piwik no script img

Unterwanderung der Kirchen„Christen mit Rechtsdrall“

Wo treffen sich Rechte und Christen? Liane Bednarz über Islamfeindlichkeit, den sogenannten Genderwahn und den Einfluss konservativer Christen auf CDU und AfD.

„Das Christentum wird für Politik instrumentalisiert“, sagt Liane Bednarz Foto: dpa
Patricia Hecht
Interview von Patricia Hecht

taz: Frau Bednarz, Sie bezeichnen rechte Christen als „Angstprediger“. Um wen geht es?

Liane Bednarz: Gemeint ist ein Teil des konservativen Milieus beider Konfessionen, das sich momentan zunehmend von genuin konservativen Haltungen verabschiedet und rechte Feindbilder übernimmt. Inhaltlich geht es besonders um die angebliche Islamisierung und den sogenannten Genderwahn. Über diese beiden Themen reden gen rechts gedriftete Christen Bedrohungsszenarien herbei und verstärken damit den Einfluss rechter Populisten.

Wie groß ist das Spektrum, von dem Sie sprechen?

Es geht schätzungsweise um 20 bis 30 Prozent innerhalb des konservativ-christlichen Mi­lieus in Deutschland. In Zahlen ist das schwer auszudrücken. Die Relevanz begründet sich aber auch dadurch, dass Vertreter und Kampagnen sehr aktiv und laut sind und darüber auch in Unionskreise eindringen.

Wer sind die ProtagonistInnen?

Die Katholikin Hedwig von Beverfoerde organisiert seit 2014 die „Demo für alle“ und kämpft gegen die sogenannte Genderideologie. Dort sprachen bereits Unionsleute und AfD-Mitglieder wie Markus Frohnmeier. Eine Art Starstatus in der Szene hat Gabriele Kuby, die besonders krude Thesen vertritt. Sie behauptete bereits 2011 auf einem Kongress, dass es eine „homosexuelle Agenda“ gebe, die „von den mächtigsten Institutionen dieser Erde, der UN und der EU, mit aller Macht vorangetrieben“ werde.

Warum treffen sich Religion, verschwörungstheoretisches und neurechtes Gedankengut genau an den beiden Themen Islam und Gender?

Viele Christen mit Rechtsdrall neigen im Gegensatz zu den beiden Großkirchen dazu, den Wahrheitsanspruch des Christentums so zu überhöhen, dass der Islam die falsche Religion und ein Dialog deshalb nicht nötig ist. Sie verdrehen das Christentum in ein antimuslimisches Abwehrbollwerk. Das kann gerade in der Flüchtlingsfrage zu einer kalten Variante des Christentums führen, es gibt dort bei vielen kaum Empathie.

Im Interview: Liane Bednarz

Liane Bednarz, Jahrgang 1974, ist Juristin und Publizistin. Sie schrieb unter anderem das Buch „Gefährliche Bürger. Die neue Rechte greift nach der Mitte“ zusammen mit Christoph Giesa.

Widerspricht das nicht dem Anspruch auf Nächstenliebe?

So zu denken sollte sich aus christlicher Sicht verbieten. Aber Nächstenliebe wird im Milieu der rechtsgerichteten Christen häufig örtlich interpretiert: der „Nächste“ ist dann etwa mein Mann, meine Familie, mein Land. Der Syrer aber ist der „Fernste“. So wird Theologie verflacht und verzerrt.

Woher kommt die Fixierung auf das Thema Gender und Abtreibung?

Diese Milieus sind vielfach geradezu besessen von „Sexualsünden“. Reizthema ist vor allem Homosexualität, die aus biblischer Sicht tatsächlich nicht ganz einfach zu behandeln ist. Ich selbst habe mich immer als fromme Protestantin verstanden und meine, dass man die entsprechenden Stellen der Bibel historisch interpretieren sollte – aber das passiert in diesen Milieus selten. Richtig schwierig wird es, wenn sich Abtreibungskritik mit völkischen Vorstellungen verbindet: Da ist zum Beispiel die Rede vom „Babycaust“ – also der Gleichsetzung von Abtreibungen mit dem Holocaust. Im AfD-Grundsatzprogramm wird Abtreibung grundsätzlich kritisch gesehen, aber unter dem Stichwort „Kinder statt Masseneinwanderung“ auch mit demografischen Erwägungen zugunsten der „einheimischen Bevölkerung“ verquickt. Sprich: mehr deutsche Kinder.

Warum werden rechte Christen gerade jetzt so laut?

Mit der AfD verfügen viele von ihnen erstmalig über einen politischen Arm, das gibt Sicherheit. Ihr derzeitiger Einfluss besteht darin, dass sie dem Rechtspopulismus ein christliches und damit bürgerliches Antlitz geben. Hier tragen jahrzehntealte Verflechtungen zwischen sich selbst für konservativ haltenden christlichen Publizisten und Medien der Neuen Rechten Früchte. Die Wochenzeitung Junge Freiheit etwa, die der AfD mit Ausnahme deren radikalen Flügels wohlwollend gegenübersteht, ist Pflichtlektüre für viele sehr fromme Christen. In den Redaktionsgrundsätzen der Zeitung steht seit 2011, dass sie sich als christlich versteht.

Ist das Strategie?

Nein, Überzeugung.

Gibt es weitere Gründe für das Erstarken des Milieus?

Die CDU hat einige für Konservative heilige Kühe geschlachtet, etwa beim Lebensschutz. Viele sehr fromme ehemalige Unionsanhänger haben sich der AfD vor allem deshalb zugewendet, weil diese abtreibungskritisch ist. Dabei fehlte ihnen das Gespür dafür, dass die Partei von Beginn an rechtspopulistische Positionen vertrat. Das kommt auch daher, dass in der Bundesrepublik nie ausdiskutiert wurde, was konservativ und was rechts ist. Viele Konservative merken gar nicht, wenn sie rechte Thesen und Ressentiments übernehmen.

Wo verläuft denn die Grenze zwischen konservativ und rechts?

Konservative glauben an die westliche Gesellschaftsordnung, stehen für Pluralismus und denken liberal und nicht in ethnokulturellen Kategorien. Letzteres bedeutet etwa, dass eine Law-&-Order- Haltung so lange konservativ ist, wie sie sich nicht gegen „Fremde“ richtet. Rechtes Denken hingegen ist illiberal, antipluralistisch und oft völkisch. Es ist kulturpessimistisch und bedient sich einer Verfallsrhetorik, die sich auch im christlichen Bereich findet, wo die Gesellschaft als übersexualisiert, verkommen und dekadent wahrgenommen wird. Das hat etwas Politreligiöses, das sehen wir gerade in Ungarn und Polen.

Wie meinen Sie das?

Das Christentum wird für Politik instrumentalisiert. Der Wahrheits- bzw. Absolutheitsanspruch wird auf die Politik übertragen. Viele rechtskonservative Christen inszenieren sich als Opfer einer „linksgrünen Gesinnungsdiktatur“ und regen sich über den „Staatsfunk“ auf. Aber sie haben nicht das geringste Problem damit, dass staatliche Medien durch Orbán und die PiS-Partei in Ungarn und Polen wirklich auf Regierungslinie gebracht werden. Auch Putin ist für viele ein Held, weil er angeblich das wahre Christliche durchsetzt und gegen „homosexuelle Propaganda“ vorgeht.

Wie kann man diesen Milieus den Aufwind nehmen?

Indem man aufklärt. Die Kirchen positionieren sich nach außen stark gegen Rechtspopulismus, müssten diese Debatten nach innen aber viel intensiver führen. Gerade in den neuen Bundesländern gibt es in den evangelischen Landeskirchen Pfarrer, die nach rechts driften. Dem müsste viel stärker Einhalt geboten werden.

Warum sind diejenigen, die sich als gemäßigte Konservative bezeichnen, so stumm?

Das ist die große Frage: Wo sind die konservativen Intellektuellen? Es gibt die Historiker Andreas Rödder und Paul Nolte. Vor allem Letzterer hat das neurechte Denken exakt durchschaut. Dann gibt es Daniel-Pascal Zorn, der das Buch „Mit Rechten reden“ mitgeschrieben hat und sich als konservativen Humanisten begreift. Der Soziologe Armin Nassehi wiederum ist zwar selbst kein Konservativer im klassischen Sinne, nimmt aber konservative Bezugsprobleme sehr ernst und zeigt seit Jahren genau auf, wo konservatives Denken aufhört und rechtes Denken beginnt. Ansonsten sind da momentan leider viel zu wenige.

Frau Bednarz, eine persönliche Frage: Sie sind Juristin – warum setzen Sie sich mit rechten Christen und AntifeministInnen auseinander?

Ich war Teil dieses Milieus. Ich war immer eine fromme Protestantin, aber nie rechts. Ab 2011 habe ich mich in einem, wie ich damals dachte, sehr frommen, konservativ-katholischen Milieu bewegt, selbst Lesungen zum Beispiel mit Matthias Matussek organisiert. Viele dieser Leute haben schon damals Feindbilder und Begriffe wie „Tugendterror“ oder „GEZ-Medien“ verwendet. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schnell man so etwas unkritisch übernehmen kann, wenn man es ständig hört. Anfangs habe ich nicht gesehen, wo das hinführt.

Warum haben Sie Ihre Meinung geändert?

Mir fiel ab Frühjahr 2012 zunehmend deutlich Schwarzweißdenken und scharfmachender Sound in diesem Milieu auf, etwa von Beatrix von Storch, die bereits vor Gründung der AfD eine Art Galionsfigur in diesen Kreisen war. Als sich 2013 die AfD gegründet hat, war ich von Anfang an sehr kritisch. Ab Herbst habe ich bemerkt, wie sehr das Milieu dazu neigt, unsere liberale Demokratie mit einer Diktatur zu verähnlichen, man sprach von „Blockparteien“ und „Mainstream­medien“. Das irritierte mich.

Haben Sie noch Kontakt zu diesem Milieu?

So gut wie keinen. Ich recherchiere zwar noch immer auf deren Facebook-Seiten, weil viele auch öffentlich posten. Aber fast alle Freundschaften aus der damaligen Zeit sind zerbrochen. Die haben sich in ihren Feindbildern verbarrikadiert.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

61 Kommentare

 / 
  • Ein Randphänomen, dieser rechts-christliche Eklektizismus. Die meisten Rechten, mit denen ich mich bisher herumstreiten musste, sind kirchen- und glaubensfeindlich eingestellt. Ausländerfeindlichkeit, Holocaustleugnung und Menschenverachtung habe ich schon oft mit Atheismus Hand in Hand gehen sehen. Oft wird ja das Schlagwort "christliches Abendland" nur vorgeschoben, damit Leute, die eigentlich nie am christlichen Leben interessiert waren, ihr rechtes, muslimfeindliches Gedankengut pseudolegitimieren können. Das sind hysterische Geizhälse, die ihren Wohlstand zulasten der Alimentation Notleidender erhalten wollen, obwohl ihnen wirklich nicht viel verloren geht. Die CSU-Gurkentruppe tönt natürlich laut, wie christlich sie doch sei, doch abseits von der Tatsache, dass sie sich gerne mit unserem C und unserem Kreuz schmücken, legen sie christlichem Handeln eine Menge Steine in den Weg, Stichwort Kirchenasyl. Alles also eher Scheinchristentum. Nichtsdestotrotz muss natürlich auch Halb- und Vollnazis, die christlich tun, ein Riegel vorgeschoben werden.

    Natürlich glauben wir Christen an das Christentum und nicht an den Islam. Das darf aber kein Grund sein, notleidende Muslime im Stich zu lassen. In Matthäus 5, Vers 42 heißt es: "Gib dem, der dich bittet und wende dich nicht ab von dem, der von dir etwas borgen will." Das klingt nicht nach eingeschränkter Nächstenliebe, zumal in den folgenden Versen der Nächstenliebe die Feindesliebe zur Seite gestellt und in ihrer Radikalität erklärt wird. Nun, christliche Nächstenliebe ist also nicht eingeschränkt.

    Aber ganz ehrlich, es ist schon traurig, hier zum Beweis für die Unbeschränktheit der Nächstenliebe auf die Feindesliebe verweisen zu müssen. Denn die weitaus meisten hier lebenden Muslime haben eine friedliche Nachbarschaft mit uns und sind daher unsere Nächsten im ganz wörtlichen und engen Sinne. Und da gilt Sprüche 3, Vers 29: "Trachte nicht nach Bösem gegen deinen Nächsten, der arglos bei dir wohnt."

  • "Rechtsaußen-Verleger Herbert Grabert begann als völkischer Christ", so berichtete das Schwäbische Tagblatt in Tübingen 10.11.2010 über den lange Zeit bekanntesten Verleger des Rechtsextremismus.

     

    In den Kirchengemeinden wird die Politik und die Lagerbildung meistens vermieden, aber hintenrum über Leute geredet, von denen man nicht so gerne möchte, dass sie Einfluss nehmen, weil sie zum jeweils anderen politischen Langer gehören.

    Ansonsten sieht man auf einem Foto auch Margot Käßmann und Peter Hahne nebeneinander in der Synode sitzen.

    vgl. siehe unten.

  • @ Rudolf Fissner schrieb:

    "Was ist mit den 50% Christen in der Linkspartei, den 60/70 % in der SPD, bei den Grünen?(....)"

    --------------------------------------------------------------------

     

    DAS ist die tatsächliche "Unterwanderung" (oder treffender "Durchseuchung"

    .

    Religion ist heilbar und sie sollte, wie z.b. Alkoholkonsum auch als potentiell krankmachend mit extrem hohemn sozialen Gefahrenpotential betrachtet werden.

    • @Wagenbär:

      Was haben Sie gegen linke Christen? Was ist an deren politischen Überzeugungen falsch. Ehrlich gesagt erinnert mich dieser Begriff „Durchseuchung“ doch stark an das Gerede von den „linksversifften“ XYZ aus dem rechtsextremen Lager.

    • @Wagenbär:

      Lesen Sie mal "Dialektik der Aufklärung" von Horkheimer/Adorno.

      Die Annahme, sämtliche existentiellen Fragen der Menschen seien rational zu beantworten, ist selbst ein Irrglaube. Da bleibt nur, bestimmte Fragen mit einem achselzuckenden "ist halt so" oder "sinnlos" zu verbieten, am besten mit einer "unfehlbaren" Ideologie (Marxismus/Leninismus oder Faschismus) verbunden (für Sie vielleicht attraktiv, für mich jedoch nicht) oder Religion, die wie alles Menschliche, auch unerwünschte Ausprägungen haben kann.

      • @Joba:

        Existenzielle Fragen haben sich auf verträumte Sommernächte oder intime Gespräche zu beschränken und sich gefälligst aus der Politik und dem öffentlichen Leben rauszuhalten.

         

        Abdullah Öcalan definiert den menschlichen Gottesbegriff als die Gesamtheit der für den Menschen nicht versteh- und begreifbaren Welt. Das hieße, dass mit jeder Erkenntnis und jedem Wissensgewinn Gott ein bißchen an Substanz verliert. EIne sehr treffende Definition wie ich finde.

        • @El-ahrairah:

          Dass der Gottesgedanke kein Lückenbüßerfür ungeklärte Fragen der Welterklärung sein kann, ist für akademische Theolog*innen konfessionsübergreifend ein alter Hut. Näheres würde hier zu weit führen. Interessierten steht aber eine Fülle von Lektüre (Ich meine nicht "Missionstraktätchen") zur Verfügung.

          Dass es nicht Aufgabe der Politik sondern der Kirchen bzw. anderen Religionsgemeinschaften ist, Glaubenslehre zu verbreiten, hat sich zu recht aus der europäischen Geschichte mit ihrem wechselhaften, teils konfliktreichen, teils wechselseitig anbiedernden Verhältnis beider Bereiche, ergeben. In meinen Kommentaren zu Söders "Kruzifixerlass" habe ich mich näher dazu geäußert.

          Etwas anderes ist es, dass Menschen, die Politik machen, dabei nicht völlig von ihrem Glauben oder Nichtglauben absehen können. Wer zutiefst von etwas überzeugt ist, lässt auch seine/ihre Vorstellung, wie die Gesellschaft idealerweise sein sollte und damit einzelne politische Schritte daran orientieren. Das ist so lange legitim und nicht "fundamentalistisch", wie unterschiedliche Motivationsgründe für dieselben Vorschläge gelten gelassen werden. Z.B.: Wenn ich aus christlichen Gründen für die Aufnahme von Geflüchteten (wohl wissend das das nicht einfach ist und Schwierigkeiten mit sich bringt) und gegen die Schikanierung von Arbeitslosen durch Hartz IV bin, ist es selbstverständlich, dass dieselbe Position auch anders hergeleitet werden kann.

          Wenn mit Heraushalten von existenziellen Fragen aus der Politik gemeint ist, dass niemandem eine bestimmte Motivation für sein/ihr Engagement vorgeschrieben werden darf, bin ich mit Ihnen einig. Respektvoller Austausch über unterschiedliche Motivationen und deren persönliche Offenlegung sollte allerdings auch in der Politik nicht verboten sein.

      • @Joba:

        „Die Annahme, sämtliche existentiellen Fragen der Menschen seien rational zu beantworten, ist selbst ein Irrglaube“ beschäftigt die Philosophie nicht erst seit Horkheimer/Adorno. Die gesamte Philosophie des Abendlandes ist darauf u.a. aufgebaut. Dafür brauchen Sie aber keine Kirche mit Irrglaubenssätzen. Es reicht sich philosophisch zu schulen. Bspw. auch noch etwas Spinoza/Einstein und den Pantheismus, um das Problem zu durchdringen. Das wars dann aber auch schon. Dafür müssen Sie nun wirklich nicht religiös sein. Es reicht Agnostiker zu sein. Die Gläubigen sind glücklich, die Zweifler weise!

        • 6G
          60440 (Profil gelöscht)
          @Frederik Andersen:

          Das Abendland ist darauf aufgebaut, den ständigen Irrlehren der Kirche (vulgo: deren systemimmanenten Dummheit) zu widerstehen. Und genau dafür brauchen wir wohl die Kirchen und deren Irrlehren.

          • @60440 (Profil gelöscht):

            Mit solchem Sprüchen wollen Sie mal eben z.B. die Beiträge der christlichen Theologie für die Entwicklung der Idee von Menschenrechten als Irrglaube hinstellen?

             

            Auch der Kommunismis hat mit Wilhelm Weitling christliche Wurzeln. Er initiierte den Bund der Gerechten, welcher als Vorläufer und Keimzelle der späteren sozialistischen und kommunistischen Parteien Europas und der Welt gilt. https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Weitling

        • @Frederik Andersen:

          Ihr Agnostizismus in allen Ehren, er darf aber niemals Ergebnis einer "Zwangsheilung", wie sie Wagenbär vorschwebt, sein. Ich respektiere, wenn jemand sich mit agnostischer "Weisheit" zufriedengibt, mir und vielen anderen reicht dies jedoch nicht aus. Das Bedürfnis nach Halt in Letztbegründungen wird erst dann gefährlich, wenn die Gläubigen meinen, die von ihnen geglaubte [Glauben im existentiellen Sinnen als fiducia (Gottvertrauen), die zwar an notitia (Kenntnisnahme) und assensus (Zustimmung zu Glaubensinhalten oder Fürwahrhalten, worauf der Begriff des Glaubens landläufig verengt wird) gekoppelt ist, aber dennoch von letzteren unterschieden bleibt, verstanden] "Wahrheit" selbst durchsetzen zu dürfen oder gar zu müssen. Gott kann sich nur selbst beweisen. Dass er das so tut, dass viele Menschen nicht überzeugt werden, spricht für mich gegen die Vermutung, "Er" (Gott ist weder männlich noch weiblich) sei ein "Tyrann", der alle gewaltsam unterwerfen möchte, die aus welchen Gründen auch immer, nicht glauben können. Für andere ist es ein Hinweis, das kein Gott sei. Ein definitives Argument gibt es in dieser Sache nicht.

          • 8G
            849 (Profil gelöscht)
            @Joba:

            Ich lasse den Atheisten ihren Glauben! Denn ich glaube mit Bloch, dass nur ein guter Atheist ein guter Christ sein kann und umgekehrt.

             

            Da Sie die "Dialektik" ansprachen: dass die vollends aufgeklärte Welt im Zeichen triumphalen Unheils strahlt, diesen Gedanken kenne ich nirgends vorher. Dass viele Atheisten glaubende Menschen verlachen, ist angesichts dessen, was die "Aufklärung" nicht geschafft und für "Blüten" getrieben hat, selbst lächerlich.

             

            Zudem begeben sich die Anhänger des Nichts auch logisch auf's Glatteis: denn das Nichts kann niemand denken. Es deshalb für wahr zu halten, entbehrt nicht einer gewissen Ironie.

             

            Eine ganz andere Frage ist die der Erwartungen an das Jenseits als einem Ort, in dem man für die Leiden kompensiert wird oder für die Sünden bestraft. Das sind Gedanken, die den utopischen Schwung der Menschen brechen oder ihn erst gar nicht entstehen lassen. So zu leben, als wäre alles danach vorbei, ist daher m.E. sinnvoll, wenn man im Nächsten sein Ebenbild erkennen kann und in der Pflicht gegenüber diesem seine Bestimmung sieht. Das kann man, denke ich, auch ohne Glaube, vielleicht sogar besser, weil ja überzeugte Ideologen (da schließe ich all jene ein, die sich inbrünstig als Nichtideologen verstehen) stets das, was sie selbst falsch machen, aufgrund ihrer Verblendung nicht erkennen.

          • @Joba:

            Solange alle Gläubigen und Ungläubigen die Menschenrechte anerkennen, habe ich und der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte kein Problem mit Gläubigen und Ungläubigen!

            • 6G
              60440 (Profil gelöscht)
              @Frederik Andersen:

              Der Pupst zB. macht das nicht. Er aberkennt mehr als der Hälfte der Menschheit ihr Recht auf den eigenen Körper.

  • Der Artikel verweist auf ein Problem, vor demdie Mehrheit der aktiv am Gemeindeleben beteiligten Christ*innen nicht die Augen verschließen darf. Es bleibt nur, dem "Bunkerglauben" die befreiende Botschaft des Evangeliums entgegenzusetzen, die für und nicht gegen andere Menschen da ist.

  • Dieses Millieu hat doch überhaupt keine Wirkmacht innerhalb der Kirchen.

  • So ein unnützes Interview. Rechts und links sind politisch dermaßen diffuse Begriffe, dass sie sich nicht einmal gegeneinander klar abgrenzen lassen. Von daher ist auch die Vorstellung der Mitte hinfällig. Wenn man die Mitte als Punkt festlegt, sind alle entweder links oder rechts davon, definiert man sie als Raum, werden sich die Ränder als links bzw rechts bezeichnen und bezichtigen.

    Konservativ bzw progressiv würde ich eher als moderne, präzisere Synonyme. Die politische Einstellungen bzw Überzeugungen auf einem gedachten Strahl abzubilden ist ohnehin nicht möglich oder so stark vereinfachend, dass Rückschlüsse auf die Realität besser unterbleiben.

    Zu den Kirchen: die waren schon immer konservativ. Religion ist eine konservative Veranstaltung. Aus der fluiden Spiritualität und Geisteskraft des Individuums wird eine behäbige, moralisierende Organisation.

  • Welch eine verdrehte Debatte!

    Zu jeder Art von religiösem Mist hat Johann Most 1887 in mit seiner Schrift

    "Die Gottespest" eine treffende Antwort gefunden, die heute leider immer noch Aktuelle ist.

    Text: https://www.marxists.org/deutsch/referenz/most/1887/xx/gottespest.htm

    zum Hören: https://archive.org/details/DieGottespest

    Jede Religion manifestiert einen Sollbruchstelle des Verstandes und ist damit grundsätzlch demokratiefeindlich gegen Aufklärung und humanistische Errungenschaften gerichtet.

    • @Wagenbär:

      Eine solche Sollbruchstelle des Verstandes hat nicht jeder und sieht sie bei sich auch nicht. So mancher hielt schon seine Wahrheiten für bombensicher und hat sie auch schon mit selbigen versucht umzusetzen. Solche Menschen finden sich bei den religiösen Fundis genauso wie bei den konfessionslosen Fundis. Der Most scheint mir zur letzteren Gruppe zu gehören.

      • 6G
        60440 (Profil gelöscht)
        @Rudolf Fissner:

        Albert E. aus Ulm: "Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit. Aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht gannz sicher."

        • @60440 (Profil gelöscht):

          Er sieht also auch die Sollbruchstellen, wo er sich unsicher ist. Passt doch! Schön auch sein Spruch, obwohl ich selbe nicht gläubig bin: „Wissenschaft ohne Religion ist lahm, Religion ohne Wissenschaft blind“

  • Unterwanderung der Kirchen

     

    „Christen mit Rechtsdrall“

     

    Wann waren die Kirchen jemals links orientiert? Ich kann mich nur zu gut an Kirchen-Aufrufe erinnern wo vor der SPD gewarnt wurde.

    • @Justin Teim:

      Sie erwähnen die Zeit der katholischen "Hirtenbriefe", als Wahlverhalten noch stark konfessionell beeinflusst war. Die Mehrheit der Evangelischen Kirche galt damals als SPD-nah. Allerdings war der konservative Flügel des Protestantismus weitaus rechter als der katholische Mainstream (siehe Alfred Dregger u. Co.).

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...Adolf Hitler liebte rechtsdrehenden Yoghurt.

  • Hinweis 2:

     

    die freien und unabhängigen Wählervereinigungen, häufig FUW oder FW abgekürzt, treten seit Jahrzehnten in Kommunen, Kleinstädten und Dörfern neben der CDU in der Kommunalpolitik an und besetzen Pöstchen des Gemeinderats - und des Kirchengemeinderats.

    FW / FUW schlossen sich auf Landesebene in Bayern 1978 zusammen, als Bundesverband erst 2009.

    Sie gibt es in der Ausrichtung als "Freiheitliche" vergleichbar mit den "Libertarians" / Paleolibertarians - "against Liberalism"!!! -

    v.a. in BaWü, Bayern, RLP und NRW.

     

    Für Pietisten und Freikirchler war es schon vor Gründung der CDU normal sich neben der CDU zu betätigen.

    IDEA heißt:

    Informationsdienst der Evangelischen Allianz.

    In den Synoden der EKD vertretene konservativ-freiheitliche große Fraktion, v.a. gegen Abtreibung.

    Daneben gibt es außerhalb der EKD-Synoden - andere noch rechtere Fundamentalisten / Kreationisten.

     

    Hubert Aiwanger und Ulrich von Suntrum waren Mitgründer der Wahlalternative 2013 - dem Vorläufer der AfD und bzw. im Aktionsbündnis Direkte Demokratie "ADD" mit BvStorch beteiligt an den Protesten GEGEN die Rettung Griechenlands durch weitere Kredite - Proteste vor der EZB 2012 - aus monetaristischer Doktrin.

  • Hier ein Hinweis:

     

    zu den rechten Problemerzeugern gehören auch die

    CSU-Basisinitiative „Konservativer Aufbruch“ auf einer Webseite wie conservo wordpress

     

    Das ist aber keine Unterwanderung.

    Das IDEA-Spektrum ist seit eh und je stramm rechts.

  • und @ Hannibal Corpse

    "Als Reformator wird nach wie vor Martin Luther verehrt, der die Obrigkeit verherrlichte und nicht Thomas Münzer, der zur Revolution gegen die Stände- (bzw. Klassen-)gesellschaft aufrief. "

     

    "Ich verehre ihn schon, den Thomas! "

     

    Hat einer von Ihnen jemals Texte von Müntzer, einem tiefreligiösen Menschen gelesen? Ich habe die Vermutung, dass Sie nur das marxistische Bild von ihm verehren und nichts von dem, was er sagte, kennen. Aber lassen Sie sich bekehren: " Wenn wir aber das rechte lebendige Wort Gottes hören, können wir den Ungläubigen überzeugen und klar beurteilen. Wird die Heimlichkeit seines Herzens offenbar, muss er demütig erkennen, daß Gott in uns ist." (Th.M., Prager Manifest)

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Hans aus Jena:

      Ich habe alles, was von Münzer bekannt ist, gelesen. Ich bin selbst Katholik, wenngleich in keiner Weise romhörig. Es ist gerade die tiefreligiöse Prägung Münzers, aus der er die richtigen Schlüsse zieht, die mich fasziniert und nicht vornehmlich der Münzer Ernst Blochs, obwoh ich auch den Marxismus keineswegs verabscheue.

      • @849 (Profil gelöscht):

        Chapeau!

    • @Hans aus Jena:

      ging eigentlich an @Atalaya mit...

  • Am Beispiel rechter Christen lässt sich besonders gut beobachten, wie „Angstprediger“ wirken, weil hier die Widersprüche besonders krass auffallen. Aber Menschen, die Angst schüren, sind grundsätzlich ein Problem. Auch „links der Mitte“ und unter (vermeintlich) Unpolitischen.

     

    In allen Lebensbereichen führt Angst zu Abschottung, nicht nur in der Politik. Sie verengt die Welt auf solche Personen, die bereits als „Nächste“ erlebt wurden, weil sie Ängste und Hoffnungen teilen. Alle Menschen, die das nicht tun, werden zu „Fernsten“. Einfach deswegen, weil sie für den von Angst Befallenen eine potentielle Gefahr darstellen.

     

    Das Phänomen hat wenig mit Überzeugungen und gar nichts mit Strategie zu tun. Es ist ein rein psychologischer Effekt. Einer, der jeden Menschen trifft, der das Gefühl der Selbstwirksamkeit vermisst. In einer Welt, in der die eigene Existenz scheinbar von Entscheidungen solcher Leute abhängt, die ferner kaum sein könnten (Vorstandschefs, Spitzenpolitiker, Arbeit-“Geber“ oder auch Verwaltungsleute) ist niemand sicher vor der Angst und ihren Predigern.

     

    Selbstwirksamkeit wieder herzustellen, ist das Ziel aller Ängstlichen. Wer die Angst der Massen auf die aller Fernsten fokussieren kann, auf Migranten oder Homosexuelle etwa, der kann sie lenken, weil er ihnen Macht in die vermeintlich leeren Hände legt. Im Falle „linker“ Zeitgenossen klappt das übrigens auch. Da sind die „Fernsten“ dann „die AfD“ oder „die rechten Christen“, (vermeintlich) leicht Auszugrenzende also..

     

    Übrigens: Ich habe schon genug vermeintlich Nächste verloren um zu wissen, wann Aufklärung mehr schadet als zu nutzen. Dann nämlich, wenn sie aus Sicht der Aufzuklärenden Probleme nicht löst sondern schafft. Wer Menschen ihre Sündenböcke ersatzlos zu nehmen versucht, macht ihnen Angst vorm Alleinsein. Vor allem, wenn er ihnen (noch) nicht als Allernächster gilt. Diese Angst vorm Alleinsein aber ist die Schlimmste von allen. Sie führt zu ganz, ganz seltsamen Allianzen.

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    "Rechts" und "Links" sind Relationen.

    Im Vergleich zu Trump mag Clinton ja "links" sein, als Neoliberale ist sie trotzdem "rechts", wenn man auch nur die Sozialdemokratie als Vergleichsmaßstab nimmt.

     

    Insofern habe ich so meine Probleme damit, wenn man den Unterschied zwischen "Konservativ" und "Rechts" so einfach zieht, wie Frau Bednarz.

    "Liberales" Denken bezieht sich eben nicht nur auf die Freiheit der individuellen Lebensführung, sondern untrennbar auch auf das Privateigentum an den Produktionsmitteln. Als Reformator wird nach wie vor Martin Luther verehrt, der die Obrigkeit verherrlichte und nicht Thomas Münzer, der zur Revolution gegen die Stände- (bzw. Klassen-)gesellschaft aufrief. Im Vergleich mit den Idealen der Anarchosyndikalisten etwa, sind der protestantische Liberalismus und seine konsequente Weiterentwicklung, der Neoliberalismus, sehrwohl "rechts" und bilden nicht einfach eine "Mitte".

     

    Im Verhältnis zum Kapital gibt es keinen so großen Unterschied zwischen "Konservativ" und "Rechts". Ist das konservative Kapital bedroht, wird der liberale Anstrich recht schnell braun übermalt.

    Es bleibt die Frage, ob es historisch überhaupt korrekt ist, Konservative im liberalen Lager zu verorten ("liberal" nach dem heutigen Verständnis). Noch in der Weimarer Republik hieß "Konservativ" wohl eher Kaisertreue und Obrigkeitsfixierung.

    Hitler wurde von Hindenburg, einem "Konservativen", und der DNVP, einer "nationalkonservativen" und "nationalliberalen" Partei, ins Amt gehieft. Die Reichstagsbrandverordnung, die die Diktatur ermöglichste, wurde von Hindenburg unterzeichnet.

     

    Nach dem Krieg will natürlich kein "Konservativer" was gewusst haben und der "konservative" NSDAP-Mann Stauffenberg wird als Held verehrt. Auf einmal stehen die "Konservativen" hinter dem Grundgesetz, als wären sie niemals anders als "liberal" gewesen.

    Nur blöde, wenn man Traditionalist ist, aber die Tradition gar nicht die eigene ist. Das endet in Geschichtsverklärung.

    • @85198 (Profil gelöscht):

      Das ist bei Linken auch nichts anderes. Kein Pseudolinker will den Holodomor anerkennen oder sieht die Verantwortung der KPD bei der Bekämpfung und den Untergang der Weimarer Demokratie. Gelandet sind Sie dann zusammen mit den Konservativen in den KLs. Sebst der Holocaust wurde in der DDR ausgeblendet https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/die-stiftung-aktiv/themen/gegen-as/popcorn/ausgeblendet/

       

      Ergo: in allen durch schwammige Begriffe bezeichnete Gruppen finden sich die Pseudos. Damit müssen Konservative wie auch Linke leben. Geschichtverklärung fängt mit einer unsauberen kontextlosen Begriffsverwendung an.

    • 6G
      60440 (Profil gelöscht)
      @85198 (Profil gelöscht):

      Und nicht zu vergessen der fanatische Judenhass des Dr. Martinus. Seine Vorschläge zum Umgang mit den Juden nahm vieles von dem vorweg was die Nazis einst taten.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @85198 (Profil gelöscht):

      Sehr schön analysiert, finde ich.

       

      "Als Reformator wird nach wie vor Martin Luther verehrt, der die Obrigkeit verherrlichte und nicht Thomas Münzer, der zur Revolution gegen die Stände- (bzw. Klassen-)gesellschaft aufrief. "

       

      Ich verehre ihn schon, den Thomas! Dafür mag ich den Martin nett und ergötze mich gern an Marxens Diktum über ihn:

       

      "Luther hat allerdings die Knechtschaft aus Devotion besiegt, weil er die Knechtschaft aus Überzeugung an ihre Stelle gesetzt hat. Er hat den Glauben an die Autorität gebrochen, weil er die Autorität des Glaubens restauriert hat. Er hat die Pfaffen in Laien verwandelt, weil er die Laien in Pfaffen verwandelt hat. Er hat den Menschen von der äußeren Religiosität befreit, weil er die Religiosität zum inneren Menschen gemacht hat. Er hat den Leib von der Kette emanzipiert, weil er das Herz an die Kette gelegt."

    • @85198 (Profil gelöscht):

      Ist schon schwierig mit den ganzen Einordnungen und Etiketten, die man sich überall draufklebt. Kommt man am Ende ganz durcheinander und vergisst den Inhalt.

  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    Ich denke, man muss ein bisschen aufpassen, dass man die frommen Christen nicht mit den nach scharf rechts tendierenden in einen Topf wirft. Fromme Christen legen einen geradezu penetranten Fokus auf Abtreibung und Sexualität, sind aber sonst mit der Gesellschaft einverstanden, wenn sie in ihrer Glaubenstätigkeit nicht behindert werden. Ein frommer Christ würde sich, wie Frau Bednarz richtig sagt, (von der CDU ab- und) der AfD vielleicht deshalb zuwenden, weil die AfD am stärksten gegen Abtreibung ist, aber er würde nicht die Junge Freiheit lesen oder sich im rechten Spektrum engagieren. Das tun m.W. nur jene, die nicht mehr fromm, sondern fundamentalistisch zu nennen wären. Diese Leute überhöhen einzelne Aspekte der Religion und setzen sich damit von ihr ab, ganz ähnlich wie das fundamentalistische Muslime oder sonstige Fundamentalisten tun. Insofern halte ich die Prägung "konservativ-christliches Millieu" für irreführend.

  • Diese Rechten und Rechtsradikalen die meinen zum Christentum gehöre weder die Barmherzigkeit noch die Nächstenliebe sind in Wirklichkeit keine Christen auch keine Christen mit Rechtsdrall. Es sind Etikettenschwindler und Gotteslästerer. Die Barmherzigkeit und die die Nächstenliebe gehören zu den wichtigsten Plichten eines jeden Christen. Vor kurzem war in der Washington Post ein Artikel dieser sog. hardcore Pseudo Christen, die die Null-Toleranz Politik von Trump gegenüber Immigranten aus Lateinamerika gutheißen, incl. der Trennung von Kindern von ihren Eltern in getrennten Gefängnissen, über Jahre hinweg. Interessant war dabei vor allem, von wem und durch welche Intuitionen die Geldmittel für diese hardcore Pseudo Christen stammen.

    • 6G
      60440 (Profil gelöscht)
      @Nico Frank:

      Ein Kernelement jeder Religion ist die Betonung des Eigenen in Abgrenzung zum Fremden. In jeder Religion ist somit Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Unmenschlichkeit genuin angelegt. Man muss wohl sagen, Religionen sind geradezu erfunden worden, um Menschen zu trennen und dabei die Sinne, den Verstand, die Humaität auszuschalten und um Machtansprüche zu untermauern.

      Im besten Falle versuchen Angehörige von Religionsgemeinschaften einen Weg gegenseitiger Achtung zu finden (Ökumene), im schlechteren Fall gibt es Hass, Gewalt und Krieg.

      Man sollte daher strikt auf die Einhaltung der universellen Menschnrechte pochen und Religionsgemeinschaften so gut als möglich marginalisieren.

      Zum Glück tendiert die Menschheit zum Säkularen ...

    • @Nico Frank:

      Zum Glück steht in den Büchern ja so einiges drin. Entsprechend lässt sich daraus unterschiedliche Glaubensausformungen basteln. Die Soldaten der Nazis zogen bspw. mit "Gott mit uns" am Gürtel und dem Segen der Kirchen in den Krieg. Zum Glück sind sie (einschließlich der kooperierenden Kirchen) alle Pseudochrist_innen. ;)

      • 6G
        60440 (Profil gelöscht)
        @Uranus:

        Die Trennung der Kinder von ihren Eltern an der mexikansich-amerikanischen Grenze - ähnlich einer gewissen Rampe - wird ja auch biblisch gerechtfertigt:

         

        "Justizminister Sessions berief sich auf die Bibel, um Familientrennungen zu rechtfertigen. Die Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Sanders, begründete ebenfalls mit der Bibel, dass Gesetzesbrecher bestraft gehören."

        http://www.taz.de/!5511548/

         

        Habe ich dazu eigentlich was vom Pupst gehört ? Ach nein, der muss ja Frauen, die abtreiben mit Nazis vergleichen ...

    • @Nico Frank:

      Ur-Christen waren pazifistisch ca. 200-300 Jahre. Dann wurde das Christentum römische Staatsreligion und die Politik kam ins Spiel der Gläubigen und Scheinheiligen Päpste. Richtig schlimm wurde es mit der christianisierung des Abendlandes durch Karl dem Großen.

       

      Genauso brutal wie der Islam.

      http://www.deutschlandfunk.de/karl-der-grosse-ein-glaubenskrieger-und-reformer.1148.de.html?dram:article_id=289910

       

      Quintessenz Religion hat die meiste Zeit wenig Nächstenliebe gezeigt - meist nur gegenüber den eigenen Lemmingen, aber selbst die hat ihren Geld-Tribut zu zahlen.

       

      Von daher könnte der Gesundheitsminister mal eine Kampagne starten die vor den Risiken der Religionen warnt.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Nico Frank:

      Sehe ich auch so!

      • @849 (Profil gelöscht):

        Last not least, Gott: Ceterum censeo humanus esse delendam. Alles Versarger!

      • @849 (Profil gelöscht):

        Das würde ich nicht ganz so sehen. Es gibt bei allen Weltanschauungen immer auch die schwarzen Schafe. Das ist so bei den Linken, bei den Christen bei den Atheisten, bei den Liberalen, Moslems, Juden, Konservativen usw.

         

        Die einzelnen Gruppen können sich nicht aus der Verantwortung ziehen, in dem sie diese Strömungen als nicht Teil der Gruppe bezeichnen.

         

        Den Begriff Pseudochristen finde ich aber passend.

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          @Rudolf Fissner:

          Ich möchte schon behaupten, dass ich als Kathole nix mit den Piusbrüdern oder dem Paparatzi zu tun habe, dessen Amtszeit in religiöser Hinsicht genau wie die von Johannes Paul II eine extreme Durststrecke für mich war. Ich würde mir "meine" Kirche ganz anders wünschen und kenne eine Menge Katholiken, die das ähnlich sehen. Muss ich mich denn zu den Stalinisten in der Linken bekennen, damit ich sie wählen kann oder wähle ich CDU nur wegen Heiner Geißler? Ich denke, man geht da nach dem Empfinden und der Hoffnung, etwas Grundsätzliches möge sich ändern. Es ist ja alles immer nur das angeblich kleinste Übel.

          • @849 (Profil gelöscht):

            Naja, mit Kirchenaustritt (falls noch nicht vollzogen) kann mensch zumindest der Kirche samt ihrer Politik die Finanzierung verweigern. Aus solchen Zusammenhängen sich zu lösen, geht wesentlich einfacher als die aus Kapital und Staat.

          • @849 (Profil gelöscht):

            Haben sie direkt auch nicht. Über die Glaubensrichtung, die schwammig alles mögliche und gegensätzliche an Strömungen beinhaltet aber schon. Kann man nicht einfach wegrationalisieren.

  • Die AfD fegt schon einmal den Vorhof zur Hölle, bevor sie in der BRD den Bürgerkrieg auslöst.

    • @amigo:

      Nix wird passieren - die Luschen sind schon über ihren Zenit.

  • "Konservative glauben an die westliche Gesellschaftsordnung, stehen für Pluralismus und denken liberal und nicht in ethnokulturellen Kategorien." Das ist wohl eher Wunschdenken. Putin ist konservativ, die JU ist konservativ, die AfD als 'olde' CDU, ebenso. 'Konservativ' bedeutet mild-rechts, aber rechts. Konserven neigen zum konservieren.

    • @Bandari:

      "'Konservativ' bedeutet mild-rechts, aber rechts. Konserven neigen zum konservieren."

       

      Das ist ein Irrglaube. Gerade bei Putin und der AfD geht es nicht ums Bewahren und Konservieren, sondern um ein zurück ins vermeintlich bessere Mittelalter. Um ein Zurückdrehen der Modernisierung und ein Verklären der Vergangenheit.

      • @Dorian Müller:

        Aber einen Kühlschrank werden Sie doch wohl auch haben? ;-)

         

        Der Begriff Konservativ ist für mich immer nur im Kontext verständlich. Jemand der Naturschutz als Ziel hat ist für mich nicht das gleiche wie jemand der gegen das Frauenwahlrecht ist.

        Für sich genommen ist der Begriff ziemlich wertlos.

        • @Rudolf Fissner:

          Das Interview widerspricht übrigens Ihrer hier wiederholt vorgetragenen These, dass in der AfD sich nur oder größtenteils Atheisten tummeln bzw. angesprochen fühlen.

          • @Frederik Andersen:

            Von „nur“ war nie die Rede. In den Parteien oder deren Wählern spiegeln sich im wesentlichen auch die Glaubensrichtungen. Bei der AfD und Pegida fällt aber vor allem det große Anteil an Konfessionslosen auf. Solche Betrachtungen sind wichtig, da es immer wiede Pseudos gibt, die von der Konfession auf politische Überzeugungen schließen und gerade Christen speziell rechts verorten. Insgesamt läßt sich, das zeigt z.B. die Mitte Studie der Böll-Stiftung, da kein Zusammenhang finden.