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Unternehmen und FrauenquoteEs will ja keine

Deutschen Unternehmen graut es vor der Quote. Sie finden einfach keine passenden Kandidatinnen. Dabei haben sie alles versucht. Ehrlich.

Alles fake. Solche Frauen gibt es doch gar nicht. Foto: dpa

Manche Personalchefs zittern schon. In nicht einmal einem halben Jahr ist es so weit: Dann müssen die Aufsichtsräte der 100 größten börsennotierten Unternehmen in Deutschland zu knapp einem Drittel weiblich sein – so will es das sogenannte Quotengesetz. Derzeit sind es gut 4 Prozent. Wie soll man das bloß schaffen?

Uns geht es da ähnlich, maulen auch Entscheider in rund 3.500 kleineren Firmen, die den Frauenanteil in ihren Vorständen und in den unteren Führungsebenen selbst festlegen dürfen. Das nennt sich Flexi-Quote, macht die Sache aber nicht leichter, zumindest nicht aus Sicht vieler Firmenbosse.

Wir finden wirklich, wirklich, wirklich keine Frau, die auf den Platz und zu uns passt. Und die auch noch will. Wir haben lange gesucht, sagen sie. Hinweise auf Managerinnenportale und -netzwerke winken sie gelangweilt ab: keine dabei.

Und dann gibt es da noch ein ganz anderes Problem, warnen sie. Die Flexi-Höhe darf jedes betroffene Unternehmen zwar selbst bestimmen, aber unter einer Bedingung: Der passgerechte Zuschnitt darf die aktuell bestehende Frauenquote nicht unterschreiten. Da reiben sich eigentlich nur Unternehmen mit frauenfreier Führungszone die Hände: Alles supi.

Was aber, fragen die anderen Firmen, jene, die im Aufsichtsrat, im Vorstand oder in einer anderen wichtigen Führungsposition schon mal eine Frau hatten, die aber bald in Rente geht. Und weit und breit ist keine Nachfolgerin in Sicht? Kein Grund zur Sorge, beruhigen Juristen. Bei der Flexi-Quote gibt es ja keine Strafen und keine Maßregelungen: Niemand muss ein Bußgeld zahlen. Der Stuhl muss auch nicht leer bleiben, so wie bei der festen Quote. Alles fein flexibel.

Und dann gibt es noch Tipps wie diese: Die Angst vor der Veröffentlichung ist unberechtigt, denn bislang gibt es niemanden, der das später ernsthaft kontrolliert. Und wenn im Rechenschaftsbericht im Internet aufgelistet ist, wo und wie lange ein Unternehmen gesucht hat, dann reicht das locker.

Elke Holst reicht es auch. Als die Forschungsdirektorin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung am Dienstag in Berlin den Führungskräftemonitor 2015 vorstellt, sagt sie: „Es geht voran, ja. Aber sehr langsam. Das hätte ich auch nicht erwartet.“

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