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Zwist um Sex und KohleAlice Schwarzer keift zurück

Die „Zeit“ teilt in einem offenen Brief gegen Alice Schwarzer politisch aus. Schwarzer giftet nun zurück. Zeit für ein Stelldichein.

Will sich nicht immer nur auf die Schippe nehmen lassen: Alice „Emma“ Schwarzer. Bild: dpa

BERLIN taz | Neues aus der Abteilung Emma: Die Feministin und Herausgeberin der Frauenzeitschrift Emma, Alice Schwarzer, wehrt sich in einem offenen Brief gegen Vorwürfe der Wochenzeitung Die Zeit. Sie hält Redakteurin Elisabeth Niejahr Unkenntnis und mangelnde Recherche vor.

Niejahr hatte in der Zeit einen offenen Brief an Schwarzer verfasst, in dem sie der Feministin empfahl, sie solle sich „weniger um Sex und mehr um Geld kümmern“, was angesichts des nun bekannt gewordenen – unversteuerten – Millionenvermögens Schwarzers in der Schweiz ohnehin ein interessanter Vorwurf ist.

Gemeint war natürlich die ökonomische Situation von Frauen, die nicht so weich gebettet sind wie Schwarzer. Statt um Prostitution und Sexismus solle Schwarzer sich lieber um Niedriglöhnerinnen und die Quote kümmern, schrieb Niejahr.

„Aus Ihrer Argumentation muss ich schließen, dass Sie noch nie einen Text von mir gelesen haben“, kontert nun Schwarzer. „Nur sollten Sie in diesem Fall dann nicht darüber befinden, was ich vertrete und was nicht.“

Einfache Attacken

Hätte Niejahr einmal ins Emma-Archiv geblickt, hätte sie zahllose Artikel über die ökonomische Lage von Frauen gefunden. Alle Themen rund um Frauen und Ökonomie, über die Niejahr jetzt schreibe, habe die Emma bereits vor Jahrzehnten angestoßen. Und weiter: Im Übrigen habe Sex immer auch mit Macht und Geld zu tun.

Nun – wer hat Recht?

In der Tat schreibt Schwarzer auch über ökonomische Themen. Richtig ist aber auch, dass die größeren Kampagnen Schwarzers oft mit Körperpolitik zu tun haben – Pornografie, Prostitution oder auch die Körperpolitik im Islam. Kampagnen für gleichen Lohn oder gegen Minijobs dagegen fehlen.

Wo Niejahr allerdings falsch liegt: Die Frauenbewegung in Deutschland ist etwas anderes als Alice Schwarzer und Emma. Und diese Bewegung kümmert sich seit Jahren um ökonomische Themen. Hilfe ist also in Sicht: Elisabeth Niejahr könnte sich ihr leichten Herzens anschließen. Doch eines verbindet die Journalistin in dieser Sache mit ihrer Gegnerin: Einfache Attacken sichern einfach mehr Aufmerksamkeit.

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2 Kommentare

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  • Liebe Taz,

     

    dieses Schwarzer Bashing wird langsam witzlos. Macht feminismus und gut ist, statt ständig nur gegen andere zu keifen.

     

    mit herzlichen Grüßen aus den monatlichen mädels & technik & risiko eingehen workshops und einer Menge Arbeit Frauen in die Soundwelt zu bekommen, die sich immer noch nicht trauen zu scheitern....genauso wie ihr, ihr habt keinen Standpunkt und kritisiert die Fehler anderer. Das ist wirklich keine Lösung.

  • Vielen Dank, aber nach reiflicher Überlegung habe ich mich entschlossen, dass ich Niejahr nicht in der feministischen Bewegung, welcher auch immer, haben will. Außer in der neu aufgegossenen, etwas hipperen Bewegung, die sich in unmittelbarem Anschluss und großer inhaltlicher Nähe zu Kristina Schröders "Danke, wir sind schon emanzipiert" gegründet hat.

    Es gibt wirklich viele Möglichkeiten sich zu engagieren. Auch beim Equal Pay Day. So lächerliche Dinge wie Plakate malen, sich auf facebook mit anderen Frauen vernetzen, glatt auf die Demos gehen, mit Betriebsräten sprechen, das Thema "soziale Berufe" ansprechen, minimal kreativer sein, was Arbeitszeiten und Kinder angeht, als ausschließlich Kitas zu fordern ... aber ich schätze, so etwas ist zu lächerlich für die taz.

    Für Feminismus reicht "Ich finde Alice Schwarzer doof" ja völlig.

    Was dieser Zeter-Feminismus dabei übersieht: Ohne Alice Schwarzer hat sich Eure Relevanz für diese Gesellschaft schlagartig erledigt. Diese Abgrenzung als einzigen Beitrag zum Thema, von vagen Gerede über andere "Feminismen" und der ewigen eigenen Selbstzuschreibung moralischer Überlegenheit und Differenziertheit, die nie, wirklich nie eingelöst wird, sobald es um unbequeme Themen geht, ist nur nützlich, solange es im Hintergrund noch feministische Forderungen gibt. Sobald die wegfallen, ist dieser aufgepeppte Mainstream, der uns von der taz und anderen als "Feminismus" verkauft wird, nur noch - aufgepeppter Mainstream, so interessant wie die 137. Rosatönung eines total befreienden und mutig selbstbestimmt getragenen Lippenstifts.