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Claudia Roth über Birgit Prinz„Weil sie ein schwarzes Loch fürchten“

Die Grünen-Chefin ist glühender Fußballfan, fordert kein Mitleid, sondern Solidarität mit der formschwächelnden Kapitänin Birgit Prinz. Aber: Abschied nehmen sei schwer.

Kennt sich mit Fußball aus: Claudia Roth neben DFB-Chef Theo Zwanziger Bild: reuters
Ines Pohl
Ines Pohl
Interview von Ines Pohl und Ines Pohl

taz: Frau Roth, haben Sie eigentlich Mitleid mit Birgit Prinz?

Claudia Roth: Ich kann gut nachvollziehen, was sie gerade empfindet, jetzt, da sie erstmals unter so massivem öffentlichem Druck steht. Denn sie hat das so noch nie erlebt. Und ich glaube, dass frau und man sie jetzt kräftig unterstützen sollten. Es gibt auf dem Platz gute und schlechte Stunden, und sie hat es wirklich nicht verdient, dass man jetzt so mit ihr umgeht.

Hätten die Spielerinnen vielleicht besser vorbereitet werden müssen?

Es ist ja sehr viel mit psychologischer Betreuung im Vorfeld getan worden, und offensichtlich ist dieses große Interesse, die große mediale Präsenz im Fernsehen, in den Zeitungen so nicht erwartet worden. Sportliche Vorbereitung ist eben das eine, aber wenn du vor einem ausverkauften Olympiastadion stehst, dann ist das eben eine ganz andere Sache, auf die man sich gar nicht einfach so vorbereiten kann.

Ist das, was jetzt passiert, nicht einfach nur das Ende der wohlwollenden Beißhemmung und damit eine Art Normalisierung?

Auch, ja. Ehrlich gesagt: Das Spiel in Frankfurt war nicht besonders gut, das muss man sagen. Es wird dann normal und selbstverständlich, dass man schlechten Frauenfußball auch als solchen bezeichnet. Dann ist man mittendrin in der Fußballleidenschaft angekommen, wenn man auch ein Spiel ohne Scheuklappen bewertet. Also einfach auszusprechen, was ist. Etwas Gutes ist gut und etwas Schlechtes schlecht. Das gehört dazu, geht aber auch, ohne gegenüber einzelnen Spielerinnen grob verletzend zu werden.

CLAUDIA ROTH

56, seit 2004 eine von zwei Bundesvorsitzenden der Grünen, gehörte zum Kuratorium der Olympia-Bewerbung von München. Im April war sie u. a. mit Steffi Jones und DFB-Präsident Theo Zwanziger in Nordkorea. Aktuell changieren Roths Haare zwischen den Farben eines frischen Sonnenaufgangs und dem satten Endleuchten eines reifen Sommertages.

Bei Birgit Prinz geht es vielleicht auch grundsätzlich ums Abschiednehmen. Abschiede gestalten sich nicht nur bei Sportlern schwierig. Denken Sie manchmal selbst darüber nach, wie Sie Ihren eigenen Abschied aus der Politik gestalten wollen?

Beim gegenwärtigen Spielstand zwischen der schwarz-gelben Bundesregierung und uns und den zahlreichen Toren, die wir in letzter Zeit gegen Schwarz-Gelb geschossen haben, sicher nicht. Wichtig ist es aus meiner Sicht, den richtigen Punkt zu erwischen, möglichst noch einen Punkt, an dem die Leute sagen, schade, dass er oder sie geht.

Frau Roth, aber weshalb scheinen so viele Menschen, Sportler wie Politiker, den richtigen Moment des Abschiednehmens zu verpassen? Wird über die Kunst des selbst gewählten Abgangs in Ihren Kreisen gesprochen?

Das kommt vor. Im Bundestag überlegen sich manche immer wieder: Soll man noch einmal kandidieren. oder reicht es jetzt? Sowohl in der Politik als auch im Sport, und beides sind ja reich bewohnte Haifischbecken, braucht man ein Umfeld, das einen berät. Leute, die sagen, es ist besser, zu gehen. Oder solche, die einen auch darin unterstützen, zu bleiben, wenn man einfach gerade eine Krise zu überstehen hat und die auch überstehen sollte, weil man immer noch gebraucht wird und noch viel vorhat.

Sagen Sie uns, wie man sich darauf vorbereiten kann!

Wer sein ganzes Leben nur auf dieses Politikersein ausrichtet, der kann in Gefahr kommen, abhängig vom politischen Geschäft zu werden. Da wird es dann für manche schwierig, wirklich den richtigen Zeitpunkt zu erkennen, wann sie gehen sollten, weil sie dann ein tiefes schwarzes Loch fürchten.

Aus Angst vor dem Leben?

Ich hatte ein reiches Leben vor der Politik. Viele junge Politiker kennen ja nichts anderes als Politik und richten ihr gesamtes Leben darauf aus, möglichst lange dabei zu bleiben. Das ist gefährlich. Insofern ist es gut, wenn man weiß, dass man eine Perspektive hat. Deshalb ist mir nicht bang davor, mir ein Leben nach der Politik vorzustellen. Aber im Moment geht es mir ganz und gar nicht um Abschied, sondern darum, das schwarz-gelbe Desaster 2013 abzulösen.

Zurück zur WM. Was halten Sie von der Kritik, dass die noch amtierende Kapitänin sich weigert, die Hymne mitzusingen?

Total lächerlich! Es gibt bei uns glücklicherweise keinen Nationalhymnensingzwang.

Wieso halten sich eigentlich alle PolitikerInnen so zurück bei dieser Weltmeisterschaft? Sollte sich Angela Merkel auch mal in die Frauenkabine trauen?

Ich weiß nicht, ob sie das tut. Na ja, beim Eröffnungsspiel waren ja schon viele da. Aber richtig ist, dass jetzt offensichtlich abgewartet wird, wie es weitergeht. Und richtig ist, dass man auch dann kommen sollte, wenn es mal nicht so gut läuft – und nicht nur zum Endspiel. Aber die Spielerinnen bekommen das schon ganz genau mit, wer sich nur im Glanz sonnen will und wer auch im Regen bei dem Team steht.

Woher rührt Ihre Begeisterung für den Frauenfußball?

Ich bin von Kindesbeinen an Fußballfan. Und neben dem sportlichen Ereignis kommt beim Frauenfußball natürlich die gesellschaftliche Dimension dazu. Es ist letztlich ein Einbruch in eine der letzten Domänen der Männerwelt. Es ist einfach umwerfend, zu erleben, dass Frauenfußballerinnen mit den Männern gar nicht verglichen werden wollen, sondern selbstbewusst Fußball spielen mit einer eigenen Ästhetik – und damit gegen alle Klischees, gegen alle Häme anspielen.

Wie soll es in Zukunft sein?

Wir müssen alles dafür tun, dass auch nach der WM Frauenfußball wichtig bleibt. Und sich ähnlich wie bei den Männern unsere multikulturelle Gesellschaft auch in den Mädchenteams abbildet. Da muss noch viel getan werden. Mädchen mit Migrationshintergrund haben es da noch sehr viel schwerer.

Sie haben sich ungemein für das nordkoreanische Team eingesetzt und sogar von sportdiplomatischem Erfolg gesprochen im Hinblick auf eine Annäherung an die USA. Haben Sie da nicht etwas zu eifrig gesprochen?

Ich hatte nun wirklich nie die Illusion, politische Gespräche zwischen den USA und Nordkorea durch eine Begegnung auf dem Platz erzeugen zu können. Aber wenn es auf der politischen Bühne überhaupt keine Begegnung, überhaupt keine Gespräche gibt, ist alleine die Tatsache, dass die Spielerinnen sich die Hand geben, dass im Anschluss an ein Spiel Politiker aus beiden Ländern an einem Tisch sitzen und Einladungen ausgesprochen werden, ein Erfolg.

Ein Erfolg?

Ja, besonders bei einem Land wie Nordkorea, das sich ansonsten völlig abschottet. Das sind vielleicht nur Millimeter an Bewegung, aber das ist doch besser als nix.

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13 Kommentare

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  • K
    KeinOhrBär

    Oh, Deniz, schreib schneller sonst muß Claudia in der TAZ noch mal ran ....

  • HK
    Humorloser Knochen

    Ach ja. Wieder mal ein Roth-Interview. Und inner Spielerinnenkabine warse auch noch. Hoffentlich hat sich keine Spielerin beim gähnen den Kiefer ausgerenkt.

  • R
    Robin

    Ach Leute, ein Tag an dem ihr euch über nichts aufregen könnt ist ein vertaner Tag oder?

    Ihr lest Interviews über Frau Roth & Frauenfußball nur um dann sagen zu können das niemals ein Artikel darüber geschrieben werden sollte.

    Claudia Roth ist sicherlich eine sehr kompetente Politikerin.

  • AH
    Andi H

    Die Roth ist genauso ein Schwätzer wie der Trittin.Der Typ sitzt jetzt schon auf jedem Foto neben der Angela(Machtgeil)!Die 68`sind schon so eine Altersgruppe.Die waren früher schon dämlich und sitzen heute an den Hebeln der Macht.

     

    WAS IST DAS FÜR EIN LAND IN DEM ES IMMER NUR AUFWÄRTS ABER NIEMALS VORWÄRTS GEHT???!!!

     

    Zu allem haben sie eine Meinung aber Ahnung von nichts!

    Endlos Reden halten das ist das Einzige was diese geistig Armen können.

    Was haben uns diese Oberschlauen denn bis heute gebracht?Uninformierte Jugendliche und eine auseinander brechende Gesellschaft.Da können diese geistigen Amokläufer wirklich Stolz drauf sein.

  • N
    nettimer

    Im Fussball zählt nur die Leistung.

    Täte der Polotik auch gut.

    Roth auswechseln und in die Türkei auf die Bank

  • I
    Ignaz

    Gibt es sonst keine Probleme, dass über solchen Müll berichtet werden muss?

  • V
    vic

    Die Kanzlerin in der Frauenkabine?

    Ich rate ab, so kurz vor der Ziellinie.

    Das zieht doch total runter.

  • R
    RedHead

    Fußball ist jetzt auf einmal wichtig oder wie? Ich glaub ich werde am besten apolitisch, bevor ich noch einen Schlaganfall bekomme. Was soll der Sch...?

  • S
    Schiedsrichter

    " … den zahlreichen Toren, die wir in letzter Zeit gegen Schwarz-Gelb geschossen haben..."

     

    Hatte Claudia Roth da eine Fatima Morgana? Nicht ein Tor

    hat sie geschossen - waren alles Selbsttore von schwarz-gelb!

  • R
    Redbranch

    Grundgütiger!!!

     

    Erst Alice Schwarzer, nun Claudia Roth! Und wer kommt morgen? Vielleicht Margot Käßmann?? Mir wird angst und bange.

     

    Es ist doch unfassbar, dass die taz Frau Roth - allgemein bekannt unter "Madame Ich-hab-keine-Ahnung-von-gar-nichts-aber-zu-allem-eine-Meinung" - ein Podium bietet, auf dem sie sich als Fußballkennerin und Psychologin aufspielen kann (sie ist weder das eine noch das andere).

     

    Frau Pohl, mit solch inkompetenten Interviewpartnerinnen zur WM tragen sie eher dazu bei, dass Frauenfußballs weiterhin nicht ernst genommen wird. Schade! Das wird der Sache definitiv nicht gerecht.

     

    Reden Sie doch einfach mal mit Frauen, die Ahnung von der Sache haben.

  • T
    Torschützenkönig_In

    "...und den zahlreichen Toren, die wir in letzter Zeit gegen Schwarz-Gelb geschossen haben..."

     

    yep!

     

    um im Fussball-Bild zu bleiben:

    eine Partie der Meisterschaft wurde, ohne das Zutun beider Mannschaften, am grünen Tisch (ja, so nennt man das nunmal...) in Japan mit 3:0 für das Team der Öko-FDP gewertet

    und uns Claudia meint nun, sie hätte die Tore geschossen...

     

    gibt es gegen Realitätsverlust eigentlich auch irgendwas von ratiopharm?

     

    zum Foto:

    Mimik und Gestik sagen wohl mehr als 1000 Interviews

    selbst beim Fussball kann sie den belehrenden Zeigefinger nicht unten behalten

  • S
    Stefan

    Von Claudia kann man lernen, wie man trotz Totalausfalls noch lächelnd in der Öffentlichkeit stehen kann.

  • B
    bEn

    solidarität mit inem Team das bei der dümmsten Bild-Werbung seit langem mitgemacht hat - nein Danke!