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Industrielle LandwirtschaftWarum die Beeren so billig sind

Warum ist das Obst im Supermarkt so günstig? Weil Arbeiter aus Asien für wenig Geld auf portugiesischen Plantagen schuften.

Fast könnte man glauben, man sei in einem Dorf in Nepal oder Bangladesch. Um diese Uhrzeit sieht man keinen einzigen Portugiesen auf der Straße Foto: Peter Schreiber

Odemira taz | Der Mann mit den Rastalocken unter der Baseballkappe versteht die Welt nicht mehr. Seit zwei Jahren hat er in Portugal einen festen Job, zahlt Steuern und Sozialabgaben. Aber legal im Land ist er deshalb nicht. Noch immer wartet er auf seine Resident Card. „Ohne das Papier bist du ein Nobody, immer in der Hand von Leiharbeitsagenturen“, sagt er. „Die zahlen gerade mal den gesetzlichen Mindestlohn von 3,36 Euro pro Stunde. Was darüber hinausgeht, stecken die Agenten ein.“

Er will erzählen, wie das Ganze abläuft. Aber ohne seinen richtigen Namen, ohne Foto. Okay, dann heißt du hier jetzt Abdul.

Abdul ist ernüchtert. Auch in seiner Heimat Bangladesch hat er es so erlebt: Die einen kassieren, die anderen malochen. Die Agenten sind oft Landsleute, die in Portugal selbst als Tagelöhner angefangen haben und jetzt als Vermittler tätig sind. Zwischen den Immigranten auf der einen Seite und den Großfarmern auf der anderen.

Abdul wirkt müde wie er so dasteht, morgens um halb sechs, und auf die Busse wartet, die ihn mit Hunderten anderen Migranten zu den Gewächshäusern bringen soll. Fast könnte man glauben, man sei in einem Dorf in Nepal oder Bangladesch. Um diese Uhrzeit sieht man keinen einzigen Portugiesen auf der Straße. Nur Tagelöhner aus Asien.

Früher galt der Alentejo rund um die Kreisstadt Odemira als das Armenhaus Portugals: Korkeichen, Olivenbäume, schwarze Schweine, wenige Menschen. Heute ist die Region ein Beispiel für exportorientierte Agrarindustrie. Hinter der Steilküste am Atlantik entstehen immer neue Plastiktunnel mit Blaubeer- und Himbeerstauden. Mehr als 90 Prozent der Beeren werden exportiert. Was fehlt, sind Arbeitskräfte.

„Es ist sehr schwer Landarbeiter zu finden, obwohl Portugal eine Arbeitslosenquote von fast 10 Prozent hat“, sagt Paul Dollemann. Er stammt aus Holland und baut seit sieben Jahren im Alentejo Blaubeeren an. Mit einer Lizenz des US-Konzerns Driscoll, dem Weltmarktführer für Erdbeeren, Himbeeren und Blaubeeren. Die meiste Zeit des Jahres kommt Dollemann mit fünf Festangestellten aus. „Während der Erntezeit brauche ich aber 30 und mehr Pflücker. Das Arbeitsamt in Odemira schickt mir allenfalls zwei oder drei. Und selbst die kommen manchmal nur ein paar Tage und bleiben dann weg. Die Arbeit ist ihnen einfach zu hart, der Lohn zu gering.“

Sie sind die tropischen Temperaturen gewohnt und fleißige Arbeiter

Paul Dollemann, Bauer

Nur 15 Prozent der Arbeiter in den Gewächshäusern sind Portugiesen, in der Regel die Vorarbeiter und Produktionsmanager. Menschen aus Indien, Pakistan, Nepal und Thailand arbeiten auf den Plantagen. Wie viele es genau sind, weiß niemand. Die Sozialarbeiterin Tania Guerreiro, die sich im Auftrag der Nichtregierungsorganisation Taipa um die Migranten kümmert, schätzt die Zahl der Tagelöhner aus Asien allein im Landkreis Odemira auf mindestens 3.000. Offiziell leben hier 12.000 Einwohner.

Einmal in der Woche hat sie Sprechstunde. In einem winzigen Raum ohne Fenster, aber mit WLAN. So kann Guerreiro im Internet sofort nachschauen, wie es um die Anträge auf Aufenthaltsgenehmigung steht.

Erst war er Tourist, dann illegal

„Wo klemmt’s ?“, will Abdul wissen. „Es heißt, dein Antrag werde immer noch geprüft“, sagt Tania Guerreiro. „In deinem Pass fehlt der Einreisestempel.“ Das weiß Abdul selbst. Schließlich ist er wie viele andere illegal nach Portugal eingereist. Aus Bangladesch war er mit einem Touristenvisum nach England geflogen und hatte dort eine Ausbildung zum zertifizierten Buchhalter begonnen. Doch dann verschärfte die Großbritannien die Einreise- und Aufenthaltsbestimmungen. Abdul verlor sein befristetes Bleiberecht.

Er zahlte 800 englische Pfund an einen Schlepper, der ihn zusammen mit zwanzig anderen in einem Lastwagen von England nach Portugal brachte. Die portugiesische Ausländerbehörde verlangt einen Beleg darüber, wann er ins Land gekommen ist. Schlepper stellen keine Quittungen aus.

Das portugiesische Ausländerrecht ist eines der liberalsten in Europa. Einen Antrag auf Aufenthaltserlaubnis, die Resident Card, kann stellen, wer mindestens sechs Monate in Portugal arbeitet und Steuern zahlt. Anfangs war die Regelung vor allem für die ebenfalls Portugiesisch sprechenden Brasilianer gedacht. Sie sollten legal in Portugal arbeiten können – auch wenn sie einst als Touristen eingereist waren.

Die Menschen sind freundlich, das Wetter ist kaum anders als in der Heimat

Abdul, Plantagenarbeiter

Auf diesen Artikel berufen sich jetzt die Migranten aus Asien. „Es ist schon verrückt“, sagt Abdul. „Eigentlich darf ich als Tourist nicht arbeiten. Wenn ich aber einen Arbeitsplatz habe und Steuern zahle, habe ich beste Chancen auf eine Aufenthaltserlaubnis.“ Mitunter zahlen Migranten sogar Steuern, obwohl sie nichts oder so gut wie nichts verdienen. Denn ohne Arbeitsstelle keine Resident Card. Und ohne die Card kein legaler Mietvertrag, kein eigenes Konto und nur eingeschränkte Bewegungsfreiheit.

In unregelmäßigen Abständen kontrolliert die Ausländerbehörde Geschäfte und Großfarmen. Anders als in Deutschland, wo sich illegale Arbeiter bei Razzien schnellstmöglich aus dem Staub machen, sind die Migranten in Portugal sogar froh, wenn die Kontrolleure auftauchen. Aus den Gewächshäusern laufen ihnen die Tagelöhner entgegen, sie wollen nur eins: dass man ihre Namen aufschreibt. „Vor Kurzem waren die Kontrolleure bei uns auf dem Feld“, erzählt Abdul. „Aber genau an dem Tag war ich krank. Hätte ich gewusst, dass sie kommen, ich wäre auch mit 40 Grad Fieber arbeiten gegangen. Mein Name auf der Liste hätte bewiesen, dass ich eine Arbeitsstelle habe.“

Ohne Bleiberecht müssen sich die Migranten sich den prekären Bedingungen fügen, unter denen sie arbeiten und wohnen müssen. Sie machen zahllose Überstunden, auch am Wochenende. Sie leben zu mehreren in winzigen Zimmern, in halb verfallenen Häusern und während der Ernte auch in Containern. Untere Richtschnur für die Bezahlung ist der staatlich festgesetzte Mindestlohn. In Portugal sind es diese 3,36 Euro pro Stunde von denen Abdul erzählt hat.

Israelische Arbeitsvermittler nutzen alte Kontakte

Nur selten stellen die Inhaber der Gewächshäuser die Migranten direkt an. Lieber zahlen sie den Agenturen einen Aufschlag von 30 bis 60 Prozent auf den Mindestlohn und kaufen sich damit praktisch frei von jeder Verantwortung. „Wenn es Ärger mit den Behörden gibt, verwiesen die Farmer gern auf die Leiharbeitsagenturen“, sagt die Sozialarbeiterin Tania Guerreiro.

Die portugiesischen Behörden haben die Vorschriften für die Zulassung von Agenturen verschärft. Daraufhin ging deren Zahl zurück. Doch viel hat sich nicht geändert. Die großen Agenturen übernahmen die kleinen. Und deren Tagelöhner.

In den 60er, 70er Jahren gingen die Portugiesen noch selbst zum Geldverdienen ins Ausland. Heute läuft die Migration in der umgekehrten Richtung. Die ersten ausländischen Arbeiter im Alentejo waren Anfang des Jahrtausends vor allem Russen, Ukrainer und Bulgaren. Dann kamen die israelischen Arbeitsvermittler. Nachdem die Beschäftigung palästinensischer Tagelöhner in Israel schwierig geworden war, hatten sie gute Erfahrungen mit asiatischen Gastarbeitern gemacht. Israelische Arbeitsagenturen nutzten ihre Kontakte und warben auch für Portugal gezielt Arbeiter aus Thailand, Nepal und Indien an.

„Sie sind die tropischen Temperaturen in den Gewächshäusern gewohnt und dazu auch noch fleißige Arbeiter“, sagt der Bauer Paul Dollemann. Der Driscoll-Konzern liefert ihm die Setzlinge, auf die das Unternehmen ein Patent hat und kümmert sich um die Vermarktung. Dollemann und die anderen Bauen pachten das Land, kümmern sich um Aufzucht, Bewässerung und Ernte.

In dem vom Santa Clara Staudamm bewässerten Landstreifen im Alentejo werden mit Beeren und Früchten inzwischen 140 Millionen Euro erwirtschaftet.

Die Arbeiter klagen nicht

Ohne billige Arbeitskräfte aus Asien und patentierte Beerenstauden aus den USA wäre es kaum möglich, die normalen Wachstums- und Erntezeiten so auszudehnen, dass man auch in deutschen Supermärkten fast das ganze Jahr über frische Blaubeeren kaufen kann. Das 125- Gramm-Schälchen auch schon mal für einen Euro.

Es ist einträgliches Geschäft. Für Driscoll, das Umsatz und Gewinn weiter steigern kann. Für die Bauen die das Land pachten – oft sind es Niederländer, Engländer und auch Deutsche. Für die Agenturen, die sich um den Nachschub an Tagelöhnern kümmern. Die asiatischen Migranten aber hängen oft Jahre zwischen Legalität und Illegalität fest.

Dennoch hört man von den asiatischen Tagelöhnern kaum Klagen. Wie auch? Kaum einer von ihnen spricht Portugiesisch, eine Gewerkschaft für Landarbeiter gibt es nicht. Dazu kommt der ungeklärte Status – wie bei Abdul.

Seit zwei Jahren arbeitet er in den Gewächshäusern. Dass er Rechnungsprüfer wird, glaubt er nicht mehr. „Die Arbeit hier ist in Ordnung“, sagt er. „Die Menschen sind freundlich, das Wetter ist nicht viel anders als in meiner Heimat.“ Gern würde er noch mal seine Mutter in Bangladesch sehen. Sie ist alt und kränklich, niemand weiß, wie lange sie noch lebt. Aber Abdul kann nicht nach Hause. Ohne Resident Card würde Portugal ihn nicht zurück ins Land lassen.

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40 Kommentare

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  • Also billig sind die Driscoll Himbeeren wohl kaum. Der Standardpreis liegt hier in Frankfurt bei Edeka bei 2,49 Euro bei 125 Gramm, macht also 19,92 Euro pro Kilo. Zum Vergleich: 300 Gramm Bio-Himbeeren (tiefgekühlt) gibt es bei Edeka für 2,99 Euro, also für 9,97 Euro pro KG. Dass Frischware in Aktionen manchmal deutich billiger angeboten wird, in dem Fall von Driscoll Himbeeren

    bei Edeka dann zum Preis von 10,20 pro KG, liegt nunmal in der Natur der verderblichen Frischware, die sonst im Bio-Müll landen würde.

     

    Geiz mag Geil sein, allerdings sollte man dann eher TK-Bio-Himbeeren kaufen, da man für die nur halb so viel bezahlen muß.

  • 8G
    82236 (Profil gelöscht)

    Wer sich um Umwelt und Klima sorgt und keine Lust auf geschmacklose Indusrtrieagrarprodukte zu allen Jahreszeiten hat, geht halt selber sammeln oder kauft lokale Produkte, man kann jahreszeitbedingt und gesund essen und vielleicht auch fair, wenn man Produkte von woanders kauft.

    • @82236 (Profil gelöscht):

      Dann gehen wir alle mal in berlin sammeln. Wo gibt den gute Beeren für ne Million Sammler?

    • @82236 (Profil gelöscht):

      Portugal importiert aus Deutschland zb Medizinprodukte.

      Es ist darauf angewiesen, daß wir ihm inkorrekterweise Agrarprodukte abkaufen und dort -Klima hin Oder her -in den Urlaub fahren.

      Es sei denn, Sie zahlen grosszügig in einen "Helft Portugal-Fond" ein.

    • @82236 (Profil gelöscht):

      Ich vernehme da i-wie einen Subtext, wie: ... und mache sich über die anderen Verbraucher nicht allzu viel Gedanken. Irre ich darin?

  • Was mich in diesem Zusammenhang auch sorgt, ist, dass ich zum ersten Mal höre, dass es jetzt das ganze Jahr über Beeren gibt.

    Ich gebe zu, dass ich Beerenobst nicht gut vertrage und daher selten in den Lebensmittelläden danach suche, aber die paar mal im Jahr, wenn ich mir so was gönne, war für mich immer die Sommerzeit.

     

    Ich empfinde das als völlige Entfremdung auch, wenn ich im Winter solche Sachen bekomme. Mit fiel zwar schon lange auf, dass die Heidelbeeren keine echten mehr sind, sondern irgendwelche sonderbaren Nachzuchten, die geschmacklich nix brachten, aber ich frage mich, ob da nicht auch ein unverantwortbarer Energieaufwand betrieben wird.

     

    Aber Kapitalismus kann ja nur dann funzen, wenn wir immer mehr wollen und auch im Winter Himbeeren, Spargel und Pfifferlinge frisch haben wollen.

     

    Ich bleibe im Winter bei Grünkohl.

    • @Age Krüger:

      Es handelt sich dabei um eine andere Art. Was da so riesig in der Schale prankt, geschmacklich eher seicht ist, heißt Vaccinium corymbosum oder amerikanische Heidelbeere. Sie bevorzugen da sicher Vaccinium myrtillus, die europäische Heidelbeere. Äquivalent verhält es sich mit der einheimischen Preiselbeere und der amerikanischen Cranberry. Wer die kleineren, geschmackvolleren europ. Arten bevorzugt und auch selbst sammelt, schätzt nicht nur die Mühe, die er sich dabei macht, sondern auch ihre Qualität.

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @lions:

        Ja, diese großen Dinger schmecken nicht annähernd wie die Blaubeeren, die ich als Kind kennenlernte.

         

        Aber was mich bei dem Artikel wundert: ich kaufe schon öfter Blaubeeren im Supermarkt und ich schaue immer auf die Herkunft, um Produkte aus Übersee zu vermeiden. Ich habe schon Blaubeeren aus Polen, Uruguay, Deutschland und Spanien gesehen, aber noch nie welche aus Portugal.

        • @849 (Profil gelöscht):

          Fast die ganze Welt ist scharf auf die Beeren und ich denke, da gibt es am Markt fest abgesteckte Claims. Das meiste in D Verkaufte kommt nach meiner Beobachtung aus Polen und Winters aus Südamerika.

          In Polen pflücken jetzt neuerdings Ukrainer.

    • @Age Krüger:

      "Ich bleibe im Winter bei Grünkohl."

       

      Jeder nach seiner Facon.

       

      Meine Eltern (und deren Eltern und Grosseltern usw) blieben im Winter bei schrumpeligen Äpfeln und Eingemachtem. Zum Glück gibt es dann doch ein wenig Fortschritt, für diejenigen die ihn begrüssen.

      • @notsocommon:

        Nur muss dann derjenige, der den Fortschritt in dieser Form will, natürlich auch bereit sein, die Nachteile wie ungerechte Entlohnungen, überfüllte Strassen und steigende Gefahr des Klimawandels durch den zunehmenden Verkehr in Kauf zu nehmen.

         

        Ich habe da weniger Probleme mit Sachen, die auch langsam transportiert werden können. Ich bin auch kein Gegner von jedweden Einfuhren von Gütern. Ich bin froh, dass es hier Darjeeling und andere Teesorten zu kaufen gibt, die hier nicht angebaut werden können und dass wir nicht alle nur den deutschen Roth-Händle Tabak rauchen müssen oder dass ein schöner Afghane oder Nepalese hierhin exportiert wird. Nur sind das Waren, bei denen einem eigentlich schon der Preis klar macht, dass es Luxusprodukte sind. Und dies macht dann alleine schon den Verbrauch geringer.

    • 6G
      61321 (Profil gelöscht)
      @Age Krüger:

      Bin beruhigt, dass es noch den einen oder die andere gibt, die mit beiden Füßen fest auf dem Boden stehen.

       

      Ich lagere für den Winter sieben bis acht Kisten Äpfel ein, verschiedenste alte Land-Sorten, die von einer Streuobstwiese stammen, die der NABU ganzjährig pflegt und ursprünglich auch angelegt hat.

    • @Age Krüger:

      Werbespruch von Edeka: "Wenn die heimischen Beeren noch schlafen, holen wir sie aus Südamerika".

      Der Energieaufwand ist ok, in Portugal ist es viele Monate warem genug. Wasser ist das eine Problem, Wanderarbeiter das zweite und der LKW-Verkehr das dritte Problem. Aber es lohnt sich, ein paar verdienen.

      • @Energiefuchs:

        Mich irritierte, dass der Bauer von "tropischen Temperaturen" in den Gewächshäusern sprach. Mag sein, dass das in Portugal ohne zusätzlichen Energieaufwand möglich ist, aber der Wahn, dass extra Sachen mit einem hohen Energieaufwand hierhin transportiert werden müssen, nur weil wir im Winter Beeren essen wollen, ist nicht zu vernachlässigen.

        Wenn die Früchte dann auch noch weiter verarbeitet werden zu irgendwelchen Industrieprodukten, dann werden die wahrscheinlich bis das Endprodukt beim Verbraucher ist, noch -zigmal durch halb Europa gekarrt.

        • @Age Krüger:

          Wie ich das einschätze, ist da ein marktwirtschaftlich kluger Zyklus für Frischware im Gange. Winter- und zeitiges Frühjahrsangebot kommt von der südlichen Hemisphäre (Südamerika), im späten Frühjahr und Frühsommer von mediterranen Ländern, Sommer und Frühherbst aus gemäßigten Breiten, wie Polen und Deutschland.

          Dieser Wunsch nach Vollabdeckung, wie bei vielen andere Früchten auch, halte ich für ganz schön dekadent und dazu kommt noch der enorme Plastikanteil, der bspw die 125g Blaubeeren umgibt. Ich kaufe das Zeug nicht und freue mich auf die 3 Sträucher, die ich in Erwartung der normal jahreszeitlichen Ernte aus dem eigenen Garten mal angepflanzt habe. Jeder Strauch gibt ca 3-4 kg. Trotz allem geht´s im Sommer immer noch in die Blueberry Hills des thür. Waldes, weil die Waldbeeren immer noch am besten schmecken.

          • @lions:

            Gibt ein Strauch ernsthaft drei bis vier Kilo Blau- bzw. Heidelbeeren? Wenn ja, können Sie mir sagen, welche Sorte Sie haben? Ich habe im Kalender notiert, wann ich bei uns in der Region Blaubeeren reif sind. Wo ich sie finde, weiß ich mittlerweile. Die sind aber so klein, dass ich nach 1-2 h pflücken und ungezählten Sträuchern vielleicht 600-700g habe (+ vier bis sechs Zecken, die sich im Wald nicht vermeiden lassen ;) ).

            • @Strolch:

              Die Kulturheidelbeeren sind ausgewachsen übermannshohe Sträucher. Mit den Bückdich- Gehölz im Wald haben die schon optisch nicht viel gemein. Ungefähre Sammelgeschwindigkeit Faktor 10.

  • "Wer sagt, man solle doch nicht das billigste kaufen, hat schon mal per Definition die finanziellen Ressourcen zur Verfügung, eben genau das zu tun. Aber wenn das Geld knapp ist, dann ist es für den normalen Menschen eben so, dass man das Günstigste kauft."

     

    Klar das akzeptiere ich auch - die Folge dessen ist jedoch das Lebensmittel und andere Produkte um die Welt geschippert werden um ein paar Cent zu sparen. Dafür werden dann lieber Hungerlöhne akzeptiert - und Läden wie Aldi, lidl Kik etc. drehen die Schraube immer enger...

     

    Fairtradeläden- und Handel werden doch kaum angenommen.

     

    Wenn man sich dann anguckt wofür der gesparte Zaster dann ausgegeben wird - gruselt es mir.

    • @Justin Teim:

      das war eine Antwort an Dubiosos

  • 6G
    61321 (Profil gelöscht)

    .

    "Marktwirtschaft at its best."

    "Aber sie sind exzellent."

     

    I feel deep sorrow for you

    • @61321 (Profil gelöscht):

      Keine Sorge um das Unübliche; Es schwebt fest verankert in seiner eskapistischen Wolke.

  • Würde sagen, Marktwirtschaft at its best.

     

    Ein strukturschwaches Gebiet in Europa nutzt seine Ressourcen und verdient Geld.

    Ich bekomme das ganze Jahr über erschwingliche Beeren, die es früher gar nicht oder nur nach langen Pflück-Aktionen ein Becherchen voll gab.

     

    Interessant die Info mit Driscoll und diesen Patent-Himbeeren. Ich hatte mich schon gefragt, warum dieser Name so oft auf den Packungen steht. Aber sie sind exzellent.

     

    Abdul dürfte auch mit dem portugiesischen Mindestlohn das 10fache verdienen, was er in einer heimischen Textilfabrik bekäm. Mit etwas Fleiss und Glück steigt er auf und wird irgendwann Vorarbeiter. Oder er macht was mit dem Ersparten in Bangladesh.

    • @notsocommon:

      In der Tat, Kapitalismus at it's best. "Abdul" schuftet dafür, dass Paul Dollemann und Driscoll Gewinne machen und Notsocommon auch im Winter billige Beeren kriegt, die er dann vielleicht beim nächsten Besuch seiner Mutter mitbringen kann. Vielleicht würde "Abdul" auch gern seiner Mutter was von dem Zeug mitbringen, was er für 3,36 € in der Stunde erntet, aber... naja, man kann halt nicht alles haben. Jedenfalls, wenn man dummerweise zu den Abduls dieser Welt gehört. Ansonsten kann man sich gemütlich über ein Schälchen Beeren hermachen und dabei die Vorzüge der "Marktwirtschaft" preisen.

       

      Das beste denkbare Gesellschaftssystem, isn't it?

    • @notsocommon:

      Wie steht es um die Lebenshaltungskosten in Portugal gegen die in Bangladesh? Haben Sie überhaupt den ersten Absatz gelesen? Auf dass sich in Hülle und Fülle leben lässt, redet sich doch mancher die Welt so schön. Heilige Sche.ße!

      • @lions:

        Von Hülle und Fülle spricht doch keiner.

         

        Der 10fache Verdienst ist vielleicht ewas hochgegriffen, aber wenn es sich für die Leute aus Bangladesh nicht lohnen würde, wären sie nicht in Portugal.

        • @rero:

          "Von Hülle und Fülle spricht doch keiner."

           

          Doch, ich!

           

          So mancher hatte sich etwas anderes versprochen, als dann eintrat und lebt nun von der Hoffnung, in Europa doch noch existenziell zu landen.

          Können Sie sich nicht vorstellen, Sie leben in Portugal, verdienen am Tag ca 30€, wollen dort ein karges Leben bestreiten und noch was für zuhause sparen; vll auch mal einen Heimflug antreten. Was kostet ein Ticket nach Bangladesh?

          Darüber hinaus müssen diese Arbeiter im Krankheitsfall die Behandlung selbst finanzieren.

          So viel Ignoranz bringt man wohl nur in unserer dekadenten Wohlfühlkultur auf und darauf bezieht sich mein "Hülle und Fülle".

          • 8G
            849 (Profil gelöscht)
            @lions:

            Der deutsche Otto mit Nachnamen Normalverbraucher ist der irrigen Ansicht, im "minderwertigen" und "armen" südlichen Ausland sei alles so billig, dass mensch ruhig wenig verdienen solle und können. Mit Sicherheit geht so einer auch nicht in die Supermärkte dieser Länder und wenn, dann sieht er das Preisniveau in denselben bloß als Versuch, ihn als Touristen über den Tisch zu ziehen.

             

            Ich jedenfalls wundere mich immer, wie nicht gerade üppig verdienende Menschen - nehmen wir mal die Lehrer - in einem Land wie Portugal über die Runden kommen, das ihnen ggf. zumutet, das neue Schuljahr in einem ganz anderen Ort als das vergangene anzutreten und während der Sommerferien kein Gehalt zu bekommen. Meiner Kenntnis nach liegt das Einstiegsgehalt für Lehrer bei ca. 22000 EUR im Jahr. Das ist natürlich gegenüber den Landarbeitern üppig, aber ermöglich sicher kein auskömmliches Leben.

            • @849 (Profil gelöscht):

              Portugal ist bzgl Lebenshaltungskosten vergleichbar mit Deutschland, doch die Einkommen hinken da weit hinterher. Sie liegen statistisch etwa bei der Hälfte vom D- Durchschnittseinkommen. Überleben tun Portugiesen damit nur, weil diese traditionell noch in engen Familienenverbänden leben und idR Wohneigentum haben. Diesen Vorzug haben die fremdländischen Pflücker dort schon mal nicht.

              Es ist erstaunlich, wie sich so mancher die Verhältnisse schön biegt.

              • @lions:

                Es ist nunmal ein Fakt, daß die Einkommen, wenn man überhaupt eines hat, in vielen Ländern der Welt VIEL geringer sind als bei uns.

                Deswegen sind die Pflücker freiwillig da. Ich war nur erstaunt, daß sie aus Asien kommen, wenn ich gedacht hätte, dass Afrika doch näher läge.

                Dagegen hilft kein Lamentieren, und es wird dort auch niemand reicher, wenn man hier aus Überzeugung von heimischem Fallobst lebt.

                Selbst wenn einzelne Taz-Leser die Hälfte Ihrer üppigen Lehrergehalter spenden würden, bleibt es dabei, daß die heute armen Länder sich höhere Einkommen am Markt selbst erarbeiten müssen. Daß das geht zeigt u.a. das Beispiel China.

                Damals als auch Kaffee, Tee und Pfeffer bei uns absolute Luxusprodukte waren, war man auch hierzulande so arm, daß auch Hungersnot nicht ausgeschlossen war. Wie sind wir da raus gekommen?

                 

                Bzgl dem Gejammer über die Qualität (industriell, amerikansich, patentiert? Bäh!), sage ich noch einmal, doch die Himbeeren schmecken eigentlich immer super. Die Blaubeeren (anfangs kamen sie übrigens per Schiff aus Chile) auch meistens.

  • Große Schuld trägt der Verbraucher mit seiner geiz ist geil Mentalität.

    Egal ob Klamotten oder Essen... da fehlt dann jedes Solidaritätsprinzip - Hauptsache billig.

    • @Justin Teim:

      Wieso Hauptsacvhe billig? Bei 15-20€ das Kilo sind die Himbeeren für mich eher ein willkommenes Luxusprodukt, so wie es einstmals auch Orangen, Bananen oder auch Kaffee, Tee und Gewürze waren.

      Heute haben sich so ziemlich alle an die alltägliche preiswerte Verfügbarkeit der o.g. Produkte gewöhnt und niemand jammert über deren Import von weither.

    • @Justin Teim:

      Welcher Wirtschaftslobbyist sich dieses Argumenmt wohl ausgedacht hat? Kann es sein dass, Sie damit den Kapitalisten auf den Leim gehen.

       

      Wir wählen Regierungen, die eigentlich dazu da sind gesetzliche Regelungen zu erlassen, damit die Waren und Dienstleistungen fair unter allen Bürgern verteilt werden.

       

      Wer darauf wartet, dass die Verbraucher endlich moralisch korrekt einkauft, der wartet vergeblich. In der Zwischenzeit reibt sich der Geldadel die Hände...

      • @Grisch:

        "Wir wählen Regierungen, die eigentlich dazu da sind gesetzliche Regelungen zu erlassen, damit die Waren und Dienstleistungen fair unter allen Bürgern verteilt werden."

         

        Die letzte deutsche Regierung, deren Aufgabe das gewesen wäre, war die von Honecker.

      • @Grisch:

        Geiz ist geil - ist ein Slogan vom Media Markt.

         

        ""Wir wählen Regierungen, die eigentlich dazu da sind gesetzliche Regelungen zu erlassen, damit die Waren und Dienstleistungen fair unter allen Bürgern verteilt werden.""

         

        Das ist ja eben nicht der Fall siehe Auto Lobby Diesel Skandal. Die Konzerne auch die Lebensmittel Konzerne bestimmen meist was läuft...

    • @Justin Teim:

      Ich finde diese diese immerwährende Kritik an der "Geiz-ist-geil" Mentalität völlig elitär. Wer sagt, man solle doch nicht das billigste kaufen, hat schon mal per Definition die finanziellen Ressourcen zur Verfügung, eben genau das zu tun. Aber wenn das Geld knapp ist, dann ist es für den normalen Menschen eben so, dass man das Günstigste kauft.

       

      Ich persönlich muss glücklicherweise im Supermarkt auch nciht die Preise vergleichen, aber ich verstehe nicht was daran falsch sein soll, wenn Menschen eben das tun und bspws dort einkaufen, wo etwas im Angebot ist? Solche Aussagen sind blanke Verachtung des Proletariats, wofür viele Linke ja meinen zu streiten.

       

      Im Übrigen ist es auch schlicht nicht rational: Der Verkaufspreis hat halt leider häufig sehr wenig mit den produktionsbedingungen zu tun. Es ist eben keineswegs garantiert, dass die 20€/kg Himbeeren von jemand besser bezahltem gepflückt werden als die 5€/kr Himbeeren.

      • @Dubiosos:

        "Wer sagt, man solle doch nicht das billigste kaufen, hat schon mal per Definition die finanziellen Ressourcen zur Verfügung, eben genau das zu tun. Aber wenn das Geld knapp ist, dann ist es für den normalen Menschen eben so, dass man das Günstigste kauft."

         

        Klar das akzeptiere ich auch - die Folge dessen ist jedoch das Lebensmittel und andere Produkte um die Welt geschippert werden um ein paar Cent zu sparen. Dafür werden dann lieber Hungerlöhne akzeptiert - und Läden wie Aldi, lidl Kik etc. drehen die Schraube immer enger...

         

        Fairtradeläden- und Handel werden doch kaum angenommen.

         

        Wenn man sich dann anguckt wofür der gesparte Zaster dann ausgegeben wird - gruselt es mir.

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @Dubiosos:

        Wenn das Geld knapp ist, dann hat das sehr oft seine Ursache in einem für "normal" angesehenen Konsumverhalten. Man muss ja ein Auto haben, ein paar Mal in der Woche essen gehen, das neustes Smart-Phone haben uswusf. Geiz ist für jene geil, die ihr Geld wahllos für irgendwas ausgeben, was sie nicht brauchen und für das, was sie brauchen, um ihren Körper zu füttern, am liebsten nichts ausgeben wollen. Die beliebte Ausrede, es sei kein Geld da, verschleiert nur das Problem, das darin besteht, kein mündiger Konsument zu sein.

      • @Dubiosos:

        Das sehe ich auch so. Selbst wenn Verbraucher teures Zeug kaufen hängen da oft elende Produktionsbedingungen dran.

        • @Energiefuchs:

          Mit "echten" Produkten aus Deutschland oder der EU haben Sie das Problem nicht