Simone Peter macht wieder Umweltschutz: Zurück zu den Wurzeln
Simone Peter gab sich stets Mühe, integrativ zu wirken. Jetzt wird die ehemalige Grünen-Chefin Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie.
Jetzt ist die Exchefin der Grünen wieder dort angekommen, wo sie ihre Karriere begann: beim Umweltschutz. Die 52-Jährige wird Lobbyistin für Ökoenergie. Peter war fünf Jahre lang Vorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen gewesen – ein Job, in dem sie, so jedenfalls viele Beobachter, selten eine glückliche Figur machte.
Peters Passion galt immer mehr der Ökologie als der Politik. Die Biologin erforschte in den 90er Jahren „Sauerstoffhaushalt und mikrobiologische Prozesse in Mosel und Saar“, war ab 2001 Mitarbeiterin des SPD-Ökovisionärs Hermann Scheer, wurde Chefredakteurin der Zeitschrift Solarzeitalter und arbeitete bei der Agentur für Erneuerbare Energien.
Trotzdem stieg sie im überschaubaren Saarland bei den Grünen auf, galt schnell als seriöse Alternative zum umstrittenen Chef Hubert Ulrich. 2009 wurde sie – was sonst? – Umweltministerin der ersten Jamaikakoalition in einem Bundesland. Die aber hielt nicht lange – CDU-Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (die nun wie Peter von der gemütlichen Saar in die raue Bundespolitik wechselt) beendete 2012 das Experiment, weil die Saar-FDP sich als nicht regierungsfähig erwiesen hatte.
Die Parteilinke Peter dagegen hatte sich als erfolgreiche Umweltministerin für höhere Aufgaben in Berlin empfohlen. Im Oktober 2013 bildete sie, gemäß der Doppelquote, zusammen mit Cem Özdemir die Parteispitze der Grünen – linke Frau, rechter Mann. Obwohl sich beide Mühe gaben, in der Öffentlichkeit einig zu wirken, war es kein Geheimnis, dass die Zusammenarbeit von Peter, Neuling in Berlin, und dem erfahrenen machtbewussten Özdemir nicht allzu harmonisch war.
Shitstorm ausgelöst
Peter blieb als Parteichefin oft blass, in Interviews äußerte sie sich meist vorsichtig, stets darauf bedacht, integrativ zu wirken. Der linke Flügel der Grünen, das kam hinzu, war seit dem als Niederlage empfundenen Wahlergebnis 2013 in der Defensive. Für die enttäuschenden 8,4 Prozent wurden vorschnell und einseitig die Steuerpläne des linken Flügels verantwortlich gemacht. Peter und Fraktionschef Toni Hofreiter fanden kaum Mittel, den zu stärken.
Schließlich wurde Peter ein spätes Opfer der Kölner Silvesternacht. Im Januar 2017, ein Jahr nach den heftigen sexuellen Übergriffen auf dem Kölner Domplatz, kritisierte die Grüne öffentlich den Polizeieinsatz und insbesondere die Verwendung des Begriffs „Nafri“ (Nordafrikanischer Intensivtäter) als „völlig inakzeptable“ und „herabwürdigende“ Wortwahl.
Mit dieser Kritik löste sie einen Shitstorm aus. Bild beschimpfte als „schäbig“ und „dumm“. Und kein prominenter Grüner sprang der Parteichefin bei, auch ihr Kollege Özdemir nicht. Ab da war Peter politisch faktisch kaltgestellt, der Verzicht auf die erneute Kandidatur 2018 war die logische Konsequenz.
Sie ist nicht die Erste, die im Bundesland erfolgreich war und in Berlin scheiterte. Auch Kurt Beck ging es als SPD-Chef nicht anders. Jetzt wird Peter Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE). Es ist eine Rückkehr zu ihren Wurzeln.
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