Energiewende: Wind-Jobs gehen nach Portugal

Das Rotorblatt-Werk Power-Blades in Bremerhaven wird dicht gemacht. Einen Rettungsplan des Betriebsrats lehnt der Mutterkonzern ab.

Was nicht hergestellt wird, mann auch nicht getestet werden: in der Rotorblattprüfanlage Bremerhaven Foto: dpa

HAMBURG taz | Weiterer Rückschlag für den Offshore-Windenergie-Standort Bremerhaven: Nach dem angekündigten Produktionsende beim Windkraftanlagen-Hersteller Adwen kommt nun das Aus für Power-Blades. Das Rotorblatt-Werk wird zum Jahresende geschlossen, der Mutterkonzern Senvion lehnte am Dienstag ein Rettungskonzept des Betriebsrates ab. Mehr als 300 Arbeitsplätze sollen in Bremerhaven wegfallen. Auch andere Standorte sind betroffen.

Das Ende für Power-Blades hatte sich seit dem Frühjahr abgezeichnet. Mitte März kündigte Senvion an, die Rotorfertigung bei der Bremerhavener Tochter zu schließen. Auch die Betriebsstätten Husum in Schleswig-Holstein und Trampe in Brandenburg sollen aufgegeben werden. Das Unternehmen begründete das Vorhaben mit einem stärker werdenden Wettbewerbs- und Preisdruck.

Zu teuer für den Weltmarkt

Die Arbeitnehmervertreter wollten das nicht hinnehmen: Sie luden den Senvion-Vorstandsvorsitzenden Jürgen Geißinger mehrfach zu Gesprächen ein. Dieser erschien jedoch nicht. Daraufhin erarbeitete der Betriebsrat ein Alternativkonzept. Der Rettungsplan sah vor, dass die Belegschaft um ein Drittel auf etwa 200 Beschäftigte reduziert wird, doch Senvion ließ sich auf diesen Kompromiss nicht ein.

Das Alternativmodell des Betriebsrates sei verständlich, aber nicht umsetzbar, sagte ein Unternehmenssprecher dem Weser-Kurier. Der Standort Bremerhaven sei zu teuer, um auf dem Weltmarkt mithalten zu können. Deshalb soll die Fertigung der Rotorblätter nach Portugal in die Nähe von Porto verlegt werden. Die Beschäftigten könnten sich überlegen, dorthin zu wechseln. Andere Mitarbeiter könnten eventuell in den Servicebereich wechseln, der in der Nähe von Hamburg gebündelt werden soll, oder in die Turbinenfertigung, die in Bremerhaven bleibt.

Wie Meinhard Geiken, Bezirksleiter der IG Metall Küste sagte, will Senvion schon „bald mit den Entlassungen starten und deshalb nur noch über einen Interessenausgleich und Sozialplan verhandeln“. Die Gewerkschaft werde die „zugespitzte Situation“ zunächst mit den Betriebsräten beraten.

Etwas Hoffnung gibt es immerhin für die Beschäftigten in Husum und Trampe. Senvion stehe mit zwei Firmen „in aussichtsreichen Verhandlungen über eine mögliche Übernahme der Standorte“, erklärte der Senvion-Sprecher. In Husum könnten sich bis zu 50, in Trampe bis zu 30 Mitarbeiter auf frei werdende Arbeitsplätze bewerben. Ein Abschluss der Verhandlungen werde in Kürze erwartet.

„Radikale Deindustrialisierung“

Die Linkspartei macht die Bundesregierung für die Entwicklung in Bremerhaven mit verantwortlich. Seit sie im vergangenen Sommer den Ausbau der Offshore-Energie gedeckelt und für die Nordsee sogar komplett gestoppt habe, befinde sich die Windenergieindustrie in Bremerhaven in einer existenziellen Krise, sagt der Bremerhavener Bürgerschaftsabgeordnete Nelson Janßen. Das SPD-geführte Bundeswirtschaftsministerium habe damit ein „radikales Deindustrialisierungsprogramm“ zu verantworten.

Der Windradhersteller Senvion hieß früher Repower. Vor gut einem Jahr wurde das Unternehmen an die Börse gebracht. Außer den genannten gibt es in Deutschland drei weitere Standorte: Die Hauptverwaltung in Hamburg sowie Entwicklungszentren in Osnabrück und im schleswig-holsteinischen Osterrönfeld. Senvion war mit einem Verlust von fast 50 Millionen Euro in dieses Jahr gestartet, wie aus dem Quartalsbericht des Unternehmens hervorgeht.

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