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„Nein heißt nein“Es ging nie um die Frauen

Die Reform des Sexualstrafrechts war unerlässlich. Doch die Party fällt aus – denn das Gesetz steht in kolonialistischer Tradition.

Warum musste es erst zu einem Vorfall massiver sexueller Belästigung kommen, bevor die Reform des Sexualstrafrechts verabschiedet wurde? Foto: Gräfin. / photocase.de

Feministin zu sein bedeutet, kritisch zu bleiben, auch wenn alle anderen in einen Freudentaumel verfallen. Wie zum Beispiel Anfang Juli, als „Nein heißt nein“ endlich im Sexualstrafrecht verankert wurde.

In verschiedensten Medien feiern Feminist*innen das neue Gesetz. Für mich als Feministin gibt es keinen Grund zu feiern. Und alle Feminist*innen, die, wie ich, weiß sind und das neue Gesetz als historischen Erfolg verbuchen, sollten aufhören, sich so zu nennen.

Mit dem neuen Gesetz werden feministische Forderungen instrumentalisiert, um Abschiebung und rassistische Diskriminierung zu rechtfertigen. Wenn wir als Feminist*innen Gleichheit fordern, muss das Gleichheit für alle heißen.

Alles andere ist nicht Feminismus, sondern höchstens eine Ermächtigung der eigenen (weißen) Gruppe auf Kosten der weiteren Unterdrückung einer anderen (nicht weißen). Und genau das ist es, worauf das neue Sexualstrafgesetz beruht.

Es geht um zwei Aspekte, die in der Beurteilung der Reform oft nicht beachtet werden. Erstens wird das Aufenthaltsrecht weiter eingeschränkt: Eine Person ohne deutsche Staatsbürgerschaft, die nach dem veränderten Strafrechtsparagrafen 177 verurteilt wird, kann in Zukunft leichter abgeschoben werden.

Rassistische Polizeigewalt

Zweitens können ganze Gruppen strafbar gemacht werden, wenn eine Person aus dieser Gruppe heraus einen sexuellen Übergriff begeht – ob das verfassungsmäßig ist, ist fraglich. Wie in der Praxis festgestellt werden soll, wer „sich an der Gruppe beteiligt“ hat, ebenso.

Im Zuge des gesellschaftlichen Diskurses nach Köln, in dem immer wieder arabische und nordafrikanische Männer als Sexualstraftäter vorkommen, besteht außerdem die Gefahr, dass das Gesetz in der Praxis viel Raum für rassistische Polizeigewalt lässt.

Keine Frage, die Reform des Paragrafen 177 war überfällig. In einer Studie von 2004 gaben laut Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 58,2 Prozent der befragten Frauen an, schon Situationen sexueller Belästigung erlebt zu haben.

Von durchschnittlich 8.000 angezeigten Vergewaltigungen im Jahr führen gerade einmal 1.000 zur Verurteilung der Täter und nur acht Prozent der von sexueller Gewalt Betroffenen gehen überhaupt zur Polizei.

Warum musste es erst zu einem Vorfall massiver sexueller Belästigung kommen, bei dem die Mehrheit der Täter die „Anderen“ waren, bevor in Deutschland endlich die Reform des bis dato zu laxen Sexualstrafrechts verabschiedet wurde?

„Die Anderen“

Es war die öffentliche Debatte über die Kölner Silvesternacht, die zu dem Paragrafen 177 in seiner neuen Form geführt hat. Die Vorkommnisse eigneten sich bestens, um sexuelle Gewalt auf die „Männer mit arabischem Aussehen“ auszulagern – und sich so mit der eigenen schuldhaften Verstrickung nicht befassen zu müssen.

Nicht nur der Zeitpunkt, sondern auch das Gesetz selbst lassen vermuten, dass ihm rassistische Vorurteile zugrunde liegen: Die Täter, das sind immer „die Anderen“.

Warum wurde mit der Gesetzesnovelle das Asylrecht und das Aufenthaltsrecht gleich mit verschärft, wenn es eigentlich um den Schutz der Betroffenen vor sexueller Gewalt gehen sollte?

Der europäische Versuch, Sexismus als Problem der kolo­nialen Anderen darzustellen, reicht weit zurück

Tatsächlich aber hat dieses Narrativ in Europa eine lange Tradition. Die kolonialen Strategien wiederholen sich. Schon im 19. Jahrhundert instrumentalisierte der Westen den weiblichen Körper, um Unterdrückung zu legitimieren: Damals die Kolonialherrschaft, heute die Abschiebung von Geflüchteten.

Der Literaturwissenschaftler Edward Said war einer der Ersten, der aufzeigte, wie der Westen den „Orient“ in Kunst, Literatur und Wissenschaft als rückständig und irrational darstellte, um sich selbst in Abgrenzung dazu als aufgeklärt und rational in Pose werfen zu können.

„Die orientalische Frau“

Sexualität und die Rolle der Frau in der Gesellschaft spielten dabei eine zentrale Rolle. So schrieb der französische Schriftsteller Gustave Flaubert 1853 nach einer Ägyptenreise: „Die orientalische Frau ist nicht mehr als eine Maschine. Sie macht keinen Unterschied zwischen dem einen und dem anderen Mann“ – und sprach den Frauen so das Menschsein ab.

Ähnlich ent­mensch­lichende Assoziationen waren nach der Silvesternacht in Köln auch über das andere Geschlecht, also die „nordafrikanischen Männer“ zu lesen, die Tieren gleich nicht in der Lage seien, ihre Sexualität zu kontrollieren.

Halbnackte Frauen, die lasziv im „Hamam“ oder im „Harem“ herumliegen oder auf dem Bazar als Sklavinnen verkauft werden, sind häufige Motive in den Gemälden europäischer Maler aus dem 19. Jahrhundert. Oft werden die Objekte der Begierde als weiß dargestellt und die Menschen, die sie bedienen oder die sie anschauen, als schwarz.

Laut Zachary Lockman, Professor für Middle Eastern and Islamic Studies, lebten die Künstler in solchen Darstellungen eigene Fantasien aus, die sie gleichzeitig auf die orientalischen „Anderen“ abschoben. Die moralische Überlegenheit des Westens wurde in Abgrenzung dazu abermals bestätigt.

Auch ein niedriger gesellschaftlicher Status von Frauen, also deren Ausbeutung und Unterdrückung, wurde von den Kolonialmächten immer wieder benutzt, um ihre Herrschaft zu rechtfertigen.

Die afghanische Frau

Lord Cromer, in den Jahren 1877 und 1907 britischer Generalkonsul in Ägypten, liefert hierfür zahlreiche Beispiele. „Die Position von Frauen in Ägypten und mohammedanischen Ländern im Allgemeinen“, so schrieb er, „ist […] ein fatales Hindernis für die Erhebung des Denkens und des Charakters, welche die Einführung der westlichen Zivilisation begleiten sollte.“

Eine Argumentation, die auch bei dem Einmarsch der US-Truppen in Afghanistan im Jahr 2001 eine Rolle spielte. Auch damals wurde immer wieder die unterdrückte afghanische Frau als Beleg für die Brutalität und Rückständigkeit des Talibanregimes und im Gegenzug für die moralische Überlegenheit der westlichen Truppen bemüht.

Zurück in England wurde Lord Cromer übrigens Präsident der National League for Opposing Woman Suffrage, die gegen die Frauenbewegung und das Frauenwahlrecht kämpfte.

Der europäische Versuch, Sexismus als Problem der kolonialen „Anderen“ darzustellen, reicht also schon weit zurück und war damals ebenso wie heute vor allem ein vorgeschobenes Argument, statt ein tatsächlicher Beweggrund für politisches Handeln.

Postkoloniale The­ore­ti­ker*­in­nen gehen sogar davon aus, dass es vielerorts die Kolonialmächte selbst waren, die starre Geschlechterrollen und patriarchale Verhältnisse überhaupt erst in den Kolonien etablierten.

Witwenverbrennung

Mr Fielding Hall, Teil der britischen Kolonialverwaltung in Myanmar, fand dort, laut seinen Schriften, eine hohe Geschlechtergleichheit vor. In seinen Augen war das wiederum ein Hindernis für den Fortschritt. „Die Frauen müssen ihre Freiheit im Interesse der Männer aufgeben“, war eine der Maßnahmen, die er vorschlug, um die myanmarische Gesellschaft zu „zivilisieren“. Die Argumente wurden und werden also so gedreht, wie es gerade nützlich erscheint.

Dass Kolonialherren die Stellung der Frau derartig instrumentalisierten, machte es außerdem für kolonisierte Frauen unmöglich, für sich selbst zu sprechen, so argumentiert Gayatri Chakravorty Spivak, neben Said eine Begründerin der Postkolonialen Studien.

Die Tradition der Witwenverbrennung (Sati) in Indien, die im Übrigen nur in Ausnahmefällen in bestimmten Regionen und auch in der Regel freiwillig praktiziert wurde, wurde von den Briten als „barbarischer Brauch“ verurteilt und schließlich verboten.

Charles James Napier, Oberbefehlshaber der Truppen der Britisch-Ostindischen-Handelsgesellschaft, drohte: „Wenn Männer Frauen bei lebendigem Leibe verbrennen, hängen wir sie und konfiszieren all ihren Besitz.“ Derselbe Napier war bekannt dafür, Aufstände brutal niederzuschlagen. Wenn eine Frau sich also gegen Sati entschied, kam das einer Entscheidung für die britische Unterdrückung gleich.

Women of Colour

Einen ähnlichen Effekt könnte das neue Sexualstrafgesetz haben. In einer Pressemitteilung des Bündnisses #ausnahmslos gibt die Berliner Aktivistin Keshia Fredua-Mensah zu bedenken: „Besonders Migrantinnen und Frauen ohne geklärten Aufenthaltstatus können zusätzlich in fatale Abhängigkeitsverhältnisse gebracht werden. Wenn die Täter, wie in den meisten Fällen, aus ihrem privaten Umfeld stammen, kann das Risiko einer Abschiebung dazu führen, dass die Betroffenen erst gar keine Anzeige erstatten.“

Die Betroffenen von sexualisierter Gewalt werden dabei zum Schweigen gebracht. Das gilt besonders für Women of Color. Deshalb ist das neue Sexualstrafrecht für Feminist*innen kein Grund zum Feiern.

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28 Kommentare

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  • Vor dem Hintergrund, dass die Forschung nachgewiesen hat, das nur ca. 5% Bewusste Entscheidungen sind, stellt sich für mich die Frage, wie man dann immer auf Urteile kommt, welche von voller Schuldfähigkeit ausgehen?

  • Es ist schwer eine Vergewaltigung anzuzeigen und ein Gericht davon zu überzeugen, wenn es keine Beweise ausser der eigenen Aussage gibt.

    Umgekehrt ist es inzwischen aber noch viel schwerer eine Falschanzeige abzuwehren. Nachdem im Familienrecht die sexistische Standardregel "Die Kinder kommen zur Mutter" ein wenig aufgeweicht wird und auch mütterliche Kindsentführung nicht mehr stets als Kavaliersdelikt gilt, suchen skrupellose Frauen (ja solche gibt es auch) Wege, um einen Freifahrschein zu erhalten. Die Anzeige einer Vergewaltigung führt dazu, dass der Mann ohne Anhörung des Hauses verwiesen wird und seine Kinder allenfalls noch in Begleitung des Jugendamtes sehen darf.

    Die Frauen halten dann ihre Aussage nicht mehr aufrecht und die Staatsanwaltschaft stellt die Verfahren ein. Wenn dann ein Mann mal das Glück hat, eine SMS der Frau vorweisen zu können, in der sie die Falschanzeige zugibt, hilft ihm dies trotzdem nur wenig. Kein Beschluss wird aufgehoben, das Vergewaltigungsverfahren ist sowieso eingestellt und die Staatsanwaltschaft ermittelt auch nicht gegen die Frau, da ja "nichts passiert" sei.

    Dies ist leider bittere Realität und Hintergrund vieler der 7000 eingestellten Verfahren. Denn eines wissen wir: Hinter den 7000 Verfahrenseinstellungen stehen 7000 ungesühnte Verbrechen. Ob davon 5000 ungesühnte Vergewaltigungen und 2000 ungesühnte Falschaussagen sind - oder umgekehrt, das wissen wir jedoch nicht.

    Es ist unerträglich, dass unsere Gesellschaft nicht gewillt ist, diese Falschaussagen zu verfolgen und es auch keine Opferorganisation für die Opfer von Falschaussagen gibt. Wer Gerechtigkeit mit einer ideologischen Brille erreichen will und dabei alle Sachverhalte ausblendet oder gar uminterpretiert, die ihm/ihr nicht in die Ideologie passen, strebt nicht nach Gerechtigkeit sondern nach dem Gegenteil davon. Es wird Zeit, dass diese Gesellschaft hier aufwacht - wobei die Menschen in diesem Land da klüger und weiter sind als die Presse und die Regierung.

    • @Velofisch:

      (cont.)

      So oder so halte ich den Umgang der Gesellschaft (und damit meine ich nicht nur das Rechtssystem) mit sexueller Gewalt noch lange nicht für ausgereift genug, um guten Gewissens sagen zu können, dass Falschbeschuldigungen aktuell der dringendere Fokus sind. Ich würde auch soweit gehen, zu behaupten, dass der unerträglich unangemessene Umgang mit eigenen Erfahrungen oft dazu führt, dass man eben jene von Ihnen erwähnte ideologische Brille aufsetzt. Es ist auch wirklich gerade für Betroffene kein Thema, das sich mal eben komplett ohne Emotionen diskutieren lässt.

    • @Velofisch:

      Die ganze Sache verkompliziert sich leider ungemein dadurch, dass es nicht unwahrscheinlich ist, dass eine gewisse Zahl an Tätern sich ihrer Schuld überhaupt nicht bewusst ist oder dieses Bewusstsein durch dank Rape Culture immer noch akzeptable Pseudolegitimationen kontert, von "ich hab' das Nein halt nicht gehört" über "wenn Frauen nein sagen, meinen sie eigentlich ja" bis hin zu "sie hat ja gar nicht nein gesagt, schließlich war sie unglaublich betrunken - aber betrunkener Sex ist ja so üblich, oder?".

       

      Ich will nicht bestreiten, dass Falschanschuldigungen wegen Vergewaltigungen Konsequenzen nach sich ziehen und nicht nur das Opfer der Beschuldigung nachhaltig schädigen, sondern auch allen tatsächlichen Opfern sexueller Gewalt einen gewaltigen Stinkefinger zeigen, aber die Reaktion auf eine Vergewaltigungsbeschuldigung variiert auch heute noch von Umfeld zu Umfeld, und anbetracht der emotionalen und organisatorischen Meisterleistungen, die man vollbringen muss, um eine Vergewaltigung vor Gericht zu beweisen, würde ich nicht behaupten, dass die Abwehr einer Falschaussage unbedingt schwerer ist.

       

      Das Problem bei dieser Diskussion ist leider, dass sie sehr schnell anekdotisch wird ("ich kenne einen, der wurde falsch beschuldigt und sein Leben ist ruiniert!" vs. "ich kenne einen, der hat jemanden wirklich vergewaltigt und keine Sau interessiert's!"). Ich kann zumindest sagen, dass ich weitaus mehr Opfer sexueller Gewalt kenne als Opfer von Falschbeschuldigungen in dieser Hinsicht, aber man neigt ja auch dazu, den Kontakt zu Gleichgesinnten zu suchen.

      • @Hu Sanniang:

        Vergewaltiger, die sich ihres Verbrechens nicht bewusst sind, sind ein Problem. Daher darf es auch keine blinde Unterstützung von möglichen Opfern von Falschbeschuldigungen geben.

        Das ist aber das Gleiche wie bei Frauen, die einen Mann wegen einer Vergewaltigung bezichtigen. Der Mann hat sie vielleicht betrogen oder sie fühlten sich in der Partnerschaft ausgenutzt und daher meinen einige Frauen, dass er die Falschbeschuldigung "verdient" hätte und haben ebenso kein Unrechtsbewusstsein.

        Opfervereine dürfen keine Seite vorbehaltlos unterstützen sondern müssen auf Widersprüche oder schiefe Moralvorstellungen entsprechend reagieren. Aber genau da gibt die ideologischen Scheuklappen: a) Keine Frau wird einen Mann bzgl. einer Vergewaltigung falsch bezichtigen. b) Jeder Frau muss vorbehaltlos geglaubt werden. c) Kritisches Nachfragen führt zur Verstärkung der Traumatisierung und ist deshalb tabu.

        Es geht dabei gar nicht darum, die alten Verhältnisse wieder herzustellen, in dem Frauen generell nicht geglaubt wurde, ihre Vorgeschichte verdreht wurde um zu suggerieren, dass sie es eigentlich ja doch "gewollt" hätte und in ihrem Verhalten eine Mitschuld wenn nicht gar eine Aufforderung zur Vergewaltigung gesehen wurde.

        Es geht um eine erschütterbare positive Einstellung gegenüber den Unterstützung suchenden Frauen. Verwickeln diese sich in Widersprüche oder scheint die Anzeige nicht durch die vorgebliche Tat sondern anders motiviert zu sein, muss nachgehakt werden. Dies gilt für Opfervereine, die öffentliche Unterstützung erhalten und muss natürlich erst recht für Polizei und Staatsanwaltschaft gelten.

        • @Velofisch:

          Bestimmt gibt es die eine oder andere Falsch-Beschuldigung. Ich finde aber, das ist eine unzulässige Verzerrung der Problemlage. Diese Problematisierung von Männern als Opfer von Falsch-Beschuldigungen ist zahlenmäßig völlig unverhältnismäßig im Vergleich mit der Anzahl der tatsächlichen Vergewaltigungen - vor allem denen, die strafrechtlich nicht geahndet werden (können).

  • Ich find´s überzogen, bei einem längst überfälligen Gesetz so brachial die rassistische Keule zu schwingen.

     

    Natürlich ist es bedenklich, daß die neuen Gesetze erst nach Köln diskutiert und umgesetzt wurden. Ich finde es aber eher rassistisch, die Übergriffe wegen ebensolcher Grabschereien weißer Täter (die berühmten Oktoberfest-Übergriffe) zu verharmlosen bzw. zu relativieren. "Positiver" Rassismus wäre das.

     

    Allerdings muß bei weißen einheimischen Tätern genauso streng hingeschaut werden wie bei den Nordafrikanern in Köln. Zweierlei Maß darf es nicht geben. Justitia sollte keinerlei "Farbenlehre" praktizieren.

  • 7G
    75026 (Profil gelöscht)

    "Wenn eine Frau sich also gegen Sati entschied, kam das einer Entscheidung für die britische Unterdrückung gleich."

     

    Naja, zuerst einmal war das doch eine Entscheidung für das eigene Leben.

  • "Von durchschnittlich 8.000 angezeigten Vergewaltigungen im Jahr führen gerade einmal 1.000 zur Verurteilung der Täter"

     

    Hier wird der Eindruck erweckt, Tausende Täter seien straffrei davon gekommen. Man kann das auch anders lesen: 7.000 Unschuldige wurden offenbar unberechtigt angeklagt und deshalb von den Gerichten freigesprochen!

    • 6G
      628 (Profil gelöscht)
      @Mark_Sch:

      Beide Lesarten sind natürlich Unsinn, da kein Mensch weiß, wie viele Täter sich unter den 7000 Freigesprochenen befinden. In einem Rechtsstaat gilt nun mal die Unschuldsvermutung, somit kann ein tatsächlicher Täter auch nur dann verurteilt werden, wenn ihm die Tat zweifelsfrei nachgewiesen werden kann.

      Für das Opfer ist das verständlicherweise nur schwer erträglich. Nichtsdestoweniger wird wohl niemand fordern, das Prinzip der Unschuldsvermutung aufzugeben.

  • Liebe Lou Zucker,

    danke für diesen interessanten Beitrag. Meines Erachtens nach legt er einen empfindlichen Punkt der „Nach Köln“ Debatte offen.

     

    Allerdings empfinde ich Ihre Darstellung der Spivakschen Kritik als verkürzt - und zwar an einem entscheidenden Punkt.

     

    1. Sie beziehen sich auf das Beispiel des Witwenopfers, das Spivak heranzieht. Sie schreiben, dieses sei meist freiwillig gewesen und weisen auf die Bevormundung der Kolonialmacht hin, die dazu führte, dass die kolonisierten Frauen zum Schweigen gebracht wurde.

     

    2. Meines Erachtens nach arbeitet Spivak aber heraus, dass die Stimmen subalterner Frauen zwischen ZWEI Positionen verschwinden.

    Zwischen „wir mussten die Frauen retten“ (die weißen Kolonialherren) und „die Frauen wollten sterben“ (das indische nativistische Narrativ). Beide Sätze legitimieren sich gegenseitig und die Positionen der involvierten Frauen verschwinden dazwischen vollständig.

     

    3. Ihr Text aber macht diese verzwickte Situation nicht deutlich, sondern folgt selbst dem, was Spivak das (subalterne Frauen ebenfalls zum Verstummen bringende) „indische nativistische Narrativ“ genannt hat.

     

    Natürlich kann in einem Zeitungsartikel eine vielschichtige Kritik, wie die von Spivak, nicht in allen Facetten dargestellt werden.

     

    Ich frage mich aber, ob die Verkürzung an dieser Stelle nicht doch symptomatisch ist für ein größeres Problem der "postcolognialen" Debatte(n)...

  • Unsere Sexualkultur orientierte sich lange Zeit an ganz praktischen Paradigmen. Jedem - verheirateten - Menschen sollte es ermöglicht werden, Nachwuchs zu bekommen. Etwas überspitzt formuliert führte das dazu, dass eine an sich schöne und lustvolle Angelegenheit an den Paradigmen der Nutztierzucht ausgerichtet wurde. Der Frau wurde dabei die Rolle der Empfangenden und Gebärenden zugewiesen und damit ihr Mann so oft wie möglich in der Lage war, sie vaginal zu penetrieren und so zu befruchten, wurde von Frauen verlangt, dass sie ihn in seiner Sexualität bestätigten. Unabhängig davon, wie kümmerlich, primitiv, dumpf oder sogar brutal die war. In Folge dessen verlernten die Menschen ganz einfach, wie guter Sex geht. Diese Rollenmuster sind tausende von Jahren alt. Vermutlich entstanden sie, als die Bevölkerung in Folge der Seßhaftwerdung und der Entwicklung der Tierzucht, ihre sozialen Funktionen und Normen auf die neuen Bedingungen umstellen musste. Mittlerweile sind wir wieder einen Schritt weiter. In unseren westlichen Industrie- und Dienstleistungsgesellschaften streben wir gleiche Rechte für beide Geschlechter an. Natürlich müssen die Traditionen nach und nach angepasst werden. Sexualität wurde im Laufe der vergangenen Jahrzehnte zu etwas Alltäglichem, verlor den Ruch des Besonderen und Verbotenen. Gleichzeitig meldeten auch die Frauen ihr Recht darauf an, sexuelle Erfüllung zu finden. In welcher Form auch immer.

     

    Im Grunde ist das eine sehr gesunde und menschenfreundliche Entwicklung.

    • @Angelika Oetken:

      Interessant. Vor der Sesshaftwerdung hatten Menschen guten, freien Sex, bei dem alle gleich waren und gleich erfüllt wurden? Wie lange war die Periode? Jahrmillionen? Und dann hat der Mensch durch die kulturelle Revolution das alles vergessen. Und heute wollen wir es innerhalb von wenigen Jahren in einer Generation wieder zurückdrehen?

      Und wie war es damals mit der Fortpflanzung? Sex wie bei den Bonobos?

      Interessant.

      • @fly:

        Den modernen Menschen gibt es seit ungefähr 120 000 Jahren. Wie die sexuellen und familiären Beziehungen zwischen Frauen und Männern ursprünglich einmal ausgesehen haben könnten, lässt sich an dem, was wir über die San, eine im südlichen Afrika beheimatete Volksgruppe wissen ablesen. Sie haben bis vor einigen Jahrzehnten noch so gelebt wie unsere ursprünglichsten Vorfahren.

         

        Die San gehörten bis zu dem Zeitpunkt an dem ihre Lebensweise zurückgedrängt und verändert wurde, zu den zufriedensten und gesündesten Afrikanern.

         

        Der Hauptdarsteller in "Die Götter müssen verrückt sein" war ein San.

        • @Angelika Oetken:

          Sorry, so pauschal lässt sich das nicht sagen.

           

          Von den indigenen Bevölkerungen im südlichen Afrika, die kollektiv als San bezeichnet werden, haben nur ein kleiner Teil in der Kalahari ihre Lebensweise bis vor einigen Jahrzehnten relativ unbeeinflusst beibehalten. (Auch das ist umstritten, aber sei’s drum.) Die romantisierende Darstellung in „Die Götter müssen verrückt sein“ hat aber auch mit deren Lebensrealität relativ wenig gemein.

           

          Die Gesellschaftsform der San nun auf die der präneolithischen Bevölkerungen der restlichen Welt (und damit auch unsere Vorfahren) zu übertragen, ist dagegen reine Spekulation. Sie sprechen hier ja immerhin über einen Zeitraum von 100.000 (!!) Jahren und im Grunde die gesamt geographische Welt.

          Es mag schon stimmen, dass die sog. „neolithische Revolution“, also der Übergang von einer mobilen zu einer sesshaften, Ackerbau betreibenden Lebensweise, die größte gesellschaftliche Zäsur in der Menschheitsgeschichte dargestellt hat. Ich glaube das gerne. Dass die Menschen zuvor, allein schon aus wirtschaftlicher Notwendigkeit, zumeist nicht in großen und festen Gruppen gelebt haben, stimmt vermutlich ebenfalls.

          Vielleicht waren ja tatsächlich viele Leute damals ähnlich egalitär unterwegs, wie früher die San in der Kalahari.

          Allein, niemand weiß es.

  • Bei dem, was als "Verschärfung des Sexualstrafrechts" bezeichnet wird, handelte es sich ja in Wirklichkeit um die Umsetzung einer EU-Richtlinie, die in Folge der Debatten um die "Silvesternacht" schneller durchgeführt wurde, als das ansonsten in Deutschland üblich ist. Ähnlich lief es schon im vergangenen Jahr, als der so genannte "Edathy-Prozess" die Absegnung einer Gesetzesvorlage zum verbesserten Schutz von Kindern anschob, die unter Frau Leutheusser-Schnarrenberger jahrelang in der Schublade gelegen hatte. Aus der Sicht von Kinderschützern und den GegnerInnen sexualisierter Übergriffe und Gewalt bitter, aber typisch.

  • Wenn man mal bedenkt, wie viel sexualisierte Gewalt durch gesellschaftliche Sachverhalte entsteht, die sich nur schwer in einen rechtlichen Kontext übersetzen lassen (gesellschaftlicher Druck, dass Frauen mit ihren männlichen Partnern Sex haben müssen, sehr gemischte Definitionen von sexuellem Einvernehmen, ...), ist diese Gesetzesneuerung nicht einmal wirklich radikal, sondern war in meinen Augen eher längst überfällig.

     

    Bei dem Artikel bin ich mir in einem Punkt nicht sicher, ob ich der_m Autor_in da zustimmen würde, und zwar betrifft dies die Freiwilligkeit der Witwenverbrennungen, da ja ein Witwenstatus in der zugehörigen Gesellschaft oftmals einen Statusverlust und negative finanzielle Konsequenzen bedeutet(e) und sich immer die Frage stellt, wie freiwillig eine Handlung ist, wenn die Alternativen mit einer Menge Leid verbunden sind. Nun bin ich aber weder Frau noch Mitglied der indischen Diaspora und mein Wissen ist da alles andere als begrenzt. Dennoch halte ich es nicht für nötig, dass weiße Personen sich immer 1000 Prozent dafür entscheiden, systematische Unterdrückung in nicht-weißen Gesellschaften im Rahmen der PoC-Selbstbestimmung zu dulden und Kritik daran als rassistisch zu diskriminieren. Meiner Meinung nach ist eine Kritik an nicht-weißer Frauenfeindlichkeit, Homophobie usw. erst dann rassistisch, wenn sie nach dem Motto "wir im aufgeklärten weißen Westen machen es besser und werden euch beibringen, wie das richtig geht" oder "Kultur X ist halt eine fundamental frauenfeindliche Kultur" geschieht.

     

    Ich würde auch nicht pauschal sagen, dass das neue Sexualstrafrecht direkt rassistisch ist, sondern das Asyl-/Ausländerrecht, das parallel dazu existiert, sowie die Debatte, die die Reform zum großen Teil angestoßen hat (Re: Kölner Silvesternacht). Den Riesenhaufen sexual gewalttätiger Kartoffeln hat man nämlich vor diesem Ereignis systematisch ignoriert, so wie es auch jetzt noch gerne ignoriert wird.

  • 3G
    33523 (Profil gelöscht)

    Ich habe mir schon häufiger anhören müssen das ich die Komplexität gesteswissenschaftlicher Arbeit nicht nachvollziehen könnte. Und in der Tat das kann ich nicht. Ich kann wohl intellektuell den Gedankengan nachvollziehen aber ich kann darin keine Komplexität erkennen, nur krude Hypothesen, die um ein bestimmtes Weltbild herum aufgebaut sind, zwischen denen aber tatsächlich kein Zusammenhang besteht. Das was hier von Vertretern dieser Thesen gerne als Komplexität verkauft wird ist in Wahrheit nichts Anderes als die Fähigkeit sich geistig so zu verrenken das man Muster erkennt wo tatsächlich keine sind. So auch in diesem Fall,...

     

    Nun bin ich sicher kein Freund der Reform des Sexualstrafrechtes aber zu behaupten das dieser irgendwie rassistisch wäre ist bizarr. Das Gestz ist für alle gleich. Wenn sich dann besonders viele Männer aus dem Nahen Osten entscheiden Straftaten zu begehen die unter diesen Paragraphen fallen dann beweist das nicht das dieses Gestz rassistisch ist sondern das Männer aus dem Nahen Osten in besonderer Weise zu solchen Straftaten neigen. Das diese dafür bestraft werden ist nur legitim und das wir Gewalttäter in unserer Gesellschaft nur dulden wenn wir es müssen auch.

     

    Wenigstens in einem Punkt sind wir uns einig: Das man jetzt schon fürs bei einer Gruppe stehen bestraft werden kann ist eine Frechheit. Dieser wird man sich über das Bundesverfassungsgericht sicher früher oder später entledigen,...

    • @33523 (Profil gelöscht):

      Straftäter mit einem deutschen Pass kommen in den Knast und haben anschliessend ihre Schuld verbüßt.

       

      Straftäter ohne deutschen Pass kommen in den Knast und werden danach ausgewiesen bzw. abgeschoben.

       

      Und über die Quoten, wieviele Straftäter mit deutschem Pass tatsächlich verurteilt wird und wieviele Straftäter ohne deutschen Pass, ist damit noch gar nichts ausgesagt.

       

      Wer sowieso in doppelten Standards denkt ("gute Deutsche" vs. "böse Migranten"), dem kann da natürlich auch nichts auffallen.

      • 3G
        33523 (Profil gelöscht)
        @cursed with a brain:

        Das gilt für jede Straftat, nicht nur für Sexualdelikte. Von daher ist ein gesonderter Bezug zu diesem Gesetz schlicht nicht vorhanden.

         

        Über solche Quoten kann man spekulieren so viel man will. Belastbare Daten gibt es da nicht. Was man daraus macht ist eine Frage der Gesinnung. Jemand der die Justiz schlecht dastehen lassen möchte wird natürlich unterstellen das diese rassistisch ist das bei einzelnen Richtern auch der Fall. Grade wenn die NPD mit ihren Schöffen Aktionen in der Region erfolgreich war. Für die Pauschale Verurteilung die Sie da aber heraufbeschwören sehe ich da aber keine Rechtfertigung.

         

        Ich denke nicht in "doppelten Standards", ich beherrsche die Grundrechenarten und Verlasse mich lieber auf die Statistik der Behörden als auf die Sozialromantik ideologisch motivierter Journalisten.

      • @cursed with a brain:

        So sehr ich sonst Ihre Kommentare schätze, aber diese Argumentation führt zu nichts - außer dass bei vielen Menschen das ungute Gefühl hochkommt, Ausländer sollten bevorzugt werden. Denn:

         

        Straftäter ohne Arbeit kommen in den Knast und haben anschließend ihre Schuld verbüßt.

         

        Straftäter mit Arbeit kommen in den Knast und sind danach arbeitslos.

         

        Unverheiratete Straftäter kommen in den Knast und haben anschließend ihre Schuld verbüßt.

         

        Verheiratete Straftäter kommen in den Knast und sind danach mit großer Wahrscheinlichkeit verlassen bzw. geschieden.

         

        25-jährige Straftäter kommen in den Knast - für eine Dauer von 2 % ihrer restlichen Lebenserwartung.

         

        60-jährige Straftäter kommen in den Knast - für eine Dauer von 10 % ihrer restlichen Lebenserwartung.

         

        In keinem anderen Fall von nachteiligen Folgen wird das Argument "doppelte Bestrafung" akzeptiert- warum dann gerade bei der negativen Folge "Abschiebung"?

    • @33523 (Profil gelöscht):

      Der Rassismus begann schon direkt danach in den Zeitungen, als darüber geschrieben wurde, dunkelhäutige Männer hätten weisse Frauen angegraptscht...! Diese Haltung wurde dann in rechtskonservativen Kreisen bis zum Erbrechen perpetuiert, auch wenn es nicht einmal ansatzweise den Tatsachen entsprach!

      • 3G
        33523 (Profil gelöscht)
        @Lesebrille:

        Der Staat ist nicht für die Medien verantwortlich. Der Staat ist nicht für die Gedanken seiner Bürger verantwortlich. Der Staat ist für die Gesetzgebung und deren Durchsetzung verantwortlich.

         

        Wenn in dem Gesetzestext keine Diskriminierungen enthalten sind dann ist das Gesetz auch nicht rassistisch. Wenn die Polizei am Ende mehr Ausländer als Deutsche festnimmt dann ist das auch nicht rassistisch, insofern die Festnahmen gerechtfertigt sind. Sicher gibt es rassistische Staatsdiener aber das sind eben Individuen. Stören tut mich die Unterstellung Systematischen Rassismus wo schlicht keiner ist.

    • @33523 (Profil gelöscht):

      "Wenn sich dann besonders viele Männer aus dem Nahen Osten entscheiden Straftaten zu begehen die unter diesen Paragraphen fallen dann beweist das nicht das dieses Gestz rassistisch ist sondern das Männer aus dem Nahen Osten in besonderer Weise zu solchen Straftaten neigen."

       

      Hier darf man natürlich nicht außer acht lassen, dass "überdurchschnittlich viele Männer aus dem Nahen Osten werden für Sexualverbrechen verhaftet/verurteilt" nicht mit "überdurchschnittlich viele Männer aus dem Nahen Osten begehen Sexualverbrechen" gleichzusetzen ist. Was die_r Autor_in irgendwie nicht mal so richtig anspricht (oder ich habe es nur überlesen - man sollte während der Arbeitszeit ja eigentlich nicht auf taz herumkommentieren...), ist, dass es gerade durch den Zusammenhang, in dem dieses Gesetz entstanden ist, rassistisches Profiling im Bezug auf sexuelle Gewalt als gar nicht so unwahrscheinliche Konsequenz erscheint.

       

      Dabei sollte es natürlich nicht so sein, dass bei nicht-weißen Männern weggeschaut werden sollte, sondern bei weißen Männern besser hingeschaut.

      • 3G
        33523 (Profil gelöscht)
        @Hu Sanniang:

        Wenn man da Rassismus nachweisen kann bin ich der Letzte der dafür ist. Was mich stört ist die unwahrscheinlich niedrige Grenze ab der heutzutage mit Rassismus-Vorwürfen um sich geworfen wird. Gemessen an der Anzahl der Vorwürfe die zu diesem Thema vom Stapel gelassen werden waren die 50er und 60er eine Hochzeit der Gleichheit und Nächstenliebe. Ist natürlich absoluter Unfug,... aber gemessen am Verhalten der Aktivisten absolut nicht abwegig anzunehmen.

         

        Wo sind die Belege dafür das bei Weißen Männern eher weggeschaut wird als bei Männern aus dem Nahen Osten? Im näheren Umfeld ist eher das Gegenteil der Fall und wenn Sie das nicht glauben: Fragen Sie mal zehn Musliminnen.

  • Die ganze Absurdität und Verlogenheit der Debatte um die Vorgänge in der Silvesternacht, wird erst so richtig deutlich, wenn man sich klar macht, dass "Antanzen" und "Grapschen" eine seit Langem bekannte Ablenkstrategie bei organisierten Taschendieben ist. Ausgeführt von Jugendlichen oder jungen Männern, die das Schicksal oder Menschenhändler in die Prostitution geführt hat. Und die aus diesem kriminellen Milieu häufig nie wieder herauskommen. Wollen sie sich nicht mehr von "Freiern" als beheizbare Gummipuppe missbrauchten lassen, bleibt ihnen nur der Drogenhandel oder der Diebstahl. Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge sind sehr geeignete Opfer für MissbraucherInnen. Bei den "Freiern" handelt es sich um mehr oder minder gut situierte, oft vollkommen unauffällig, d. h. bürgerlich lebende Männer. Kommunen, die sich dagegen schützen wollen, sollten dafür sorgen, dass es genug Beratungsstellen für männliche Opfer organisierter sexueller Ausbeutung gibt und entschlossener gegen Kinderhändler und den Vertrieb von so genannter "Kinderpornografie" vorgehen. Womit entsprechend eingestellte Männer oft erst "angefüttert" werden. Auch sie sind oft mal Opfer von sexueller Ausbeutung gewesen, als Kinder von ihren Müttern, Vätern oder anderen Angehörigen missbraucht und in ihrer sexuellen Entwicklung beschädigt worden. So schließt sich der Kreis. Die Anzeichen dafür, dass Männer, die ihre sexuellen Traumatisierungen nicht aufgearbeitet haben, innerhalb der Gruppe der Vergewaltiger und "Kunden" von Prostitution und Pornografie groß ist, sind überdeutlich. Deren Zahl ist so groß, dass sie zu einer der Blaupausen für das geworden sind, was als "typisch männliches" Sexualverhalten gilt und meist nichts Anderes ist als unwürdig und ekelhaft.

     

    Angelika Oetken, Berlin-Köpenick, eine von 9 Millionen Erwachsenen in Deutschland, die in ihrer Kindheit und/oder Jugend Opfer schweren sexuellen Missbrauchs wurden

    • 6G
      628 (Profil gelöscht)
      @Angelika Oetken:

      ' Womit entsprechend eingestellte Männer oft erst "angefüttert" werden. Auch sie sind oft mal Opfer von sexueller Ausbeutung gewesen, als Kinder von ihren Müttern, Vätern oder anderen Angehörigen missbraucht und in ihrer sexuellen Entwicklung beschädigt worden.'

       

      Das mag es auch geben, ich bezweifle aber doch sehr stark, dass das die Regel ist. Täter sind meines Erachtens nicht in erster Linie in ihrer 'sexuellen Entwicklung' beschädigt, sondern verfügen eher über eine unterentwickelte Fähigkeit zur Empathie (der häufig mit einer Neigung zum Sadismus einhergeht). Sehr oft geht es den Tätern ja auch eher um ein Gefühl von Macht als um die unmittelbare Befriedigung ihrer sexuellen Bedürfnisse.