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King Khan & Saba Lou Khan im Interview„Wir sind ja keine Rockstars“

Er ist längst in aller Welt als Soulsänger bekannt, sie bastelt gerade an ihrer Karriere. Ein Vater-Tochter-Gespräch über die weite Musikwelt und Neukölln.

Arish Ahmad Khan und Tochter Saba Lou Khan zu Hause bei Herrn Papa in Neukölln Foto: Stefanie Loos
Jens Uthoff
Interview von Jens Uthoff

taz: Saba Lou, deine erste Punkband hattest du, als du 6 Jahre alt warst, richtig?

Saba Lou Khan (SL): Mein Vater hat Songs mit mir zusammen aufgenommen, als ich noch sehr klein war, aber ich erinnere mich nicht wirklich daran. Ich bin froh, dass es diese Aufnahmen gibt, so kann ich mir die Stücke anhören.

Arish Ahmad Khan/King Khan (KK): Eigentlich war Saba Lou schon in einer Punkband, als sie 5 war. Damals nahm ich ihren Gesang auf und schickte ihn meinen Freunden von The Spits aus Michigan – wahrscheinlich eine der besten Punkbands der letzten 20 Jahre. Sie fuhren total darauf ab, spielten ein paar Synthesizer dazu ein und nahmen das Stück auf ihre nächste Platte.

Und dann gibt es diese Vinylsingle von euch beiden zusammen, auf dem Saba Lou über ihren ersten Schultag singt („First Day in School“).

KK: Ja, diesen Song haben wir am Tag ihrer Einschulung aufgenommen. Wir waren 2005 nach Neukölln gekommen, kurz darauf wurde Saba Lou eingeschult. An ihrem ersten Schultag arbeitete ich gerade zu Hause an Aufnahmen. Als sie nach dem Unterricht nach Hause kam, fragte ich sie: „Saba Lou, ich habe hier einen Song mit ein paar Akkorden – willst du dazu etwas singen?“ Sie fragte: „Worüber soll ich denn singen?“ – „Über deinen ersten Schultag“, sagte ich. Also sang sie: „My first day in school / I don’t know what to do“. Sie war ziemlich gut darin, Freestyle zu reimen, fast wie im HipHop. Hier ist die Single (kramt aus einem Single-Ordner das Cover raus). Wir haben das Vinyl in Camouflage-Rot gemacht, weil ihr Lieblingsdessert Spaghettieis mit Erdbeersoße war.

Welche Schule hast du hier in Berlin besucht, Saba Lou?

Im Interview: Arish Ahmad Khan & Saba Lou Khan

Der Vater Arish Ahmad Khan alias King Khan (41) wurde in Montreal geboren und stammt aus einer indischen Familie. Seit Ende der 1990er lebt er in Deutschland, zunächst in Kassel, seit 2005 in Berlin. Seit Mitte der 1990er spielt Khan in Garage-Rock- und Punkbands, war zunächst bei den Spaceshits und King Khan and The BBQ Show (beide mit Mark Sultan) – mit letzterer Band tritt er auch heute noch auf. Am bekanntesten ist seine Band King Khan & The Shrines, die es seit 1999 gibt und die von Soul, Blues, Garage Rock, Punk und Jazz beeinflusst ist. Er lebt mit seiner deutschen Frau und einer seiner zwei Töchter in Neukölln.

Die Tochter Saba Lou Khan (17), geboren in Kassel, wuchs dort und in und Berlin auf. Sie hat von klein auf mit ihrem Vater Musik gemacht und lernte im Kindesalter Gitarre, Geige und Klavier spielen. Im vergangenen Jahr veröffentlichte sie ihr Debütalbum „Planet Enigma“ auf King Khans Khannibalism-Label.

Der Auftritt Saba Lou spielt am Samstag, dem 14. Juli, ab 17.20 Uhr beim Down-by-the-River-Festival im ://about blank, Markgrafendamm 24c. (jut)

SL: Ich ging auf die Franz-Schubert-Grundschule, aus der dann später die Rütli-Grundschule wurde. Bis zur fünften Klasse war ich dort. Sie hatte einen Musikschwerpunkt. Schon von der dritten Klasse an lernte ich da Klavier und Geige. Was das betrifft, war die Schule wunderbar. Aber es ging dort ziemlich rüde zu – und zu frühen Rütli-Zeiten wurde es noch schlimmer. Es gab viel Gewalt an der Schule.

KK: Als wir damals nach Neukölln zogen, sagten uns die Leute, wir sollten mit den beiden Kindern besser nicht hierher ziehen. Aber für mich war es wichtig, dass meine beiden Töchter an einem Ort aufwachsen, wo das richtige Leben spielt – nicht in einer klinischen, geschützten Umgebung. Wir waren sehr eng mit beiden. Wenn es irgendetwas gab, das sie beschäftigte, haben wir uns um sie gekümmert.

Wie hast du deine Kindheit in Berlin erlebt, Saba Lou?

SL: Es war eine sehr bunte und verrückte Kindheit. Ich habe hier so viele unterschiedliche Arten von Welt kennengelernt. In Neukölln an der Schule, wo es viele Vorurteile gab und es gefährlich war. Auf dem Gymnasium waren dann eher reiche, privilegierte Kreuzberger und Friedrichshainer Kids. Zu Hause traf ich auf die Englisch sprechende Musiker-Community. Dann das deutsche Familienleben – und wir hatten diese Frauendynamik zu Hause, meine Schwester, meine Mutter und ich.

Wie war es für dich als Kind, deinen Vater auf der Bühne zu erleben, wo er mit komischen Kostümen auftrat und abrockte?

SL: Für mich war das ja ganz normal. Es war nie komisch für mich, was er da machte.

KK: Ich habe ihnen aber gesagt, sie sollen mit ihren Lehrern besser nicht darüber sprechen. Ich wollte nicht, dass die mich googeln und etwas über meine Performances lesen. Manches sollten diese Leute einfach nicht sehen. Zum Beispiel, wenn ich diese … sexy (grinst) Klamotten auf der Bühne trage. Auf einer Tour mit King Khan & The BBQ bin ich ja vor einigen Jahren auch mal verhaftet worden, all solche Sachen. Deshalb war ich der „geheime Soulsänger“, wenn sie in der Schule über mich sprachen. Wir machten in der Familie Witze darüber.

SL: Du und deine Freunde aus all den Bands, ihr kamt uns ein bisschen wie Vampire vor. Wir kannten ja die Vampir-Comics, und bei euch war es auch so, dass ihr immer wach wart, wenn alle anderen schliefen. Manchmal habt ihr noch gefeiert, wenn ich zur Schule ging – und wenn ich von der Schule nach Hause kam, habt ihr geschlafen.

Ich habe so viele unterschiedliche Arten von Welt kennengelernt, sagt Saba Lou Khan

KK: Naja, wir sind nicht gerade Eltern wie alle anderen. Und Punk und Rock ’n’ Roll mag auf Kinder auch manchmal gefährlich wirken. Aber ich lernte ziemlich früh, dass man nichts verbergen sollte. Auch Dinge wie Drogenkonsum. Man sollte Kinder nicht belehren, sondern einfach sagen, wie es ist. Und wenn sie neugierig sind, können sie einen fragen.

Du bist früh mit Rockstars in Berührung gekommen, Saba Lou.

KK: Wir sind ja keine Rockstars.

Darf im Zuhause von King Khan nicht fehlen! Foto: Stefanie Loos

SL: Undergroundmusiker trifft es wohl besser.

Aber es gibt doch diese Geschichte, dass Iggy Pop dich geküsst und dir den Rock-’n’-Roll-Segen erteilt hast, als du ein Baby warst.

KK: Richtig! Das war, als wir auf Tour waren.

SL: Das ist das Coolste, was mir in meinem ganzen Leben passiert ist – nur leider erinnere ich mich nicht daran.

KK: Sie ist nicht mal aufgewacht.

Welches war die erste Band, die dir richtig gefiel, Saba Lou?

SL: Mein erstes Lieblingsalbum war eine Greatest-Hits-Platte von Buddy Holly. Das Etikett der Schallplatte war azurblau, und ein Regenbogen war darauf, das weiß ich noch genau. Ich habe dieses Album gehört, als ich noch sehr klein war. Dann habe ich die Platte zehn Jahre nicht mehr gesehen – und als ich sie wiedergefunden hatte, musste ich fast weinen.

Aktuell ist die Welt in einem Zustand, wie ich ihn noch nicht gesehen habe, regt sich King Khan auf, „allerorts droht der Faschismus. Gerade jetzt brauchen wir den Rock ’n’ Roll“

KK: Wir mussten auch fast weinen, weil sie sie drei Monate lang jeden Tag auflegte, als sie noch ein Kleinkind war. Immer und immer wieder.

Von wann an habt ihr zusammen Musik gemacht?

KK: Ich habe Saba Lou schon aufgenommen, als sie erst sechs Monate alt war und Babyklavier spielte. Ich sang Gospelsongs wie „Sometimes I feel like a motherless child“ und sie machte Geräusche wie eine Katze und klimperte Babyklavier dazu. Später brachte ich ihr erst mal die einfachsten Grundlagen des Songwritings bei, indem ich im Takt zählte und sie die Leerstellen füllen ließ. So entstand ein Lied namens „Broken Heart“ – das erste Stück, das sie selbst geschrieben hat.

Saba Lou, wie ist das für dich, wenn du all diese alten Storys hörst, jetzt, wo du selbst eine immer professionellere Musikerin wirst?

SL: Ich mag es, diese Geschichten zu hören. Dieses „professioneller Werden“ ist nicht unbedingt etwas, das bewusst geschehen ist. Ich habe einfach all das aufgeschnappt, was mein Vater und dessen Freunde mir gezeigt haben.

KK: „Professionell“ ist vielleicht nicht das beste Wort, um es zu beschreiben. Ich selbst wollte nie ein professioneller Musiker werden, ich bin eher ein anti-professioneller Musiker. Wir machen es mit unseren Bands ja eher wie die Piraten: Wir spielen in einer mysteriösen Stadt, nehmen ein bisschen Geld mit und ziehen in die nächste Stadt.

Aber Saba Lou macht auch ja keinen Punk-Sound – sie spielt ruhigere Musik.

KK: Ja. Sie macht reifere Musik, als ich sie je gemacht habe. Als Vater bin ich natürlich unglaublich stolz auf sie, aber als Musikerkollege bin ich beeindruckt von der Tiefe ihrer Songs. Sie stehen in einer Storytelling-Tradition. Alle Songs, die ich je gespielt habe, kennt sie auswendig. Sie hat eine Sprache gelernt, und jetzt spricht sie diese Sprache. Einige von den Liedern, die sie gerade schreibt, würden einem wie Johnny Cash gefallen. Ernsthaft. Aber ich möchte zugleich, dass sie auf meinem Label – das ein sehr kleines ist – veröffentlicht, weil ich selbst nie Druck erlebt habe, wenn es um Musik ging. Der Druck von Labels macht meines Erachtens die Musik kaputt.

SL: Meine Musik ist anders als deine. Ich habe das immer ein bisschen wie einen Kampf empfunden: Weil du eigentlich wolltest, dass mein Sound möglichst punk ist.

KK: Aber du bist punk.

SL: Ja, inzwischen hast du verstanden, dass das mein Punk-Move war, nicht punk zu sein. Ich hatte immer das Gefühl, dass das ein Problem war und dass du es am liebsten gehabt hättest, wenn ich auf die Bühne gegangen wäre und etwas Verrücktes gemacht hätte.

KK: Aber ich habe keinen Druck auf dich ausgeübt.

SL: Ich meine damit ja auch nur, dass wir unterschiedliche Hintergründe haben. Deine erste Band war eine coole, wütende Punkband aus der Vorstadt. Du kommst aus jener Ecke – ich aber bin in der Stadt aufgewachsen, habe gute Leute um mich herum gehabt und verspüre nicht diese Wut. Oder habe andere Möglichkeiten sie auszudrücken.

Als Jugendlicher nutzt man Musik ja auch, um sich von seinen Eltern abzugrenzen.

KK: Klar. Als ich gemeinsam mit Mark Sultan in den 1990er bei The Spaceshits spielte, hatten wir gemeinsam, dass unsere Väter beide unglaublich gewalttätig waren. Mein Vater war drogensüchtig, kokainabhängig. Ich rannte von zu Hause weg, weil mein Leben dort so brutal war. Musik war meine Waffe, um diese Welt zu bekämpfen und Frieden zu finden. Musik war für mich wirklich ein bisschen wie Krieg. Natürlich vergleiche ich es nicht mit dem realen Krieg, aber zu Mitmusikern spürst du zum Beispiel eine ähnliche Seelenverwandtschaft wie du sie unter Soldaten findest. Wir kämpfen denselben Kampf. Wir wollen nicht für Unternehmen arbeiten, wir wollen auf eigene Faust arbeiten.

Arish, wie war es bei dir selbst im Kindesalter – wann hast du mit dem Musikmachen angefangen?

KK: Ich begann mit 12 Jahren Gitarre zu spielen. Einige Wochen lang nahm ich Gitarrenunterricht. Mein Lehrer wollte mir aber die ganze Zeit nur „Bruder Jakob“ beibringen. Ich hasste das Lied. Also schmiss ich den Gitarrenunterricht hin. Mein Cousin zeigte mir dann AC/DC und anderes cooles Zeug.

Und in deiner frühen Kindheit?

KK: Als meine Mutter mit mir schwanger war, spielte sie mir indische Musik vor. Sie hielt den Kopfhörer an den Bauch. Als ich klein war, gab sie mir Tablas. Mein Vater organisierte klassische indische Konzerte mit großen Stars. Es gab also diesen frühen Bezug zur klassischen indischen Musik. Später entdeckte ich die westliche Musik im Plattenschrank meines Vaters, zum Beispiel „Abbey Road“ von den Beatles.

Aber eine gute Beziehung hattest du trotzdem nicht zu ihm?

KK: Er war ein Junkie, das war in der indischen Community absolut ungewöhnlich. Ich versuchte ihn zu verstehen. Als ich William S. Burroughs gelesen hatte, verstand ich es etwas besser. Und dann war ich als Jugendlicher selbst fasziniert von Drogen – alles, was ich als Teenager machen wollte, war, Drogen zu nehmen. Mit 23 wurde ich dann Vater. Vielleicht hat mich das davor bewahrt, selbst Junkie zu werden. Harte Drogen sind immer in Mode, auch in Berlin. Man sieht viele Leute, die so verzweifelt zu sein scheinen, dass sie keinen anderen Weg sehen.

Über die raue Seite des Rock-’n’-Roll-Lebens sprachen wir ja schon. War das für dich auch manchmal befremdlich, Saba Lou?

SL: Er (weist auf ihren Vater) hat mir den Song „Drink Fight and Fuck“ von GG Allin gezeigt, als ich 8 Jahre alt war. Ich hasste das Lied, und er fand es lustig, wie sehr wir das Stück hassten. Wenn ich heute zurückblicke, kann ich das auch lustig finden, weil es so klar ist, dass Kinder dieses Stück hassen. Damals aber war ich wütend.

Heute machst du Songwriter-Musik. Fehlen dir manchmal die Band und das gemeinsame Musikmachen?

SL: Ich schreibe meine Stücke alleine. Aber bei den Auftritten spiele ich fast immer mit anderen Leuten. Oska Wald von Chuckamuck ist meistens dabei, manchmal auch eine ganze Band. Beim Down-By-The-River-Festival (siehe Kasten) werden neben ihm noch Omri Gondor und Amit Alcalai-Duvnjak von den Gondors dabei sein.

Du spielst immer noch eine kleine Kindergitarre. Wie kommt das?

SL: Das war die erste Gitarre, die ich besaß. Ich spiele sie, seit ich 5 war. Bei Auftritten ist das eigentlich gar nicht so gut – weil sie nicht so voll klingt. Aber der Sound, den ich mache, der girlymäßige Gesang, hat viel mit meiner Beziehung zu diesem Instrument zu tun. Deshalb spiele ich sie vorerst weiter.

Nun scheint die Welt gerade in einem desaströsen Zustand zu sein, und „Planet Enigma“, dein Debütalbum aus dem vergangenen Jahr, klingt so hoffnungsvoll. Da ist zum Beispiel ein Song wie „18 Years“ – du bist gerade 18 geworden, oder?

SL: Nein, noch bin ich 17, nächste Woche (Mitte Juli – Anm. d. Red.) werde ich 18. Das Lied ist für eine meiner besten Freundinnen, die letztes Jahr ihren 18. Geburtstag gefeiert hat. Sie ist eine der hoffnungsvollsten Personen, die ich kenne. Wenn ich an sie denke, dann denke ich an Pastellfarben.

Bedeutet dir der 18. Geburtstag viel?

SL: Eher aus praktischen Gründen. Vor kurzem bin ich ausgezogen, jetzt wohne ich allein. Und bislang muss ich jede Gas- und Stromrechnung von meinen Eltern unterschreiben lassen. Da fühlt man sich wie der letzte Trottel.

King Khan, zuletzt hast du ein Soloalbum namens „Murder Burgers“ veröffentlicht – wie geht es jetzt weiter?

KK: Ich hab noch eine Punkband, sie heißt Louder Than Death. Wir werden bald auf Tour gehen.

Aber deine Stammband King Khan & The Shrines gibt es weiterhin?

KK: Auf jeden Fall. Die Shrines sind wie eine Familie, die zusammenbleibt. Wie bei Captain Beefheart und seiner Magic Band. Die Shrines sind meine Magic Band. Wir sind seit fast 20 Jahren aktiv – und ich hoffe, es wird die Band noch mindestens weitere 20 Jahre geben.

Ihr werdet auf aller Welt geschätzt, nur in Deutschland lauft ihr etwas unter dem Radar. Warum verstehen die Deutschen euch nicht?

KK: Einige verstehen uns ja. Bela B. ist zum Beispiel ein Freund und ein Fan der Band. Oder auch Rummelsnuff. Er nennt mich immer „Mein König“ (ahmt Rummelsnuffs Stimme nach), das fühlt sich irgendwie richtig an. Es macht mir auch nichts aus, dass man mich in Deutschland kaum kennt. Ich mag es sowieso unsichtbar zu sein.

Vielleicht ist es auch nur ein Problem des Marketings?

KK: Wir haben nie Marketing gemacht. Wir sind organisch gewachsen. Wir infizieren die Leute langsam, aber sicher. Das meine ich, wenn ich sage, wir seien antiprofessionell. Unsere Musik lebt sowieso davon, in kleinen Clubs gespielt zu werden. Ein Ort mit maximal 500 Besuchern, wo du nah am Publikum bist und auch ins Publikum hineingehen kannst. Darum geht’s doch beim Rhythm and Blues. In einer Arena würde das nicht funktionieren.

SL: Deshalb spielst du da nicht!

KK: Ich hasse Stadionrock, wirklich. Meine Rock-’n’-Roll-Welt ist die der kleinen Punk-Clubs. Wenn du zu den Ursprüngen des Rock ’n’ Roll zurückgehst, dann haben Konzerte dieselbe Funktion wie ein Kirchgang gehabt. Es gab schwarze Menschen, die die ganze Woche über schrecklich behandelt wurden und die sonntags in die Kirche gingen, um ein harmonisches Miteinander zu erleben. Oder du gingst halt in ein Speak-Easy und hattest Sex, hast gesoffen und bist ausgeflippt. Aktuell ist die Welt in einem Zustand, wie ich ihn noch nicht gesehen habe, allerorts droht der Faschismus. Gerade jetzt brauchen wir den Rock ’n’ Roll.

Eigentlich ein guter Schlusssatz – aber Saba Lou, was bringt die Zukunft für dich?

SL: Ich arbeite an einem neuen Album, an verschiedenen Versionen bereits existierender Songs. Und ich werde eine Single mit einem Freund zusammen machen.

Was wäre für dich eine Platte, die du unbedingt mal aufnehmen willst?

SL: Ich habe diese Vision, mal ein langsames Discoalbum mit Western-Einfluss zu machen. Zwischen Ennio Morricone und Jackson Five. Eines Tages wird das kommen.

Gibt es – außer Berufsmusikerin zu werden – noch andere Pläne?

SL: Ich interessiere mich sehr für die Food-Industrie, außerdem für Biochemie und Botanik. Pflanzen bedeuten mir so viel, vielleicht studiere ich eines Tages Botanik. Es gibt viele vage Ideen, vielleicht habe ich eines Tages eine Catering-Firma oder ein kleines Café mit Galerie und Konzertraum. Wer weiß – alles ist möglich.

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