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Hamburger Montagsdemos gegen MerkelRechtsextreme Initiatoren

Die Hamburger Montagsdemos gegen Angela Merkel werden nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes teilweise von Rechtsextremen gesteuert.

So sah die „Merkel muss weg“-Demonstration am vergangenen Montag in Hamburg aus Foto: dpa

HAMBURG taz | Hinter den jüngsten Demons­trationen unter dem Motto „Merkel muss weg“ in der Innenstadt stecken teilweise Rechts­extremisten. Das teilte der Hamburger Verfassungsschutz am Montag mit. Die Anmelder der Demonstrationen, die seit Anfang Februar montags in der Innenstadt die Polizei auf den Plan rufen, fungierten vermutlich als unverfängliche Gesichter der Kampagne.

„Die eigentlichen Initiatoren haben nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes zum Teil einen Vorlauf in rechts­extremistischen Strukturen und entstammen auch dem Türsteher- und Althooligan-Milieu“, erklärte der Verfassungsschutz. In ihrem Auftreten achteten sie auf Mäßigung und strebten damit die Anschlussfähigkeit an das bürgerliche Lager an. Die NPD und Neonazis beobachteten die Entwicklung aufmerksam.

„Wir sehen die Entwicklung der neuen rechtspopulistisch tönenden Demonstrationen am Gänsemarkt mit Sorge“, erklärte Antje Möller, innenpolitische Sprecherin der Grünen Bürgerschaftsfraktion.

Die Einschätzung des Verfassungsschutzes zeige, „dass hier offenbar eine zum Teil rechtsextreme Bewegung sich unter einem bürgerlichen Deckmäntelchen zu verbergen versucht“. Deshalb werde sich der Innenausschuss der Bürgerschaft demnächst mit den Montagsdemos befassen, kündigte Möller an.

Die CDU-Fraktion sprang ihrer Parteivorsitzenden und Bundeskanzlerin bei: „Jede Form des Protestes muss sich klar von Extremisten aller Art abgrenzen, wenn sie als legitim gelten will“, erklärte Innenpolitiker Dennis Gladiator. Man müsse Extremisten entgegentreten, „die versuchen, unsere Grundwerte zu missbrauchen, um ihre vergiftete Botschaft zu verbreiten“.

Wir sehen die Entwicklung der rechtspopulistisch tönenden Demonstration mit Sorge

Antje Möller, Grüne

Das sieht die AfD ganz anders: „Der Verfassungsschutz agiert eindeutig politisch und will die Bürgerdemonstrationen durch die Hintertüre kriminalisieren und damit in Misskredit bringen“, vermutet ihr Innenpolitiker Dirk Nockemann, der von 2003 bis 2004 als Innensenator selbst oberster Dienstherr des Verfassungsschutzes war.

Am Montag vergangener Woche hatten sich rund 230 Menschen an einer Kundgebung unter dem Motto „Merkel muss weg“ in Hamburg beteiligt. Die Polizei zählte etwa 800 Gegendemonstranten. Bereits an den beiden Montagen zuvor hatten linke Demonstranten gegen die Kundgebung demonstriert. Die Polizei hatte Krawalle mit einem größeren Aufgebot verhindert. Laut Verfassungsschutz waren unter den Gegendemonstranten gewaltorientierte Links­extremisten.

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4 Kommentare

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  • kaum 300 rechte Verwirrte demonstrieren und schon muss der Geheimdienst ran? Also, ich würde erstens nicht behaupten, dass dieses Demos bedeutsam sind, zweitens sind rechtsextreme Strategien zu radikalisieren absolut nichts neues, drittens waren 800 Gegendemonstranten dar, es wären noch mehr gekommen, aber nicht aus Liebe zu Merkel.

    Die große Koalition ist kein Zuckerschlecken, deswegen wäre ich vorsichtig, was die Rolle des VF angeht. Wahrscheinlich organisieren die hausinternen Spitzel die Demo, damit die Politik merkt, wie wichtig ein Geheimdienst ist ... Nockemann muss es ja wissen ...

  • Und nun? Montagsdemos verbieten?

     

    Und was sollte passieren, wenn sich "Rechtsextreme" plötzlich auch noch für Umweltschutz einsetzen? Im Kampf gegen rechts auch den Umweltschutz verbieten?

    • @wxyz:

      Ach gähn...

      Wer spricht denn von verbieten?

      Was ist denn ihr Problem?

       

      Nazis setzen sich nicht für den Umweltschutz ein sondern nehmen den wenn nur als Aufhänger

       

      Vorteilhaft wäre es aber wenn es endlich mal relevanten Gegenprotest gegen diesen Naziaufmarsch gäbe

      Das Nazis in Hamburg de facto ohne Gegenwehr agieren können ist eine neue und keine gute Entwicklung

  • Quizzfrage: Wieviele der 'aufrechten Deutschen' am Gänsemarkt stehen auf der payroll der Schlapphüte?!