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Kolumne SchlaglochDer entfesselte Kulturkampf

Kolumne
von Georg Seeßlen

Die rechtspopulistische Verschwörung trägt Züge einer Kulturrevolution. Der Vergleich mit Mao und seinen Fehlern hilft, ihr entgegenzutreten.

Was Mao entfesselte, hinterließ tiefe Wunden Foto: AP Photo/Andy Wong

D ie rechtspopulistische Propaganda steht auf drei Säulen: die Vorstellung von den linksliberalen „Eliten“, die „das Volk“ verraten, die Grenzen öffnen und auf die „Heimat“ scheißen. Dann die Flüchtlingsströme aus Kopftuchmädchen, Terroristen und Messermigranten sowie islamistischen Wirtschaftsschmarotzern, die unsere Jobs und unsere Frauen wollen und Deutschland per Umvolkung abschaffen wollen.

Und schließlich der „Kulturkampf“ gegen die grünlinksversiffte Theater- und Musikszene, die von unseren Steuergeldern bezahlt wird, gegen nestbeschmutzende Literatur und „artfremde“ Kunst, die unsere gute Leitkultur zersetzen, und die Lügenpresse, den öffentlich-rechtlichen Staatsfunk und seine linke Brut.

Im Jahr 2018 erklärten die Politiker der italienischen Regierung aus rechtspopulistischer Lega und irgendwie „links“-populistischem M5S einhellig, ihr Angriff auf die „elitäre“ Presse, die dem Volk „unsaubere“ Gedanken einrede und natürlich nur vom Ausland gesteuert sein könne, sei eine „kulturelle Revolution“.

Diese Propaganda für eine Kulturrevolution von rechts funktioniert, weil sie auf ein vages Gefühl von Unsicherheit, Enttäuschung und Kränkung mit einer geschlossenen Erzählung reagiert, in der zwar nichts stimmt, aber alles perfekt auf­ein­ander bezogen ist. Sie funktioniert aber auch wegen der Schwäche der Angegriffenen.

Der superfreie Markt der Narrative

Jeder dritte Kulturdepp jammert, dass die liberale Kultur ja an alledem mit schuld sei. Und jeder/jede dritte Linke möchte am liebsten noch auf einen Populismuszug aufspringen, bevor gar nichts mehr geht.

Ganz zu schweigen von einer Kultur, bei der Theater, Museen und Sendeanstalten sofort klein beigeben, wenn von rechts gedroht wird. In der sich eine Junge Union nicht zu schade ist, gegen die künstlerische Zweckentfremdung eines Coca-Cola-Plakats als Anti-AfD-Statement zu protestieren. Eine Kultur, in der so viel Schiss, Opportunismus und vorauseilende Selbstfaschisierung am Werk sind, bietet leichte Beute für die kulturelle Revolution von rechts.

Eine Kultur, in der so viel Schiss und Opportunismus am Werk sind, bietet leichte Beute für die Revolution von rechts

Die Vertreter einer demokratischen Kultur sehen sich in einer Zwickmühle: Von den Rechten werden sie ideologisch attackiert, von den neoliberalen Medienkonglomeraten ökonomisch.

Bemerkenswerterweise treffen sich da, im Angriff auf das „Zwangsgebührenfernsehen“ und die „Subventionskultur“, scheinbar unterschiedliche Impulse: Was den einen als willkommenes Objekt im „Kulturkampf“ vor der Machtübernahme gilt, ist den anderen ein brachliegender Markt, der sich dem superfreien Markt der Narrative entgegenstellt. In der Kulturrevolution von rechts wird allzu deutlich, wie Rechtspopulisten dem neoliberalen Kapital die Drecksarbeit erledigen.

Machtkampf innerhalb der Oligarchie

Diese Allianz ist offensichtlich. Wie viele Vertreter der ökonomischen Oligarchie sind in den Führungsriegen der Rechtspopulisten? Wie viel Geld und Organisationskraft wird „aus Wirtschaftskreisen“ in Wahlkämpfe, Parteistrukturen und rechte Medien gepumpt? Wie viele Wirtschaftsvertreter in aller Welt ziehen ein Bündnis mit postdemokratischen, autokratischen und halbfaschistischen Regimes jeder demokratischen Kontrolle vor? Und wie viele Vertreter kleptokratischer Clans bringen es zu politischer Macht, von den USA bis Brasilien?

Und andererseits: Wer gehört zu den meistgehassten, meistverleumdeten Feindbildern der Rechten? Ein Milliardär namens George Soros, dessen Vergehen, abgesehen antisemitischer Verschwörungsfakes, darin besteht: Er gehört zu den wenigen Vertretern der globalen ökonomischen Elite, die sich explizit gegen die neoliberale Agenda aussprechen. Er erinnert daran, dass es auch im internationalen Kapitalismus eine Fraktion gibt, die die destruktiven Züge des Neoliberalismus erkennt und nach einer Gegensteuerung sucht.

Derselbe Kampf zwischen einer neoliberalen Mehrheit und einer dissidenten Minderheit findet in der Ideologieproduktion statt, die sich als Ökonomie wissenschaftlich maskiert. Allein für die Forderung nach „Methodenpluralismus“ gegen die neoliberale Agenda, die sich hier „Neoklassik“ nennt, kann man seine Karriere an deutschen Unis gefährden.

Kurzum: Es findet nicht nur ein Kampf der mehr oder weniger neuen ökonomischen Eliten gegen den Rest der Bevölkerung statt, der viel zitierte „Klassenkampf von oben“, es gibt auch einen Machtkampf innerhalb der ökonomischen Oligarchie selber. Und das erinnert uns an etwas.

Gewalt, Demütigung und Unterdrückung

Die „Kulturrevolution“ in Mao Zedongs China wurde 1966 ausgelöst, um einer internen Schwächung des Systems zu entgehen und die politischen Gegner der Führung sowie eine mögliche Opposition auszulöschen. Die damit einhergehende Entfesselung von Gewalt, Demütigung und Unterdrückung, die Bekämpfung von „bürgerlichen“, „dekadenten“, „elitären“, „volksschädlichen“ und „ausländischen“ Strömungen, konnte abstruser kaum sein.

Aber die zehn Jahre, in denen die Kulturrevolution wütete, warfen die Entwicklung der chinesischen Gesellschaft um mindestens ein halbes Jahrhundert zurück. Sie kosteten, vorsichtig geschätzt, etwa 600.000 Menschen das Leben, hinterließen tiefe Wunden. Was Mao im Kampf gegen seine „liberalen“ Widersacher entfesselte, waren paradoxerweise die Energien derer, die sich durch das Scheitern des „großen Sprungs nach vorn“ um ihre Hoffnungen betrogen sahen: Im internen Machtkampf rekrutieren die Eliten ihre Opfer, um Konkurrenz und Kritik auszuschalten.

Das ist in der rechten Kultur­revolution nicht anders. Es geht um Festigung einer nach Totalität strebenden Macht, Erledigung interner Gegner und Opferung der Sündenböcke, bevor die Unzufriedenheit die Macht selbst infrage stellt.

Natürlich wiederholen sich die Dinge nicht ­einfach. Allerdings könnte uns die Analogie von maoistischer Kulturrevolution und rechter „kultureller Revolution“ zu denken geben. Und uns motivieren, sich ihr tapferer entgegenzustellen als bisher.

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24 Kommentare

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  • Ich überlege, was ich an dem Beitrag am Unangenehmsten finde. Die blecherne Sprache eines DKP-Flugblatts von 1985, die völlige Abwesenheit von irgendwie nachvollziehbaren und überprüfbaren Beobachtungen, nein, am Ende war es diese giftige kleine Bemerkung von der "vorauseilenden Selbstfaschisierung" des Kulturbetriebs. Spricht er von Ungarn? Von Russland? Nein, ich glaube er spricht von Deutschland. Wo gibt es hier "Selbstfaschisierung" des Kulturbetriebs? Werden jüdische Regisseure entlassen und demokratische Stoffe aus dem Programm genommen? Was für ein bizarres Statement. Das sind doch alles nur grandiose Phrasen ohne Bezug zur Gegenwart und ohne Vision für die Zukunft.

  • Nachtrag, Teil II.



    {…}

    Das deutsche (imperialistische) Kapital trägt zur Zeit noch eine bürgerlich-liberale Maske, auch bei der Zustimmung der deutschen Wirtschafts- und Monopolverbände für die (derzeitige) Flüchtlings-, Migrations-, Einwanderungs- und Zuwanderungspolitik. Was auch bei derzeit offiziell mehr als 2,2 Millionen Erwerbslosen [dabei unabhängig von deren Herkunft und Migrationshintergrund] und rund 7 Millionen geringfügig Beschäftigten, den Konkurrenzkampf – auch um unterbezahlte Erwerbsarbeit – verstärkt.

    [Billige und willige Lohnarbeit erhöht die Konkurrenzfähigkeit der deutschen Wirtschaft auf den Weltmärkten.]

    Merke: Kann das Kapital [das Kapitalinteresse] mit der aktuellen (und vorgeblichen) Wirtschaftsliberalität seine ökonomischen Interessen nicht mehr ausreichend durchsetzen, dann schaltet es auch repressiv gesellschaftspolitisch und aggressiv außenpolitisch um, auf einen modifizierten Kapitalfaschismus.

    PS: Der Rechtspopulismus bleibt die gesellschaftspolitische Reserve des Kapitals, der bürgerlichen Administration der deutschen Finanz- und Monopolbourgeoisie.

  • ''Es geht um Festigung einer nach Totalität strebenden Macht, Erledigung interner Gegner'' -- letztlich Gegner des Kapitalfaschismus.

    Wie ordnet der Autor die historisch nachweisbare ökonomische Tatsache ein, das die Kapitalisten an billigen Arbeitskräften und Lohndrückerei interessiert sind. Das sie dafür auch den Import von billigen und willigen Arbeitskräften [für deren Menschen- und Arbeitskräfteverwertung] bevorzugt nutzen.

    Damit fördert die wirtschaftsliberale, sozialliberale und christliche Bourgeoisie, ebenso wie die Bourgeoisie mit migrantischen Hintergrund, auch in ihrem ökonomischen und gesellschaftspolitischen Herrschaftsinteresse, den Rechtspopulismus, Nationalismus und Rassismus.

    Der Rechtsradikalismus wendet sich nicht gegen den Kapitalismus.

    Der bürgerlich-ideologische Rechtskapitalismus in der kapitalistischen Gesellschaftsordnung Deutschlands dient zugleich der imperialistischen Monopolbourgeoisie als massenpsychologische Grundlage für die Mobilisierung der Bevölkerung und für die Durchführung einer aggressiven und militärischen Wirtschafts- und Außenpolitik (Imperialismus].

    Wie erklärt der Autor, das nicht die (derzeitigen) sog. Rechtspopulisten, die ihre nationalistische, neofaschistische, antisemitische und rassistische Ideologie offen vertreten und propagieren, sondern die in der sog. ''Mitte der Gesellschaft'' agierenden bürgerlichen Parlamentsparteien den militärischen Einsatz der ''Bundeswehr'' und den BND-Nachrichtendienstes im Ausland zu verantworten haben? (!)

    Zweifelsfrei, bei Bedarf, werden auch die Rechtspopulisten in die Verantwortung für die (imperialistische) Durchsetzung, Radikalisierung und Realisierung von imperialistischen Kapital- und Wirtschaftsinteressen genommen.

    Fortsetzung, Teil II.

    • @Reinhold Schramm:

      Es ist wesentlich günstiger Arbeit zu exportieren als Arbeiter zu importieren. Klar will die Wirtschaft auch das qualifizierte Arbeitskräfte einreisen können aber davon hat man im Zuge der massiven Zuwanderung eben nicht allzu viele abbekommen.

      "Der Rechtsradikalismus wendet sich nicht gegen den Kapitalismus."

      Das stimmt weder geschichtlich, noch aktuell. Im dritten Reich gab es in der Wirtschaft viele Profiteure aber abgesehen von Vetternwirtschaft gab es dann vorgeschriebene Gewinnmargen, Enteignungen, Exportverbote, Beschäftigungsverbote en masse,... dass alles ist so unkapitalistisch wie es nur geht.

      Können Sie mir bitte mal sagen wo sich die Mehrheiten versteckt haben, die für eine imperialistische Außenpolitik sind? Die sehe ich (grade in Deutschland) überhaupt nicht und auch im restlichen Westen siehts da ziemlich mau aus. Selbst in den USA hat man ja die Schnauze voll vom Krieg.

    • @Reinhold Schramm:

      „Wie ordnet der Autor die historisch nachweisbare ökonomische Tatsache ein, das die Kapitalisten an billigen Arbeitskräften und Lohndrückerei interessiert sind.„

      Wie soll man so erwas einordnen? Vielleicht vergleichend in der Gegenüberstellung von Löhnen in ähnlichen Regionen mit unterschiedlichem Wirtschaftsmodellen? Für die BRD bitet sich der historische Vergleich mit der DDR an. Ob die wesentlich niedrigere Kaufkraft/Löhne dort nun Lohndrückerei war wäre zu diskutieren. Freiwillig lief das Spiel aber sicher nicht ab.

      • @Rudolf Fissner:

        Kaufkraft ist nicht gleich Löhne. Auf Grund der völlig unterschiedlichen Preisstrukturen (und des unterschiedlichen Angebotes) ist ein direkter Vergleich nicht möglich.

        Wir sind uns aber einig, dass Unternehmer die Lohnkosten niedrig halten wollen (und müssen)?

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Ich glaube Herr Schramm meinte etwas anderes. Ich glaube er meinte, dass der Kapitalismus am liebsten keinen Lohn mehr zahlt, sodass der Markt für die Produkte ebenfalls nicht mehr vorhanden ist.

          • @Rudolf Fissner:

            So weit geht er dann auch nicht...

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @Reinhold Schramm:

      "Wie erklärt der Autor, das nicht die (derzeitigen) sog. Rechtspopulisten, die ihre nationalistische, neofaschistische, antisemitische und rassistische Ideologie offen vertreten und propagieren, sondern die in der sog. ''Mitte der Gesellschaft'' agierenden bürgerlichen Parlamentsparteien den militärischen Einsatz der ''Bundeswehr'' und den BND-Nachrichtendienstes im Ausland zu verantworten haben?"

      Einfache Antwort auf eine einfache Frage: Erstere hatten in der Bundesrepublik nie Regierungsverantwortung, letztere schon.

  • Puh. Statt immer wieder Symptome (Rechtsruck in Europa) anzugreifen, doch mal Ursachenforschung? Wie konnte eine große Mehrheit dabei zusehen, sich Schritt für Schritt in die Barbarei zurückwerfen zu lassen? In den 60/70igern haben keine Häuser gebrannt, in denen Gastarbeiter wohnten. Natürlich wurde Thatchers Aktionsplan "there is no society" schleichend und mit Lügen vollzogen, niemand kann funktionierende Gemeinwesen und Sozialstaaten von heute auf morgen zerkloppen. Auf der Strecke hat eine Mehrheit das Gefühl des (mehr oder weniger) Aufgehobenseins in der Gemeinschaft und die Lebensperspektive verloren. Das mag lächerlich klingen, ist aber zentral fürs Lebensgefühl und Lebensqualität. Die äußere und innere Basis ist bei vielen beschädigt, nicht nur bei der Niedriglohnarmee, auch bei der "Mittelschicht", außer bei Merz.

    Dann wählt man mal diese, mal jene, nur um festzustellen, dass es immer weiter in die selbe Richtung geht, egal, was man wählt oder wie es einem ergeht. Politszene und Medien schauen beharrlich in die andere Richtung oder verhöhnen einen. Und dann fängt man, sich destruktiv einzubringen oder auszusteigen. Denen machen wir mal ihre gut geölte Maschine kaputt. Das sind viele, noch nicht die Mehrheit. Links kratzt niemanden mehr, die neutralisieren sich selber oder kümmern sich lieber um Frauen in der Führungsetage als an der Kasse. Aber richtig Rechts, das kracht rein. Und es passt perfekt zur neoliberalen asozialen Grundströmung: "Ich nehme mir diese Privilegien, der Rest kann zusehen, wo er bleibt, und dafür bezahlen." So wächst zusammen, was zusammen gehört und nie getrennt war.

    Und dann gibt es "Eliten", die diese Impulse für ihre Zwecke nutzen. Goldman-Sachs-Weidel, Migrationspakt für eine neue Niedriglohnarmee, wenn Hartz ausläuft.

    Es ist an der Zeit, unsere gesellschaftliche Basis zu reparieren. Zuverlässigkeit und Verantwortung (auch füreinander) als nicht verhandelbare Zutaten wieder herzustellen wäre schon mal ein guter Anfang.

    • 6G
      61321 (Profil gelöscht)
      @uvw:

      Danke. Dazu gehört auch: Überwindung des alles und alle beherrschenden primitiven Materialismus. Keine Ahnung allerdings was dann die unweigerliche Leere (bei den meisten auftretend, nicht bei allen) füllen könnte, denn Esoterik, Religion, Nationalchauvinismus und alle möglichen andern geistigen Unmündigkeitszustände der Voraufklärung lehnen wir ja selbstverständlich ab. Verantwortung füreinander wäre tatsächlich etwas Ausbaubares

  • 6G
    61321 (Profil gelöscht)

    Glühwein?

    • @61321 (Profil gelöscht):

      Glühwein allein reicht nicht, um einen solchen Quatsch abzusondern.



      Zum Beispiel mit diesem Satz: "In der Kulturrevolution von rechts wird allzu deutlich, wie Rechtspopulisten dem neoliberalen Kapital die Drecksarbeit erledigen."

      Die Drecksarbeit nimmt doch die radikale Mitte dem neoliberalen Kapital ab, indem sie konsequent auf die Bedürfnisse dieser Eliten eingeht und für einen reibungslosen Kapital-, Waren- und Menschenverkehr eintritt. Alles andere wird als Populismus abgetan, egal ob es sich um linke oder rechte Positionen handelt. Die Rechtsnationalisten sind doch für das neoliberale Kapital ein Hemmschuh, jedoch kein wirkliches Hindernis, weil sich z.B. das wirtschaftspolitische Programm einer AfD nicht außerhalb der üblichen wirtschaftsideologischen Ansätze anderer bürgerlicher Parteien bewegt.



      Frankreich zeigt uns gerade die neoliberale Antwort auf das Aufbegehren der vergessenen und unbeachteten unteren Mittelschicht: Tränengas, Wasserwerfer, Knüppel. Die radikale Mitte in DE einschließlich der starren Parteibürokratie der Linken treibt da nur eine Sorge um. Hoffentlich sind bei den Gelbwesten keine Rechtspopulisten. Das Anliegen der Gelbwesten interessiert da weniger. Nichts ist so erstarrt und verkrustet wie die Ideologie der Selbstvergötzer. Wie will man da eine vernünftige Analyse der Verhältnisse hinkriegen, wenn der ideologische Überbau das unmöglich macht?

      • @Rolf B.:

        „Radikale Mitte“?

        „Die Radikale Mitte, ursprünglich unter dem Namen „Deutsche Gegenbewegung“ geplant, war ein eingetragener „Verein wider den tierischen Ernst der Zeit“. Ihrer Selbstbezeichnung nach eine deutsche Nachkriegspartei, wurde die „Parodie-Partei“ am 14. März 1950 von Werner Finck begründet.“ de.wikipedia.org/wiki/Radikale_Mitte

        • @Rudolf Fissner:

          Gibt es für Sie außer Wikidingsbums noch andere Denkhilfen?

  • Heute scheint der Tag der abstrusen Kolumnen in der TAZ zu sein. Müssen wir wirklich nach China blicken, um zu wissen, was rechter "Kulturkampf" bedeutet? Hat Goebbels nie gelebt? Gab es nie ein Reichspropagandaministerium? Und eine Reichskulturkammer? Und Und und...

  • Ich kann die Argumentation des Autors nicht ganz nachvollziehen. Rechtspopulisten versuchen fast alle Institutionen des freien Marktes zu schleifen, wie den Binnenmarkt der EU oder die WTO, sie setzen auf Abschottung, Protektionismus und Handelskriege und sehen in offenen Grenzen die größte Gefahr für den Wohlstand und ihre Völker. Dennoch ist diese Ideologie irgendwie eine Verschwörung neoliberaler Kräfte. Welche genau sind das? Hier beschränkt sich der Artikel darauf Suggestivfragen zu rauen, nach einer offenbaren Vielzahl an ungenannten (etwa auch geheimer?) Akteuren.



    Ironischer Weise sind dies genau jene verschwörungstheorethischen Instrumente, derer sich jene radikalen Kräfte so gerne bedienen, vor denen hier gewarnt werden soll. Oder ist mir etwa die gewollte Ironie entgangen?

    Im Kern ein intellektuell eher eher schlichter Artikel von jemanden der schon immer wusste, dass der Neoliberalismus die Wurzel allen Übels ist. Und wenn nun eine neue Gefahr erwächst wird fluchs eine Theorie gebaut, damit er weiter allein Schuld ist.

    • @Horst Horstmann:

      Ich lehne mich an User Huck, unten, an: Freier Markt, wo (?), habe ich da etwa 'was verpasst?.. ;-)

      • @Gerhard Krause:

        Neoliberalism: ideology and policy model that emphasizes the value of free market competition.

        • @Horst Horstmann:

          ... und vergisst, dass schon die VWL/BWL-Studenten im Grundstudium die 7 (zu meiner Zeit) Versagen des Marktes lernen.

        • @Horst Horstmann:

          Für mich ist das Hochhalten des freien Marktes nur das Narrativ der ökonomischen Eliten, damit in der Bevölkerung genug Zustimmung für die Politik entsteht, die eigentlich im Sinne der besagten ökonomischen Eliten ist.

          • @vøid:

            Natürlich gibt es eine Vielzahl Akteure, die wenig Interesse an Wettbewerb haben sondern mehr an Machterhalt oder -erwerb insbesondere durch politische Einflussnahme und Vorteilsgewinnung.



            Aber das alles von Marktwirtschaft, Eliten, Rechtspopulisten bis zu Machtstreben zusammen zu rühren und dann Neoliberalismus drüber zu schreiben ist so undifferenziert das eine differenzierte Analyse und Diskussion praktisch unmöglich wird.







            Es hilft lediglich dabei die Welt in gute und böse zu teilen und sich der wohligen Gewissheit hinzugeben es immer schon gewusst zu haben.

  • "Ein Milliardär namens George Soros, dessen Vergehen, abgesehen antisemitischer Verschwörungsfakes, darin besteht: Er gehört zu den wenigen Vertretern der globalen ökonomischen Elite, die sich explizit gegen die neoliberale Agenda aussprechen."

    Huh? Das muss ich irgendwo was verpasst haben. Explizit? Wo und wann war das denn?

    • @Huck :

      Immerhin hat er den Begriff "Marktfundamentalismus" in Umlauf gebracht [1], hat seine Finger im INET [2] drin (nicht gerade Trotzkisten zwar, aber auch nicht gerade neoliberale). Der Typ ist mir jedenfalls wesentlich sympathischer als alle deutsche Wirtschafts"weisen" (bis auf vielleicht einen).

      Merke: lerne zu differenzieren, sonst siehst Du irgendwann nur noch Feinde.

      [1] en.wikipedia.org/w...ket_fundamentalism

      [2] en.wikipedia.org/w..._Economic_Thinking