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Auto-Umweltliste des VCDElektroautos erstmal durchgefallen

Der VCD kürt erneut einen Erdgas-VW zum Umweltsieger. Mit Strom betriebene Automobile seien längst noch nicht praxistauglich.

Rotes Auto, aber laut VCD ziemlich grün: VW eco up! Bild: volkswagen

BERLIN taz | Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) hält den Hype um Elektromobilität für verfrüht. „Wir empfehlen, Elektroautos erst einmal auszuprobieren anstatt zu kaufen“, sagte Gerd Lottsiepen, Verkehrsexperte des Verbands, am Mittwoch bei der Vorstellung der Auto-Umweltliste des VCD.

Derzeit rät der Club Normalverbrauchern von Elektroautos ab. Wer ein umweltfreundliches Auto kaufen möchte, sollte auf Erdgasantrieb oder Hybridmotor setzen.

Den ersten Platz des alljährlichen Ökorankings teilen sich drei Autos: Die nahezu baugleichen Modelle aus dem Volkswagen-Konzern, der VW eco up!, Seat Mii Ecofuel und Skoda Citigo CNG Green tec, haben mit 79 Gramm CO2 pro gefahrenem Kilometer derzeit den niedrigsten Schadstoffausstoß auf dem Markt – gemeinsam mit dem Toyota Yaris Hybrid.

Weil der Japaner jedoch lauter ist, fällt er in der Gesamtwertung auf Platz neun zurück. Für die zum 23. Mal veröffentlichte Umweltliste prüfte der VCD über 400 Modelle. In die Bewertung flossen zu 60 Prozent der CO2-Ausstoß, zu 20 Prozent die Lärmbelastung, zu 15 Prozent der Schadstoffausstoß und zu 5 Prozent die Belastung durch Stickoxide ein.

Weder Elektroautos noch die sogenannten Plug-in-Hybride, die an der Steckdose aufgeladen werden, tauchen im Ranking auf. Sie seien einfach noch nicht praxistauglich, sagte Lottsiepen. Es gebe zu wenige Modelle, die Nachfrage sei gering, ob die Autos tatsächlich grünen Ökostrom verbrauchen, ist zweifelhaft. Und nicht nur das: „Die Angaben zur Reichweite sind noch viel zu unzuverlässig“, betont der Autoexperte.

„Da glaubt doch keiner mehr dran“

Grundsätzlich hält Lottsiepen Elektroautos jedoch für zukunftsfähig. „Um das Ziel von 80 Prozent weniger CO2 bis 2050 zu erreichen, sind Technologien wie Elektroautos notwendig“, sagte er. „Aber dafür brauchen wir andere Rahmenbedingungen.“ Öl sei nach wie vor zu billig, die Politik setze falsche Anreize.

Zum Beispiel Angela Merkel. Dass die Kanzlerin den EU-weit geplanten Grenzwert von 95 Gramm CO2-Ausstoß pro Kilometer in Brüssel gestoppt habe, hält Lottsiepen für ein Desaster. „Einerseits lässt Merkel diesen Kompromiss auf Drängen von BMW und Daimler platzen, und gleichzeitig spricht sie von einer Million Elektroautos bis 2020“, sagt Lottsiepen. „Da glaubt doch keiner mehr dran.“

Dass trotz dieser Politik mehr deutsche Modelle als im Vorjahr unter den besten zehn sind, liegt an VW. Europas größter Autobauer ist das einzige nicht-japanische Unternehmen auf der Bestenliste. Neben den drei Siegern ist VW noch mit dem Golf 1,4 TGI Blue Motion vertreten. Damit haben vier der Topmodelle Erdgasmotoren, drei mehr als im Vorjahr. Fünf sind Hybridautos. Diese beiden Antriebsarten sieht der VCD in nächster Zeit als wegweisend in Sachen umweltfreundlicher Mobilität.

Für wichtig hält der VCD, dass die Hersteller auch in Kleinwagen Spritspartechnik einbauen, nicht nur in Premiummodelle. Ansonsten ist der Fortschritt nicht allzu rasant: Der VW Eco up! stand bereits im Vorjahr auf Platz eins. Auch bei den Familienautos mit mindestens fünf Sitzen und großem Kofferraum dasselbe Ergebnis wie 2012: Sieger wurde der Toyota Prius Hybrid, gefolgt vom Toyota Prius plus Hybrid und dem Citroën C4 Picasso e-HDI 90 airdream ETG6.

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9 Kommentare

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  • Der VW eco up mit Erdgastank ist wohl zur Zeit tatsächlich das ökonomischste und somit auch das ökologischste Auto welches zu bekommen ist.

     

     

     

    Eine Frage bleibt: warum muss ein Fahrzeug in der Kategorie "Kleinstwagen" über eine Tonne wiegen? Soviel wog seinerzeit mein Opel Rekord!

  • F
    frizzz

    Leider wird noch immer nicht die verbrauchte Primärenergie eingerechnet. Nicht daß ich gegen Solar wäre- aber in erster Linie hilft eine Verbrauchsbeschränkung der Umwelt. Es hat keinen Sinn einen 3. und 4. Wagen "Solar" zu kaufen, und dann 12 Std den PC mit einer 300 Watt Grafikkarte laufen zu lassen.

  • RA
    R. Adel

    Ohne eine grundlegende Änderung der Verkehrskonzepte ist das Auto mit oder ohne Elektromotor in absehbarer Zukunft nicht mehr tragbar. Leider sehen bestimmte Interessensgruppen und deren Lakaien das nicht ein. Mal sehen, wie lange wir uns noch die blöden Sprüche von Ramsauer über Kampfradler anhören müssen.

  • B
    broxx

    Wozu eigentlich CO2 Beschränkung? CO2 ist ein Dünger. Mehr CO2=mehr grün. Stromautos sind scheisse!

  • Wie gut, dass ich diesem spiesigen

     

    VCD nicht beigetreten bin!

     

     

     

    Sind die so beschränkt, dass die noch nicht mitbekommen haben, dass

     

    bei deutlich über 60% der Fahrten nur eine Person im Auto sitzt.

     

    Und dass weiterhin die meisten Fahrten weit unter 50km pro Tag weit sind.

     

     

     

    Wieso soll ein kleines E-Auto für zwei Personen nicht praxistauglich sein?

     

    Das range-extender Konzept ist ausserdem auch fantastisch, weil es die Praxistauglichkeit erhöht.

     

    Noch besser wäre es, wenn man den

     

    range-extender leicht, je nach Bedarf, rein und raus machen könnte, wie es vor ca. vier Jahren schonmal jemand erfunden hatte.

     

     

     

    So eine bescheuerte Behauptung aufzustellen, dass Elektroautos nicht praxistauglich seien zeugt von Dummheit und/oder Bestechung

     

    und von reaktionärer Spiessigkeit.

     

     

     

    VCD?, Nein Danke!

    • @tsitra:

      Also wirklich sie haben ja eine Starke Meinung.

       

      *Was hat das mit der Reichweite zu tun wieviele Leute im Auto sitzen?

       

      *Was ist mit den anderen 40% der Fahrten?

       

       

       

      Und sowieso: Was haben Sie gegen Erdgasautos?

       

      Bedenken Sie:

       

      *Der deutsche Strommix hat auch CO2, je nach Elektroauto kommt man da ganz schön in die Terretorien derr Benziner, der Tesla pustet 130 g/km raus. Und man tankt auch den deutschen Strommix wenn man sich "ökostrom" kauft, sowohl vom ökonomischen als auch vom physikalischen Standpunkt aus betrachtet.

       

      *Die Batterie verursacht auch CO2 bei der Produktion. Das muss man erst mal als zusätzlichen CO2 Rucksack ansehen.

       

       

       

      Aber Ihnen geht es wahrscheinlich darum sich gut zu fühlen, wie den meißten Öks, nicht gutes zu tun. Dann ist ein Elektroauto natürlich besser.

  • M
    Morlaix

    Sie schreiben, bei den Familienautos wäre das Ergebnis dasselbe wie 2012. Dies stimmt nicht: 2012 wurde der Citroën C4 Picasso e-HDI 90 airdream ETG6 in der Umweltliste nicht aufgeführt.

     

    Damals belegte der Seat Ibiza 1.2 TDI CR E-Ecomotive ST/SC den 3. Platz

  • Wie hoch sind die Spenden an den VCD von einigen Energiekonzernen?

     

    Vor allem von denen, die mit Erdgas handeln, oder welche einführen?

     

    Erdgas ist doch immer noch ein fossiler Brennstoff, oder? Und die muss verbrennt werden....

    • K
      Öko
      @Quotenmensch:

      Die VCD Auto-Umweltliste bewertet aktuell auf dem Markt erhältliche Autos. Davon wird der allergrößte Teil mit Benzin oder Diesel betrieben. Erdgas ist in der Verbrennung sauberer als Erdöl. Daher schneiden die Erdgas-Autos besser ab. So what?

       

       

       

      Wer wirklich ökologisch unterwegs sein will, sollte eh den ÖV, das Rad und seine eigenen Füße nutzen. Auch das sagt der VCD. Seit seiner Gründung.