumutung. Meine Enkel in Deutschland lernen schon in der Grundschule, dass die Menschheit nicht an ihr Ende kommen wird, wenn sie nur den Müll immer noch sorgsamer trennen. Das führen sie mir dann vor, vermutlich weil ihnen mein Alter schon ein bisschen Angst macht.

Aber in Wahrheit ist es einfach nur Aktionismus?

Der Gedanke an das Sterben des letzten Menschen ist von bleierner Melancholie. Es ist zwar nicht analog, aber ähnlich wie das, was Heidegger gesagt hat: Das individuelle Bewusstsein kann sich den Tod als sein eigenes Ende nicht vorstellen. Ich frage mich, ob es nicht eine Perspektive geben könnte, die in Würde das anstehende Ende der Menschheit ins Auge fasst, statt dieses Ende zu verdrängen. Eine gewisse Gelassenheit also. Das Ende erscheint ja nicht mehr vermeidlich, wenn man es naturwissenschaftlich denkt.

Wie stellen Sie sich diese Würde vor?

Ich hab für die NZZ einmal über Würde geschrieben, und das wurde mit einem Foto der Queen bebildert, was ich sehr passend fand. Die Frau hatte sicher nie große Ideen, aber sie hat mit Würde eine Institution verkörpert, die sich längst überlebt hat und deswegen fortschreitend prekär wird.

Ich bezweifle, dass die wachsende Menschheit mit Würde damit umgehen kann, wenn die Welt immer prekärer wird.

Da könnten Sie schon recht haben. Trotzdem will ich die Frage stellen, ob es denn keine Alternative zum Überleben der Menschheit als ihrem höchsten Ziel geben kann. Überlasten wir uns damit nicht? Und muss man nicht auch die Frage stellen, ob und wie glückliches menschliches Leben unter ökologisch verschlechterten Bedingungen möglich sein wird?

Versuchen wir es in aller Theorie so herum: Donald Trump hat den Irrealismus der demokratischen Politik radikalisiert. Eine neue Antwort darauf wäre die Radikalisierung der Realitätspolitik: nämlich entschlossen in eine postfossile Gesellschaft umsteigen. Aber kann man überhaupt eine demokratische Mehrheit für Zukunft bekommen?

Das weiß ich nicht, aber zumindest kann man Diskussionen in diese Richtung eröffnen. Das wäre ja schon der Beginn von radikalem Realismus. Hyperrealistisch gleichsam wäre der Punkt, an dem man sagt: Dies sind irreversible Entwicklungen, auch wenn sie selbst initiiert sind. Wenn wir nicht allzu früh das Schicksal anderer Spezies erleiden, wenn wir nicht die Mammuts oder Dinosaurier der Zukunft sein wollen, dann ist doch die entscheidende Frage, ob wir die Fähigkeit haben, uns auf andere Bedingungen einzustellen und ein anderes Leben zu führen als heute. Man könnte das positiv wenden im Heidegger’schen Sinne und sagen, dann wohnen wir wieder mehr auf dem Planeten. Man wäre intensiv kommunikativ vernetzt, aber könnte nicht mehr fliegen, solange man dafür Kerosin braucht, zum Beispiel.

Die Weltbürgerkinder jetten nach dem Abi nach Asien und Neuseeland, weil sie oft genug in New York waren.

Ich erlebe auch anderes. Und ich kann mir deshalb vorstellen, dass es für eine weniger expansive Art von Leben mehr potenzielle Resonanz gibt, als wir uns jetzt vorstellen können.

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15 Kommentare

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  • Beinahe so aufschlussreich oder auch zum Nachdenken impulsgebend wie die Antworten sind die Fragen, die ja z.T. selbst Feststellungen enthalten. Da sind treffende Erkenntnisse darunter!

    Das Psychogramm Trumps ist ganz gut getroffen und es spricht in der Tat für die Stabilität unserer Institutionen, mit solchen Personen weiter zu funktionieren. Auch Merkel hat keinen Plan, verkauft das aber geschickter, da sie von vornherein zu erkennen gibt, weniger regieren als vielmehr reagieren zu wollen.

    Die Sichtweise auf Frankreich teile ich aus eigenem Erleben (Lycée Honoré-de-Balzac, Paris). Der Abschwung durch Verfall der industriellen Stärke wird aber mehr denn je durch Tourismus und Altersruhesitz für Vermögende verzögert.

    Für die grauen Zellen eine Bereicherung an diesem grauen Wochenende, danke dafür.

    • @Trango:

      Ich glaube nicht, dass man Trump gerecht wird, wenn man ihn als so naiv darstellt. Ohne Weltbild - mit Sicherheit, aber trotzdem weiß er scheinbar ganz genau, wie er die Medien und die Menschen triggern kann. Der Mann hat es verstanden, sich perfekt über Twitter zu inszenieren.



      Und Merkel hat auch keinen Plan, aber immerhin Werte.

  • Gut zu wissen, daß es neben Sloterdijk mindestens noch einen deutschsprachigen Gelehrten gibt, der mit eigenem Kopf denkt. Natürlich sieht man im Exil manches klarer, als auf dem heimatlichen Dorfplatz.



    Was Trump betrifft, läuft es ja nun bald auf die kitzlige Frage hinaus, mit welcher Kanditatin sich die Demokraten bei der nächsten Wahl blamieren wollen.

    • @C.O.Zwei:

      Na Servus

      Das ist doch mal fein gesagt - wa!;)



      “…Natürlich sieht man im Exil manches klarer, als auf dem heimatlichen Dorfplatz.…“ Horchheim wer da spricht

      Ha noi. Zu - Sojet fein Selbsterkenntnis zu so spätfrüher Stund - bleibt mir offen stehen glatt der Mund.



      Was ne wahrlich feine inner Klärung



      Post alloholisch-dialektisch-zynischer Vergärung.

      Na Mahlzeit

      kurz - Ich sage Ihnen Prost.

      unterm—-Bitte Onkel Herbert laß gehn:



      www.youtube.com/watch?v=sLFMvdgKgCk

      & Däh!



      Vande SlotijElmau echot's - Rawau Rawau!;(

  • Ja wie*¿* Alle Latten noch am Zaun*¿!*

    “„Trump ist zynisch, ohne es zu wissen“

    Ja klar & Ich bin der Weiße Riese - ohne es zu wissen.

    kurz - Jagdschein usa 2019 - double U.

    unterm—— PUs Katerfrühstück - 2019.



    Ha no. Silly-con-Valley post cold turkey.



    Normal. Gellewelle. Liberal Junkie light Gaahrp. Bonne année.

    Na Mahlzeit

    • @Lowandorder:

      &Däh - & Zisch - mailtütenfrisch -;)(

      “"Ahoi" und "Glück Auf"







      "Die liberale fossil befeuerte Moderne ist am Ende, "



      [....]



      Die Weltbürgerkinder jetten nach dem Abi nach Asien und Neuseeland,



      weil sie oft genug in New York waren.











      Peter Unfried ist ein Weltwürger, ohne es zu wissen.“

      Ha no …anschließe mich.



      Steht leider mehr als nur zu befürchten

    • @Lowandorder:

      “Der macht nix - der will nur spielen!“

      So einen asozial-inhumanen Schrott!



      In der taz zu lesen. That‘s a step across the border & the point of no return.



      EndeGelände. No way.

  • Wenn Trump denn so unpolitisch wäre oder kein Weltbild habe - dann müsste er aus Impuls heraus doch auch mal Dinge sagen, die profeministische, kontrarassistische, antikapitalistische einzuordnen wären, oder nicht? Meine Wahrnehmung ist, dass er offenbar doch gewisse Grundpositionen besitzt.



    „Wie kann es sein“, sagt er, „dass ein bemerkenswerter Vollidiot Präsident ist – und nichts verändert sich, weder national noch international?“



    Naja, gewisse Verhältnisse spiegelt das ja wider. Ein Resümee was ich aus "Phänomenen" wie Trump ziehen würde, ist, dass es eine schlechte Idee ist, Menschen zu wählen und ihnen viel Macht zuzugestehen.



    "Ist Trump ein böser oder kein böser Mensch?"



    Was für eine seltsame Frage...



    "Überlasten wir uns damit nicht?"



    In dieser Frage sehe ich eine krasse Arroganz und Privilegiertheit. Brr. Viele arme Mensch und Inselbewohner*innen würden diese wohl nicht stellen. Ob aus einer solchen Frage dann die bürokratische Haltung resultiert, die sich bspw. in Merkels Erklärung gegenüber einer jungen Asylsuchenden widerspiegelt?



    "Evolutionsgeschichtlich und kosmologisch ist das Ende unserer Spezies ja ohnehin garantiert ... Man kann den Industriellen des frühen 20. Jahrhunderts alles Mögliche an sozialethischen Sünden vorwerfen – aber den Klimawandel konnten sie nicht vorausahnen."



    Überhaupt finde ich seine zuerst geäußerten Gedankengänge und -schlüsse schräg bzw. konservativ, pessimistisch. Spätestens in den 1970ern wurde auf die Problematik und Zusammenhänge zwischen Ressourcenverbrauch, Freisetzung fossilier Energie Klimawandel hingewiesen. Sozialökologische Bewegungen hat es vorher auch schon gegeben. Es hat da durchaus einen Zeitrahmen für Veränderungen gegeben. Anscheinend ist aber Gumbrecht zu solchen nicht bereit. Das, was er sagt, klingt doch eher nach einer Rechtfertigung des Status Quo.

    • @Uranus:

      Sach mal so zu diesem feinen -



      Herrn Gumbrecht by himself -

      “…Über sich und Stanford sagt er: „Ich lebe dort, wo sich das 21. Jahrhundert ereignet.“…“ Geht’s was kleiner*¿* Nö.

      & das gefällt Mr. PU vande Au Tor - wa.



      Diese Geistesgröße (zu recht - “…Geisteswissenschaften hält er für überschätzt…“;) - hat als Juror für den Börne-Preis - den asozialen (“Steuern sind Raub“) Menschenparkhyper & Berufszyniker Peter Sloterdijk ausgewählt!



      &



      Ha no. Mr. California Albdreaming -



      Is das alles wumpe & keine Nachfrage wert. Cold turkey - halt. Gellewelle.



      www.taz.de/!5556296/

      unterm——-



      kritisches-netzwer...nt-der-philosophie



      & selbst die Welt - Gelle



      “Populist im Gewand des Querdenkers: Die Rede des Philosophen zum Börne-Preis ist ein Zeugnis geistiger Überheblichkeit und antidemokratischer Affekte.“



      www.welt.de/print/...en-Sloterdijk.html

      • @Lowandorder:

        Eieiei :D Danke für die Hinweise.

  • Dafür dass in diesem Artikel fast unetwegt "Trump" und "Aktionismus" nebeneinander stehen, hat der Mann verdammt viel von der prekären Handelssituation der USA und der chinesischen Dominanz in spe verstanden. Von der Lage im Mittleren/Nahen Osten ganz zu schweigen.

  • Gutes Gespräch, gute Themen. Was wenn eine politische Kultur hoher Ansprüche und pragmatischer Schritte in Zeiten großer Unübersichtlichkeit einfach besser ist als moralische Überheblichkeiten im Mikrokosmos? Also mehr Karl Popper, weniger Judith Butler - jedenfalls für Leute die sich um das politische Gemeinwesen kümmern.

  • Meine Güte.



    "Wie relevant ist Politik eigentlich heute wirklich noch?"



    Ich halte mal fest, Politik ist eigentlich unwichtig, es läuft auch so, trotzdem wird die Menschheit aussterben und es wäre doch schön, wenn wir das in Würde hinnehmen können.



    So hört sich das also an, wenn arrivierte weiße Intellektuelle sich nach der Emeritierung auf ihren Postemeritierungsbürostuhl fallen lassen und einfach mal locker durch die Hose atmen. Aber Hauptsache mit der Condi Football gespielt.



    Bei solchen Intellektuellen ist Trump dann auch kein Wunder mehr.

    Mal davon abgesehen, dass wohl kaum "die Menschheit" als ganzes aussterben wird, wenn wir nich grade in die Sonne stürzen.

    • @Pietjes:

      In der Tat - selten so einen Müll gelesen.

      Vieles wurde von meinen Vorschreibern schon besprochen.

      Klar stirbt die Menschheit irgendwann aus, weil der Planet stirbt - das dauert aber noch 2 Milliarden Jahre. Diese Situation mit der momentanen, menschengmachten Klimakrise zu vergleichen, ist doch irgendwie jämmerlich. So nach dem Motto, es ist doch sowieso alles egal ....

      Und das kann ja sein, dass die Industriellen das in den 60er und 70er Jahren noch nicht vorhergesehen haben. Spätestens seit den 80er Jahren aber weissen sie's - seitdem die Klimaforschung über Treibhausgase berichtet und erkannt hat, was diese atmosphärisch anrichten, und seit die die ersten Prognosen aufgestellt haben. Und daher gibt es ebenfalls seit den 80er Jahren eine professionelle fake news 'Industrie' bzgl. des Klimawandels (in den letzten Jahrzehnten perfektioniert auch bzgl anderer Themen) - ursprünglich 'geschaffen' vor allem von der Ölindustrie und den darauf basierenden Industrien.

    • @Pietjes:

      anschließe mich.

      &Däh! PUvanAu zu Tor - Opjepaast - wa



      “…einfach mal locker durch die Hose atmen.…“ - …Ansaugluft beachten. Gell.

      kurz - "Einfaltspinsel = Ausfallspinsel!



      (c) by thomas kapielski



      Wem da treffende Erkenntnisse drunter sind - Sollte besser erst mal die grauen - abhandenkommenen Gehirnzelle suchen. Newahr. Besser is das. No - & das graue Wochenende wird nicht reichen - …schließlich wird Honoré de Balzac zu den Realisten gezählt! Gellewelle. …servíce.



      Ha no. Gern&Dannichfür.



      Normal.



      Njorp.