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Bürgerbegehren veganes KantinenessenRan an die Buletten?

Bert Schulz
Anna Klöpper
Kommentar von Bert Schulz und Anna Klöpper

Tierrechtsaktivisten wollen täglich ein veganes Menü in den Kantinen Friedrichshain-Kreuzbergs. Braucht es das wirklich?

Noch Fleisch oder schon vegan? Foto: dpa

J a:

Wer vor zehn Jahren auf einer Party erzählte, er sei Vegetarier, wurde irritiert gefragt, wie man das Leben ganz ohne Fleisch aushalten könne. Heute kommt meist die Gegenfrage, warum man nicht vegan lebe – das würden inzwischen ja so viele machen.

Tatsächlich ist sowohl das Angebot veganer Lebensmittel als auch die Akzeptanz dieser Lebensweise dramatisch gestiegen – zumindest in den urbanen Gegenden Berlins. Trotzdem ist das Ziel des Bürgerbegehrens in Friedrichshain-Kreuzberg, Kantinen ein zusätzliches völlig tierfreies Essens vorzuschreiben, absolut sinnvoll.

Denn gerade in jenen Etablissements, in denen ein sonores „Mahlzeit!“ oder ein lässiges „Was gibt’s heut, Alter?“ zum kulturellen Konsens gehört, beschränkt sich veganes Essen meist noch immer auf Pommes. Das ist weder gesund noch zeitgemäß.

Veganes Bürgerbegehren

Das Bürgerbegehren für veganes Kantinenessen in Friedrichshain-Kreuzberg ist wohl erfolgreich. Die etwa 50 Schulmensen und die Rathauskantine sollen täglich ein veganes Menü anbieten – das Veggie-Essen soll das Fleischgericht dabei ausdrücklich nicht ersetzen, sondern ergänzen.

9.500 Unterschriften reichten die Initiatoren am Montag beim Bezirksamt ein. Rund 6.000 gültige Unterschriften sind nötig, damit sich die Bezirksverordnetenversammlung mit dem Bürgerbegehren befasst. Lehnen die Abgeordneten die Forderung ab, kommt es zum Bürgerentscheid. Hier bräuchte es eine einfache Mehrheit bei einer Beteiligung von mindestens 10 Prozent.

Die Tierrechtler hoffen auf eine „konstruktive und einvernehmliche Lösung“ mit dem Bezirk. Strittig sei jedoch das Geld: 300.000 Mehrkosten schätzt das Bezirks­amt, die Initiatoren gehen von wesentlich weniger aus.

Und letztlich ist so ein Zusatzangebot für alle ein Gewinn: Es steigert die Auswahl; fordert die Köche heraus, ein attraktives Gericht zu kreieren, das auch gekauft wird; es schafft letztlich erst die Möglichkeit, dass Menschen mit unterschiedlicher Esskulturen gemeinsam dort dinieren können. Schließlich leistet es einen Beitrag zur Aufklärung über die ökologischen Auswirkungen von nichtveganem Essen, die in der Herstellung oft sehr viel ressourcenintensiver sind.

Wenn das alles so logisch ist, warum braucht es einen Zwang? Das ist wie bei der Frauenquote: Irgendwie finden ja auch alle, dass Frauen nett sind und genauso gut arbeiten wie Männer und nicht benachteiligt werden sollten. Trotzdem … Sie wissen schon! Manchmal braucht der Fortschritt etwas Nachdruck. Bert Schulz

Nein:

Es ist gut, wenn Menschen sich Gedanken darüber machen, wie man die Welt besser machen könnte, und das Thema Ernährung drängt sich da auf: Fleisch essen ist ein brutaler Akt, wenn man weiß, wie die Fleischindustrie den Rohstoff Tier hält.

Die Milchkühe haben es nicht besser. Fleisch essen ist auch schlecht fürs Klima (wobei das Sojaschnitzel auch keine gute Ökobilanz hat). Eine gute Sache also, das Bürgerbegehren für ein tägliches veganes Kantinenessen in Friedrichshain-Kreuzberg?

Nein, ist es nicht. Warum? Weil das Missionarische daran stört. Umso mehr, als dass es so subtil daherkommt. Denn selbstverständlich soll das Fleischessen ja nicht abgeschafft werden – die Gemüseboulette gibt’s als Angebot on top. Nicht so subtil kommt das Bürgerbegehren für die Kantinenköche daher.

Jeden Tag ein veganes Essen kochen, das erstens gut schmeckt und zweitens ernährungstechnisch sinnvoll ist – da muss man schon ungefähr wissen, wie. Bringt das den Caterern jemand bei? Wer schon mal versucht hat, einen veganen Schokoladenkuchen in lecker zu backen, sodass die Kinder ihn auch essen, weiß, das ist nicht so leicht.

Und die Kinder – die Schulmensen betrifft das Bürgerbegehren vor allem – werden das vegane Essen schätzen müssen. Ansonsten produzieren die Caterer das Sojaschnitzel nämlich für die Tonne. Rund 300.000 Euro kostet das vegane Essen den Landeshaushalt pro Jahr. Also uns alle. Am überzeugendsten wirbt eine Idee – in diesem Fall der Veganismus – aber immer dann für sich, wenn sie einem völlig freistellt, ob man sie mittragen will. Nein, keine gute Sache, das Veggie-Bürgerbegehren. Anna Klöpper

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Bert Schulz
Ex-Leiter taz.Berlin
Jahrgang 1974, war bis Juni 2023 Leiter der Berlin-Redaktion der taz. Zuvor war er viele Jahre Chef vom Dienst in dieser Redaktion. Er lebt seit 1998 in Berlin und hat Politikwissenschaft an der Freien Universität studiert.
Anna Klöpper
Leiterin taz.eins
Seit 2011 bei der taz. Leitet gemeinsam mit Sunny Riedel das Ressort taz.eins. Hier entstehen die ersten fünf Seiten der Tageszeitung, inklusive der Nahaufnahme - der täglichen Reportage-Doppelseite in der taz. Davor Ressortleiterin, CvD und Redakteurin in der Berliner Lokalredaktion. Themenschwerpunkte: Bildungs- und Familienpolitik.
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62 Kommentare

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  • Welch ein Bohe um eine einfache Erweiterung des Speiseplans.

     

    300.000 Euro sind bei 50 Schulmensen pro Schüler und Essen ein Klaks. Das Zeugs kann bei den Mengen billigst eingekauft werden. Das bekommen schon einzelne Schulen im Alleingang hin.

     

    Und ob es eine gute Entscheidung ist, werden die Kids entscheiden. Dann passt man die Entscheidung halt an oder stampft bei völligem Desinteresse das Programm wieder ein.

  • Solange ich mein veganes Schnitzel, veganes Würstchen, veganen Käse und sonstige hochverarbeitetenden Produkte etc. kriege ist mir piepegal wieviele Orangs auf Borneo usw. verrecken, weil zur benötigten Gewinnung für diesen Schrott jede Menge Palmöl verarbeitet wird und dafür der Regenwald gerodet.............

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @onesimus:

      Ja klar. Palmöl ist auch deshalb das meist angebaute Öl der Welt, weil es so unendlich viele Veganer auf der Welt gibt, die gerne Ersatzprodukte in sich reinstopfen.

       

      Zirka 70% des Palmöls befinden sich in Nahrungsmitteln, die von Omnivoren tagtäglich verzehrt werden, z.B. ist bei (unveganer) Nutella der zweite Stoff hinter Zucker, Palmöl, noch vor Haselnüssen (13%). Etwa 30% des Palmöls gehen in die industrielle Verwendung.

       

      Die Verwendung in veganen Ersatzprodukten ist gegenüber dem Ausmaß von Palmöl in den "Normalprodukten" unveganer Esser vernachlässigbar gering, wird aber - im Gegensatz zu den Omnivoren - von Veganern wenigstens thematisiert.

  • Meines Erachtens ist es nicht missionarisch, einfach nur ein weiteres Angebot im Speisenplan haben zu wollen. Und auch den Kantinenköchen könnte man sowas durchaus zumuten.

     

    Was mich stört, ist dass man das nicht einfach auf dem (wie man meinen möchte) direkten Weg macht, in dem man sich im Betrieb oder als Eltern zusammentut und das versucht durchzusetzen.

     

    Nein, stattdessen geht man den politischen Weg, und will das ganze in Beton gegossen als Bürgerbegehren haben auf dass Vater Staat von oben herab durchsetzt, dass doch bitteschön noch ein zusätzliches Gericht täglich bereitstehen möge. Der Bezirk legt ja vermutlich bislang auch nicht zentral fest, welches Essen es geben soll, wieso sollte er es jetzt tun?

     

    Mal abgesehen davon, dass laut Bürgerbegehren selbst an Tagen, an denen es bereits ein veganes Gericht gäbe, noch ein zweites zusätzliches veganes Gericht ausgegeben werden müsste. Manchmal frage ich mich da wirklich, ob es niemanden gibt, der über sowas mal drüberliest und es sauber formuliert.

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...ist ja mal wieder typisch, in dem Bürgerbegehren geht es eigentlich nur um eine Ergänzung des Angebotes in Kantinen, und die Fleischesser machen daraus ihr persönliches Harmagedon (Veggieday).

  • Bin zwar kein Vegetarier oder Veganer, wenn auch zwischenzeitlich auch über Jahre so gelebt. Aber ich esse Fleisch und Fisch sehr reduziert. Etwa einmal die Woche. Als Arbeiter.

     

    Erfahrungsgemäß lässt sich Leuten vegetarisches oder veganes Essen viel besser "unterjubeln", indem gar nicht gesagt wird, dass es vegetarisch oder vegan ist. Also kein Gedöns drum gemacht wird.

     

    Der Salat hat kein Weltbild. Die Rote Bete hat kein Weltbild. Linseneintopf nicht. Auch kein selbstgemachter Kartoffelknödel. Der Moonkuchen ohne Ei genauso wenig - aber er ist länger haltbar, schmeckt nicht so schnell ranzig. Zwetschgenknödel mit Semmelbrösel, mhm - nicht vegan, wegen Butter.

     

    Selbst Brot kommt ohne Weltbild aus. Aber die Leute wollen vegane Fleischküchle (Frikadellen), vegane Wiener. Beim veganen Senf muss man dann wirklich lachen. Ein Gedöns, ein Stress. Wozu? Darauf beiß ich als Kartoffel meinen (veganen) Kartoffelsalat mit Essiggurken. Morgen gibt's Sauerkraut mit Apfel.

  • Nur ungern unterbreche ich den regen Austausch von Ernährungsgewohnheiten, doch, wie der verlinkten (danke @atalaya!) Petition deutlich zu entnehmen ist, geht es hier nicht um ein pflanzliches Mahl. Das Geschreibsel von "nichtmenschlichen Tieren" ist nicht einfach "missionarisch", das grenzt an rechte Esoterik - also bitte keine "Likes" für diesen singerschen New-Age-Sh*t!

    Antispeziesismus ist nicht die Aufwertung des Tieres, sondern die Entwertung des Menschen.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Walter Sobchak:

      "Antispeziesismus ist nicht die Aufwertung des Tieres, sondern die Entwertung des Menschen."

       

      Halte ich für falsch. Rassismus und Speziesismus haben etwas gemeinsam, nämlich dass sie definieren, wer dazugehört und deshalb Rechte genießt. Rassisten brauchen "Rassen" zur Knechtung oder Abwertung jener, die nicht der eigenen angehören.

       

      Im Umkehrschluss heißt das aber nicht, dass Antispeziesismus jeglichen Unterschied zwischen Mensch und Tier verleugnete. Täte er das, würde ich Ihnen Recht geben. Aber das tut er m.W. nicht - allenfalls mag das bei fanatischen Tierrechtlern so scheinen.

       

      Vielmehr entsteht ein anderer Blick auf das "Eigene", wenn man es an sich heranlässt, dass Tiere ähnliches empfinden/leiden können wie wir.

       

      Das ist dann auch mitnichten rechte Esoterik, sondern eine zutiefest empathische (also menschliche) Sichtweise, die wir uns ja gerne abtrainieren oder aberzogen bekommen, um in herkömmlicher Hinsicht sozialisiert, also hartherzig zu werden gegen uns selbst und andere.

      • @849 (Profil gelöscht):

        Die Nutzhaltung von Tieren geht auf die Bedürftigkeit des Menschen zurück. Rassismus ist unlogisch und entspringt keiner Not.

         

        Natürlich findet hier eine Gleichsetzung statt und zwar eine sehr gefährliche, da sie in ihrer antihumanistischen Stoßrichtung die Frage nach "Lebensberechtigung" von Menschen stellt. Wer den Wert des Lebens an Fertig- und Fähigkeiten knüpft, bewegt sich in Richtung Euthanasie. Bei aller Kritik am Schnitzelbrötchen, "Holocaust" (Peta) ist doch etwas anderes.

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          @Walter Sobchak:

          Sie gehen von der Prämisse aus, dass die Nutzhaltung der Tiere auf die Bedürftigkeit des Menschen zurückgehe. Ich denke, so ist es nicht oder nur halb. Bedürfnis und Bemächtigung geben sich nämlich an dieser Schwelle - und schon vorher bei den Jägern und Sammlern - bereits die Hand. Es war sicher in der Vorgeschichte des Menschen nicht so, dass er Tier nur dann aaß, wenn er Tier zum Überleben nötig hatte.

           

          Eine Gleichsetzung sehe ich nirgends. Niemand in unserem Kulturkreis wird einer Fliege denselben Wert zumessen wie einem Menschen. Mir ist auch nicht bekannt, dass Antispeziesist wäre, wer den Wert des Lebens an Fertigkeiten oder Fähigkeiten knüpft. Haben Sie dabei an Singer gedacht?

           

          Dass die Lebensberechtigung des Menschen durch Antispeziesisten in Frage gestellt wird, kann ich mir nur als ultima consequentia des Raubbaus des Menschen an der Natur und an sich selbst vorstellen, nicht aber als formulierte antispeziesistische Theorie.

           

          Peta und sonstige Verzerrungen nehme ich nicht ernst. Für Sie scheinen sie indes pars pro toto für all jene zu stehen, die den Speziesismus kritisieren.

          • @849 (Profil gelöscht):

            Daß Sie noch ne horizontale Ebene sehen, ist beruhigend, auch wenn ich mich noch an den Anführungsstrichen störe ;)

             

            Wollte keinesfalls die Gräuel der Massentierhaltung oder den zügellosen Konsum tierischer Produkte schönreden. Als Tierschützer kämpfe ich aktiv dagegen an. Mir kommt es nur verdächtig vor, wenn jemand darauf aus ist, ein Tier zum Rechtssubjekt zu machen. Weil's dabei nicht um das Wohl der Tiere geht, sondern um das Postulieren einer totalitären Ethik. "Tierrechte sind keine Ergänzung der Menschenrechte und auch keine Fortsetzung der Emanzipationsgeschichte von der Sklaven- bis zur Frauenbefreiung. Sie beenden diese Geschichte." (https://goo.gl/0EE1WJ)

            • 8G
              849 (Profil gelöscht)
              @Walter Sobchak:

              Der Artikel überzeugt mich nicht. Es ist doch immer so, wenn man Überzeugungen absolut setzt, dass sie in Unheil umschlagen, egal ob wir die Kirche, die französische Revolution, den Kommunismus oder Kaptialismus nehmen. Selbst eine "vollends aufgeklärte Erde strahlt im Zeichen triumphalen Unheils".

               

              Ich bezweifle, dass es nötig ist, das Tier zum Rechtssubjekt zu machen. Die Bewusstmachung der Ähnlichkeiten führen doch nicht sofort zu einem totalen Wandel der Praxis, sondern lassen uns zunächst erstmal eine Hierarchie zu, in der Tiere ein Teil sind, freilich gegliedert nach höheren und niedrigeren Tieren. Darum kommt man nicht herum, es sei denn man wird zum Säulenheiligen in der Wüste, doch selbst der wird notfalls Insekten zum Überleben brauchen.

               

              Ein Antispeziesismus aber, der alle Tiere gleichwertet, also Mensch und Wurm, wäre nicht praktikabel. Gleichzeitig wäre er dazu verdonnert, das Leben weiter zu achten. Euthanasie ergibt sich daraus nicht, denn durch Töten würde er gegen sein Dogma verstoßen und sich ad absurdum führen.

               

              Der Antispeziesismus der Tierrechtsbewegung versteht sich zudem nicht als dogmatisch-moralistisch, sondern rekurriert eher auf die - kritischen Theorie (woher das obige Zitat), wobei das Leiden der Kreatur im Vordergrund eines erweiterten Solidaritätsverständnisses steht.

        • @Walter Sobchak:

          Ich denke schon, dass der Mensch in der Lage sein sollte, seine Existenz als herausgehobene zu hinterfragen.

           

          Ich stelle mir die Frage von Kindergartenzeiten an und konnte bisher kein zufriedenstellendes Argument dafür finden, dass ich mehr wert bin als z.B. eine Ameise, nur weil ich ein Mensch bin.

           

          Und dennoch lebe ich als Mensch auf dieser Welt und akzeptiere dieses Leben als Mensch auch. Aber über die Art des Umgangs und des Verhaltens in der Lebensgemeinschaft auf der Erde insgesamt stelle ich mir immer wieder. Auch horizontal: Weshalb habe ich reichlich zu essen und andere fast nichts?

          • 8G
            849 (Profil gelöscht)
            @Hanne:

            Das mit dem Kindergarten kommt mir bekannt vor. :-) Aber das ist letztlich eine metaphysische Frage, während wir uns ja in der Praxis nicht mit solchen Gedanken aufhalten können oder wollen. Analoges gilt auch für die "horizontale" Frage, warum wir zu essen haben und andere nicht. Externalisierung ist immer eine gute Möglichkeit, Verantwortung von uns wegzuschieben. Wenn sie uns dann einmal wieder unmittelbar anspringt, ist sie uns lästig - oder wir denken kurz nach, ohne doch wirklich innezuhalten.

        • @Walter Sobchak:

          "Die Nutzhaltung von Tieren geht auf die Bedürftigkeit des Menschen zurück."

           

          Ja, aber bei weitem nicht in der heutigen Dimension (Haltung/Schlachtung). Diese Massen an Fleisch braucht eigentlich kein Mensch. Dieser Luxus entwickelte sich in Deutschland nach dem Krieg, wo kein Fleisch gleichbedeutend mit arme Leute war. Entsprechend rasant stieg der Fleischkonsum. Warum sich Linke und Grüne dann über Jäger aufregen, keine Ahnung. Die Jagd ist hierzulande auch eine Notwendigkeit (Bedürftigkeit). Wenn ich aber sage, dass ich mein bisschen Fleisch vom Jäger beziehe (das Tier lebte dann immerhin artgerecht) , bin ich ein schlechter Mensch.

  • Die Anbieter von Gemeinschaftsverpflegung, die ich so kenne, machen das eigentlich schon so. Wenn es jeden Tag mehrere Gerichte zur Auswahl gibt, ist eins vegetarisch, manchmal vegan. Wenn man Pech hat, ist es Grießbrei, aber oft sind es Gerichte, bei denen man merkt, dass sich der Küchenchef ein paar Gedanken gemacht hat. Gibt es nur ein Gerich (Kitas z.B.) wird nach den Empfehlungen der DGE gekocht: einmal vegetarisch, einmal Fisch, dreimal Fleisch, höchstens einmal pro Woche ein süßes Mittagessen. Bei der Kinderverpflegung haben die Eltern bei der Auswahl des Anbieters ein Mitspracherecht, es ist dort also ein Leichtes, mehr veganes oder vegetarisches Essen einzufordern. Man muss ein bißchen probieren, was den Kindern schmeckt, aber die großen Küchen bekommen das schon hin.

  • An diesem Vorschlag finde ich nun auch gar nichts missionarisch oder mit Zwang behaftet. Und wer hier wen mit "seinen" Steuergeldern indirekt subventioniert ist ja die Frage. Wohl eher die Allgemeinheit insgesamt schlechtes Schulessen, was viele Kinder spätestens ab der 7. Klasse sowieso nicht mehr essen, wenn sie es vorher überhaupt essen konnten.

     

    Aber Frau Klöpper fällt auch bei ihrer Haltung zu Impfungen dadurch auf, dass es nur eine richtige und eine falsche Ansicht gibt. Ihre persönliche ist dabei selbstverständlich die richtige und die anderen "kriminell".

     

    Wie sie nun aber auch bei diesem vergleichsweise harmlosen Thema dazu kommt, genauso scharf und uninformiert zu urteilen, kann ich nicht nachvollziehen.

     

    Hört sich alles eher nach Abwehr und Verteidigung an. Aber wer greift sie bitte mit einem Schokokuchen an?

     

    Und btw.: Allein die reflexhafte Nennung von "Sojaschnitzel" in Verbindung mit vegan, lässt sehr gut auf die Uninformiertheit und Vorurteilsbehaftung der Kommentatorin schließen.

     

    Wie gesagt, ich bin selbst keine Veganerin.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Hanne:

      Eingefleischte Fleischesser haben dasselbe Problem wie eingepflanzte Veganer: sie können von ihrer Sicht der Dinge nicht abstrahieren, fühlen sich von anderen Ansichten angegriffen und werfen der anderen Seite Ideologie vor. Das sind im Grunde zwei Religionen ohne Kirche, die sich da gegenüberstehen.

      • @849 (Profil gelöscht):

        "Eingepflanzte Veganer[*innen]" finde ich klasse! Ihre Folgerung allerdings weniger.

         

        Ich esse Fleisch, stelle aber meine Ernährung immer weiter so um, dass ich versuche, einen Kompromiss zwischen "Lust auf...", Gesundheit (ich darf nicht konsequent vegan leben, selbst wenn ich es wollte) und Umwelt. Für mich ist es ein Jonglieren, weil ich tatsächlich ständig darauf achten muss, was ich esse. Aber es fordert mich auch heraus: Fantasie und Abwechslung ist gefragt!

         

        Tatsächlich glaube ich aber, dass uns (und vor allem unsere Nachkommen) unsere Umwelt irgendwann zwingen wird - nicht genügend Fische, fehlendes sauberes Wasser, ausgelaugte Böden, die nichts mehr hergeben, usw. usf. - unsere Lebensweise auf fast allen Gebieten komplett zu verändern, wenn wir überleben wollen. Wir brauchen nämlich gar keine Waffen, um uns zu auszurotten, wir schaffen das auch so.

         

        Und es geht m. E, bei der Ernährung nicht um Ausbeutung von Land versus pupsende Rinder oder Leder versus Konstleder, sondern um weit mehr Grips.

         

        Hier geht es jedoch lediglich um eine Ergänzung des Angebotes.

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          @Lesebrille:

          Ich meinte mit den eingefleischten und eingepflanzten aber schon die Fanatiker, nicht aber jene, die über die Sache nachdenken bzw. sich auf den Weg machen, ihren Konsum als Konsequenz ihrer Erkenntnisse zu ändern.

           

          Warum jemand aus gesundheitlichen Gründen nicht vegan essen kann, ist mir allerdings nicht verständlich...

          • @849 (Profil gelöscht):

            Mir fehlt ein Gutteil des Darmes, die Gallenblase und eine Niere und auch sonst bin ich nicht so wirklich gesund... .

             

            Mit keine Lust auf Umstellung hat das nicht die Sojabohne zu tun!

          • @849 (Profil gelöscht):

            Eine Bekannte sah den Film Earthlings. Danach wollte sie kein Fleisch mehr essen. Außerdem jammert sie immer, dass sie zu dick ist und dann könne sie ja abnehmen. Das dauerte dann etwa 4 Wochen. Es war Januar/Februar, eisig, kalt. Sie erkältete sich, es ging ihr schlecht. Natürlich war dann - ihre Sicht- schuld daran, dass sie kein Fleisch mehr esse. Ihr fehle da was, meinte sie. Nährstoffe, Mineralstoffe usw. Sie sei so bleich geworden. Und als Frau brauche sie schließlich Eisen.

             

            Das sind typische Reaktionen von Leuten, die immer gewohnt sind, permanent Fleisch und Wurst zu essen. Sicher, der Körper stellt sich um, man fühlt sich erstmal anders. Hat Bedürfnis danach. Aber die Erkältung auf Fleischmangel zu schieben, ist krotesk. War ihr aber eine willkommene Ausrede, nichts anderes zu probieren. Das hat dann keinen Wert bei so Leuten. Die stressen sich da nur. Eigentlich ist im Fleisch nur tierisches Eiweiß, was der Körper braucht. Lässt sich anderweitig aufnehmen. Nüsse z.B. Oder man geht ums Haus und sammelt Brennesseln (aber weiß ja kaum jemand noch, wie gesund die sind und dass man die essen kann).

            • 8G
              849 (Profil gelöscht)
              @Jens Egle:

              Es gibt sicher eine ganze Menge Leute, die vom Convenience-Omnivoren zum Convenience-Veganer konvertieren und sich dann wundern, wenn sie nicht gesünder werden oder abnehmen.

               

              Dass bewusste Esser gesünder sind, steht hingegen außer Frage. Und bewusst vegan essende Menschen sind die gesündesten, das ist auch hinlänglich nachgewiesen, wobei es vom Gesundheitsstandpunkt auch ein bisschen Tier für B12 etc. sein darf, wenn man nicht supplementieren will. Also: ein Paleo-Jünger, der wenig Fleisch isst, kann auch sehr gesund sein.

               

              Dass die Umstellung für sehr viele eingefleischte Omnivoren sehr schwer ist, kann ich einigermaßen nachvollziehen. Sie ist auch vor allem deshalb schwer, weil die Informationen zur Ernährung derart widersprüchlich sind, dass sie einer gezielten Verwirrung gleichkommen. Ist aber kein Wunder, denn es sind ja in der Regel die eingefleischten Omivoren, die als Journalisten über das Thema schreiben und für die gilt ebenso wie für die Zielgruppe, dass sie gerne gute Neuigkeiten über ihre schlechten Angewohnheiten hören und lesen wollen. Hinzu kommen allerdings auch die Interessen der Großindustrie, die absichtlich Falschinformation streuen, die sie durch selbstfinanzierte Studien zu untermauern suchen.

  • Bei solchen Kampagnen frage ich mich ab und an doch ob sie nicht von der Fleisch-Industrie gesponsort sind. Etwas positives über diese Industrie zu sagen ist schwer aber negative Schlagzeilen über ihre Gegner zu produzieren ein Kinderspiel.

     

    Solche Aktionen sind jetzt so oft nach hinten losgegangen das man eigentlich damit rechnen sollte das man daraus gelernt hat. Dieser Lerneffekt scheint hier aber irgendwie nicht einzusetzen.

  • Ich wäre begeistert von so einem Angebot! Missionarisch finde ich daran nichts, einfach nur eine gute Alternative. Und ich könnte mir gut vorstellen, dass auch fleischessende Menschen Geschmack daran finden können und es ebenfalls als Erweiterung ihres Speiseplanes sehen. Die Umwelt wird dadurch ebenfalls entlastet.

     

    Wer jetzt von Zwang redet, vergisst eines: irgendwann wird unsere Umwelt so viele Schäden haben, da werden wir ganz andere Zwänge sehr freiwillig mitmachen, weil sonst nämlich die Natur ohne uns weitermacht... .

  • Endlich weniger Fleisch, auch in Kantinen. Das wäre sehr schön.

    Es muss nicht alles vegan sein.

    Einiges ist vegan etwas schwierig.

     

    Aber mehr vegetarisch/ vegane Auswahl ist wichtig. Endlich keine Salzfleischsoße mehr.

    Geht alles.

    Es gibt Uni-Mensen, die das sehr gut machen. Bremen und Osnabrück z.B.

  • Also, Frau Köhler, wenn Sie in der Kantine Schokokuchen essen, dann ist das ungewöhnlich. Und auf den kann der Veganer wohl am leichtesten verzichten.

    Was soll man den Köchen/Caterern beibringen? Dass man eine Kartoffelsuppe auch ohne Speck kochen kann? Dass Salzkartoffeln mit Bohnen und Salat vegan genauso zubereitet werden, wie wenn noch ein Schnitzel dazu kommt? Dass viele Currys dadurch vegan werden, dass man Huhn oder Schwein weglässt und trotzdem genauso schmecken wie davor?

    Was die Klimabilanz von Sojaschnitzeln angeht, muss ich Sie dringend bitten, darzulegen, auf welche Zahlen Sie sich da stützen. Ich finde nur, dass Sojaprodukte bei 10-15% der CO2-Äquivalente von Rindfleisch liegen. D. h. Huhn, Schwein und Milchprodukte liegen noch mindestens beim doppelten von Soja. Oder heißt "nicht gut" einfach, dass da auch CO2 produziert wird? Sieht leider sehr nach Stimmungsmache aus, die eher weit von Fakten entfernt ist.

    Ansonsten habe ich letztlich einen wirklich sehr leckeren veganen Schokokuchen gebacken. Haben auch die Kinder gegessen. Und ich bin noch nicht mal Veganer.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @LeSti:

      Ich aß vor ein paar Tagen einen veganen Scone mit Blaubeeren. Der hat buttrig geschmeckt, obwohl keine Butter drin war. Ich mache mir normalerweise nichts aus Süßem, aber es geht offenbar besser, als es oft dargestellt wird.

      • @849 (Profil gelöscht):

        Veganer Schokokuchen ist auch kein Problem, wenn man sich mal kurz damit beschäftigt hat, wie Eier in ihrer Funktion ersetzt werden können.

         

        Ich bin keine Veganerin, habe aber wegen vieler Allergien meiner Kinder vegan gebacken.

         

        Und das netteste war, wenn andere Eltern von selbst gefragt haben, wenn mein Kind eingeladen war, wie das denn ginge, dass sie auch was für mein Kind an Kuchen hätten. Und die haben das dann auch gleich beim ersten Mal Backen hinbekommen.

         

        Das ist also tatsächlich kein Problem, sondern eher eine Verweigerungshaltung praktischer Umsetzungsmöglichkeiten.

  • Richtlinien für Kantinenessen sind gut. Hier Qualität statt Billigoptimierung vorzuschreiben ist sicher kein Zwang.

    Qualität sollte es aber dann auch sein. Gerade bei veganem Essen ist die Gefahr gross, dass industrielle Palmölfleischersatz das Essen dominiert. Daher ist es unsinnig, nur veganes Essen aber keine Qualitätsstandards vorzuschreiben. Auch Vielfalt ist wichtig. Wer veganes Essen vorschreibt, wird bei kleinen Kantinen indirekt vegetarisches Essen oder auch Schweinefleisch aus dem Speiseplan drängen. Denn wenn eine Kantine nur zwei unterschiedliche Gerichte hat, wird es sicher ein Gericht mit Fleisch geben. Zudem werden Muslime vermutlich auch nicht vor die Wahl zwischen Schweinefleisch und veganem Essen gestellt werden. Wie wäre es daher zunächst mal mit einem vegetarischen Essen, welches häufig aber nicht immer vegan sein kann?

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Velofisch:

      Veganes Essen ist vegetarisches Essen, vegetarisches Essen ist nicht veganes Essen. Die Gefahr ist gar nicht groß. dass man Fleischersatz verwendet. Dieser Weg wird nur von den nicht nachdenkenden Menschen gern beschritten, um der Sache genüge zu tun. Und dieselbe Methode gilt auch für unsere Kantinen: man tut so, als ob man Qualität böte, dabei sind's lauter Wackersteine.

  • "Heute kommt meist die Gegenfrage, warum man nicht vegan lebe"

     

    Aber nur in der social bubble in Berlin...

    Laut Vebu sind hierzulande 1.1% der Bevölkerung Vegan...

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    Veganes Essen ist viel mehr, als nur Sojaschnitzel. Ausserdem kann man so ein Teil sowieso nicht anbieten. Genau deshalb hat vegetarisches/veganes Essen so einen schlechten Ruf. Und, leckeres vegetarisches/veganes Essen zu kochen ist nicht schwer, meiner Meinung nach sollte das eigentlich jeder professionelle Koch hinbekommen.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @81331 (Profil gelöscht):

      Ach was professioneller Koch, das kann jeder. Man muss sich nur von dem Vorurteil verabschieden, dass sich alles um's Fleisch kreist.

      • @849 (Profil gelöscht):

        ... und Eier

  • Ich weiß ja nicht, wie gut oder schlecht das Berliner Schulkantinenessen ist (Großküchen + Auslieferung wirds wohl wie zumeist sein in Schulen); pingelige Veganer wollen auch getrennte(s) Küchen, Koch- und Essgeschirr usw. . Dann wirds richtig teuer. Sinnvoll wäre komplett vegan, alleine schon wegen der Moslems, Juden und wer auch sonst aus religiösen Gründen essenstechnisch wählerisch ist. Dann aber in gut und mit eigener Schulküche, kurze Wege...

    • @Hugo:

      "Sinnvoll wäre komplett vegan, alleine schon wegen der Moslems, Juden und wer auch sonst aus religiösen Gründen essenstechnisch wählerisch ist."

       

      Sie fordern nur noch veganes Essen, sozusagen als kleinster gemeinsamer Nenner? Dann aber bitte auch gleich geschmacksfrei, aus Rücksicht auf alle, die es nicht süß oder nicht scharf oder nicht salzig mögen. Guten Appetit!

       

      Mir geht diese Gesellschaft aus Individualisten, die sich auf nichts Gemeinsames mehr einigen können und penetrant in jeder Situation auf ihre Extrawünsche bestehen, zunehmend auf die Nerven.

      • @Mark_Sch:

        Mir auch. Mir gehen Leute, "die sich auf nichts Gemeinsames mehr einigen können", gewaltig auf die Nerven. Individualität ist nämlich (anders als Geld) kein Privileg von Wenigen. Jeder ist ein Individuum.

         

        Allerdings unterscheide ich zwischen solchen Menschen, die "auf ihre Extrawünsche bestehen" (gern auch penetrant und in jeder Situation) und denen, die allen anderen ihre Extrawünsche absprechen.

         

        Über letztere hab ich hier in der taz schon ausreichend gerdeet, denke ich. Über erstere nicht. Die, nämlich, unterscheide ich auch wieder. In solche, die selber etwas tun für ihre Extrawünsche, und solche, die nur wie ein Kleinkind plärren und von anderen was fordern.

         

        Wer unbedingt vegan essen will, der sollte auch vegan kochen können, finde ich. Und zwar so gut, dass nicht nur er selbst das Veggi-Essen dem Kantinenessen vorzieht, sondern auch jeder, der schon mal zum Essen eingeladen war bei ihm.

         

        Fordern können ist noch kein Beweis. Für nichts. Außer vielleicht dafür, dass man geboren wurde. Selbst- und Vormachen ist der Königsweg Erwachsener. Und darum: Bitte, Veganer vor!

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          @mowgli:

          Ich würde Sie herzlich gern mal zu einem veganen Essen bei mir einladen!

          • 6G
            61321 (Profil gelöscht)
            @849 (Profil gelöscht):

            Ich wäre, gewährt mir die Bitte, an eurem Tische gerne der Dritte!

            • 8G
              849 (Profil gelöscht)
              @61321 (Profil gelöscht):

              Wie kriegen wir das gebacken? :-)

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Hugo:

      Man kann doch davon ausgehen, dass das Küchen-, Koch- und Essgeschirr nach dem Gebrauch gewaschen wird oder steht es etwa so schlimm um Berlin?

      • @849 (Profil gelöscht):

        Das reicht vielen Veganern nicht, bei Schneidbrettern ob Holz oder Plaste sehe ich das ein, ansonsten ist mir das auch zu extrawürstig.

        @Mark_Sch, ich fordere nix ;) .

        Und ob kind bei dem jetzigen Schulessen immer einen guten Appetit hat, wage ich zu bezweifeln. TK-Fertigfutter wie panierte Schnitzel sind da durchaus Standard, rate ich mal, die sind immer überwürzt.

        Bin Carnivore, mal am Rande.

  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    "Rund 300.000 Euro kostet das vegane Essen den Landeshaushalt pro Jahr."

     

    Das ist eine bloße Schätzung, die ich für an den Haaren herbeigezogen halte und die nur irgendwie Sinn hat, wenn man unterstellt, die Kantinen sollen Soja-Imitate bekannter teurer Hersteller kaufen oder vegane Caterer zuliefern lassen. Wenn die Kantinen dies hingegen nicht tun und auf Hülsenfrüchte, Gemüse, Körner und Obst in unverarbeiteter Form zurückgreifen, kann die Versorgung mit veganem Essen keinesfalls teurer sein. Im Gegenteil: sie müsste erheblich weniger kosten.

    • @849 (Profil gelöscht):

      Also nehmen wir mal an, dass das eine tatsächliche Zahl ist. Es geht um 50 Schulmensen und 1 Rathauskantine. Nehmen wir mal an, jede Einrichtung versorgt im Schnitt ca. 200 Esser. Ein Jahr hat ca. 190 Schultage. Die Rathauskantine wird wohl jeden Werktag Essen anbieten, das sind ca. 250.

      D. h. die Schulkantinen produzieren 190x200x50 = 1.900.000 Essen.

      Die Rathauskantine 200x250 = 50.000 Essen. Es kostet also pro Essen tatsächlich ca. 15 Cent mehr, wenn es vegane Gerichte gibt. Und das sollte sich nun wirklich leicht einsparen lassen, wenn man Fleisch weglässt. Das haben Sie ja schon ganz richtig bemerkt.

      Und wenn man dann noch bisher von Kosten von 2,50 € für ein Gericht ausgeht, dann stehen den 300.000 für das vegane Gericht 4.875.000 € gegenüber. Die Mehrkosten betragen also ca. 6% - wie schon gesagt, veganes Essen muss billiger sein als fleischhaltiges, von daher wird sich das ausbalancieren.

      • @LeSti:

        Leider ist schmackhaftes veganes und oft auch vegetarisches Essen oftmals arbeitsintensiver als das klassische TK-Schnitzel.

        Erhöhter Personaleinsatz und mehr Kosten für frisches Gemüse schlagen kräftig zu Buche.

        Fleisch ist auch deshalb so populär, da es sehr billig ist (außer natürlich gutes Fleisch in Bioqualität).

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          @planb:

          Ich denke nicht, dass das dem Grunde nach stimmt. Ich habe mir etwa vorhin eine Suppe gekocht, in die ich Möhren, Stangensellerie, Tomaten, Broccoli Gewürze und ein bisschen Gemüsebrühe gegeben habe. Einfach Wasser aufsetzen, reinwerfen, köcheln lassen, fertig.

           

          Dass das nicht jedem schmeckt, leuchtet mir unmittelbar ein. Aber das liegt daran, dass die Geschmacksnerven der meisten Menschen "verbildet" sind und sich die Imago eines Essens in Deutschland aus einem Stück "Fleisch/Fleischersatz" besteht, neben dem ein paar Beilagen und vielleicht noch 3 Blätter Salat drappiert sind.

           

          Dabei ist z.B. ein Muß aus Süßkartoffeln, Pastinaken mit einem Klecks Linsen und ein Salat extra durchaus ein vollwertig veganes Gericht, das man natürlich vollkommen würzfrei auftischen kann- Aber wer unter den geübten veganen Hobby-Köchen tate das schon?

  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    "Wer vor zehn Jahren auf einer Party erzählte, er sei Vegetarier, wurde irritiert gefragt, wie man das Leben ganz ohne Fleisch aushalten könne."

     

    Ich weiß echt nicht, auf welche Parties Sie vor 10 Jahren gegangen sind. Ich weiß nur, dass mir solche Fragen als Vegatarier schon zu Beginn der 90er kaum mehr gestellt wurden. Aber kommt wahrscheinlich drauf an, unter welches Party-Volk man sich so mischt. :-)

    • @849 (Profil gelöscht):

      Die zeitliche Einordnung hat mich auch überrascht, spätestens seit den 80ern gab es zumindest in West-Deutschland viele bzw. immer mehr Vegetarier. Und in den 90ern kam dann BSE...

  • Auch ein zwangsweiser Fortschritt ist Zwang und dadurch eine Einschränkung der grundgesetzlich gesicherten Rechte.

     

    Wenn die Nachfrage so hoch sein sollte, wird das Angebot so oder so kommen.

     

    Sollte es ein entsprechendes Gesetz geben, gäbe es in meiner Kantine bis auf weiteres jeden Tag ungeschnittene gedünstete Möhren an Pommes für EUR 10,50.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @DiMa:

      "Auch ein zwangsweiser Fortschritt ist Zwang und dadurch eine Einschränkung der grundgesetzlich gesicherten Rechte."

       

      Ich wusste gar nicht, dass es im Grundgesetz ein Recht gibt, das veganes Essen in öffentlich Kantinen verböte. Wenn es ein solches gäbe, wäre dies allerdings Zwang. Was hingegen gewünscht wird, ist ein zusätzliches Angebot.

      • @849 (Profil gelöscht):

        Nö. Es gibt kein Gesetz, dass veganes Essen verbietet. Hier geht es um den gegen den Kantinenbetreiber gerichteten Zwang.

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          @DiMa:

          Dann ist das Rauchverbot in Restaurants auch grundgesetzwidrig?

          • @849 (Profil gelöscht):

            Ich bin zumindest der Meinung, dass es eine Prüfung verdient hätte.

          • @849 (Profil gelöscht):

            Rauchen vergiftet andere. Deshalb macht es Sinn Nichtraucher davor zu schützen. Der Vergleich passt also überhaupt nicht.

            • 8G
              849 (Profil gelöscht)
              @Mantis Toboggan:

              Unser Fleisch-. Milch- und Eierkonsum ist eine wesentliche Ursache der Zivilisationskrankheiten Krebs, Diabetes, Arteriosklerose usw. Es vergiftet andere und wir alle müssen dafür zahlen. Es gibt ja leider nicht mal eine vegane Krankenkasse, bei der ich Mitglied werden könnte. :-)

  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    "Weil das Missionarische daran stört. Umso mehr, als dass es so subtil daherkommt."

     

    Haben Sie sich eigentlich vor dem Schreiben mal die Texte auf https://sentience-politics.org/de/politik/veggie-buergerbegehren-berlin/ durchgelesen? Wo findet sich da was Missionarisches?

     

    Ferner: selbst wenn das Begehren dezidiert missionarisch wirkte, wäre es wohl ein extrem dürftiges Argument, dieses allein deshalb abzulehnen.

     

    Für mein Dafürhalten gibt es überhaupt kein sinnvolles Argument, das man gegen das Begehren anführen könnte. Es ist rein rational einfach ein Zusatzangebot, mit dem man eine neue Zielgruppe ansprechen bzw. auch Exemplare aus den bisherigen Zielgruppen motivieren kann, mal was anderes zu essen. Gut gemacht, ist zudem auch der pekuniäre Erfolg vorprogrammiert.

  • Vielleicht lieber mal über das Kantinenkonzept an sich nachdenken, Convenience Produkte, Maggi Suppen will man eh nicht essen oder ? ....ist aber andererseits irgendwie süss und ein Zeichen, dass es doch noch Menschen ohne Probleme gibt wenn man für sowas ein Bürgerbegehren macht. Schon mal drüber nachgedacht sich einfach selbst was mit zu bringen zum Büromittag ? Nach einer aktuellen Studie machen das wohl mehr als 50 % der Menschen. Und am Ende kann ich nichts gutes daran finden statt Bio Butter Margarine +X aufs Brot zu streichen, aber das ist ein viel grundsätzlicheres Thema.

    • @püppi von Wegen:

      Na, was denken Sie wohl, machen bisher Veganer und Vegetarier vor allem? Sich was mitbringen. Gleichzeitig subventionieren sie als Steuerzahler, Betriebsangehörige, Semesterbeiträge usw. aber dennoch die Kantinen mit, die den Fleischessern Gerichte zu subventionierten Preisen anbieten. Dass man daran was ändern möchte, ist nur nachvollziehbar. Nur kucken, wie man selbst zurecht kommt, zeugt übrigens nicht von gesellschaftlicher Teilhabe. Aber dass immer mehr Menschen nur noch in ichbezogenen Zusammenhängen denken, ist ein viel grundsätzlicheres Thema.

    • 8G
      81331 (Profil gelöscht)
      @püppi von Wegen:

      ...schon mal darüber nachgedacht, dass Butter, egal ob öko oder nicht, absolut schlecht für's Klima ist?

      Ausserdem, Sinn und Zweck einer Kantine ist es, Menschen mit Essen zu versorgen.

      • @81331 (Profil gelöscht):

        Das scheint einige zu überraschen... .