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Dopingsperre für OlympiaDie Ausnahmesportlerinnen

Darja Klischina und Julia Stepanowa dürfen in Rio antreten. Klischnias Freude darüber entfachte einen nationalistischen Shitstorm.

Sie wollte sich freuen, doch ihre Landsleute sorgen für Ärger Foto: dpa

Berlin taz | Eigentlich müsste sich die russische Weitspringerin Darja Klischina freuen. Anders als ihre wegen systematischen Dopings abgestraften MitstreiterInnen darf sie bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro antreten. Denn sie konnte nachweisen, dass sie von einem nichtrussischen Doping-Testsystem überwacht war.

Doch als die 25-Jährige am 10. Juli ihre Freude über die Entscheidung des Internationalen Leichtathletik Weltverbands (IAAF) auf Facebook zum Ausdruck brachte, entfachte sie einen Shitstorm. In sozialen Netzwerken wurde sie als „Verräterin“ und „Nazi-Kollaborateurin“ beschimpft. Wo ihre Solidarität mit den anderen russischen Sportlern bleibe, empörte sich ein Nutzer.

Klischina, deren Eltern ebenfalls Sportler sind, wurde in Twer geboren. Zum Weitsprung kam sie im Alter von 13 Jahren. Sie stand bereits mehrmals auf dem Treppchen – so als Jugendweltmeisterin 2007 in Ostrava oder als Goldmedaillengewinnerin bei den Halleneuropameisterschaften 2011 in Paris. Ein Jahr später verpasste sie das Olympia-Ticket nach London, weil sie bei den russischen Meisterschaften nur den fünften Platz belegte.

Klischina lebt in Florida. Dort studiert sie an der Akademie der Internationalen Werbeagentur IMG. Sie bezeichnet sich selbst als arbeitsam und hartnäckig. Auf die heftigen Reaktionen ob ihrer Olympiateilnahme war sie jedoch offensichtlich nicht gefasst. Sie stünde unter Druck, die Situation sei schlimm, sag­te sie unlängst.

Die Abgeordnete Swetlana Schurova verteidigt die Sportlerin. Es gebe keinen Grund, sich auf Klischina zu stürzen, sagte sie. Und: „Wir üben zu viel Druck auf sie aus. Wenn sie dann aber eine Medaille gewinnt, werden wir unser Verhalten bereuen.“

Außer Klischina könnte noch eine zweite russische Leichtathletin in Rio antreten, die von der Lausanner Entscheidung nicht betroffen ist: Die 800-Meter-Spezialistin Julia Stepanowa. Die 30-Jährige und ihr Mann brachten vor zwei Jahren die Dopingpraktiken in Russland ans Licht und mussten ihre Heimat verlassen. Sie leben jetzt in den USA an einem geheim gehaltenen Ort.

Bei den diesjährigen Leichtathletik-Meisterschaften im Juli in Amsterdam trat Stepanowa an. Den Vorlauf musste sie nach 600 Metern abbrechen. Ob die Verletzung bis Rio behoben sein bzw. Stepanowa der Start auch dort erlaubt wird, ist noch nicht klar.

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