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Arabischer AntisemitismusDie Missgunst der Abgehängten

Antisemitismus bei Muslimen ist nicht ethnisch bedingt. Er speist sich aus dem verlorenen Krieg von 1948 und aus Neid auf die Stärke Israels.

Die „Messerintifada“, auf die das Graffito anspielt, ist eine Welle antisemitischer Angriffe gegen Israel Foto: dpa

Ins Auditorium des Jüdischen Museums Berlin musste diese Veranstaltung aus dem kleineren Saal in der Jüdischen Akademie verlegt werden – groß war das Interesse für diesen Vortragsabend: „Antisemitismus in der arabischen Welt. Fakten und Mythen“. Geladen waren Michael Kiefer, Islam- und Politikwissenschaftler der Universität Osnabrück, und Omar Kamil, Politikwissenschaftler aus Leipzig, beide mit Expertisen zu diesem Thema bekannt geworden.

Kiefer führte in seinem Referat aus, dass antisemitische Haltungen Muslimen nicht ethnisch zuzuschreiben seien. Die Haltungen speisen sich vielmehr als „Mixtur“ aus vielen Quellen, vor allem europäischen.

Omar Kamil kommentierte Kiefers These – und wurde deutlicher. Das entscheidende Datum für das muslimische, arabische Empfinden Juden gegenüber sei nicht die israelische Staatsgründung, sondern der ihr 1948 nachfolgende Krieg der arabischen Staaten gegen Israel – den die Angreifer verloren. Diese Niederlage sei in der arabisch-muslimischen Welt als „Nakba“ zum Mythos geworden, als „Katastrophe“ schlechthin. Bis dahin galten in muslimischen Augen Juden als seltsam, komisch, klein, nicht ernstzunehmen in puncto Kraft und Potenz. Furcht machten bis dahin Christen (Kreuzfahrer etc.). Dass der gerade geborene jüdische Staat nun seinen Angreifern trotzte, wirkte in der Tat schockierend: Wehrfähige Juden kannte man, historisch gesehen, nicht.

Dieser Gedanke – dass aus Schwachen Starke werden – wäre an diesem Abend aufzugreifen gewesen: Dass ja schon in den Augen der Nachgeborenen der Nationalsozialisten die größte Provokation nicht im Jüdischen allein lag, sondern in dessen muskulärem Vermögen; dass Israel seiner höchstwahrscheinlich atomaren Potenz wegen gehasst wird.

Es geht also um Neid, Missgunst, Gefühle von Unzulänglichkeit, Empfindungen des Versagens: Israel ist aus eigener Kraft ein vitaler Staat geworden, ohne Ölrohstoffe – und modern, nicht mehr feudal mit Autokraten und Oligarchen verfasst. Das war doch die Katastrophe: in Israel zu sehen, was auf dem Weg in die kapitalistische Moderne man selbst nicht vermag, von Marokko bis Syrien. Ökonomisch gesehen, seit vielen Generationen: rückständig, bedürftig, von Almosen der Weltmächte abhängig.

Ein lohnender Diskurs, gewiss. Verfehlt wurde ein anderer, für den das Publikum sich interessiert hätte: die Angst vieler, ob mit den Flüchtlingen auch stärkste antiisraelische Haltungen ins Land gekommen sind. Michael Kiefer sagte ehrlich: „Wir wissen es nicht. Es gibt keine Fakten.“ Ob es allerdings, wie vorgeschlagen, hingenommen werden kann, dass muslimische Schüler*innen sich nicht auf den Holocaust als deutsches Kernnarrativ beziehen müssen, sondern ihre „kolonialen Einschreibungen“ dagegenhalten können, ist fraglich: als ob vor den Kolonialmächten in den arabischen Gebieten ein friedlicher Naturzustand geherrscht habe.

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58 Kommentare

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  • Sehr guter Beitrag Herr Feddersen!!!!

  • Der Artikel strotzt ja nur so vor mythologischem Gewaber – "Wehrfähige Juden"… "Israel wurde aus eigener Kraft ein vitaler Staat" etc. Der daraus hervorgehende Neid und die Missgunst sind angeblich das wahre Problem "der Araber" (sind ja alle irgendwie gleich von Syrien bis Marokko) wenn es um Israel geht.

    Dass bereits vor der Staatgründung Israels zehntausende palästinensische Einwohner aus ihrer Heimat vertrieben worden waren, hunderte von Dörfern zerstört wurden, Massakar stattgefunden hatten, spielt angeblich ebensowenig eine Rolle wie die Tatsache, dass Israel schon seit Dekaden die Unterstützung der mächtigsten westlichen Staaten den USA und auch der EU genießt, jährlich viele Milliarden an finanzieller Zuwendung erhält, vor allem im Bereich des Militärischen und dass es Abkommen gibt, die die Einfuhr von Waren aus Israel dorthin begünstigt, es wirtschafliche und wissenschaftliche Förderungen gibt etc. Darüberhinaus genießt Israel eine fast bedingungslose politische Unterstützung von Seiten der USA und der EU-Staaten. Mit einer Neiddebatte Nebelkerzen zu werfen ist von daher absolut verfehlt.

  • https://www.middleeastmonitor.com/20160429-what-zionism-has-meant-for-palestinians/

    durcharbeiten, bevor das nächste unüberlegter unsinn verzapft wird

    • @christine rölke-sommer:

      Checken, was für eine Seite das ist, bevor man sie verlinkt.

      https://en.m.wikipedia.org/wiki/Middle_East_Monitor

       

      Die Arbeit eines islamistischen Vereins als Beweis für die Bösartigkeit Israels nennen? Was kommt als nächstes? Mein Kampf als Beweis dafür wie übel die Juden sind?

      • @tim tim:

        ich habe mir Ihre quelle für islamistisch mal angeguckt.... und stelle fest: aufrechte kämpfer - hüstl - gegen BDS. nu ja.

      • @tim tim:

        islamistisch ist es seit neuestem, zionisten zu zitieren?

        oija broch zu meinen juren!

  • Und noch mal unterscheiden:

    „arabisch und muslimisch.“

     

    Die Rückständigkeitsthese ist albern und eher Teil der Arroganz.

    Was soll dass denn sein "Stolz auf Industrie, Staat und Rohstoffe"?

     

    Die arabischen Regime nutzten Israel als Ablenkfeindbild, um die Unzufriedenheit mit den Willkürherrschaften nach außen abzulenken.

    Mit diesem Populismus gewinnt aber genauso Netanjahu Wahlen.

     

    Für die religiöse Welt wichtig ist, wie Ilan Ziv in dem Film s.u. 2007 darstellt, der sechte Tag des Sechstagekriegs:

    Die Eroberung Ostjerusalems, das bis heute von Israel kontrolliert wird.

    Während es für Juden ein Schlüsselerebnis wurde: die Klagemauer wurde direkt zugänglich - wurde für Muslime der Felsendom seit dem ganz schwer erreichbar.

    Die beiden Gebäude liegen einfach zu eng beieinander.

     

    Sarcelles mahnt!

    "Viele der jüdischen Flüchtlinge aus Nordafrika ließen sich in Sarcelles nieder" https://de.wikipedia.org/wiki/Sarcelles

    Die Protokolle der Weisen von Zionen sind in vielen Sprachen im Umlauf und das ist scheiße!

  • Am besten es bleibt bei einem Veranstaltungsbericht und nah an den dazu gehörenden Argumenten:

     

    Wehrfähige Juden kannte man, historisch gesehen, nicht.

    Noch mehr 1967: erneuter Rückschlag für drei Anrainer nach vorherigen Drohungen - diese Eskalation hatte Monate Vorlauf und GA Nasaser wollte eigentlich zurückrudern, aber der Populismus ließ ihm keine Möglichkeit dazu.

    siehe dazu den guten Film:

    Ilan Ziv about the Israeli-arab Six days war in 1967 https://www.youtube.com/watch?v=fSCryr_WkeY

    mit einer Menge alter Zeitzeugen.

     

    Kriege und Besatzung, Unterdrückung der Palästinenser sind für die meisten AraberInnen Anlass zur emotionalen Kritik an Israel.

    Antisemitische Zuschreibungen sind ein Folgeprodukt - es gibt die Import aus Europa-These wie Michael Kiefer sie vertritt; und die endogen-These, wie sie aber von Israel Gershoni, Götz Nordbruch und anderen kritisiert wird.

     

    Wie heute, zuletzt im Juli/ August 2014 im Kontext der Türkischen Präsidentschaftswahlen "Jude Jude komm heraus gebrüllt wurde" muss uns allerdings schon beschäftigen.

    Die Demo der Paläst. Gemeinde in der Woche nach der Türk Wahl war 150 Leute.

  • Ein Gespräch über arabischen Judenhass mit einem palästinensischen Ingenieur, aus Gaza stammend, seit 15 Jahren in Deutschland, seine Familie musste er in Gaza zurücklassen. Sein Fazit: "Wir hassen die Juden nicht, wir hassen den israelischen Militärstaat. Seit 1967 sind wir Opfer der israelischen Militärkampagnen, seit über 10 Jahren sind wir vollständig eingesperrt. Über 2 Millionen Menschen. Es ist uns egal, wer uns einsperrt, seien es Marsmenschen, Chinesen, Israelis oder US-Amerikaner. Wir hassen unsere Gefängniswärter."

    • @Thea:

      Haben Sie dem Ingenieur wenigstens geantwortet, dass es die israelischen Militärkampagnen nicht gäbe, wenn die Palästinenser und deren Führung in Gaza aufhören würden, mit Raketen, Mörsergranaten und anderen tödlichen Waffen israelische Zivilisten umbringen zu wollen? Haben Sie dem Ingenieur gesagt, dass die Hamas nicht ganz unschuldig an dem Zustand der Menschen in Gaza ist?

      • @Nicky Arnstein:

        "...dass es die israelischen Militärkampagnen nicht gäbe, wenn die Palästinenser und deren Führung in Gaza aufhören würden, mit Raketen, Mörsergranaten und anderen tödlichen Waffen israelische Zivilisten umbringen zu wollen?"

         

        Woher wollen Sie das wissen? Wer ein Interesse hat, findet auch einen Anlass. Notfalls kann man auch einen inszenieren, wie es die Amis in Golf von Tonkin vorgeführt haben.

  • @ "Der erste Progrom an Juden auf europäischem Boden im Jahr 1066 wurde übrigens auch von Muslimen veranstaltet."

    Bitte die Geschichte nicht als Buffet zum Herauspicken der Lieblingsspeisen missbrauchen: Denn

    andererseits fanden die spanischen Juden nach der christlichen Wiedereroberung der Halbinsel (1492 abgeschlossen) Schutz in muslimisch beherrschten Städten wie Isambul und Damaskus.

    Christen und Muslime haben beide phasenweise gegen Juden wie untereinander gemordet, das hängt auch mit dem Anspruch auf Alleingültigkeit dieser Religionen zusammen.

    Ansonsten ist die These des Artikels bedenkenswert und zu verallgemeinern, dass dem Antisemitismus oft ein Anteil an Minderwertigkeitsgefühlen zugrunde liegt.

  • "Israel ist aus eigener Kraft ein vitaler Staat geworden, ohne Ölrohstoffe.."

     

    Könnte es sein, dass der Einfluss und die Stärke der unterstützenden USA versehentlich vergessen wurde? Damit soll Tüchtigkeit und Fleiss sowie Geschick nicht kleingeredet werden. Doch ohne die Stärke der Weltmacht USA im Rücken, würde sich wohl die Lage im heutigen Israel ziemlich anders darstellen.

    • @noevil:

      Ach was! Israel hat doch nach 1948 die vom Krieg ausgezehrten Alliierten noch durchgefüttert.

  • "Furcht machten bis dahin Christen (Kreuzfahrer etc.)"

     

    Historisch gesehen war es ja wohl anders - die agressive militante Muslimische Ausbreitung über den Nahen Osten die Türkei und die arabische Welt sind als Ursprung von Kreuzzügen zu sehen. Byzanz bat andere christliche Länder um Unterstützung gegen die militärische Expansion der muslimischen Seldschuken.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Kreuzzug

    • @Justin Teim:

      Die Schuldfrage ist hier eigentlich unwichtig. Dennoch war tatsächlich die Unterstützung von Byzanz der Kern des ersten Kreuzzugs, zumindest für den Papst. Aber auch dieser ging nach Jerusalem weiter und alle nachfolgenden zielten auf eine "Befreiung" des Heiligen Landes ab. Also ist hier durchaus von einer aggressiven militanten Ausbreitung auch des lateinischen Christentums auszugehen.

       

      Darum geht es hier aber nicht. Es geht darum, dass Juden in der arabischen Welt über die längste Zeit nicht als Feinde, noch nicht einmal potentiell wahrgenommen wurden. Sie waren da, irgendwie anders und fertig. Christen kannte man die längste Zeit als mächtige Herrscher mit schlagkräftigen Armeen die eine ernsthafte Bedrohung darstellen können, wenn sie auf Angriff aussind. Das hat vor über 1000 Jahren angefangen und bis heute nicht aufgehört.

      • @LeSti:

        Sie haben Recht es geht um die Juden Araber, deshalb ärgert es mich ja auch auch, wenn die "Kreuzfahrer" immer verbal als Keule rausgeholt werden - in dem Fall ohne Zusammenhang Araber -Juden. Mein Einwand ist von derher richtig. Es ging um Angst vor dem "Christentum"

        Genauso könnte man ja daran erinnern als die Osmanen vor Wien standen und die Christen Angst hatten. Araber. Irgendwas dreckiges kann jeder aus einer Ecke holen.

        • @Justin Teim:

          Die Türken vor Wien haben auch nichts mit den Juden zu tun. Die haben vielleicht noch irgendwie was damit zu tun, dass es in einigen tiefen Tälern einiger abgeschiedener Regionen noch ein "Türken"-Trauma gibt, wegen dem jetzt in den tiefen Tälern einige Bürger sehr "besorgt" sind. Damit, dass der Antisemitismus in der heutigen islamischen Welt (in Indonesien eigentlich auch?) recht weit verbreitet ist, hat das aber nichts zu tun.

    • @Justin Teim:

      süß.

      aber nicht nur auf der zeitschiene leicht verrutscht.

       

      ich versuch mal, den satz "Furcht machten bis dahin Christen (Kreuzfahrer etc.)" im historischen kontext gradezurücken:

      furcht machten mit beginn von den Bonapartes ihrem Napoleon seiner expedition nach Ägypten England, Frankreich+Rußland, welche allesamt mehr oder weniger erfolgreich versuchten, das osmanische reich von außen militärisch anzuknabbern und im wege der kapitulationen von innen auszuhöhlen.

      das jedoch ist etwas, was der herr Feddersen lieber nicht wissen will, weil wir sonst über kolonialismus im nahen+mittleren osten reden müßten und darüber, welchen platz die zionistische bewegung - nicht die einwanderung von jüdinnen! - in diesem letztlich einnahm.

      • @christine rölke-sommer:

        Das würde hier den Rahmen sprengen ;)

        • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

          das befürchte ich auch.

          wie es wohl auch den rahmen sprengen würde, zu erwähnen, dass bis heute unter araberinnen/palästinenserinnen auch orientalische christentümer zu finden sind - die meisten älter als römisch-katholisch, von protestantisch nicht zu reden. christentümer, die 1840 erstaunt zur kenntnis nahmen, dass ihre west-östlichen geschwister so was schrulliges wie die ritualmordlegende erfunden hatten.

    • @Justin Teim:

      das ist das Problem mit Geschichte. Jeder legt sie anders aus und dichtet Neues hinzu.

  • Im Gegensatz zu vielen Kommentaren zuvor halte ich den in Jan Feddersens Artikel referierten Ansatz für bedenkenswert. - Allerdings anders, als im Artikel dargestellt: "Israel ist aus eigener Kraft ein vitaler Staat geworden, ohne Ölrohstoffe – und modern, nicht mehr feudal mit Autokraten und Oligarchen verfasst." - Ich bezweifle das. Sozialistischen Zionisten mochte soetwas anfangs vorgeschwebt haben. Tatsächlich ist das Land zu einem Vorposten des westlichen Imperialismus und Neokolonialismus geraten, das verloren wäre ohne die Hilfe der USA. Im Inneren nehmen antidemokratische Tendezen zu, wirtschaftlich wird das Land von einer Oligarchie beherrscht (zu der Netanjahu gehört) - das haben die Sozialproteste vor einigen Jahren, an denen sich Hunderttausende beteiligten, aller Welt sichtbar gemacht. - Hinzu kommt, daß Israel die einzige Atommacht der Region ist, dies jedoch nicht zugibt und den Atomwaffensperrvertrag mißachtet. Eine Demokratie im Würgegriff abgründiger militaristischer Logik.

    • @Albrecht Pohlmann:

      Der von Ihnen beschriebene Ist-Zustand Israels und seiner Gesellschaft ist doch nichts als eine Reaktion auf den arabischen Antisemitismus, von dem im Artikel die Rede ist die israelische Gesellschaft geprägt hat - eine Gesellschaft, die sich seit 70 Jahren militärisch zur Wehr setzen und fortwährend ihren Überlebenskampf rechtfertigen muss, wann immer Linke oder Rechte mit ihrem als Israelkritik getarnten Antisemitismus zu Felde ziehen und den Israelis vorwerfen, sie würden sich "unverhältnismäßig" gegen Terror im Land und Krieg aus pal. Gebieten verteidigen oder hätten das Land den vermeintlich rechtmäßigen Einwohnern (Arabern) gestohlen, so dass es völlig legitim sei, wenn die Araber mit Gewalt gegen die "jüdischen Besatzer" mit Gewalt vorgehen. Klar wurmt es Sie und andere Israelkritiker, dass Israel eine Militär- und Atommacht in der Region ist. Der Autor schreibt es ja: "dass Israel seiner höchstwahrscheinlich atomaren Potenz wegen gehasst wird." Israelkritiker sollten sich mit der Realität abfinden: Der jüdische Staat ist wehrfähig.

      • @Nicky Arnstein:

        Ich finde mich mit keinerlei Atommacht ab, da können Sie sicher sein - kein Staat der Welt hat das Recht, solche Waffen herzustellen, zu lagern und einsatzbereit zu halten! - Ich halte es aber auch für schwach, die gegenwärtigen israelischen Zustände - Sie scheinen meiner Skizzierung der Lage nicht zu widersprechen - für "nichts als eine Reaktion auf den arabischen Antisemitismus" zu halten. Mir ist jeder Militarismus verhaßt - Israel ist da auf dem falschen Weg! Überdies ist die israelische Gesellschaft in die Hände einer üblen Oligarchie geraten, von der sie sich befreien muß. Hinzu kommt eine verhängnisvolle Abhängigkeit von den USA. Meine Vision: Ein jüdisch-palästinensisches Israel verbündet sich mit den Bürgerbewegungen der arabischen Welt (wie sie im Arabischen Frühling aller Welt sichtbar wurden) und hilft als Gleicher unter Gleichen bei der Emanzipation der arabischen Region mit - der Emanzipation von Despoten, Oligarchen, Militaristen und fanatischen Kriegersekten wie Hamas und Hisbollah.

  • ich denk, ich werde René Girards "bouc émissaire" noch mal lesen und fragen, ob dessen theorie weiterhilft zu verstehen, was sich in herrn Feddersens text und einigen kommentaren vollzieht. einiges kommt mir nämlich recht abenteuerlich vor, anderes ausgesprochen ignorant.



     

    [...]

     

    Die Moderation: Kommentar gekürzt, bitte bleiben Sie sachlich.

    • 1G
      12294 (Profil gelöscht)
      @christine rölke-sommer:

      Tun Sie das!

      • @12294 (Profil gelöscht):

        tät Ihnen auch nicht schaden.

        • 1G
          12294 (Profil gelöscht)
          @christine rölke-sommer:

          ?? Woher wollen Sie das wissen?

          • @12294 (Profil gelöscht):

            och, statts zu stalken nen gutes buch zu lesen hat noch keinem geschadet.

  • Wie schon einige VorschreiberInnen bemerkten, hat der Judenhass bei den Muslimen nichts mit der Staatsgründung Israels zu tun. Die Staatsgründung Israels hat höchstens den schon davor in muslimischen Köpfen existierenden, in zahlreichen Pogromen zum Ausdruck gekommenen muslimischen Antisemitismus verstärkt. Neid und Missgunst auf Juden ist andererseits kein muslimisches Phänomen, sondern war/ist auch kennzeichnend für den Antisemitismus in Europa, der den Holocaust ermöglichte. Neid und Missgunst ist aber auch kennzeichnend für die Flüchtlings-/Xenophobie in Deutschland, weil die Vorstellung existiert, die Deutschen würden gegenüber den nach Deutschland kommenden Flüchtlingen materiell benachteiligt werden. Also auch hier: Neid und Missgunst.

    • @Nicky Arnstein:

      Der deutsche Antisemitismus ist schon seit Luther dokumentiert.

       

      Aber warum sollte ich einen Juden beneiden? Ich sehe nicht den geringsten Anlass dazu, selbst wenn er Milliardär ist.

    • @Nicky Arnstein:

      wobei es in nahezu allen arabischen Ländern lange Zeit ein (im wesentlichen) friedliches Zusammenleben von Juden und Muslimen gab, das erst Anfang des letzten Jahrtausends aus diversen Gründen von Ideologen aufs Spiel gesetzt und letztlich oft zerstört wurde. So jedenfalls meine geschichtlichen Kenntnisse.

      • @Dr. McSchreck:

        "friedliches Zusammenleben"? Nicht-Moslems werden in islamischen Gesellschaften ggbfs. geduldet. Zu Beginn mögen ja die Araber den Juden gegenüber freundlich gesinnt gewesen sein, zumal sie ihre Religion vom Judentum abkupferten (was übrigens auch die Christen taten). Als sich die Juden weigerten, Mohammed als Propheten anzuerkennen und den Islam nicht annahmen, begann für sie der Ärger. Die Araber glaubten, sie könnten die Andersdenkenden durch das Schwert zur Einwilligung zwingen. Ihr Schlachtruf war: "Für Allah und Mohammed! Es gibt keinen Gott außer Allah, und Mohammed ist sein Prophet!" Ihr Schwert schwingend und ihren Kampfruf ausstoßend, fielen die Araber über eine Gemeinschaft nach der anderen her. Die Juden, die sich weigerten, ihren Glauben aufzugeben, wurden erschlagen. Viele andere waren gezwungen, Arabien zu verlassen und sich an anderen Orten der Diaspora niederzulassen. Nun, dieser Kampf tobt noch heute und äußert sich in den vielen Kriegen und Terrorattacken von Arabern gegen Israel und sonstwo auf der Welt lebenden Juden, z.B. in Paris im Januar 2015.

         

        Ähnlich wie die heterosexuelle Gesellschaft die Homosexuellen toleriert, aber nicht wirklich als auf gleicher Augenhöhe ansieht.

        • @Nicky Arnstein:

          Mit dem letzten Satz wollte ich zum Ausdruck bringen, dass das "friedliche Zusammenleben" relativ ist.

  • Soso, der Antisemitismus von Muslimen speist sich also vor allem aus europäischen Quellen. Er ist demnach Ergebnis des allgemein als gemäßigt bezeichneten europäische Islam. Eins steile These.

     

    Ansonsten habe ich meine Zweifel, dass die Mehrheit der 16-26jährigen arabischen "Antisemiten" eine ausgeprägte Geschichtskenntnis haben. Den Kolonialismus oder Ereignisse um 1948 zu bemühen, halte ich für an den Haaren herbei gezogen, um bei jungen Menschen eine Hasshaltung zu begründen. Blinder Hass beruht auf Unkenntnis und nicht auf Geschichtsbewußtsein.

    • @Chutriella:

      Geschichtsbewusstsein wird es auch nicht wirklich genannt im Artikel. Sondern eher ein gemeinsamer "Hintergrund" von mir aus auch "Myhtos". So wie die Juden durch jahrhundertelange Verfolgung, gipfelnd im Holocaust, eine innere Gemeinsamkeit mit sich tragen, die über Generationen weitergeführt wird....so ist es eben durchaus vorstellbar, dass in den arabischen Bevölkerungen nun die von Herrn Feddersen beschriebenen Ereignisse prägend sind (sehr viel kürzer gab es das ja auch in Deutschland mit "Versailler Schandvertrag" und "Dolchstoßlegende", die stark zur Nazi-Herrschaft beigetragen haben). Von mir aus kann man auch das ewige Klischee des "reichen Juden" (heute gern als "Ostküste" verklausuliert) nennen, das die Antisemiten- auch ohne große Geschichtskenntnis - von Generation zu Generation weitergeben. Insoweit widersprechen Sie dem Artikel gar nicht so sehr, es geht eher um die "Deutung" der Geschichte als um deren Kenntnis. Eine Deutung, die Feindbilder ermöglicht.

      • @Dr. McSchreck:

        Also sind für Sie "die von Herrn Feddersen beschriebenen Ereignisse" (ein Angriffskrieg gegen Israel, den die Araber dann verloren) vergleichbar mit dem Versuch Hitlers & Co., die europäischen Juden auszurotten - ein Versuch, der in mehreren Millionen ermordeten Juden fast gelang? Dass es den Arabern (noch) nicht gelungen ist, die Juden aus Israel ins Meer zu treiben, ist also für sie ein identitätsstiftendes Motiv, das mit dem Traume des Holocaust vergleichbar ist. Mir fehlen die Worte ob eines solchen Vergleiches.

        • @Nicky Arnstein:

          Ein Vergleich heißt nicht, dass etwas moralisch gleich zu bewerten ist. Sondern es geht in meinem Beitrag darum, dass man als Angehöriger einer Gruppe mit deren Geschichte und teilweise auch Mythen aufwächst und häufig genug die Wahrnehmung - ob richtig oder falsch - dieser Gruppe übernimmt. Damit wird weder der Holocaust relativiert oder gar gleichgesetzt, noch eine moralische Vergleichbarkeit behauptet. Sie sollten nicht den Bezug meines Beitrages vergessen, der eine Antwort auf die Frage des "Geschichtsbewusstseins" ist. Man kann auch ein "falsches" Geschichtsbewusstsein haben und die im Artikel genannten Araber sehen sich eben als Opfer, wie auch die Deutschen, die Hitler gewählt haben (s.o. Versailler Vertrag). Natürlich auch aus meiner Sicht zu Unrecht, aber es ist deren "Geschichtsverständnis", mit dem sie aufwachsen. Nichts anderes habe ich geschrieben.

          • @Dr. McSchreck:

            Ok. Dann habe ich Sie missverstanden.

    • @Chutriella:

      Stimmt, denn den Judenhass kannten sie schon vorher, wie die Progrome gegen Juden noch vor der Gründung Israels, z.B. das von Hebron aus dem Jahr 1929 zeigen. Auch der Mufti von Jerusalem, bester Freund Hitlers, geiferte regelrecht vor Hass gegen Juden und hetzte die Muslime Jerusalems auf. In seinem Exil in Berlin gab er Hitler dann gerne Ratschläge im Umgang mit den Juden.

      Der erste Progrom an Juden auf europäischem Boden im Jahr 1066 in Granada wurde übrigens auch von Muslimen veranstaltet.

      Kurz: Der Judenhass ist ein Teil des Islams, findet schon seinen Niederschlag im Koran und wurde von Mohammed persönlich vorgelebt, in dem er ganze jüdische Stämme ausrottete, was man in den Hadithen problemlos nachlesen kann.

  • Hm.

    Sehr merkwürdig.

    Sollte man nicht, wenn man sich wissenschaftlich mit Nah-/Mittelost befassen will, auch ein bisschen Ahnung davon haben was zur Identität der dort lebenden Menschen gehört?

    Was dort das berühmte Rückgrat der Gesellschaft ist?

    Das Rückgrat der Gesellschaften dort sind Lebensmittel - und Wasser. Also Landwirtschaft. Ackerbau und Viehzucht. Mögen Angehörige alter Familien in aller Welt verstreut sein, mögen sie international in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft reüssieren, ihre Basis, ihr Rückzugsort, ihre Überlebensversicherung ist immer das gleiche: ihr Land. Die Familienfarmen. Seit Generationen im Besitz der Familie, die dieses Land gestaltet und die Olivenbäume gepflanzt hat mit Blick auf die Vergangenheit und die Zukunft.

    Und dieses Land wird ihnen nun weggenommen. Das Wasser entzogen, die Bäume verbrannt, Fremde nehmen es in Besitz, pflügen alles um und unter - wie wenig muss man vom Menschen verstehen, um händeringend nach allen möglichen Erklärungen zu suchen, nur um das nicht zur Kenntnis nehmen zu müssen, was Menschen auf der ganzen Welt im Innersten betrifft?

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @Otla Pinnow:

      Also wenn das eine wissenschaftliche Befassung mit dem Sachverhalt sein soll,

      dann möchte ich um Himmels Willen nicht wissen, was Ihr Alltagsverstand dazu zu sagen hat.

       

      Im übrigen schließe ich mich den Ausführungen von Irene Reindl an.

      • @88181 (Profil gelöscht):

        Es ist ein Hinweis darauf, dass man nicht irgend welche Theorien jenseits der Realitäten aufbauen kann.

        Menschen sind Lebewesen, die bestimmte biologische Steuerung in sich tragen, alle, und so, wie jedes Viech. Dazu gehört wesentlich der Ort in der Welt, das Revier, den ein Mensch hat, auch, wenn er Nomade ist. Dann ist der Ort zwar erheblich weiter, aber immer noch der grenzenlose, auf dem sein Fuß steht.

        Solche biologische Steuerungen, genannt Gefühle, gehören zum Menschlichen und sind auch dann vorhanden, wenn sie längst in eine Kultur eingeflossen und vergeistigt sind.

        Das zu ignorieren heißt Unsinn zu reden, nämlich über Menschen zu reden, die es so in Wirklichkeit gar nicht gibt.

    • @Otla Pinnow:

      Sorry, aber das ist Unsinn. Der größte Teil des heutigen Israels war Wüste, mit Ruinen von vergangenen Ortschaften, die durch 400 Jahre osmanischer Gewaltherrschaft verwüstet wurden, wie ein Blick in Reiseberichte der vergangenen Jahrhunderte bis Anfang des 20. Jahrhunderts zeigen. Es gab dort keine nennenswerte Landwirtschaft. Es gab nur wenige bewohnte Siedlungen oder Städte (in vielen, z.B. Jerusalem stellten übrigens die Juden vor der Gründung Israels die Bevölkerungsmehrheit neben Muslimen, Christen, Drusen etc.) Die Araber jedoch waren hauptsächlich herumziehende Nomaden. Die, die sich seit 1967 vollmundig "Palästinenser" nennen sind erst eingewandert und haben sich dort niedergelassen, nachdem sie sahen, wie die Juden aus Wüste fruchtbares Land machten, von dem sie dann ihren Teil abhaben wollten. Die wenigsten dieser Leute können von sich behaupten, dass schon ihre Großeltern und Urgroßeltern dort lebten. Ein nicht geringer Teil wanderte erst ein während der jordanischen und ägyptischen Besetzung zwischen 1948 und 1967. Jetzt tun sie so, als wären sie die Ureinwohner und die Juden, die dort seit Menschengedenken lebten, seien die dort eingefallenen Siedler.

    • @Otla Pinnow:

      Indirekt möchten Sie also sagen, dass die Juden Israels irgendwie selbst schuld am Antisemitismus sind?

    • @Otla Pinnow:

      Leider Quatsch, es ist längst historisch bekannt, dass Juden bereits viel länger da lebten - oder dachten Sie die armen Araber hätten das Land Judäa getauft? Zudem, wieso verlangen dann nicht die zur gleichen Zeit aus Arabischen Ländern Vertriebenen 800,000 Juden ihr Land zurück? Und wie ist es mit all den anderen auf dieser Welt Vertriebenen? Wieso sind die eine Generation später nicht mehr Flüchtlinge, nur die Araber aber über Generationen hinweg? Und wieso können die Juden auf genau demselben Land blühende Landschafzen errichten, die Araber aber, die Millionen an Hilfsgeldern bekommen, kriegen nicht mal ein funktionierendes Staatswesen hin? Fragen über Fragen, die nur beantworten kann, wer nicht einfach lieber sieht, dass die Juden Schuld sind.

  • Und wie bitte sollte Antisemitismus denn auch „ethnisch zuzuschreiben“ sein können?

    So ein Unsinn.

    • @Ruhig Blut:

      Weil Judentum für alle, die nicht blöd und/oder antisemitisch sind, eine Volkszugehörigkeit und eine Religion sind. Man kann ethnisch Jude sein und nicht gläubig, man kann religiös jüdisch sein und nicht ethnischer Jude.

      • @Fitzli Putzli:

        Immer wieder faszinierend wie selbstverständlich völkisches Gedankengut akzeptiert wird, sobald es um bestimmte Völker geht.

        Das ist, sorry, totaler Quatsch mit Soße. Und sofort jedem, der anderer Ansicht ist, Antisemitismus vorzuwerfen, ist typisch. Nein, es gibt kein Weltjudentum. Es gibt die jüdische Religionszugehörigkeit und es gibt den Staat Israel. Alles andere ist purer Rassismus und nichts weiter. Oder als was würden Sie einen in Amerika geborenen, nicht jüdischen Menschen bezeichnen, dessen Vorfahren aus Deutschland geflohen sind? Als Juden? Warum? Abgrenzungswahn?

        Für mich persönlich ist da das Mensch sein schon Anstrengend genug, ich hätte da keine Zeit mehr für irgendwelche anderen Zuordnungen und Abgrenzungen.

      • @Fitzli Putzli:

        Sie haben den Kommentar leider nicht richtig gedeutet.

        Es ging hier nicht um implizite ethnische Zuschreibungen, die Juden betreffen, sondern Araber (im Aufmacher steht Muslime, was natürlich noch abstruser als die erste abstruse These ist).

        • @MontNimba:

          So ist es, danke für die Klarstellung.

  • Die Frage ist ja, ob Muslime überhaupt zu Antisemitismus im europäischen Sinne fähig sind.

     

    Das Heilige Land jedenfalls nicht in den Händen des Islams zu wissen, das ist auch ureigenes Interesse des Westens.

    • @Ansgar Reb:

      Was ist denn bitte "Antisemitismus im europäischen Sinne"? Antisemitismus definiert Judenhass. Worin unterscheidet der sich?

      Ach übrigens, der erste Progrom an Juden auf europäischem Boden fand 1066 in Granada durch Muslime statt. Das nur mal so am Rande.

  • Wo bleiben nur die Inspekteure der UN und der IAEA?

    • @Käptn Olgi:

      Israel ist nicht Mitglied der IAEA.

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @Käptn Olgi:

      Um was genau heraus zu finden?