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Carol Hagemann-White über Sexismus„Männer erfahren Gewalt anders“

Ein Drittel aller Frauen in Europa hat schon einmal Gewalt von Männern erfahren. Die Gewalt steigt mit dem Maß der Emanzipation.

Luftballons bei einer Demonstration gegen Frauengewalt in Potsdam. Bild: dpa
Heide Oestreich
Interview von Heide Oestreich

taz: Frau Hagemann-White, ein Drittel aller befragten Frauen in Europa gibt an, schon einmal Gewalt erlebt zu haben. Das ist eine bekannte Zahl. Warum sind alle so geschockt?

Carol Hagemann-White: Die Zahlen entsprechen den Untersuchungen, die wir bisher kennen. Ein Unterschied ist sicher, dass es nun Ländervergleiche gibt. Der Effekt ist: Oh, wir sind ja gar nicht besser als die anderen.

Wenn man schaut, was dieses Drittel erlebt hat, dann wird am häufigsten „schubsen und stoßen“ genannt. Ist das nicht etwas, was beiden Geschlechtern widerfährt?

Wenn man das Schubsen weglässt, sind es immer noch 25 Prozent, die Gewalt erfahren haben. Vor allem treten die leichteren Formen häufig zusammen mit den schwereren auf – und die üben Frauen nicht so häufig aus.

Aber ist es nicht an der Zeit, dass man auch Männer nach ihren Gewalterlebnissen befragt? So suggeriert man, Frauen würden nie Gewalt anwenden.

Im Prinzip haben Sie recht. Wir diskutierten zwei Jahre im Beirat des Familienministeriums, wie man eine Studie zu Gewalterfahrungen von Männern anlegen könnte. Das Problem ist: Soll man ihnen die gleichen Fragen stellen wie Frauen? Eine Pilotstudie hat gezeigt, dass Männer anders Gewalt erfahren, es geht öfter um Waffen oder auch um Militärerfahrungen.

Nun kreiert die EU-Studie ja ein sehr starkes Opferbild. Frauen als Täterinnen kommen nicht vor.

Das ist aber nicht so verzerrend, wie Sie meinen: Die Zahl der Männer, die Hilfe suchen, ist im Vergleich sehr klein.

Im Interview: Carol Hagemann-White

geboren in den USA, ist Professorin i.R. für Soziologie an der Uni Osnabrück. Ihr Schwerpunkt ist Gewalt gegen Frauen und Männer. Sie hat u.a. in den Siebzigern das erste Frauenhaus wissenschaftlich begleitet.

Vielleicht weil es für sie keine Anlaufstellen gibt.

Es gibt durchaus Beratungsstellen, an die sich auch Männer wenden können. Zu vermuten ist eher, dass Männer Ohrfeigen oder Tritte nicht als so bedrohlich erleben wie Frauen. Sie fühlen sich weniger ohnmächtig. Die Gewalt gegen Frauen geschieht vor dem Hintergrund eines tief verwurzelten gesellschaftlichen Machtgefälles.

Das sieht man an den Auswirkungen, die Frauen berichten: wie sehr sie verstört sind und ihr Selbstbewusstsein erschüttert ist, nachdem sie etwa durch einen Partner sexuelle Gewalt erlebt haben. Aber sicher ist es sinnvoll, auch die Männer zu befragen, auch um Dynamiken erfassen zu können.

Beim Thema psychische Gewalt geben die Frauen als Motive an: „vor anderen herabsetzen“ oder „der Untreue verdächtigen“. Das werden doch Frauen ebenso machen wie Männer, oder?

Ja, das stimmt. Aber man muss das Gesamtgeschehen sehen: Tritt so eine Herabsetzung immer wieder auf, eventuell auch gepaart mit körperlicher Gewalt? Dann bekommt der Verdacht der Untreue einen anderen Hintergrund.

Die Erfahrungen psychischer Gewalt sind in Deutschland im Vergleich besonders häufig. Wie kommt das?

Ich vermute, dass die Bereitschaft, etwas „psychische Gewalt“ zu nennen, in Deutschland sehr hoch ist. Auch über Mobbing beschweren sich hier sehr viele Menschen. Es kann auch sein, dass die Beziehungskultur in Deutschland generell mehr Pflege braucht. Die Bereitschaft, beim Partner abzuladen, was man woanders nicht loswird, ist groß.

Sexuelle Belästigung erleben deutsche und skandinavische Frauen öfter als andere. Warum?

In Skandinavien gibt es eine Vorstellung von sexueller Freizügigkeit. Frauen hören dort oft: Nun hab dich nicht so. Auch in Deutschland findet sexuelle Belästigung in Betrieben statt, wo die Kultur des „Hab dich nicht so“ herrscht.

75 Prozent der Frauen in Fach- und Führungspositionen erleben sexuelle Belästigung. Wie kommt das?

Das hängt mit der Konkurrenz zusammen. Mit sexueller Belästigung kann man jemanden sehr einfach einschüchtern. Es wird ja stark gewünscht, dass Frauen aufsteigen. Aber die Verletzungen, die sie unterwegs erleben, werden selten angesprochen.

Auch bei schweren Fällen von Partnergewalt zeigen nur 14 Prozent der Frauen die Täter an. Warum?

In den meisten Ländern hat die Frau keinen Schutz, wenn sie ihren Partner anzeigt. Sie hat also Angst vor noch mehr Gewalt. Und die meisten Menschen haben erhebliche Hemmungen, ein Familienmitglied anzuzeigen. Deshalb gibt es in Deutschland die „Wegweisung“. Dann ist der Mann erst mal nicht mehr in der Wohnung. Dann kann die Frau in Ruhe überlegen, wie es weitergeht.

Hat man in Deutschland damit alles getan, was man konnte?

Nein. Sinnvoll wäre eine Beweissicherung, etwa durch eine Ärztin oder einen Arzt. Und dann sollte die Frau – wie bei einer Vergewaltigung – drei Jahre Zeit haben, in denen sie den Mann anzeigen kann; das wird in Niedersachsen erprobt. Dann hat die Frau ein Druckmittel in der Hand.

Es hieß früher, je mehr sich Frauen emanzipieren, desto mehr Gewalt erfahren sie. Ist das noch so?

Nach der neuen Studie haben die Länder mit der fortgeschrittensten Gleichberechtigung auch die höchsten Gewaltraten. Das kann aber an der Anzeigebereitschaft liegen. Die Frauen sind nicht mehr so abhängig von den Männern und können sich die Gewalt eingestehen. Zu Beginn sagen die meisten Frauen: Das macht er nie wieder. Er hat sich ja entschuldigt. Sich einzugestehen, dass man Gewaltopfer ist, ist sehr schwer.

Wann wird man gewalttätig?

Das ist ganz verschieden. Wenn einer das Gefühl hat, er habe Anspruch auf Gehorsam, und dann merkt, es funktioniert nicht, kann er das als Kontrollverlust erleben. Wenn z. B. die Frau nicht zu Hause ist, wenn er kommt, hat mancher Mann das Gefühl, er verliere seine Stellung als Mann in der Ehe.

Gibt es die Möglichkeit, Prävention zu betreiben?

Ja. Wir wissen, dass männliche Jugendliche, die eine belastende Kindheit gehabt haben, sich oft Peergroups anschließen, in denen ähnliche Erfahrungen gemacht wurden. Mit einer guten Jugendarbeit und alternativen Männervorbildern könnte man diese Jugendlichen in sozialaffine Peergroups integrieren. Damit wird die Bereitschaft, später selbst Gewalt auszuüben, verringert. Wenn wir aber sagen, Jugendarbeit ist Luxus, dann überlässt man die Entwicklung sich selber und kann sich hinterher darüber wundern, was dabei herauskommt.

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27 Kommentare

 / 
  • Meine Mutter hat vor einigen Jahren ein Frauenhaus in Eupen (Belgien) gegründet. Und sie hat mir erzählt, das sie Männer die hilfesuchend zu Ihnen kamen, abweisen musste, weil die Politik kein Geld zur Verfügung der Männer stellen wollte (nur Frauen durften aufgenommen werden). Diese Männer erfuhren keine Hilfe von seite der Polizei und wurden überhaupt nicht ernst genommen. Sie meinte sie hätte ihnen zwar ein paar Empfehlungen gegeben aber mehr hätte sie nicht tun können ohne das Projekt zu gefährden.

     

    Wie verzweifelt mussten diese Männer gewesen sein? Wie soll man feststellen wieviele Männer gewaltopfer werden, wenn keiner Sie zuhört wenn sie schon den Mut aufbringen Hilfe zu suchen?! Am Ende hört man auch noch es gäbe keine Opfer bei den Männern (oder noch schlimmer: es wäre für sie weniger schlimm!!!).

  • "Männer erleben Gewalt anders"

     

    JA und? Gewalt bleibt Gewalt und wird objektiv nicht Schlimmer durch die Gefühlswelt des Opfers. Wenn meine Freundin mich Ohrfeigt (hat sie schon) ist das das selbe als wenn ich sie Ohrfeige. Auch wenn ich mich nicht wirklich bedroht fühle, ändert das nichts an der zugefügten Gewalt.

     

    Es ändert nur wie ich damit umgehe (also eher mein Problem). Ich laufe jetzt nicht direkt zum Anwalt oder so. Aber wenn ich mich bedroht fühle reagiere ich anders und erstattet schneller Strafanzeige. Das ist das Unrecht.

     

    Die Gefühlswelt sollte bei der Determination von Gewalt keine Rolle spielen. Denn Gewalt (zu mindest physische) ist objektiv bestimmbar.

     

    Die Gruppe die die meisten Gewalterfahrungen machen sind nach der Polizeistatistik immer noch junge Männer. Welche Zahlen daraus jetzt extrapoliert werden können weiß ich auch nicht.

  • Es ist bezeichnend das Frau Hagemann-White bei der Frage nach Frauen als

    Täterinnen auf die geringe Zahl der Männer verweist, die Hilfe wegen

    erfahrener Gewalt suchen und dann den Einwand, dass es kaum Hilfsangebote

    für männliche Gewaltopfer gibt, einfach beseite wischt.

     

    Ich kann mir kaum vorstellen, dass Frau Hagemann-White im Rahmen ihrer

    Arbeit nicht bemerkt wie extrem selten Hilfsangebote für männliche

    Gewaltopfer sind.

     

    Wer es nicht glaubt mache einmal folgenden Test:

    man gebe auf der Homepage der eigenen Heimatstadt den Suchbegriff

    "Gewalt" oder "häusliche Gewalt" an und schaue sich die Ergebnisse

    an.

     

    In meiner Stadt werden auf den fast 40 angezeigten Seiten kein

    einziges Mal Männer als mögliche Gewaltopfer genannt. Statt dessen

    gibt es eine Fülle von Hilfsangeboten für Frauen und Mädchen.

     

    Ich hab' dann noch bei ein paar anderen Städten nachgeschaut.

    Bei der Stadt Frankfurt glaubte ich zunächst fündig geworden zu sein,

    aber wie man dort begrüßt wird wenn man als männliches Gewaltopfer

    Hilfe sucht, spricht für sich:

     

    http://www.maennerfragen.de/index.php?site=gewalt_missbrauch

    • @tarleton:

      Da gebe ich Ihnen vollkommen recht.

       

      Im link:

      http://www.maennerfr...walt_missbrauch

      werden die Männer immer als Täter profiliert (auch als Opfer aber dann eher von männlichen Aktionen). Frauen NUR als Opfer. Als gäbe es keine gewalteitige Frauen.

       

      Was für ein Bild wird da vom Mann propagiert? "Die meisten Männer/ männliche Jugendliche sind lernfähig und können lernen Verantwortung für ihre Gewalttaten zu übernehmen..."

       

      Das ist wirklich das allerletzte.

  • 6G
    6474 (Profil gelöscht)

    "Zu vermuten ist eher, dass Männer Ohrfeigen oder Tritte nicht als so bedrohlich erleben wie Frauen. Sie fühlen sich weniger ohnmächtig."

     

    genau.und das sagt mir eine frau.man müsse sich mal vorstellen so etwas würde ein mann über frauen sagen.wie groß wäre der aufschrei?

     

    tatsächlich war selten etwas so demütigend für mich,wie von einer frau in der jugend öffentlich geschlagen zu werden.

    meine männliche sozialisation behinderte mich dabei zurückzuschlagen weil frauen=opfer(frauen schlägt man nicht)und ich stand da wie ein gedemütigter, begossener pudel.

    auch die gewalt die von meinen männlichen stärkeren artgenossen ausging hat mich ziemlich ohnmächtig gemacht.

     

    was ist das den für eine behauptung?

    anscheinend muss sich frau heute überhaupt keine gedanken mehr machen was sie redet.

    auch nicht darüber wie die gesellschaft(inklusive frauen) auf männliche gewaltopfer regiert.

     

    auch nicht darüber das frauen zwar ihr selbstbild geändert haben,aber nicht ihr bild vom mann.

    was ist der häufigste spruch in einem dating-portal im internet?

    "ich will einen richtigen mann"

    gehören da ohmächtige,leidende männer die opfer waren eigentlich auch dazu?für über ein drittel der frauen ist es immer noch ein ausschlußkriterium wenn mann weniger als sie selbst verdient.so schlecht verdienen frauen in deutschland nicht das sie ihre beziehungsabsichten vom gehalt des mannes abhängig machen müssten.warum also dann?

    aber dazu kommt kein wort von den wohlstands-feminstinnen.

    ich kanns nicht mehr hören-

  • Ja,es wird tatsächlich Zeit sich auch einmal mit Männern zu beschäftigen.Frauenbeauftragte etc..Anlaufstellen für Mädchen und Frauen gibt es reichlich....aber was erwarte ich in diesem feministischen Deutschland. ( ich weiß..Feminismus ist nicht der Grund das Hilfestellung für Männer unterbleibt oder verhindert wird) ..sagt zumindest IHR !

  • Männer muten Frauen in dem Maße Gewalt zu, in dem sie selbst Gewalt erfahren haben. Das macht die Sache nicht besser, erklärt sie aber. Es ist auch Ausdruck einer ungewollten Emanzipation - so paradox das klingen mag.

    Gewalt beginnt regelmäßig schon weit früher, bevor der erste Tropfen Blut fließt, der erste Knochen gebrochen ist und die ersten blauen Flecken sichtbar werden. Gewalt ist die logische Folge einer perversen Gesellschaft, die permanent Ich-schwache Individuen hervorbringt, die zur eigenen Identitätsbildung den oder die Schwächeren benötigt. Oft sind es dann Frauen, die es trifft, noch öfter aber Kinder und gesellschaftliche Randgruppen. Gewalt allein aus geschlechtsspezifischen Gesichtspunkten zu betrachten, geht zwangsläufig am Ding vorbei. Gewalt ist ein gesamtgesellschaftliches und sozialpolitisches Phänomen und nicht etwa eine Besonderheit männlicher Gene. Gewalt ist immer strukturell angelegt, bevor sie personell wird. Das könnte man durchaus ändern, wenn man es denn wirklich ändern wollte.

  • Aus der Beratungsarbeit mit Opfern und Tätern häuslicher Gewalt habe ich den Eindruck, dass das traditionelle Bild vom Täter, der „das Gefühl hat, er habe Anspruch auf Gehorsam“ nur einen Teil der vielen Gewalterfahrungen erklärt. Die Fälle häuslicher Gewalt, mit denen wir in den Beratungsstellen zu tun haben, reichen von systematischer, auf Macht und Kontrolle abzielender psychischer und physischer Gewalt bis hin zu Gewaltausbrüchen, die ausschließlich in eskalierenden Streitsituationen stattfinden. Letztere überwiegen gerade in der offenen Beratung deutlich. Keine dieser Formen von Gewalt ist ausschließlich männlich, Gewalt wird aber sicherlich häufig von Frauen als bedrohlicher empfunden als von Männern. Zudem ist bei Männern die Hemmschwelle, Hilfe als Opfer häuslicher Gewalt in Anspruch zu nehmen, noch sehr hoch.

    Es geht nicht darum von Männern ausgeübte, auf Macht und Kontrolle abzielende Gewalt gegen Frauen kleinzureden. Wenn wir aber das Bild häuslicher Gewalt auf diese Form verengen, riskieren wir, dass wir mit unseren Hilfsangeboten viele nicht erreichen, die die Hilfe dringend bräuchten.

     

    Volker Wallmeroth, Vantaa, Finnland

  • Ich glaube das Männer einfach nicht den Mut haben Gewalt von Partnerinnen

    anzuzeigen.Ein Mann wird da ja doppelt gedemütigt.Es würde mich auch interessieren wie oft Männer unschuldig von Ihren Partnerinnen beschuldigt werden.

  • 8G
    889 (Profil gelöscht)

    "Zu vermuten ist eher, dass Männer Ohrfeigen oder Tritte nicht als so bedrohlich erleben wie Frauen. Sie fühlen sich weniger ohnmächtig. Die Gewalt gegen Frauen geschieht vor dem Hintergrund eines tief verwurzelten gesellschaftlichen Machtgefälles."

     

    Der Rat an die betroffene Frau wäre demnach: "Emanzipier dich und nimm es wie ein Mann!"

     

    Das kann's doch nicht wirklich sein, oder?

  • 6G
    677 (Profil gelöscht)

    Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, ist Gewalt das, was als solche empfunden wird. Kommt mir irgendwie bekannt vor.

    Bei sexueller Belästigung konnte man da ja noch milde lächeln, aber bei strafrechtlich relevanten Sachverhalten finde ich das äusserst bedenklich!

    • @677 (Profil gelöscht):

      Entscheidend für eine Abgrenzung ist das nötigende Element. Ist das Verhalten geeignet, bei einer Person ein Handeln, Dulden oder Unterlassen zu erzwingen, welches diese aus sich heraus gar nicht wollte und ist entspricht dies den Erwartungen des Täters, dann liegt regelmäßig Gewalt vor.

    • @677 (Profil gelöscht):

      Sexuelle Belästigung ist aber auch ein strafrechtlich relevanter Sachverhalt! oder etwa nicht?

      • 6G
        677 (Profil gelöscht)
        @Rooni:

        Das war mir wohl klar, da mein Kommentar aber einen anderen Schwerpunkt hat, habe ich das mal stehen gelassen.

  • "-Hat man in Deutschland damit alles getan, was man konnte?

     

    - Nein. Sinnvoll wäre eine Beweissicherung, etwa durch eine Ärztin oder einen Arzt. Und dann sollte die Frau – wie bei einer Vergewaltigung – drei Jahre Zeit haben, in denen sie den Mann anzeigen kann; das wird in Niedersachsen erprobt. Dann hat die Frau ein Druckmittel in der Hand."

     

    Frau Oestrich, ich darf doch sehr bezweifeln, ob hier die journalistische Distanz gewahrt wurde. Oder erheben Sie darauf gar keinen Anspruch und verstehen sich als Stichwortgeber?

     

    "Sexuelle Belästigung erleben deutsche und skandinavische Frauen öfter als andere. Warum?"

    Vielleicht, weil sie einfach, dank der Emanzipation, mehr als sexuelle Gewalt empfinden? Man denke an Assange, der einvernehmlichen Sex hatte.

    Eine Frau hat es sich danach anders überlegt und ihn wegen Vergewaltigung angezeigt.

     

    Auch frage ich mich, wie die vorgeschlagene "Beweissicherung" durch Ärzte funktionieren soll - 3 Jahre später.

     

    "- Nun kreiert die EU-Studie ja ein sehr starkes Opferbild. Frauen als Täterinnen kommen nicht vor.

    - Das ist aber nicht so verzerrend, wie Sie meinen"

    hahahahaha

    • @unbekannter_nutzer:

      Beweissicherung bedeutet , dass so zeitnah wie möglich nach der Tat die Beweise einer Verletzung ärztlich erhoben und dokumentiert werden .

      • @APOKALYPTIKER:

        Beweissicherung hört sich gut an. Beweissicherung als Druckmittel geht aber in den Bereich der strafbaren Erpressung. Selbst einen Straftäter darf man nicht erpressen. Dazu kommt, dass die Beweissicherung einseitig ist - d.h. es findet keine Sicherung von Beweisen statt, die den Beschuldigten entlasten könnten. Gerade in den Vergewaltigungsprozessen, die teilweise recht einseitig geführt werden, kann dies zu noch mehr fälschlich Verurteilten führen. Es schafft eben keine Gerechtigkeit, wenn man statt den nicht angezeigten Vergewaltigern ein paar unschuldige Männer mehr verurteilt.

        • @Velofisch:

          Hier denkt jemand mit.

  • Männer werden laut amtlicher Statistik deutlich häufiger Opfer von Gewaltverbrechen als Frauen.

    Die Tatsache das Männer Gewalt angeblich irgendwie anders erfahren als Frauen, macht es aber unmöglich eine Studie zu diesen Erfahrungen durchzuführen?

     

    Könnte es nicht vieleicht auch sein, dass unsere Geselschaft sich trotz allem "Post-Gender-Klimmbim" nach wie vor sehr schwer tut Männer als Opfer wahrzunehmen und sich gleichzeitig sehr dabei gefällt Frauen in der Opferrolle zu sehen? Warum geht man überhaupt, bevor man eine solche Studie durchführt davon aus, dass die Wahrnehmung von Gewalt substantiell von den Genitalien einer Person abhängt.

  • Männer werden allgemein belächelt, wenn sie beklagen, dass sie der Gewalt einer Frau ausgesetzt waren. Gepaart mit der Erwartung, dass sie, sicher erziehungsbedingt, das eher wegstecken können, bringt es diese Männer in die Zwickmühle.

    Das Gewaltempfinden bei Männern anders verortet sein soll, halte ich für absurd. Dazu sollte man Männer befragen, die solche Erfahrung gemacht haben. Das Ohnmachtsgefühl dieser nach Gewaltanwendung von Frau gegen Mann ist ungleich größer, da das Umfeld den Klagenden immer noch für unglaubwürdig hält und er traditionell die Täterrolle zugesprochen bekommt, auch weil seine Geschlechtsgenossen in der Anzahl der Delikte dieser Art den Großteil ausmachen.

    • @lions:

      Hervorragender Kommentar

    • @lions:

      Das Gewaltempfinden varriiert von Mensch zu Mensch, ich halte es für müßig, da von Geschlechtern zu reden.

      Und wenn irgendeine Person mit Gewalterfahrung unglaubwürdig daherkommt, wäre es doch mal interessant zu wissen, was diese Person so unglaubwürdig macht.

      • @vøid:

        Das Gewaltempfinden variiert von Mensch zu Mensch und hat natürlich etwas mit der Sozialisation zu tun. Wer lernt, Opfer zu sein, empfindet etwas bereits als "Gewalt", was andere als Zufälligkeit ansehen.

        Wer sich körperlich überlegen fühlt, wird auch körperliche Gewalt nicht so schnell als "Gewalt" empfinden. Er könnte sich ja theoretisch wehren und ist nicht ohnmächtig. Wenn er aber weiss, dass er bei einer Gegenwehr als allein Schuldiger angesehen wird und auch statt Hilfe Hohn und Spott erwarten kann, ändert sich dies schnell.

        Für das Strafrecht allerdings muss Gewalt objektiviert definiert werden. Wenn jemand eine objektiv harmlose Situation als "Gewalt" empfindet, sollte er oder sie eher zum Psychotherapeuten als zum Staatsanwalt gehen.

        Studien, die Gewalt immer niedrigschwelliger definieren, werden nur noch Menschen mit Gewalterfahrung finden. Werden dann nur Frauen gefragt, so ergibt dies ein recht einseitiges Bild.

        Leider hilft dies nur um die Interessen von Politikerinnen und Forscherinnen zu befriedigen. Echte Gewalt ist ein grosses Problem - für Frauen und für Männer. Irgendwann im Leben schon mal angerempelt zu sein, ist nur für Psychopathen ein Problem. Wer den Fokus auf letzteres legt, schadet den eigentlichen Gewaltopfern.

      • @vøid:

        Sicher gibt´s da Differenzierungen.

         

        Meine Erklärung für die Unglaubwürdigkeit gab ich bereits ab- Das Vorurteil. Das bestätigten Sie schon mit dieser Frage.

  • Wenn die weibliche Konkurrenz im Berufsleben mit sexueller Belästigung schikaniert wird, wäre ja vielleicht als Übergangslösung die Frauenquote ein möglicher Lösungsansatz.

     

    So und jetzt schlagt verbal auf mich ein, weil ich Frauenquote gesagt habe ;-)

    • @vøid:

      Als Quotenfrau sexuell belästigt werden, fühlt sich bestimmt gleich besser an, daher löst die Frauenquote hier natürlich alle Probleme :3

      • @Micha:

        War so nicht gemeint. Geht eher darum, in den Führungsetagen damit eine Bresche zu schlagen, damit Frauen an den Hebeln sitzen, sowas besser unterbinden zu können.

         

        War aber auch nur als ein MÖGLICHER Ansatz von Vielen gemeint.