Wölfe in Deutschland: Die Population wächst
In Deutschland nimmt die Anzahl der Wolfsrudel zu. Die Naturschützer verbuchen das als Erfolg. Einige Bauern sind besorgt.
„Die weiterhin positive Entwicklung der Wolfspopulation in Deutschland steht im starken Kontrast zum weltweit dramatischen Verlust der biologischen Vielfalt. Dieser Erfolg zeigt uns, dass Arten von einem strengen Schutz profitieren“, wird die BfN-Präsidentin Beate Jessel in einer Pressemitteilung des Verbandes zitiert. Neben der Zahl der zusätzlichen Tiere sei aber auch die der toten Wölfe angestiegen. Verkehrsunfälle seien die zweithäufigste Todesursache neben den illegalen Tötungen.
Der Naturschutzbund (NABU) bezeichnet die steigende Zahl an illegalen Tötungen als alarmierend und beklagt, dass allein in diesem Jahr acht Wölfe mit Schussverletzungen aufgefunden wurden. „Illegale Tötungen von Wölfen sind kein Kavaliersdelikt und gehören strengstens geahndet“, so NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller in einer offiziellen Pressemitteilung. Auch der Straßenverkehr sei eine große Gefahr für die Tiere. Der Verband kritisiert zudem die Forderungen aus Politik und Landwirtschaft, Wölfe zu bejagen, statt zu schützen.
Der Bauernbund Brandenburg sieht das anders. „Der Wolf ist eines der größten Probleme, die wir in Brandenburg haben“, sagt Geschäftsführer Reinhard Jung. Er führt selbst einen Biobauernhof, auf dem er Rinder züchtet. Die Zahlen des Wolfsmonitorings nennt er „verharmlosend“, die Entwicklung „dramatisch“. Dass sich die Population ausbreite, wisse der Verband schon seit Jahren, so Jung. „Wenn die Entwicklung so weitergeht, haben wir bald in jedem Dorf einen Wolf.“ Jung, der bisher zwar selbst noch keinen Wolf gesehen habe, aber dafür Risse bei anderen Landwirten, fordert daher Regulierung statt Komplettschutz. Dafür müsse der strenge Schutzstatus der Europäischen Union geändert werden. „Sonst vermehren sich die Wölfe wie die Mäuse in der Speisekammer“, sagt er. Der Brandenburger Bauernbund fordert schon seit längerem „wolfsfreie Zonen“.
Der Canis Lupus, gemeinhin einfach Wolf genannt, ist nach einer speziellen EU-Richtlinie streng geschützt und darf normalerweise nicht bejagt werden. Die Fauna-Flora-Habitat-Richtline dient dem Erhalt wildlebender Arten in ihrem natürlichen Lebensraum.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anbrechender Wahlkampf
Eine Extraportion demokratischer Optimismus, bitte!
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei