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Gründer von „Adopt a Revolution“„Dramatisches Versagen des Westens“

Tausende AktivistInnen gingen in Syrien 2011 auf die Straße. Davon ist nichts mehr übrig. Schuld daran ist auch die deutsche Linke, sagt Elias Perabo.

Proteste in Syrien, 2012: „Viele dachten, wenn sie für Freiheit auf die Straße gehen, bekommen sie Unterstützung“ Foto: afp
Lucia Heisterkamp
Interview von Lucia Heisterkamp

taz: Herr Perabo, Sie haben die Organisation „Adopt a Revolution“ vor fünf Jahren gegründet, um den gewaltfreien Widerstand gegen das Assad-Regime in Syrien aus Deutschland zu unterstützen. Gibt es in Syrien überhaupt noch gewaltfreien Widerstand?

Elias Perabo: Ja, aber der zivile Widerstand hat sich seit Beginn der Aufstände sehr gewandelt.

Inwiefern?

Wir können von drei Phasen sprechen: Am Anfang demonstrierten die Menschen massenhaft und gewaltfrei gegen das Assad-Regime. Die massive Gewalt des Sicherheitsapparates als Antwort darauf führte dann leider auch zu einer Militarisierung von Teilen der Opposition. In dieser zweiten Phase bauten diejenigen, die sich dem unbewaffneten Widerstand zugehörig fühlten, lokale Hilfsorganisationen auf, um das Überleben vor Ort zu ermöglichen. Und inzwischen ist zu erkennen, dass sich inmitten des Kriegs doch ziemlich beständige zivilgesellschaftliche Strukturen gebildet haben, die dem Grauen zum Trotz zivile Räume verteidigen.

Wie kann man sich diese Strukturen vorstellen?

In Erbin, einem Vorort von Damaskus, unterstützen wir zum Beispiel eine freie Schule, in der es keinen Religionsunterricht gibt. Den GründerInnen ist das wichtig, da sich der Konflikt in Syrien zunehmend konfessionell auflädt und dschihadistische Gruppen versuchen, in dieser Situation auch Bildung zur Rekrutierung zu nutzen. Im selben Ort haben AktivistInnen ein ziviles Zentrum mit einer Bibliothek aufgebaut, um der Bevölkerung trotz täglichem Granatenbeschuss Zugang zu Bildung zu ermöglichen. In einer anderen Stadt, in den kurdisch geprägten Gebieten, fördern wir eine Gruppe, die Versöhnungsworkshops zwischen verschiedenen ethnischen und konfessionellen Gruppen anbietet. Damit soll ein dritter Weg geebnet werden, der sich sowohl von der Assad-Diktatur abhebt als auch vom religiösen Extremismus.

Ist der Glaube an einen Wandel auf staatlicher Ebene, für den die Leute 2011 auf die Straße gegangen sind, noch da?

Nein. Einerseits hat die Bewaffnung des Widerstands dazu geführt, dass es zig oppositionelle militärische Gruppen gibt, die sich teilweise untereinander bekämpfen. Andererseits hat das Assad-Regime in den vergangenen Jahren deutlich gezeigt, dass es keineswegs kompromissbereit ist. Lieber zerstört das Militär das eigene Land, als dass es Abstriche bei der totalitären Herrschaft des Assad-Clans zulassen würde. Vielleicht sähe das anders aus, wenn die Weltgemeinschaft an irgendeinem Punkt auf die massiven Verbrechen bis hin zum wiederholten Einsatz von Giftgas konsequent reagiert hätte.

Darauf hatten die AktivistInnen der ersten Stunde gehofft.

Ja. Viele dachten, wenn sie für die universellen Werte von Freiheit und Pluralität auf die Straße gehen, sich von radikalen Islamisten abgrenzen, dann bekommen sie Schutz und Unterstützung durch die internationale Gemeinschaft, insbesondere durch Europa und die USA, die solche Werte gerne hochhalten.

Aber dieser Schutz kam nie.

Als Reaktion darauf haben sich viele vom westlichen Modell der Humanität abgewandt. Sie mussten mit ansehen, dass die Weltgemeinschaft nicht einmal beim Einsatz von Giftgas und dem Verhungern von Kindern reagiert und dass sich hierzulande selbst nach größten Menschenrechtsverletzungen kaum jemand zu Demonstrationen und Mahnwachen aufraffen konnte. Das ist ein dramatisches Versagen des Westens, vor allem aber der links orientierten Politik.

Wieso der Linken?

Von einem Großteil der deutschen und europäischen Linken wurde das Schutzbedürfnis der Menschen in Syrien jahrelang ignoriert. Anstatt sich mit der Dramatik des Konflikts zu befassen und Ideen zu spinnen, wie das Blutvergießen beendet werden könnte, sah ein großer Teil der Friedensbewegung einen großen Erfolg darin, dass der Westen nichts unternahm. Anders als etwa in Ägypten blieb eine breite Solidarität mit den AktivistInnen aus, deren Proteste passten erst einmal nicht in das linke Weltbild.

Wie meinen Sie das?

Der Aufstand in Syrien war dezentral, unorganisiert, ohne festes politisches Programm – also keine ideologische Revolution, wie bei den Unabhängigkeitskämpfen in Südamerika. Es gab keine große Erzählung von der Befreiung von imperialistischen Mächten mehr. Außerdem hatten der Irak-Krieg und die Nato-Intervention in Libyen aus gutem Grund für viel Verunsicherung gegenüber einer Einmischung gesorgt, denn in beiden Fällen vergrößerte die Intervention die Instabilität. Diese Zurückhaltung will ich erst einmal niemandem vorwerfen.

Was werfen Sie der deutschen Linken denn dann vor?

Dass die Debatte, wie legitime Schützbedürfnisse der Menschen in Syrien aussehen könnten, nicht einmal geführt wurde. Wir müssen uns immer wieder bewusst machen: In unserer mittelbaren Nachbarschaft wurden in den vergangenen sechs Jahren über 500.000 Menschen getötet – und dieser Krieg geht erbarmungslos weiter. Hier bräuchte es eine kritische linke Friedenspolitik, die sich auch mit unangenehmen Fragen auseinandersetzt. Doch anstatt sich mit den Menschen in Syrien zu beschäftigen, wärmen viele von Sahra Wagenknecht bis zur Jungen Welt das alte Ressentiment wieder auf, die USA seien an allem schuld. Mit der Realität der Menschen in Syrien hat das überhaupt nichts zu tun. Die wollten einfach nur, dass ihnen jemand hilft und sie vor Leid und Tod bewahrt.

Sie haben einen offenen Brief von Mitgliedern des wissenschaftlichen Beirates des globalisierungskritischen Netzwerks Attac erhalten. Die kritisieren Ihren Protest vor der russischen Botschaft im letzten Winter, eine Reaktion auf die russischen Bombardements in Syrien.

Der Brief als solcher ist ein Trauerspiel. Kriegsverbrechen müssen beim Namen genannt werden – egal, ob sie von den USA, Russland oder sonst wem begangen werden. Im letzten Winter führte Russland nicht nur einen erbarmungslosen Kampf gegen die Aufständischen in Aleppo, sondern verfolgte die Strategie, jedes zivile Leben unmöglich zu machen. Gemeinsam mit dem syrischen Regime zerstörte die russische Luftwaffe systematisch Schulen und Krankenhäuser, was nicht nur zahlreiche internationale Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen oder Amnesty International kritisieren, sondern auch die UNO als dramatisches Kriegsverbrechen bezeichnet. Die Autoren von Attac verbitten sich jedoch jegliche Kritik an Russland und relativieren diese Gewalt: Nicht die syrische Diktatur sei am Syrienkonflikt schuld, sondern allein die USA. Das Schutzbedürfnis der bombardierten Menschen wird mit keinem Wort erwähnt. Eine so vereinfachte wie falsche geopolitische Analyse hat mit Friedenspolitik nichts zu tun und übersieht, dass wir längst nicht mehr in der bipolaren Welt der 1980er Jahre leben. Hinzu kommt, dass der alleinige Fokus auf Geopolitik keine ausreichende Erklärung für den Syrienkonflikt gibt.

Im Interview: 

geboren 1980, ist Politikwissenschaftler. 2011 gründete er die deutsch-syrische Initiative "Adopt a Revolution" mit, die in Syrien zivilgesellschaftliche Arbeit unterstützt.

Warum?

Nicht nur die Interessen verschiedener Staaten spielen in Syrien eine Rolle, sondern auch interne, sozioökonomische Dynamiken. Der Aufstand geht doch nicht auf die Interessen der Weltmächte zurück, sondern auf die Brutalität des Regimes. Korruption, wirtschaftliche Perspektivlosigkeit und fehlende Freiheit haben die Menschen auf die Straßen getrieben. Schließlich machen ja auch Assad und die loyalistischen, bewaffneten Gruppen nicht einfach nur das, was Russland sagt – es gibt viele völlig unterschiedliche Fraktionen jenseits der Großmächte, die ihre eigenen Agenden verfolgen. Diese Eigenständigkeit zu ignorieren bedeutet, den Menschen in Syrien ihre Mündigkeit abzusprechen, sie zu Marionetten der Weltpolitik zu degradieren. Natürlich tragen Fehler des Westens zur Situation in Syrien bei, etwa die Grenzziehungen nach dem Ersten Weltkrieg, und natürlich begehen auch die Amerikaner Kriegsverbrechen im Kampf gegen den IS. Aber der viel größere Skandal ist doch, dass der Westen daran scheitert, den Menschen in Syrien wenigstens rudimentären Schutz vor der kriegerischen Aggression zu gewährleisten: In diesem Konflikt werden Tausende zu Tode gefoltert, viele verhungern buchstäblich aus Mangel an Hilfslieferungen, Menschen ersticken an Giftgas und ganze Wohnviertel werden mit Brand- und Streumunition dem Erdboden gleich gemacht. Indem die Welt tatenlos zuschaut, beschädigt sie im Endeffekt das gesamte System universell gültiger Werte.

Ist das nicht eher ein Problem der internationalen Gemeinschaft?

Schon, aber gleichzeitig sind diese universellen Werte etwas Urlinkes. Frieden und Menschenrechte, dafür hat die Linke mal gekämpft. Wir können doch nicht ­wollen, dass sich linke Friedens­politik darauf reduziert zu protestieren, wenn die Nato droht einzugreifen.

Haben Sie versucht, diese Debatte hier in Deutschland zu führen?

Ja, und wir werden uns auch intensiv weiter für eine neue, proaktive Friedenspolitik einsetzen. Auf unserer Internetseite veröffentlichen wir gerade eine Reihe von Texten von syrischen Linken, die über ihr Verhältnis zur Linken in Europa schreiben. Deren Einschätzungen machen deutlich: Diese Selbstgefälligkeit, mit der hier diskutiert wird, diese Ignoranz und dieser Paternalismus sind überhaupt nicht akzeptabel. Im Endeffekt ist die Frage doch: Lernen wir als Linke und als Friedensbewegung etwas aus dem Scheitern in Syrien? Oder schauen wir beim nächsten Mal einfach wieder weg?

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41 Kommentare

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  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Ich finde es gut, dass diese dogmatische Haltung in großen Teilen der Linken angesprochen wird. Das Versagen der sog. Weltgemeinschaft in Ruanda hätte schon eine Lehre darstellen sollen und eine Diskussion auf den Plan rufen können, wie legitimer militärischer Schutz aussehen kann, auch wenn die UNO keine Plattform bietet, um diese Frage zufriedenstellend zu erörtern. Einfach auf Nichteinmischung zu drängen und das Wegsehen zu kultivieren - so sieht für mich Erziehung nach Auschwitz nicht aus!

    Der Verweis auf ein Völkerrecht, das den erfolgreichen Aufbau einer Herrschaftsstruktur zum Ausgangspunkt legitimer politischer Gewalt macht und die Bekämpfung von Dissidenz zur "inneren Angelegenheit" macht, ist dabei höchst widersprüchlich. Ein Carl Schmitt war bei dieser Rechtskonstruktion mit federführend und wer von der UNO politisches Handeln einfordert, sollte sich vielleicht erst einmal an der politischen Willkür im Völkerrecht abarbeiten. Während dort diplomatisch bei einem Earl Grey über machtpolitische Differenzen verhandelt wurde, haben Hutu in 100 Tagen eine Million Menschen abgeschlachtet, aus einem Rassenhass heraus, der von der belgischen Kolonialhoheit erzeugt und instrumentalisiert wurde.

    • @85198 (Profil gelöscht):

      Ja das sehe ich auch so.

      Ich finde Ihren Kommentar in diesen Details sehr zutreffend.

      Der Isolationismus ist eine Form der unterlassenen Hilfeleistung.

  • "Das ist ein dramatisches Versagen des Westens."

     

    Vor allem ist es ein Versagen der syrischen Gesellschaft.

     

    Diese ist offensichtlich nicht in der Lage, ihrer Jugend eine Perspektive zu bieten.

     

    Was sollen um die 20 Jahre alte junge Männer den lieben langen Tag tun?

     

    - Arbeiten? - Arbeit gibt es nicht

    - Beten? - Vielleicht

    - Kämpfen? - In Verbindung mit Beten offensichtlich zumindest eine Option, egal wofür oder wogegen.

     

    Bei einem Bevölkerungswachstum von rund 3% (Verdoppelung der Bevölkerung alle 30 Jahre) ist die Perspektivlosigkeit der Jugend geradezu zwangsläufig. Das lässt sich -wie der arabische Frühling zeigt - durch Westliche Werte nicht ändern.

     

    Der Bürgerkrieg bringt der perspektivlosen Jugend Syriens den Vorteil, dass er die Möglichkeit zur Flucht nach Europa als Perspektive eröffnet.

    • @A. Müllermilch:

      In einer brutalen Diktatur, wo schon der Vater Hafiz al-Assad wegen schlechter Laune mal eine ganze Stadt ausradiert hat oder alte Nazis protegiert wurden, ist es sehr gefährlich, gesellschaftliches Bewusstsein zu entwickeln. Beispiel: DDR. Auch 27 Jahre später funktioniert dort der Sündenbockreflex prächtig und Leute, die Verantwortung übernehmen, haben es schwer.

      • @Ataraxia:

        Wenn man es mit Bolschewiken zu tun hat, darf man bei der Auswahl seiner "boots on the ground" nicht kleinlich sein. Die können ruhig etwas rustikal sein, solange sie die das heilige EIgentum nicht in Frage stellen.

      • @Ataraxia:

        "In einer brutalen Diktatur..."

         

        Die Situation ist in den arabischen Staaten nirgends wesentlich anders, liegt also möglicherweise nicht nur am brutalen Diktator.

  • Parabo schreibt: „Kriegsverbrechen müssen beim Namen genannt werden – egal, ob sie von den USA, Russland oder sonst wem begangen werden.“

     

    Wenn Linke in Kalter-Kriegs-Manier nur einseitig Kriegsverbrechen kritisieren, dann hat sie gnadenlos versagt.

  • Der Mann hat irgedwie die Folgen der Adoption einer "Revolution" in Libyen übersehen. Macht nix. Wenn 30 Parteien irgendwo Krieg führen, gibt's immer nur zwei Schuldige: Rußland und die Linke. Nur Westdeutsche, 40 Jahre länger funktionierender Propaganda ausgesetzt, können auf sowas reinfallen.

  • "Europa ist in Bosnien gestorben, in Syrien haben sie sich selbst zu Grabe getragen. Die an die Küsten gespülten Kindskörper sind die Grabsteine der europäischen Zivilisation. In nur siebem Jahren wurden die europäischen Werte vor allem durch die Eigner selbst in Abrede gestellt, Stück für Stück abgeschafft."

    • @Hans Wurst:

      Igittigitt, ein Zitat vom ISIS-Unterstützer Erdogan. Zynismus pur.

  • 9G
    9076 (Profil gelöscht)

    Ne, ne, ne Herr Perabo, so einfach ist das nicht. Wie kommt der Herr dazu, ausgerechnet der pazifistischsten aller Parteien im deutschen Bundestag "Schuld" zuzusprechen.

    "Schuld" anlasten, das kann man den etablierten Parteien wie SPD, CDU-CSU, GRÜNEN und ihrem ewigen Geschwafel von "Wertegemeinschaft" und "westlichen Werten".

     

    Man kann doch nicht einer Minderheit- DEN LINKEN- vorwerfen, Sie habe versagt. Was für eine vollkommen naive Erwartungshaltung.

     

    Europäische und nachweislich auch deutsche Firmen, verdienten gutes Geld mit dem Verkauf von Spionage-Software und Giftgas an das Assad-Regime. Billigend wurde dies in Kauf genommen.

    Kein Wort des ehrenwerten Mannes darüber.

    Soweit ich weiss, ist es die Linke, die nicht müde wird, seit Jahren gebetsmühlenartig zu wiederholen: "Keine Rüstungsexporte an Schurkenstaaten".

     

    So, jetzt muss ich mich um den Kurswert meiner Rüstungsaktien kümmern.

     

    Apropos: Frieden ist in Zeiten des Turbokapitalismus jetzt auch nicht so en-vogue :)

  • "Der Aufstand in Syrien war dezentral, unorganisiert, ohne festes politisches Programm – also keine ideologische Revolution, wie bei den Unabhängigkeitskämpfen in Südamerika. "

     

    Offensichtlich ist der Aufstand von diversen unterschiedlichen Interresengruppen mit muslimischen Hintergrund aber linken Hintergrund

    initiert worden.

     

    Aber der Westen ist Schuld - vor allem die Linken.

  • Überall, wo die bewährten Mietrevolutionäre von OTPOR/CANVAS erst schön friedlich mit Blumen, Kerzen und Gesang Staatsstreiche und Farbenrevolutionen eingeleitet haben, folgten ihnen bald darauf die Bewaffneten und sorgten für die richtigen verhältnisse. In Syrien hat es nicht ganz so geklappt wie geplant und auch in Venezuele geht ihnen so langsam die Luft aus, aber es gibt ja noch Vietnam und vielleicht demnächst Katalonien…

    • @Khaled Chaabouté:

      Der verschwörungstheoretische Stuss von vorgestern...

  • Böse...

     

    Der böse Westen also...

    Immer wieder.

    Auch so eine bekannte ideologische Erzählung, ein Dauernarrativ. Das mittlerweile recht abgedroschen ist.

    • @Hartz:

      "böser Westen" wird nur von Ihnen verwendet.

       

      Das nur zum abgedroschenen (instrumentalisierten) Dauernarrativ

      • @Rudolf Fissner:

        Manipulation

         

        Schauen Sie mal in Zeitungen...

         

        Und "die Linke" (gibt es so gar nicht!) ist natürlich immer Schuld, weil es ja soooo einfach ist...

        Das sind Dauererzählungen zwecks Herrschaftssicherung. Irgendwas wird schon hängenbleiben bei ständiger Wiederholung - ganz einfach.

        Hier wird manipuliert.

        ...

    • @Hartz:

      Dass die Linke schuld ist, ist aber nun gar nicht abgedroschen. Im Gegenteil.

    • @Hartz:

      Die vom zivilisierten Westen, der geknechtete Völkerscharen zum Licht des Fortschritts führt ist auch schon ein bißchen vintage. Und die vom menschheitsbeglückenden "freien Markt" erst. Adam Smith 1776.

      • @El-ahrairah:

        Menschenrechte wurden im Westen erfunden, nicht in der islamischen Welt.

        Das sollte man nicht vergessen...

  • Das "moderate Rebellen" hat jeder noch im Ohr. Als "moderate Rebellen" ist alles deklariert worden, was irgendwie gegen Assad kämpft. Ob das nun kopfabschlagende Islamisten waren oder sonstwas. "Moderate Rebellen" zu unterstützen, politisch, medial oder ganz konkret per Finanzierung und Waffenlieferungen, sei es über "moderate" Staaten, die Teils ähnlich dubios gesinnt sind wie die "moderaten Rebellen" galt als angesagt. Die Amerikaner seien eben kriegsmüde, hörte man häufig mit traurigem Unterton bei Talks mit Experten im Fernsehen. Stellvertreter, "moderate Rebellen" sollten es richten. "Das wird schon irgendwie werden" dachten wohl Einige. Der Linken, besser gesagt linken Redelsführern und Meinungsmachern in Medien usw. würde ich nicht mehr schuld geben, als der gesamtem westlich politischen Klasse, die auf diese zerstörerische Taktik setzten. Gleichwohl gab es in linken Milieus durchaus Widerstand dagegen. Aber linke Meinungsmacher in Medien etc. verfolgten ganz klar diese "moderate Rebellen"-Taktik, die das Morden nur erweiterte. Eine ganz klare Distanzierung von diversen "moderaten Rebellen"-Gruppen und Anprangerung wäre von linker Seite aus angebracht gewesen. Das erfolgte aber nicht..."alles Helden"... zuletzt auch in Aleppo. Kritische Anmerkungen gelangten überhaupt nicht durch "Leitmedien"-Kanäle, sondern drangen über die Jahre irgendwie durchs Internet, das sich seinen Weg bahnte. Über die angebeteten "moderaten Rebellen" sollte nichts Schlechtes berichtet werden.

    • 8G
      81622 (Profil gelöscht)
      @Grmpf:

      Sehr gute Analyse von "Adopt a Revolution"! Die "Linke" (vor allem die Partei "die Linke"), die der Artikel ja auch kritisiert, ist moralisch unglaubwürdig, da sie ihre Solidarität mit Opfern von Kiegsverbechen ihrer Ideologie unterordnet. Die ursprüngliche politische Revolution gegen die Assad-Diktatur und seinen Clan wurde durch einen geschickten machiavelischen Schachzug Assads abgewürgt, indem er nach Beginn der Revolution 2012, Islamisten aus den Gefängnissen entliess. Diese begründeten dann zusammen mit irakischen Assad-Getreuen ISIS. Assad konnte sich selber so dem Westen als bessere Alternative präsentieren. Die fehlende politische und militärische Unterstütung der revolutionäre troeb viele adnn in die Arme von Saud Arabien und Islamisten, die zuammen mit Assad die ursprünglichen Freiheitsideen der Revolution endgültig zerstörten. Die europäische Linke hat die Revolution in Syrien nie verstanden und hat sich mit dieser Ignoreanz mitschuldig gemacht am Tod von Hunderttausenden. Wie schon in Bosnien, als die Linke mitschuldig geworden ist dafür, dass Srebreniza geschehen konnte. Für den Westen und Israel war Assad immer die bessere Option zur Wahrung des Status Quo, deshalb ist es völlig falsch zu behaupten, der Westen wäre an der Katastrophe in Syrien schuld. Diese ideologische Schuldzuweisung zeigt das ganze Dilemma einer undialektischen europäischen Linken, die schon lange nicht mehr für eine bessere Welt kämpft, sondern im Kalten Krieg der Köpfe versteinert ist.

      • 8G
        81331 (Profil gelöscht)
        @81622 (Profil gelöscht):

        ...den IS, oder ISIS, gab es schon lange vor 2012.

        Die USA und der sog. Westen haben durch ihren Irak-Krieg diese Schlächter erst ermöglicht.

        Wo war den die "bessere Alternative" zu Hussein? Durch den 'Club der Willigen' wurden im Irak stabile Strukturen zerstört und neue nicht aufgebaut.

      • @81622 (Profil gelöscht):

        Als Linker falle ich hier nicht gerade auf... Trotzdem muss man auch sehen, wer an den Schalthebeln der Macht saß oder sitzt. Und damit meine ich nicht ausschließlich Deutschland, sondern alle Staaten, die da zusammen agierten und jeweilige Interessen versuchten umzusetzen. Dass es da einem auch nur irgendwie um Menschenrechte, oder die Menschen ging oder geht, glaube ich sowieso nicht. Die Menschenrechte werden halt propagandistisch ausgepackt, wenn Interessen, Wirtschaft, Geopolitik usw. (klassisch Imperialismus) im Raum stehen, um die eigene Bevölkerung auf seine Seite zu ziehen. Niemand sagt: "wir wollen das Land politisch erobern, wir brauchen Terroristen die für uns Krieg machen". Mit Menschenrechten zu argumentieren, geht aber gut ins Gewissen. Die Masse sagt nicht: "Wir sind dagegen, dass die in Syrien Demokratie kriegen". Ein argumentativer Trick. Dahinter stehen faustdicke Interessen. Man sieht an Ländern wie Jemen, wie wenig die Menschen dort unsere politische Klasse, unsere Medien usw. juckt. Wie auch immer, die Meinungsmacher der Linken, Medien usw. sind auch nur ein Teil des großen Ganzen, sicher nicht "die Schuldigen".

         

        Ihre Theorie zur Entstehung des IS über Assad der die Gefängnisse aufsperrte, kann ich nicht teilen. Finanzielle Unterstützung, Waffenlieferungen etc. an all die "moderaten Rebellen" gab's genug über paar Ecken. Man muss ja nur anschauen, mit was für Waffen die hantieren. Zudem brauchts Nachschub, Munition usw... Wo komnt das her. Aber ich frag mich auch, wie man Bankkonten von russischen Oligarchen einfrieren kann, beim IS klappte das "offenbar" nicht, bzw. wurde auch nie zum Thema gemacht... Aktuell kann die Linke wieder das tun, was sie am liebsten tut: Jesuslatschen anziehen und heucheln (Flüchtlingskrise), nachdem man über Jahre die Geschehen medial anheizte...

      • @81622 (Profil gelöscht):

        "Die ursprüngliche politische Revolution gegen die Assad-Diktatur und seinen Clan wurde durch einen geschickten machiavelischen Schachzug Assads abgewürgt, indem er nach Beginn der Revolution 2012, Islamisten aus den Gefängnissen entliess. Diese begründeten dann zusammen mit irakischen Assad-Getreuen ISIS."

         

        Selbst wenn ich Ihnen Naivität und guten Willen unterstellen würde: Wo um Gottes Willen werden solche Märchen verbreitet ? Ab 2015 hat sogar Barack Obama zugegeben, daß die USA für die Entstehung von ISIS verantwortlich sind. (https://www.youtube.com/watch?v=2a01Rg2g2Z8) 12:00 - 12:40

         

        Damit Sie sich nicht noch einmal so blamieren, empfehle ich die Online-Dossiers der Bundeszentrale für politische Bildung. (http://www.bpb.de/politik/extremismus/islamismus/190499/der-islamische-staat-im-irak-und-syrien-isis)

        • 8G
          81622 (Profil gelöscht)
          @jhwh:

          1. Obama sagt nicht, dass die USA für die Entstehung von ISIS verantwortlich ist, sondern, dass diese aus der Irak-Besatzung hervorgegangen ist, also als Konsequenz derselben. ISIS enstand, wie die Bundeszentrale für politische Bildung auch sagt, vor allem aus Huessein -Militärs und Geheimdienstlern. Diese wurden dann von syrischen Islamisten unterstützt, welche Assad zu Beginn der Revolution frei liess. Kurz daruf beschwor er die islamistische Gefahr, um sich als Granat der Strabilität dem Westen anuboiedern. Dies wurde übereinstimmend von interationler Presse wie dem Spiegel, the Guardian, der UN und Syrern mir gegenüber 2014 berichtet.

          2. Bevor Sie persönlich werden ("naiv, blamierend"), sollten Sie sich vielleicht zuerst etwas mehr mit der Materie befassen, auch wenn das Ergebnis nicht Ihrer Ideologie entspricht.

          • @81622 (Profil gelöscht):

            Na Sie sind mir einer.

            Um 17:00 haben Sie noch behauptet, die Islamisten, die Assad aus den Gefängnissen entliess, begründeten dann zusammen mit irakischen Assad-Getreuen ISIS (das kann oben jeder nachlesen).

             

            Dann scrollen Sie sich durch die von mir zur Verfügung gestellten Links, merken, daß Sie Unsinn geschrieben haben, schieben dann eine (leider nur halb) korrigierte Version nach und behaupten, daß dies von vornherein Ihre Aussage gewesen sei.

             

            Machen Sie ruhig weiter. Wer schon immer wissen wollte, welche Typen hinter AaR stecken, wird hier fündig.

            • 8G
              81622 (Profil gelöscht)
              @jhwh:

              Stimmt. im ersten Beitrag habe ich anstatt Hussein leider Assad geschrieben, was natürlich ein Versehen war....das ist die ganze Erklärung.

        • 8G
          81622 (Profil gelöscht)
          @jhwh:

          Sie liegen leider unrrcht: Assad hat zu A fang der Revolution viele Islamusten keine aus dem Knast entlassen. Das sind Fakten...da können Sie mir Naivität und Märchen unterstellen. Sie müssen einfach etwas mehr dazu lesen und mit SYrern sprechen.

          • @81622 (Profil gelöscht):

            Es stimmt, daß Assad Amnestien verfügte (ich habs nicht mehr im Kopf, aber ich glaube es fiel mal die Zahl von 4000 Inhaftierten). Das war aber eine klare Forderung der Opposition (Genauer: Des Teils der Gesprächsbereitschaft signalisierte, während der - größere - Rest auf Kampf gebürstet war und "Verhandlungen erst nach dem Sieg" propagierte.) Weitere Forderungen waren z.B. Die Begrenzung der Amtszeit des Präsidenten, die Möglichkeit ihn abzuwählen, die Abschaffung des Führungsanspruchs der Baath-Partei (also Zulassung der Gründung neuer Parteien, beziehungsweise die Aufhebung von Verboten älterer Parteien), die Aufhebung der Notstandsgsetze, die Wiedereinführung des Demonstrationsrecht (war dann obsolet, da Assad das vorher bereits per Dekret erlaubt hatte) und noch ein paar Dinge mehr in der Richtung. Die neue Verfassung, die 2013 verabschiedet wurde (wenn auch vom Westen nicht anerkannt) enthilet sämtliche dieser Forderungen. Man kann also sagen: eigentlich hätte der Konflikt 2013 enden müssen. Hat er aber nicht - wie auch? Assad war immer noch an der Macht und Syrien immer noch kein sunnitischer Gottesstaat von Saudi-Arabiens Gnaden...Kurz: Der wichtigste - arabische - Verbündete des Irans existierte noch...und tut es bis heute...

    • @Grmpf:

      Genau. Herr perabo wurde auf einmal sehr (einseitig) politisch mit den bekannten Narrativen. Und taz hat die Linke nochmals mit alten Geschichten beschmiert.

  • 3G
    38057 (Profil gelöscht)

    Wieder nur ein neuer Artikel in der Taz zum Thema "Die Linken sind an allem Schuld". Wo war denn die Unterstützung der radikalen Mitte?

    • @38057 (Profil gelöscht):

      What about: Klar, kann man fragen. Ob die radikale Mitte jetzt aber ihr eigenes Selbstverständnis anhand linker Positionen überdenkt, darf bezweifelt werden. Dass wer sich als "kritisch" bezeichnet, auch Kritik aushalten sollte, leuchtet mir als Linkem absolut ein. Oder anders:

      Ist die radikale Mitte der Maßstab an dem SIE sich messen wollen?

  • Also auf mich wirkt das ganze Interview mit Herrn Perabo völlig irritierend. Zum einen widerspricht er sich selbst, zum anderen scheint mir, dass er auch jeden Lösungsversuch der gestartet worden wäre als falsch bezeichnet hätte. Kurz eigentlich hat er selbst keine Idee, die nicht mehr als heiße Luft wäre.

     

    Und was die ausgebliebenen Interventionen durch den Westen angeht, nun ich meine die westlichen Gesellschaften sind vielfach müde irgendwo einzugreifen, wenn sich im Gegenzug dann irgendwelche geistig Verwirrten in ihren Stätten in die Luft sprengen. Greifen wir ein ist es falsch und tun wir es nicht ist es auch falsch. Ja was denn nun!

     

    Ich jedenfalls als Bürger wünsche nicht, dass auch nur ein einziger Bundesbürger in Uniform im Hexenkessel des nahen Ostens ums Leben kommt. Und ginge es nach mir, wären schon sämtliche Soldaten aus Afghanistan wieder daheim.

  • Was so euphemistisch als "Militarisierung von Teilen der Opposition" beschrieben wird, ist in Wirklichkeit der Beginn eines Bürgerkrieges, der Syrien in das jetzige Elend geführt hat. Etwas mehr Selbstkritik der damals mit-Handelnden wäre angebracht ...

  • Naja, ich kann die Frustration von Herrn Perabo über den schleppenden Absatz seiner Bürgerkriegspatenschaften (http://www.taz.de/!5044094/), (https://www.rubikon.news/artikel/crowdfunding-fur-den-regime-change) verstehen. Er bringt jedoch keine neuen Argumente und auf die alten (und hier wiederholten) haben Mitglieder von Attac's wissenschaftlichem Beirat schon im Mai ausführlich geantwortet (http://www.attac.de/fileadmin/user_upload/Gremien/Wissenschaftlicher_Beirat/Replik_auf_die_Antwort_von_Adopt_a_Revolution.pdf).

     

    Der Stein des Anstoßes, also der offene Brief von Attac"s (absolut hochkarätigen) wissenschaftlichen Beiratsmitgliedern vom Januar (http://www.attac.de/fileadmin/user_upload/Gremien/Wissenschaftlicher_Beirat/Erkla__rung_wiss._Beirat_zu_syrien__3._Fassung.pdf) sagt eigentlich alles. Wer hier crowdfunded, verlängert einen sinnlosen Konflikt im Irrglauben Gutes zu tun.

  • Ich glaube nicht, dass man Wertesysteme mit universalistischem Anspruch in die Menschen hineinbomben kann. Wenn die Aufständischen nach einem Jahr ohne regime change alle zu Salafisten und Dschihadisten mutieren, waren diese Werte vielleicht von Anfang an nicht so stark nachgefragt.

    • 8G
      81622 (Profil gelöscht)
      @El-ahrairah:

      nein, viele mutierten zu Islamisten, weil das ihre einzige Überlebenschance war, da sie plötzlich Waffen und Geld aus Saudi Arabien bekamen..., aber eben nicht vom Westen...das ist das große Versagen des Westens...self fullfilling prophesy

      • 8G
        81331 (Profil gelöscht)
        @81622 (Profil gelöscht):

        ...Ihrer Meinung nach sollte der Westen verstärkt politische Umstürze in anderen Ländern herbeiführen, koste es was es wolle?

        Erinntert mich sehr stark an die Zeit in den 50er/60er und 70er Jahre, in denen der sog. Westen in Südamerika, in jedem Land, dass auch nur einen Hauch links war, das Militär unterstütze, um so eine 'Umsturz' herbeizuführen. Keine Ahnung, aber ich habe den Eindruck, diese Zeiten haben nie aufgehört, dauern fort, solange es den 'guten Westen' geben wird.

      • @81622 (Profil gelöscht):

        Aha, das ist ja einfach mit der ideologischen Polung. Dann hätte man sie mit Waffenlieferungen auch zu Sozialdemokraten oder Scientologen machen können?

         

        Sie haben Unrecht. Verweis: die Hazzm-Gruppe, die von der CIA großzügig mit Panzerabwehrraketen beliefert wurde, aber mühelos von A-Nusra zerschlagen wurde.

        https://en.wikipedia.org/wiki/Hazzm_Movement