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Werber über Aktion #keingeldfürrechts„Wir sind Opfer eines Hatestorms“

Per Hashtag wollte Gerald Hensel Werbekunden darauf hinweisen, dass ihre Anzeigen auf rechten Blogs landen könnten. Inzwischen erhält er Morddrohungen.

„Auf dem Algorithmus basierend, der immer nur Genehmes in die Timeline spült, ist dort nur Angst“ Foto: gu.ju./photocase

Den Namen Gerald Hensel kannte vor zwei Wochen noch kaum jemand. Hensel, der noch als Strategiedirektor bei der Berliner Agentur „Scholz & Friends“ arbeitete, rief da den Hashtag #keingeldfürrechts ins Leben. Er wollte darauf aufmerksam machen, dass sich Werbetreibende oft nicht darüber im Klaren sind, auf welchen Seiten sie ihre Banner schalten. Er nannte außerdem Beispiele für rechte Blogs. Es dauerte nicht lange, bis Hensel Ziel eines massiven Shitstorms wurde. Kommentatoren wie Henryk M. Broder, aber auch rechte Seiten wie die Junge Freiheit schießen sich seit Tagen auf den 41-Jährigen ein. Er hat mehrere Morddrohungen bekommen und wohnt derzeit in einem Hotel.

Herr Hensel, woher kam die Idee zu Ihrem Hashtag?

Ich habe auf der rechtspopulistischen Seite breitbart.com ein Werbebanner einer großen deutschen Marke gesehen und mich gefragt, warum das da eigentlich steht. Ich hatte von ähnlichen Fällen in den USA gehört, verschiedene Konzerne hatten schon bekanntgegeben, dass sie auf Breitbart nicht mehr werben würden. Ich habe dann zwei Blogbeiträge und einen Tweet geschrieben unter dem Hashtag #keingeldfürrechts.

Was war Ihr Ziel?

Ich wollte Transparenz in Marketing- und Media-Abteilungen schaffen. Ich wollte bei den Werbetreibenden darauf aufmerksam werden, dass sie mit ihren Bannern eine Verantwortung haben. Ich bin ein politisch interessierter Mensch und sitze während meiner Arbeit häufig in Meetings, in denen es um Marken geht, darum, wie sie idealerweise aufgestellt sein sollen. Im Schnitt weiß man heute bei rund 40 Prozent eines Budgets nicht genau, auf welchen Seiten die Banner am Ende stehen.

Wie kommt das?

Wenn ich früher bei der taz eine Anzeige schalten wollte, bin ich zu Ihrem Mediapartner gegangen, und dann erschien die Anzeige in der Zeitung. Heute läuft das über virtuelle Auktionen, in denen Menschen nur als Zielgruppenprofile existieren. Das heißt, wenn ich ein Maschinenhersteller bin, dessen Zielgruppe 50-jährige Männer sind, kann das sein, dass meine Werbung bei der FAZ landet – es kann aber auch sein, dass ich auf rechten Blogs rauskomme.

Es gab Kritik an Ihrem Text, der online gar nicht mehr zu finden ist, in dem Sie aber angeblich die Seite von Henryk M. Broder mit Breitbart gleichsetzen. War das so?

In einem Blogbeitrag habe ich geschrieben, dass es populistische und rechte Blogs gibt. Insofern habe ich also in einem Atemzug Breitbart und die „Achse des Guten“ von Herrn Broder genannt. Ich habe an der Stelle empfohlen, sich mal anzuschauen, wie Werbung gestreut wird. In einem zweiten Beitrag habe ich eine Liste aufgesetzt, in der ich mehrere klar rechte Blogs wie Compact oder PI News benannt habe. Die sollte man sich einfach anschauen, wenn man ein Budget ausgeben möchte. Auf dieser Liste stehen weder die „Achse des Guten“ noch „Tichys Einblick“. Und ich habe nie zu einem Boykott aufgerufen. Mein Ziel war Transparenz, nicht mehr. Ich kann nicht verstehen, was daran falsch sein sollte.

Was passierte dann?

Broder und seine Freunde haben daraus eine absurde Verschwörung gegen sie gesponnen, die mittlerweile mich, meinen Ex-Arbeitgeber und Organe der Bundesregierung einschliesst, um so zu tun, als ob wir gemeinsam eine Kampagne gegen die freie Presse geplant hätten. Das wird so inszeniert, dass ich #keingeldfürrechts als Pilotprojekt gestartet hätte, um große Geschäftsdeals meines Ex-Arbeitgebers mit der Bundesregierung vorzubereiten. Und damit würde ich vermeintlich unbescholtene Publizisten denunzieren. Mein ehemaliger Arbeitgeber hat gerade viel zu tun, um diese absurden Anschuldigungen auszuräumen. Es gab sogar Boykott-Aufrufe auch gegen Kunden.

War das der Grund dafür, dass Sie gekündigt haben?

Ja, ich wollte Scholz & Friends aus der Schusslinie nehmen. Die stehen seit einer Woche unter größtem Stress hinter mir und sind echt gute Typen, aber mal im Ernst, das war wirklich meine Idee. Und jetzt geht diese konzertierte Aktion seit Tagen auch gegen sie.

Worin genau besteht diese Aktion?

Sowohl mein Ex-Arbeitgeber als auch ich wurden Opfer eines gewaltigen Hatestorms aus unzähligen Tweets, Mails und Kommentaren über Social Media. Es gab Fake-Profile mit meinem Namen, gefakte Inhalte, die ich angeblich verfasst hätte, Hack-Angriffe und mehrere Morddrohungen gegen mich. Das ist eine systematische Kampagne und ich weiss, dass es Menschen gibt, die davon profitieren, sie am Leben zu halten.

Wen meinen Sie?

Eine Gruppe von Publizisten schreibt und eine große Anzahl von Menschen im Internet reagiert, aber nicht zufällig. Die bauen einen Diskurs aus Halbwahrheiten auf, eine Schmutzkampagne. Sie stellen uns als „Teil des Systems“ dar, das sie wiederum brauchen, um gegen „das System“ zu schießen – und letztlich, um ihre Bücher und Zeitschriftenabos zu verkaufen. Ich bin wahrlich kein Verschwörungstheoretiker, aber es gibt eine Gruppe von sehr gut vernetzten digitalen Manipulierern, die meisten davon sind einfach Geschäftemacher. Deren Ziel ist es, in schöner Regelmäßigkeit einen Spin mit einer Person zu verbinden, in diesem Fall mit mir, und daran zu zeigen, wie das „System“, das Establishment unterwandert wird. In meinem Fall ist der angebliche Link nach ganz oben mein Arbeitgeber.

Wer genau sind die Profiteure dieses Systems?

Viele, auch die AfD. Wir fragen uns ja immer, warum es so viel Wut in Deutschland gibt. Weil eine Gruppe von Menschen ihr Geld damit verdient. Ich habe mir zum Beispiel ein Fake-AfD-Profil angelegt, um zu schauen, was bei denen so läuft. Auf dem Algorithmus basierend, der immer nur Genehmes in die Timeline spült, ist dort nur Angst. Da sind Politiker, die korrupt sind und den kleinen Mann betrügen oder die nicht helfen, die schrecklichen Massenvergewaltigungen durch Ausländer zu beenden. Ein großes Jammertal an Schande und Verbrechen. Einzelne spielen sich dann als diejenigen auf, die die Lösung haben. Durchgreif-Typen sind hier sehr gefragt, auch der Journalist vom Typ „Das-wird-man-ja-wohl-noch-sagen-dürfen“. Demokratische Institutionen haben hier ein großes Problem – die können ja nicht so viel Wut und Angst produzieren, so viel lügen.

Haben Sie geahnt, was da auf Sie zukommen würde?

Ich habe die Größenordnung des Themas völlig unterschätzt.

Wie gehen Sie persönlich damit um?

Für mich ist das eine emotionale Grenzerfahrung. Ich wohne im Hotel und weiß noch nicht, wie lange ich dort bleiben werde. Aber es gibt auch viel Zuspruch, der mir sehr nahe geht. Ich bin immer noch relativ viel online, aber lese nicht mehr alles, das kann man nach einer Weile auch gar nicht mehr fassen.

Auf Facebook schreiben Sie, Sie haben eine neue Aufgabe im Leben.

Ja. Wie genau die aussehen wird, weiss ich noch nicht, aber ich habe gerade eine große Frage gestellt bekommen. Da passiert was, und das ist weit größer als dieser einzelne Hashtag. Mit dem heutigen Wissen würde ich mir 18 Berater nehmen und die Geschichte komplett anders aufziehen. Aber Fakt ist, sie hat gesessen.

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62 Kommentare

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  • "Hensels Anliegen war aber, dass sie wenigstens WISSEN SOLLTEN". Nö, sein Anliegen war, das die breite Öffentlichkeit "es" (also etwas das Hensel persönlich definiert hat) wissen sollten, damit dann ganz Viele sich bei den von ihm gelisteten Unternehmen empören und so den Entzug der Werbebanner erreichen...wie es auch geschah. Bloß, daß Broder und ein paar Andere das nicht einfach geschluckt haben, gelistet zu werden...

    • @Mephisto:

      Ach, mein @Geist-Der-Stets-Verneint, ich glaube einfach nicht, dass Sie (oder wird Mephisto, wie Gott, geduzt?) in der Lage sind, sich im Gehirn des Herrn Hensel einzunisten und seine Motivation zu erkennen. Wobei ich nochmals zugebe: Unternehmen, die BEWUSST auf braunen Seiten werben und damit Braune finanzieren, sind für mich selbst Braune. Ob "Broder und ein paar andere" das goutieren ("schlucken") oder nicht - ja mei...

    • @Mephisto:

      Jaja, den vermeintlichen Rettern des Abendlandes, den Heroen der sog. "freien Meinungsäußerung", besser bekannt als "was alles noch gesagt werden dürfen muss", von den neurechten Hetzern auf breitbart bis zu den altrechten Krawallschachteln und Alzheimerpatienten von der vermeintlich guten Achse, ihnen allen geht vernehmlich die Düse, wenn ihre Regeln "ganzheitlicher Aufklärung" plötzlich gegen sie selbst angewandt werden.

       

      Woran man mal wieder sieht, die selbsternannten "Heiler" und postfaktischen Schamanen ziehen ganz schnell ihre Schrumpfklöten bis unter ihre Achseln ein, bietet man ihnen ihre eigene Medizin an.

  • Ich bin sicher, dass das der falsche Weg ist. Ein erfolgreicher Weg ist es dem Gegner eine Plattform zu bieten. Nur reden kann Menschen auf Dauer ändern.

     

    "Wenn du Gegner mit anderen Ansichten hast, dann gib ihnen eine Plattform. Erlaube ihnen, ihre Ansichten auszudrücken – egal, wie extrem sie sind."

    http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/45368

  • 6G
    628 (Profil gelöscht)

    Aufforderungen zum Werbeboykott sind kein ädaquates Mittel der politischen Auseinandersetzung. Ich mag weder Broder noch Tichy, die extrem rechten Blogs schon gar nicht. Aber wenn man so anfängt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch linke Online-Medien von derartigen Boykotts betroffen sind.

    • @628 (Profil gelöscht):

      Es geht Hensel nicht um Boykott-Aufforderungen, sondern um Sensibilisierung - insbesondere seiner Klientel - für die Unsicherheiten der modernen Marketingtools. Aufforderungen sind in diesem sensiblen Bereich gar nicht nötig. Wenn Sie heute einem Marketingmenschen eines großen deutschen Unternehmens erzählen, dass Sie seine Werbung auf breitbard.com gesehen haben, dann schlägt der von ganz allein die Hände über dem Kopf zusammen. Hensel geht nur hin und macht das öffentlich. Er sagt den Unternehmen: "Euch ist schon klar, dass Ihr Euch Werbepakete kauft, die Euch auch DORTHIN bringen können (wo Ihr dann als Geldgeber der Betreiber dasteht), oder?"

       

      Dass sie "Dorthin" nicht wollen - im Zweifel eben, um den Ruf ihrer Marke zu schützen - können die Unternehmen ganz allein entscheiden. Der Werbestopp, so es dazu kommt, hat dann rein ökonomische und keine politischen Gründe und ist jedenfalls keine konzertierte Aktion - egal ob gegen linke oder gegen rechte Online-Medien.

       

      Für den Werbestrategen zählt vor allem Eines: Kontrolle über die Aussage, die eine Marke verkörpert. Je weitgehender diese Kontrolle, desto besser seine Möglichkeiten, potenzielle Käufer mit der Marke zu erreichen. Wenn er selbige Kontrolle also irgendwo systematisch verloren gehen sieht, dann ist das eine deutliche Warnung wert. Und dass er als Werber sowas nicht absetzen kann, ohne einen aufreizenden Hashtag dafür zu erfinden, liegt wohl auch eher im Blut...

      • @Normalo:

        das Zitat aus meinem Beitrag von vor ein paar Tagen klingt aber eben anders. Dass die Werber großzuügig vom Blacklisting Gebrauch machen sollten.

  • Darf man Leute diskriminieren, die andere diskriminieren?

     

    Frei nach Trude Herr: "Wer meine Freunde tritt, den mag ich nit"?

     

    Muss Toleranz bei Intoleranz enden?

    • 9G
      970 (Profil gelöscht)
      @Arne Babenhauserheide:

      Toleranz = man kann etwas gerade noch so ertragen. Faschismus kann ich nicht ertragen, Rassismus auch nicht. Also: intolerant sein ist z.T. begründet.

    • @Arne Babenhauserheide:

      Werbende Unternehmen sind keine Parteien und haben mithin keinen Auftrag, zur politischen Willensbildung beizutragen. Sie interessiert, ob ihre Werbung sich positiv auf den Umsatz auswirkt. Tut sie das nicht, lassen sie sie bleiben. Das dem Werbeträger gegenüber "diskriminierend" zu nennen, halte ich übertrieben.

       

      Fakt ist, dass Assoziation mit den Diskriminierern schädlich sein kann, weil es viele Leute gibt, die sie nicht leiden können, ohne dabei nennswert zusätzliche Umsätze zu generieren. Also vermeidet diese Assoziation, wer auf eine möglichst breite Sympathie seines Publikums angewiesen ist. Thor Steinar würde auch nicht auf taz.de werben - nicht aus Antpathie, sondern weil es eben nichts bringt außer Scherereien.

    • @Arne Babenhauserheide:

      Intoleranz mit Toleranz zu beantworten

      wäre ein bisschen wie Pazifisten in einen Krieg zu schicken.

    • @Arne Babenhauserheide:

      Keine selbstverständliche Frage. Man muss damit beginnen, fremde Standpunkte überhaupt wahrzunehmen und ehrlich zu beschreiben. Wenn ich gegen AfD bin, was ich bin, dann sollte ich fähig sein, deren Standpunkte zu benennen und von einem CDU- oder SPD-Standpunkt zu unterscheiden. (Was die Aktion von Herrn Hensel, siehe oben, nicht mal versucht.) Zweitens muss man Ideen von angewandter Politik und persönlichem Charakter trennen. Frauke Petry vertritt sehr schlechte Ideale, in der praktischen Politik ist die AfD völlig überfordert, aber persönlich scheint die Dame ganz fröhlich und nett. Man muss ihre Ideen und ihre Politik kritisieren, nicht ihren Charakter. Und drittens muss man sich selber zutrauen, im Dialog Leute von den eigenen "besseren" Aufassungen zu überzeugen. Man nennt das Demokratie.

      • @Mark2013:

        Schwierig wird das, wenn die "andere Seite" die meisten ihrer Standpunkte nicht wirklich vertritt sondern nur nennt, um akut Leute zu erreichen. Standpunkte zu vertreten bedeutet auch, für etwas zu stehen. Für welche ihrer Aussagen steht die AfD? Wie passen Wahlprogramm und öffentliche Aussagen zusammen?

         

        Demokratie bedeutet, dass die Mehrheit entscheidet, nicht dass man auf jede Aussage von jemand anderem eingehen muss.

        • @Arne Babenhauserheide:

          *lol* - sagen sie die Definition mal Schwulen, Moslems oder Feministinnen, Umweltaktivisten oder allen anderen Minderheiten die meinen der Rest müsste ihnen folgen.

           

          Sorry wenn die Mehrheit entscheidet könnt ihr eure linke Politik einpacken.

          Sonst würdet ihr Wahlen gewinnen.

  • Einige saubere, klare Fragen der Redakteurin, und der Herr nutzt die Gelegenheit, gleich freiwillig gegen die Wand zu rennen: Selbstgerechtigkeit, unsaubere Ausflüchte, vieldeutige Anschuldigungen, keinerlei Argumente. Keinerlei Vorstellung wie liberale Demokratie funktioniert. Das offenbart sich alles von selbst, wenn man die Leute nur reden lässt. Genau wie bei der AfD. Im Umgang mit den Feinden der Demokratie ist das genau die richtige Strategie. Danke taz.

  • "Auch Sie haben eine Stimme und auch die soll gehört und gelesen werden."

     

    Wo bleibt denn mein Kommentar?

    Wird der zensiert?

    Weil er kritisch ist?

    • @Ariane B:

      Kommentare werden in der Taz — wie es nach dem Abschicken auch gesagt wird — erst nach Gegenlesen veröffentlicht. Und das kann etwas dauern, weil die Redakteure es neben ihrer anderen Arbeit machen müssen.

      • @Arne Babenhauserheide:

        Vielen Dank für die Antwort Arne,

        ich hatte mich gewundert, werde länger warten. Viele Grüße und frohe Weihnachten.

  • Super Artikel, so geht Journalismus heute!

     

    … man berichte nicht erst neutral die Fakten

    … man beleuchte nicht die verschiedenen Akteuere und deren Standpunkte

    … man lege den Fokus von Beginn an – auf den politisch genehmen Akteur

    … man emotionalisiere von Beginn an für diesen – er ist das Opfer

    … man räume ihm – und nur ihm – viel Raum für seinen Standpunkt ein

    … man frage den Akteur selbst zu Zweifeln an seinem Standpunkt – und überlasse ihm die Deutung

     

    Kaufe ich für sowas regelmäßig die taz? Gerade die taz sollte kritisch sein, auch wenn's um vermeidlich "eigene" Lager geht. Wenn seine Aktion als Boykottaufruf zu werten ist, dann werden solche Angriff auf die Meinungsfreiheit ganz schnell auch "linke" Seiten treffen.

     

    Wer andere Deutungen zu dem Vorfall lesen, der schaue ins Netz – oder lese gleich das:

     

    "Ein Werbeboykott ist übrigens nicht nur ein Mittel gegen vermeintlich gefährliche (Meinungs-)Blogs und Netzportale, sondern vor allem gegen kritische Presseberichterstattung.

     

    Wer auf so etwas setzt, erst recht als Stratege einer Werbeagentur, bringt wirtschaftliche Macht gegen die Meinungsvielfalt und die Pressefreiheit in Stellung."

    http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/was-passiert-wenn-ein-werber-zum-werbeboykott-aufruft-14576102.html

    • @Ariane B:

      Sehe ich genauso !

  • 3G
    33523 (Profil gelöscht)

    Diese Morddrohungs-Keule geht mir seit Langem massivst auf die Nerven. Jeder der im Internet kantige Meinungen vertritt bekommt früher oder später die eine oder andere Morddrohung zu hören. Habe ich auch schon. Das erste mal vermutlich so im Alter von dreizehn oder vierzehn Jahren, ich weiß es nicht mehr so genau. Aber klar ist auch: Das ist fast aussnahmslos nichts weiter als heiße Luft und das die taz das nicht weiß kann ich mir nur schwer vorstellen!

     

    Online-Morddrohungen ernst zu nehmen ist so ähnlich wie eine Phobie vor Fahrstühlen zu entwickeln. Es ist nicht so das noch niemals jemand in einem Fahrstuhl gestorben wäre. Das passiert, es ist nur sehr sehr unwahrscheinlich. Die Position die Medien zu Morddrohungen einnehmen ist die eines Phobikers: Das ist eine ernste Sache! Es gibt Fälle in denen Drohungen wahr gemacht wurden! Damit ist nicht zu scherzen!

    Auf die gleiche Art und weise kann man aber eben auch eine krankhafte Angst vor Bakterien, Spinnen oder Autounfällen rationalisieren. Die genannten Argumentation ist sachlich ja auch nicht verkehrt, sie ist nur für jeden der sie sich zueigen macht extrem schädlich!

    • @33523 (Profil gelöscht):

      Ich finds Ihre Verharmlosungsstrategie ganz niedlich. In der realen Welt allerdings ist eine Morddrohung ein Straftatbestand, der mit bis zu 1 Jahr Knast bestraft wird.

      Und bei der kontinuierlichen Radikalisierung des Packs in diesem Land dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis sich jemand berufen fühlt, den Worten Taten folgen zu lassen.

    • @33523 (Profil gelöscht):

      Verharmlosen ist zu einfach. Morddrohungen, weil jemand gegen rechte Gewalt aufsteht, das geht einfach nicht.

      • 3G
        33523 (Profil gelöscht)
        @Ansgar Reb:

        Verharmlosung wäre es wenn das was ich sage nicht der Realität entspräche. Versuchen Sie doch bitte mal drei Fälle zu nennen in denen Deutsche nach Drohung im Internet tatsächlich ermorder wurden. Wenn das tatsächlich eine realistische Bedrohung ist dann sollte es bei 82.000.000 potentiellen Opfern ja ein Kinderspiel sein,... Ich wünsche viel Vergnügen!

        • @33523 (Profil gelöscht):

          Es geht nicht darum, ob es tatsächlich zu einem mord kommt (steht so übrigens auch nicht im artikel), sondern darum, dass den betroffenen das Leben zur Hölle gemacht wird.

          • 3G
            33523 (Profil gelöscht)
            @alterSchwede :

            Im Artikel wurden die realen Auswirkungen beschrieben, sowie die Morddrohung. Nur letztere habe ich thematisiert.

    • @33523 (Profil gelöscht):

      "Das ist fast aussnahmslos nichts weiter als heiße Luft"

       

      Nur dass die Ausnahme dann mit Mord endet.

       

      Kann man natürlich alles als "Keule" verharmlosen. Ihre Argumentation erinnert mich an den Vorwurf der "Holocaustkeule", weshalb ich Sie erst mal in die Ecke einordne.

      • 3G
        33523 (Profil gelöscht)
        @Dorian Müller:

        "Nur dass die Ausnahme dann mit Mord endet."

         

        Das rechtfertigt immer noch keinen Aktionismus. Verkehrsunfälle enden nicht selten ebenfalls mit dem Tot. Nehmen Sie dennoch am Straßenverkehr teil?

         

        "Ihre Argumentation erinnert mich an den Vorwurf der "Holocaustkeule""

         

        Erläutern Sie doch bitte mal diesen Zusammenhang. Ich kann außer dem Wort "Keule" keine Ähnlichkeit erkennen.

      • @Dorian Müller:

        Was soll bitte eine "Holocaustkeule" sein?

    • @33523 (Profil gelöscht):

      Naja, es kommt ja schon darauf an, wer die Drohung ausspricht und in wie weit sie sich wirklich gegen ihre Person richten. Wenn ich in einem Videospiel eine Morddrohung erhalte ist das wohl kein Grund panisch zu werden, wenn die Drohungen allerdings aus von potentiell gewaltbereiten Personen kommen, oft auch mit angabe von adresse und privaten details, sieht die sache schon anders aus. Die Wahrscheinlichkeit, dass einem tatsächlich etwas zustößt ist deutlich höher, wenn auch vielleicht kein Mord sondern "nur" eingeschmissene Scheiben oder Körperverletzungen.

       

      Finde den Überbegriff Online-Morddrohung deshalb deutlich unterdifferenziert. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass sie selbst so cool argumentieren würden, wenn sie sich massiven persönlichen Morddrohungen ausgesetzt sähen.

      • 3G
        33523 (Profil gelöscht)
        @alterSchwede :

        "Finde den Überbegriff Online-Morddrohung deshalb deutlich unterdifferenziert."

         

        Ich hatte ursprünglich einen weiteren Absatz zu potentiellen Tätern geschrieben, habe ihn aber wieder entfernt, weil ich nicht vom Thema wegsteuern wollte.

         

        Wenn es um ernstzunehmende Drohungen geht dann sehe ich da zwei Gruppen vor denen man Angst haben muss. Rechtsextreme aus dem Sumpf der NPD und die weit größere Gefahr: Islamisten. Nichtsdestotrotz ist das Verhältnis von Drohungen zu taten sicher exorbitant.

         

        "Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass sie selbst so cool argumentieren würden, wenn sie sich massiven persönlichen Morddrohungen ausgesetzt sähen."

         

        Das kann gut angehen. Ich habe ja aber auch nicht gegen die betroffene Person geschrieben, sondern gegen die Medien, welche objektiv bleiben könnten, es aber vorziehen das nicht zu tun.

        • @33523 (Profil gelöscht):

          Seit ein Vereinsleiter ausgestiegen ist, nachdem ihm die Polizei mit einem Fake-Anruf nach Hause geschickt wurde (und dort die Tür eintrat) finde ich Online-Drohungen absolut nicht mehr harmlos. Sie sind Straftaten und können Menschen zerstören.

          • @Arne Babenhauserheide:

            Ja, das nennt man in den USA "Swating".

            Schon vor Jahren in einer Folge CSI Miami gezeigt.

            Erst hat er das Opfer angerufen und ihm gedroht er würde vorbeikommen, und dann die Polizei. Swat stürmt das Haus, er steht da mit Waffe den ersten Anrufer erwartend, und wird zusammengeschossen...

            Hat die Polizei für sich arbeiten lassen...

            Ich sehe da aber auch Schuld bei der Polizei, dass so etwas überhaupt möglich ist.

            Der Nachbar von Fliesenleger Joseph Hoss aus Köln, ein Ex-Polizist hasst seinen Nachbarn Hoss, und erzählt der Polizei deshalb der habe Handgranaten.

            Die überfällt Hoss, und macht ihn zum Krüppel...

            Findet man evtl. bei Youtube noch den Monitor-Bericht zu...

          • 3G
            33523 (Profil gelöscht)
            @Arne Babenhauserheide:

            SWATing (ja dafür gibt es einen Namen) ist eine Unart aus den USA. Ich finde das auch nicht harmlos. Das ist aber eben auch eine reale Tat, die vermutlich ohne vorherige Androhung selbiger stattfand.

  • Herr Hensel gibt hier die völlige Unschuld mit großen Augen. ("Ich wollte Transparenz schaffen.") Sehr unglaubwürdig. Andere davon abzuhalten, bei bestimmten Firmen Werbung zu schalten, hatten wir schon mal in Deutschland. Da kann er doch nicht so tun, als ob das vor 70 Jahren schlecht wäre, jetzt aber prima. So geht´s nicht. Entweder oder.

    • @Thomas Schöffel:

      Glauben Sie ernsthaft, irgendeine Firma, die NICHT speziell an der äußerst rechten Klientel interessiert ist, muss aktiv davon abgehalten werden, bewusst bei breithard & Co. Werbung zu schalten?

      Das hat nichts mit politischem Kampf oder Intoleranz zu tun sondern einfach nur mit wirtschaftlichem Denken: Wenn ich eine Werbung schalte, die mir mehr Feinde macht als Freunde, dann ist diese Werbung rausgeschmissenes Geld.

       

      Hensel geht nur hin und macht öffentlich, dass viele Firmen auf solchen Seiten werben ohne es zu wollen. Man könnte es sogar als Schadensbegrenzung für die betroffenen Unternehmen verkaufen.

  • Glückwunsch, @Turok: Ihre Lebensumstände müssen Ihnen viel Zeit lassen, "zigtausend Tweets , Mails und Kommentare" zu prüfen, um den "absolut verschindend (sic!) geringen Anteil (unter 1%) an tatsächlichen Hasskommentaren oder Morddrohungen" errechnen zu können. Oder stellen Sie das (in mittlerweile bewährter "Semper-Aliquid-Haeret"-Strategie) nur einfach so in den Raum?

     

    Ich will nicht beurteilen, wie weit rechts die Blogs der Herren Tichy und Broder einzuordnen sind - beide Herren sind mir bisher nur in Fernsehauftritten durch unerträgliche, weitgehend kompetenzfreie Arroganz und Selbstgefälligkeit aufgefallen und folglich nicht lesenswert (mit Eloquenz allein kann man mich nicht beeindrucken). Nach meinen (aus "BildBlog"-Links bezogenen) Informationen ist Herr Broder beim Einprügeln nicht nur auf Hensel, sondern auch auf Scholz&Friends (Werbefuzzis genießen meine Sympathie gemeinhin nicht) gewaltig über das Ziel hinausgeschossen. Ich hoffe, er wird prozessiert, bis er quietscht.

    • @Bitbändiger:

      "...Ihre Lebensumstände müssen Ihnen viel Zeit lassen, "zigtausend Tweets , Mails und Kommentare" zu prüfen..."

       

      Habe nicht die Zeit. Die haben auch nicht die Demoskopen. Eine saubere Stichprobe genügt um zu einer validen (auch wenn heute einige Prozentpunkte über Sieg und Niederlage entscheiden) Aussage zu gelangen.

       

      Es sei denn Sie sagen, dass man jeden einzelnen Deutschen fragen muss, um ein Bild über Antisemitsmus, Rassismus etc. etc. zu bekommen. Jede Wette Sie erschrecken sich jedesmal, wenn Sie Umfragwerte zu bestimmten themen hören und fragen sich nicht "Haben die jetzt jeden einzelnen gefragt?".

       

      "...beide Herren sind mir bisher nur in Fernsehauftritten durch unerträgliche, weitgehend kompetenzfreie Arroganz und Selbstgefälligkeit aufgefallen..."

      Keine gute Grundlage um Webseiten und Blogs mit vielen Autoren zu beurteilen. Schlechte Stichprobe. Es ist der typische Fehler um vom Einzelfall auf die Gesamtheit zu schließen.

      • @Turok:

        "Schlechte Stichprobe. Es ist der typische Fehler um vom Einzelfall auf die Gesamtheit zu schließen."

         

        Etwa so fehlerhaft wie Ihre aus der Luft gegriffene Kenntnis der "Bedürfnisse der taz Leserschaft"?

         

        "Verschwindend geringer Anteil (unter 1%)", mein guter @Turok, liegt bei der Methode, die Sie sich zur Erlangung einer validen Aussage zurechnen, deutlich im Bereich der statistischen Unschärfe.

         

        Ich habe nicht behauptet, mir über die von den beiden Herren zu vertretenden Produkte ein wissenschaftlich fundiertes Bild gemacht zu haben - so wie ich sie erlebt habe, fehlt mir einfach die Lust, meine Zeit zu verschwenden; ich gehe nicht davon aus, dort etwas zu finden, das der Linie der Chefs zuwiderläuft..

         

        Gelesen habe ich allerdings das auf "Achse des Guten" (welche Anmaßung!) abgesetzte Pamphlet von Herrn Broder gegen Hensel und insbesondere dessen Arbeitgeber. Sehr treffend fand ich darin die Aussage "Ich [broder] mag ja etwas hysterisch sein", vor allem gepaart mit dem Vorwurf, die Aufforderung an die werbende Wirtschaft, genau hinzuschauen, wo ihre Werbung untergebracht wird, erinnere an "Deutsche wehrt euch, kauft nicht bei Juden!". Ein bisschen viel Larmoyanz, um nicht zu sagen "Antisemitismuskeule", finde ich.

        • @Bitbändiger:

          Wollte eigentlich was zu den ganzen Statistiken was sagen, aber geschenkt. Der letzte Satz hat mir dann gezeigt, dass nix gelesen und wenn gelesen, nix verstanden wurde.

           

          "...Ein bisschen viel Larmoyanz, um nicht zu sagen "Antisemitismuskeule", finde ich...."

           

          Auch wenn Broder Jude ist (Tichy ist es nicht) geht es nicht um Antisemitismus. Broder wirft G. Hensel mitnichten irgendeine Form von Antisemitismus vor.

           

          Einen Moment aufpassen. Ich versuche es mal zu erklären, was Broder mit diesem Satz gemeint hat.

           

          1. Tchibo, Mediamarkt, Ford , VW und alle die anderen interessiert es nicht die Bohne, wer vor dem Monitor sitzt und deren Anzeige sieht. Das Ansehen/Repution dieser Firmen leidet nicht darunter, dass ein Nazi die Anzeige sieht.

          2. Erst wenn ein Oberlehrer wie G.Hensel kommt und diese Firmen darauf hinweist, auf welchen Seiten diese Anzeigen schalten und zum Teil daran verdienen, müssen diese Firmen handeln. Denn das schadet den Firmen "Ohh, wir wollen doch keine Nazis finanzieren." Wenn Sie es doch machen oder nichts unternehmen wirft G.Hensel mit Scheisse.

          Jede Wette, Leser wie Sie sagen sich erstmal: Ist doch Supi die Idee.

           

          3. Was Broder gemeint hat und alle richtig verstanden haben ist, dass dieser Herr seine Position (Scholz und Friends) und Wissen bei den Anzeigenschaltern nutzen um alle den Webseiten/Blogs das Geld zu entziehen, welche ER als rechts bzw. rechtspopulistisch definiert.

           

          Verstanden: Die Juden in dem Satz sind alle die Infoseiten und Quellen (respektive die Meinungsfreiheit) welcher G. Hensel als "abartig" (Nazijargon) definiert, die "Deutschen" sind alle Werbeschalter.

           

          Jetzt das Problem und die Aufregung verstanden?

          Ist nix mit Antisemitismus.

          • @Turok:

            Dann auch mal einen Moment aufpassen, Herr Oberlehrer:

             

            Dass es "Tchibo, Mediamarkt, Ford , VW und alle die anderen nicht die Bohne interessiert, wer vor dem Monitor sitzt und deren Anzeige sieht", kann durchaus zutreffen - und wäre widerlich genug. Hensels Anliegen war aber, dass sie wenigstens WISSEN SOLLTEN (was offenbar häufig nicht der Fall ist), wenn aus ihren Werbeetats hell- oder dunkelbraune Hetzer finanziert werden. Und als Konsument bekenne ich freimütig: Ja, ich poche auf mein Recht, Anbieter zu meiden, die die Verbreitung von Gesinnungen mitfinanzieren, die mich ankotzen. Soweit verstanden?

             

            Zu "Kauft nicht bei Juden": Wenn einem "Linksgrünen" oder gar "Gutmenschen" in der Auseinandersetzung mit den monothematisch "Besorgten" mal ein Nazi-Vergleich rausrutscht, erhebt sich sogleich großes Geschrei. Wenn ein Broder, zwar überschätzt, aber keineswegs dumm, die armen zum Nachdenken aufgerufenen Werbetreibenden mit den boykottierten Juden im 3. Reich gleichsetzt, ist das nicht nur geschmacklos und verharmlosend, sondern zielt auch darauf ab, den Geschmähten syntaktisch in die Naziecke abzudrängen. Mit Antisemitismus hat das in der Tat nichts zu tun, wohl aber mit der bewährten Antisemitismuskeule (die keineswegs vorausetzt, dass der Anwender Jude ist).

             

            Auch das verstanden? Auch falls nicht - meinerseits Ende der Debatte.

            • @Bitbändiger:

              Etwa so: ""Wörtlich habe er (Ramelow) die geplante Demonstration mit „Nazi-Methoden“ verglichen.

              http://www.taz.de/!5295590/

            • @Bitbändiger:

              Evtl. bastele und betreibe Ich ja eine sehr provokante Suizidwebseite.

              Nach dem Motto "Gefahr aus dem Internet", wo Spiegel-TV, Akte etc. Hausbesuche machen.

              Nun könnte ICh ja für die Webseiten Werbebanner setzen, die Ich als Feind betrachte, um denen gezielt zu schaden.

              Ganz ohne Bezahlung oder Vermittler, einfach indem Ich irgendwo ein Werbebanner von denen kopiere...

              Maximal könnten die über das Urheberrecht am Banner, Logo der Marke etc. das verbieten... Aber Ich könnte ja einfach selbst ein Banner basteln, ohne deren Logo und ohne deren Schriftzug etc..

               

              Wäre ein intessanter Fall, was jemand dagegen unternehmen könnte, dass ein anderer für ihn wirbt.

              Evtl. ihn auch noch unter "Dank an" auf der Webseite nennt.

              Letzteres kann man auch ganz ernst nehmen.

              Der Betreiber der provokanten Seite bedankt sich bei seinem Feind, weil auch diese Webseite in ihm Wunsch und Willen erzeugte so eine Webseite zu erstellen.

              Also ehrlicher Dank.

              Auch wenn Besucher das missverstehen können (sollen)...

  • Das ist ein Interview,welches ganz auf die Bedürfnisse der taz Leserschaft zugeschnitten ist.

    Wenn man sich den Vorgang anschaut fällt mir der Satz "when the shit hits the fan" ein.

    Hensel stellt den Ventilator an, kippt die Schei...rein. Die es treffen soll drehen den Ventilator um 180 Grad und schalten auf Max. Pech gehabt.

     

    Och Gottchen von den zigtausend Tweets , Mails und Kommentaren zu dem Thema sind die meistens hämisch, kritisch, polemisch, witzig, gehässig gegenüber G.H. Nicht schön, aber auch kein Untergang.

     

    Hier wird aber der absolut verschindend geringe Anteil (unter 1%) an tatsächlichen Hasskommentaren oder Morddrohungen als die Regel ausgegeben und direkt mit allen Lesern der genannten Blogs indirekt in Verbindung gebracht.

    Pöse, Pöse AFD, Pegida, Tichy-Leser.

    Selbst aus dem Hotelzimmer wird die Propaganda verbreitet.

    • @Turok:

      Turok? Ist das nicht dieser Indianer, der gegen Saurier kämpft? Was hat Sie denn ins 21. Jahrhundert verschlagen? Ist ja spannend, dass Sie den Fan auf 180 Grad schalten. Das macht den Hashtag richtig interessant.

      • @Versteinert:

        "..dass Sie den Fan auf 180 Grad schalten..."

        Ich habe geschrieben UM 180 Grad.

         

        Aber das mit dem Indianer stimmt.

        "..Was hat Sie denn ins 21. Jahrhundert verschlagen?.."

        Sobald mein Fluxkompensator repariert ist, kehre ich zurück.

      • 1G
        10236 (Profil gelöscht)
        @Versteinert:

        VERSTEINERT

         

        "Was hat Sie denn ins 21. Jahrhundert verschlagen?"

         

        :))

  • Ganz richtig ist es nicht, dass er nicht zum Boykott aufgerufen hat. Die Seite ist ja noch über die Internet-Historie abrufbar, der fordert er Kollegen aus der Branche auf, genau zu schauen, wie gut die Blacklist gepflegt wird und das sei "nicht nur im Sinne der Political Correctness wichtig sondern durchaus auch bei der Frage, was die Zielgruppe denken soll."

     

    Das klingt für mich doch sehr nach einem kaum verschlüsselten Aufruf, Seiten auf die Blacklist zu nehmen, die nicht politisch korrekt sind oder nicht das publizieren, was die Zielgruppe denken soll.

     

    Ich denke, gerade ein Medium wie die taz - von der anderen Seite - sollte ein Interesse haben, dass wirtschaftliche Macht nicht gegen Webseiten eingesetzt wird, die politisch unbequem sind. Im Zweifel sind die mit dem ganz vielen Geld nämlich oft eher rechts.

     

    Natürlich sollte man nicht auf Seiten wie PI oder einigen anderen werben, die ich nicht einmal kenne. Aber Tichy ist nun alles andere als radikal und achgut meist auch nicht.

     

    Dass sich dort auch viele idioten tummeln, ist aber klar, wie Mordaufrufe und primitivste Beleidigungen gegen Hensel zeigen.

  • Das Geschäft von Werbern ist Manipulation. In diesem Fall sollte unter anderem das Blog "Die Achse des Guten" in die ultrarechte Ecke gestellt und damit um Werbeeinnahmen gebracht werden: Hexenjäger McCarthy lässt grüßen.

     

    Der Manipulationsversuch ist nun leider fehlgeschlagen, und jetzt jammert der verhinderte Manipulator Gerald Hensel nicht nur, jetzt verwischt er auch Spuren. Seine eigene Webseite davaidavai.com versteckt er neuerdings hinter einem Passwort, sein Facebookprofil ist verändert usw.

     

    Nicht genug damit, er versucht ausgerechnet über die taz, seine schiefe Version der schmutzigen Geschichte zu verbreiten, um zu retten, was nicht mehr zu retten ist.

     

    Werbung und Manipulation wollen halt auch gelernt sein. Hensels früherer Arbeitgeber, die Großagentur "Scholz & Friends", kann ein Lied davon singen. Von dort kam nämlich der peinliche Slogan "Tofu ist schwules Fleisch" und löste einen kleineren Shitstorm aus (bei "Strategy-Director" Hensel ist es natürlich schon ein veritabler "Hatestorm", klappern gehört eben zum Handwerk).

  • Broder und seine Freunde von der ACHSE DES GUTEN sind nicht die liberalkonservative Bürgerstimme im öffentlichen Konsensgedudel. Sie sind im Zweifel xenophob, empören sich über die Islamisierung der Gesellschaft, halten Angela Merkel für den spiritus rector einer "links-grün-versifften Machtübernahme, halten Thilo Sarrazin für einen hervorragenden Wissenschaftler und reden definitiv nicht über die AfD. Müssen sie auch nicht: Ihre Leser wissen sowieso, wohin das Kreuzchen gehört. Und diese Leute haben die Chuzpe, sich darüber aufzuregen, wenn sie jemand in einen "rechten" Zusammenhang stellt...

  • Und wo ich gerade dabei bin :D

     

    Liebe taz, liebe Patricia Hecht,

     

    habt ihr denn auch mal die Gegenseite zu der Sache befragt, oder mal geschaut, ob die ihre Sicht auf diese Angelegenheit darlegen und wie die ausschaut? Es wurden schließlich konkrete Websites und Personen benannt.

     

    Ich fände hier eine Berichterstattung cool, die wenigstens versucht, die Gegenseite ernstzunehmen und ihre Sicht der Dinge neutral wiedergibt. Wie man das inhaltlich findet, kann man ja dann einfach im Folgeabsatz kundtun.

  • Und der zweite Teil :)

     

    Echt mal, man muss in solchen Stories einfach nur gedanklich das Linke und das Rechte Lager vertauschen. Wenn das, was dann rauskommt, total kontraknorke klingt, dann sollte man vielleicht nochmal genauer drüber nachdenken, ob es dann cool ist, andere so zu behandeln.

     

    Was wäre das hier? So in etwa:

    Ein erklärt rechtsgerichteter Marketingtyp aus einer renommierten Firma ruft auf Twitter ne Aktion ins Leben, in der möglichst viele Rechts bestimmte Firmen nerven sollen, damit die keine Werbung mehr auf den linken Websites schalten.

    Dabei werden anscheinend ziemliche Linksextremistenseiten in einem Zug mit weit gemäßigteren Seiten genannt.

    Der rechte Marketingtyp sagt, dass er eigentlich nur Transparenz schaffen und Aufklären und natürlich keineswegs zum Boykott aufrufen wolle. Und seine Aktion würde total Missverstanden von den Linken.

     

    Ja, was wäre dann?

    Dann würde sich aber sowas von linker Widerstand gegen diesen Scheiß formieren, und alle Beteiligten der Gegenseite würden sowas von geshitstormed.

    (Leider würden viele Linke sich in dieser Konstellation dann massiv über den Gegenshitstorm freuen und es toll finden, wenn da irgendwelche Rechten gemobbt würden.)

     

    Und, jetzt noch was unklar? Man will selbst nicht so behandelt werden, man würde es offensichtlich als unfair und gemein empfinden.

    Was folgert man daraus? Rischtisch, man sollte andere Leute auch nicht so behandeln!

     

    ... Nur fürs Protokoll, Morddrohungen & co sind selbstverständlich völlig inakzeptabel, egal von wem und gegen wen.

  • Post zu lang, darum in zwei Teilen :)

     

    Bisschen bizarr ist das ja schon, wie er da mit zweierlei Maß misst:

     

    (A) Ich starte eine Internetkampagne, mit der ich erwirken will, dass mir unliebsame Leute/Websites weniger Werbeeinnahmen kriegen. Dazu versuche ich es, andere Leute en Masse dazu zu bewegen, bei den werbenden Unternehmen zu shitstormen, bis die dort keine Werbung mehr machen. Dass damit die Betreiber der Seiten weniger Einnahmen haben und ich damit das finanzielle Auskommen anderer Menschen bedrohe, ist mir egal, weil diese Leute passen mir ja nicht.

     

    (B) Andere Leute reagieren mit ähnlichen Mitteln auf mich. Die shitstormen in Masse gegen mich und die Firma, für die ich arbeite, und bedrohen damit u.a. mein Auskommen. Das ist voll doof, wie können die nur finden, dass es ok sei, jemanden so zu behandeln?

     

    Seriously, wer erst so ne Schmieren- und Hetzkampagne vom Zaun tritt, .....auch noch UM IHM UMLIEBSAME MEDIEN AUSZUSCHALTEN.....,

    der wundert sich jetzt, dass darauf ne ebenfalls eklige Reaktion kommt?

     

    Vielleicht in Zukunft lieber mit Sachargumenten gegen andere Meinungen antreten, anstatt einen auf selbstgefällige Selbstjustiz zu machen.

  • Henschel hatte sich nicht nur mit der krassen Stalin-Symbolik seiner Seite davaidavai.com vergriffen, er platzierte auch ungefragt unzählige Cookies bei seinen Besuchern um damit ein Geschäft zu machen. So viel zum Zweck von #keinGeldfürRechts. Das Henschel hier einseitig als Opfer dargestellt wird ist irgendwie schräg. Da hätte man im Interview auch mal ein paar kritische Fragen stellen können. Fakt ist, dass seine Aktion wirtschaftlichen Schaden bei liberal/konservativen Blogs angerichtet hat. Das ist ein Angriff auf die Meinungsfreiheit gewesen. Denn Henschel hat seine beruflichen Kontakte benutzt um eine wirtschaftliche Macht auf Menschen auszuüben, die eine andere Meinung als er vertreten. Deutlich diferenzierter nachzulesen bei der FAZ ("Scholz&Friends ruft zum Werbebeukott auf -- Wirb nicht bei den Schmuddelkindern" http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/scholz-friends-ruft-zum-werbeboykott-gegen-rechts-auf-14576102.html) und natürlich auf der dem Blog "Achse des Guten". (http://www.achgut.com/artikel/denunzianten-gate_bezahlte_gesinnungs-taeter).

    • 1G
      10236 (Profil gelöscht)
      @grim:

      Ich mochte ihn zwar im Fernsehen nicht besonders, das hier passt aber...

      https://www.steinhoefel.com/2016/12/der-linke-gauner-von-scholz-friends.html

      • @10236 (Profil gelöscht):

        Mir genügen nur ein paar Überschriften auf dem von Ihnen verlinkten Blog, lieber @Jaroslaw, um der taz-Redaktion die häufige ZON-Formulierung ans Herz zu legen:

         

        "Haben Sie bitte Verständnis, dass wir auf diese Seite nicht verlinken möchten."

        • 1G
          10236 (Profil gelöscht)
          @Naso poeta:

          Es ist natürlich einfacher/bequemer, selektiv die Meinungen/Informationen aufzunehmen, die zu eigenem schon fertig ausmodellierten Weltbild passen.

           

          Manchmal muss man sich in mehreren Echokammern bewegen, damit die Stimme klarer erkennbar wird.

    • @grim:

      Übrigens, was ist eigentlich "rechts"? Wer definiert das? Muss ich dazu im Parlament Rechts sitzen, so wie der Begriff möglicherweise mal entstand? Die Begriffe rechts/links für die einsortierung in ein politisches Spektrum haben doch längst versagt. Sie werden heute nur noch benutzt um Menschen in eine Ecke zu stellen.

       

      Und ganz sicher wird das kein Herr Henschel oder irgendein anderer Mitarbeiter der Werbeagentur Scholz & Friends per Pranger-Tweets und Blogeintrag definieren.

      • @grim:

        Der Mann heißt Hensel, nicht Henschel. Das war ein Flugzeug aus dem Zweiten Weltkrieg. Freudscher Verschreiber?

         

        Rechts ist gemeinhin Nationalismus, Konservativismus usw. Die Begriffe taugen m.E. durchaus noch. Definiert wird das aus einem historischen Hintergrund heraus. Völlig normal.

         

        Daß das denjenigen ein Dorn im Auge ist, die jedes Argument mit "Ich bin ja nicht rechts" anfangen, ist klar.

         

        Auch nettes Victim-Blaming in Ihrem anderen Post. Die Täter sind offensichtlich meistens die, die Morddrohungen aussprechen. Nicht schwer zu verstehen.

        • 3G
          33523 (Profil gelöscht)
          @kditd:

          "Rechts ist gemeinhin Nationalismus, Konservativismus usw. Die Begriffe taugen m.E. durchaus noch. Definiert wird das aus einem historischen Hintergrund heraus."

           

          Es ist generell ein Problem politische Einstellungen auf einer Grade ausmessen zu wollen. Es mag zwar beliebig viele Abstufungen auf dieser Grade geben aber das ist nicht das eigentliche Problem.

          Das Problem daran ist das eine Links-Rechts Metrik den Eindruck vermittelt es würde nur zwei Pole geben. Das ist offensichtlich viel zu einfach gedacht.

           

          Nationalismus findt man im Linken Lager genauso wie Konservativismus. Viele Linke hier sind extrem konservativ was das Sozialsystem angeht. Am liebsten hätten sie das von 1990 zurück.

          Und warum ein Arbeiter dessen Job in Gefahr ist nun nicht nationalistisch werden sollte hat sich mir noch nie ergeben. Vielen in der Linkspartei übringends auch nicht,... Ist nicht so das ich Nationalist wäre aber ich kann die Denke nachvollziehen.

           

          In den USA wird das Politische Spektrum wenigstens in einem Koordinatensystem gemessen. Dort sind Links und Rechts klarer definiert. Links = Für Umverteilung, Rechts = Für Eigenverantwortung. Auf der zweiten Achse wir dann zwischen Autoritär und Liberal unterschieden. Das ist kein perfektes System aber sicher besser als das eindimensionale das wir hier so haben.

        • 1G
          10236 (Profil gelöscht)
          @kditd:

          "Rechts ist gemeinhin Nationalismus, Konservativismus usw. Die Begriffe taugen m.E. durchaus noch. Definiert wird das aus einem historischen Hintergrund heraus. Völlig normal."

           

          Für manche ist die Linke Wagenknecht rechts und Merkel fast sozialiberal. Ihre eindeutige Identifikation funktoniert vielleicht am leicht erkennbaren Rand des Spektrums.

    • @grim:

      Danke, Sie waren schneller als ich. Noch zu erwähnen: Henschel hat selbst für einen "Onlinemob" gesorgt, da versch. Firmen durch seine Aktion plötzlich mit "Protestmails" ("Shitstorm") geflutet wurden und völlig überrumpelt und ohne Überprüfung ihre Werbebanner zurücknahmen und sich Entschuldigt haben. Der Herr braucht sich über die Resonanz seiner Aktion nicht zu wundern.