piwik no script img

Kolumne Knapp überm BoulevardSchlachtruf der „Angry White Men“

Isolde Charim
Kolumne
von Isolde Charim

Andreas Gabalier findet im Kampf gegen den „Genderwahnsinn“ viele Unterstützer. Ein offener Brief fordert die Abschaffung des Binnen-I.

Allen voran im Kampf gegen den „Genderwahnsinn“: Andreas Gabalier. Bild: dpa

I n Österreich erlebt man derzeit ein richtiges Wechselbad: erst heiß, dann kalt. Nicht nur meteorologisch, sondern auch gesellschaftspolitisch. Erst gibt es Bilder und Zeichen einer gesellschaftlichen Öffnung – und dann kommt der Backlash.

Erst gab es Conchita Wurst und ihren fulminanten Sieg – und dann. Ja, was dann kam, waren eine ganze Reihe von Ereignissen: da gab es den „Volks-Rock-’n’-Roller“ Andreas Gabalier, der sich zu Conchitas Gegenspieler aufwirft, und der bei einem großen Autorennen die österreichische Hymne in ihrer alten Version sang (als „Heimat großer Söhne“) und die Töchter der neuen Version bewusst ausließ.

In einer anschließenden TV-Diskussion platzierte er dann das Wort vom „Genderwahnsinn“, dem Einhalt geboten werden müsse. Ein Wort, das seither wie ein Lauffeuer umgeht. Dann gab es noch ein Plakat der FPÖ mit einer fast nackten Blondine unter dem Spruch: So sehen echte Frauen aus. Und dann folgte noch vor ein paar Tagen ein offener Brief, in dem „die unterzeichnenden Linguisten, Germanisten, Hochschul-, Gymnasial- und Pflichtschullehrer, Journalisten und Schriftsteller, aber auch andere Personen des Gesellschaftslebens“ dringend die Abschaffung des Binnen-Is (und aller sonstigen geschlechtlichen Sonderzeichen) fordern. Nicht nur wegen dieser Unterzeichner, nicht nur weil der Brief an die zuständige Frauenministerin ausgerechnet im größten Boulevardblatt des Landes veröffentlicht wurde, schlägt dieser immense Wellen.

Erst tut sich eine Tür zur gesellschaftlichen Veränderung auf und gleich wird sie wieder geschlossen. Nichts ist gesichert. Die Bewegung des Fortschritts ist eindeutig nicht linear. Diese vielfältigen Ereignisse fügen sich zu einem Gesamtbild, in dem die unterschiedlichsten, oft gegensätzlichen gesellschaftlichen Kräfte unintendiert zusammenwirken: von den FPÖ-affinen Wählern bis hin zum Bildungsbürgertum. Dieses hat mit seinem offenen Brief das gesellschaftliche Rollback in Frauenfragen von rechts außen in die Mitte der Gesellschaft getragen.

Dafür haben sie im Binnen-I ein ideales Symbol gefunden – ideal, weil es ambivalent ist, weil es widersprüchliche Gefühle hervorruft. Wer steht schon voll hinter dem Binnen-I als solches? Oder hinter */_? Natürlich tragen die Zeichen, mit denen sich das andere Geschlecht mitten ins Wort drängt, nicht zur Verschönerung der Sprache bei. Zudem sind die Zeichen der weiblichen Sichtbarkeit nur teilweise auch hörbar. Ja, man kann durchaus gegen das Binnen-I als eine unzulängliche Form sein. Aber es geht den Frauenstürmern nicht darum, andere, bessere Formen für die weibliche Teilhabe, für die weibliche Präsenz in der Sprache zu finden. Es geht ihnen vielmehr, wie sie explizit schreiben, um die „Rückkehr zur sprachlichen Normalität“.

Willkürliche „Normalität“

Dass man heute noch so unbefangen von Normalität sprechen kann! Und es sind Linguisten, Germanisten und Hochschullehrer, die dieses Wort von der sprachlichen Normalität so unbefangen in den Mund nehmen. Haben ihnen Jahrzehnte von kulturwissenschaftlichen, postkolonialen und feministischen Studien nicht nahe gebracht, was es mit solcher Normalität auf sich hat? Haben wir nicht alle gelernt, dass deren scheinbare Neutralität nur ein Deckmantel für Dominanz ist? Und dass dieser Normalität keine „Echtheit“ zugrundeliegt, sondern vielmehr geronnene Willkür? Ist nicht gerade in einer Demokratie Normalität – also das, was als selbstverständlich gilt – etwas, das umkämpft, etwas, das ständig neu verhandelt und umgeschrieben wird?

Da man den Autoren und Unterzeichnern des offenen Briefes solche Naivität nicht unterstellen möchte, muss man ihre Wortwahl, ihre Rede von der sprachlichen Normalität, als das nehmen, was sie ist: ein Schlachtruf der „Angry White Men“.

Diese Normalität ist eben der Punkt, der die verschiedenen gesellschaftlichen Kräfte verbindet, der sie zu einer Kette macht: Es ist der Kampf der „weißen männlichen Heten“ (René Pollesch) um ihre Hegemonie. Um diese kämpft man aber erst, wenn sie bedroht ist. Immerhin.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

38 Kommentare

 / 
  • Der Begriff "Backlash" soll vermitteln, dass hier Reaktionäre versuchen Reaktionäres wiederzubeleben.

     

    Dabei vergisst man offensichtlich, dass dieser ganze "Genderwahnsinn" auf eine Ideologie aufgebaut wird, die ein sagenumwobenes "Matriarchat" als Grundlage hat.

     

    Diese Berufung auf vorgeschichtliche Mythen ist nicht neu. Herr Guido Knopp hat in seinem Buch "Die SS: Eine Warnung der Geschichte" eben solche Vorgänge beschrieben.

     

    Daher muss man wohl annehmen, dass hier der Versuch einer Begriffsverfälschung stattfindet: Wer sein Verstand nutzt, um dem Kaiser die "neuen Kleider" als Luftnummer zu verraten, soll in die verrückte, reaktionäre Ecke geschoben werden.

     

    Schmach und Ausgrenzung sind ihm gewiss, wenn er sich nicht im Chor der kaiserlichen Jubelperser einreiht und das Binnen-I oder sonstige sprachliche Verhunzungen für gut befindet.

     

    Sie haben einige meiner Posts nicht veröffentlicht, obwohl ich mir keinerlei Verletzungen der Nettiquette bewusst bin.

     

    Es sollte Ihnen jederzeit klar sein, dass diejenigen, die heutzutage die "Gender-Studies" als das anprangern, was sie sind - eine, den weissen, hetero-Mann hassende Religion - keinen Backlash betreiben, sondern in der guten alten Tradition der Befreiungskämpfe des 19. Jhs handeln:

    • @Mike54:

      "Die Gedanken sind frei"

      Ihr könnt sie nicht stoppen, auch wenn Sie noch so viele von uns zensieren.

       

      Bedenkt bitte, dass Zensur nichts mit einem freiheitlich-demokratischen Staat zu tun hat. Wer zensiert beweist wessen Geistes Kind er ist.

       

      Und noch etwas: Es gibt mittlerweile genügend sehr gut informierte und argumentierende Männerrechtler.

       

      Es ist ein Beweis der Feigheit dieser Ideologie, dass diese Männerrechtler niemals zu Wort kommen dürfen.

       

      Es ist ebenfalls der Beweis der Feigheit dieser Ideologie, dass niemals auf die offensichtlichen Verletzungen des grundgesetzlichen Gleicheitsgebotes aus Art. III GG eingegangen wird:

       

      "Männer und Frauen sind gleichberechtigt." und "Niemand darf wegen seines Geschlechts ... bevorzugt oder benachteiligt werden." GG, III

       

      1. §16 BGleiG hat den Männern das aktive und passive Wahlrecht abgesprochen

      2. §1626 a BGB: Ein natürlicher Vater muss sein natürliches Recht auf das Sorgerecht beantragen, weil er als Mensch zweiter Klasse dieses Recht nicht automatisch bekommt

       

      Hat jemand endlich Mut sich zu diesen Diskriminierungen zu bekennen?

       

      Wenn er sich dazu bekennt, ist er auch in der Lage zu erkennen, dass sich Männer mit Recht dagegen zu Wehr setzen werden?

       

      Das, verehrte Redaktion, ist kein Backlash, sondern die einzig richtige Reaktion auf eine misandrische Religion.

  • Meine Güte, einfach das Binnen-I nicht verwenden wenn man es nicht mag, mache ich auch nicht und hatte bisher keine Kommunikationsprobleme, weder privat noch beruflich. Wer sich angepisst fühlt, bittschön. Das kann doch jeder so halten wie er will, da braucht es keinen öffentlichen Aufschrei eines Volk"musikers".

    • @MRO:

      Falsch. Es geht darum, dem jeder (Pesudo)religion immanenten Hang zu sanktioniertem Gebot/Verbot (am besten gleich staatlich, wenn der Staat dann eben 'unfrei' ist) entgegenzutreten.

      • @ioannis:

        Noch mal, es geht um das Binnen-I, um geschlechterspez. Schreibweise, mit Verlaub, aber das ist Kinderkram. Niemand wird ausgegrenzt oder benachteiligt, wenn er diese Schreibweise nicht anwendet (sofern man nicht gerade in bestimmten Teilen Berlins wohnt oder Genderwissenschaften studiert). Und mal ehrlich, wir bitteschön verwendet denn schon das binnen-I?

  • Das Binnen-I ist sowieso veraltet. Wer sich möglichst korrekt ausdrücken möchte, sollte daher zum Gap ( _ ) oder eben zum * greifen....

    Ich finde das Binnen-I nicht besonders schön, aber mehr deshalb, weil es keinen Raum für andere Geschlechter lässt.

     

    Da Texte mit Sternchen und Unterstrichen auch nicht hübsch sind, versuche ich zumeist geschlechtsneutrale Formulierungen zu finden: Lehrpersonen, Studierende etc.

  • Das Binnen-I ist doch reine Ideologie. Wenn es um negativ besetzte Begriffe geht (Mörder, Terroristen etc.) wird bezeichnenderweise konsequent darauf verzichtet.

  • als männlicher weißer hetero fühle ich mich unter generalverdacht bei der konservativen weltverschwörung mitzuwirken, dabei bin ich doch auf eurer seite ;)

  • Nach den Worten der Autorin ist also so gut wie alles, jedenfalls alles gesellschaftlich wirksame, Konstruktion, Willkür? So tickt ein Erstsemester, der zum ersten Mal mit solchen Gedanken in Berührung kommt und sie daraufhin an Allem ausprobieren möchte. Später wird er, hoffentlich, erkennen, dass die Welt doch etwas komplizierter ist.

     

    Gestern kam ein schöner Artikel dazu in der FAZ:

    http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/inklusionsdebatte-unglaubliche-gleichmacherei-13057236.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2

    • @Huitzilopochtli:

      Ja ne, is klar - aber ausgerechnet auf die ewiggestrige FAZ mit ihrem eindimensional-neokonservativem Weltbild zu verweisen ist natürlich total überzeugend.

      • @tazzy:

        Lesen Sie doch einfach den verlinkten Text und überlegen Sie, wo der Autor vielleicht recht haben könnte und warum.

        Auf welches ewigmorgige Medium darf man denn Ihrer Meinung nach verlinken?

  • Alles, was dazu führt, dass Ungetüme und unfreiwillige Lächerlichkeiten wie das Binnen-I (das dann natürlich von kindlich-trotzigen Hirnen kindlich-trotzig und zickig verteidigt wird, ) verschwindet, ist nicht komplett schlecht. Nicht mal ein Gabalier, obwohl so gerade noch.

  • Solange die taz nie von TerroristInnen spricht, nimmt sie das ganze auch nicht ernst. Da kann man es dann besser ganz sein lassen.

    Ist sowieso partielle Wahrnehmung der Sprache, das das generelle Maskulinum eine einseitige Benachteiligung der Frau ist. Dafür gibt es das feminine plural. DIE Männer.

  • Wie wäre es - in Anlehnung an die patriarchale Zeit ohne weibliche Sprachformen - für eine ähnlich kurze Zeit mit durchweg weiblichen Sprachformen? Die Männer wären selbstverständlich immer "mitgemeint".

    • @reblek:

      Dann gäbe es aber einen Aufschrei. Die Geschichte um die angeblichen "Herrn Professorinnen" an der Uni Leipzig hats ja gezeigt. Das war ein herrliches soziales Experiment, das die Wichtigkeit gendergerechter Sprache sehr deutlich gemacht hat.

    • @reblek:

      Wie wäre es, wenn im real existierenden Matriarchat, die tradierte, patriarchale Herdprämie genannt Unterhalt, durch Betreuung durch den Vater im Falle einer Trennung oder Scheidung ersetzt wird?

       

      Und zwar für genau so 'ne ähnlich kurze Zeit, wie Männer als Leistungsträger seit der Mammutjagd ihre Sippen und Familien versorgt und beschützt haben.

       

      Wenn Ihr die Männer auch in der Kinderbetreuung immer mitmeinen würdet, würde ich Euch den Sermon abkaufen. Da aber die Feminist.I.nnen nur Macht ausüben wollen, glaube ich nicht, dass so viel Emannzipation im Binnen-I oder in sonstiger, gendergerechten Sprachform steckt. Da hört die Gleichberechtigung bei Euch Machtmenschen ja auf.

       

      Das Binnen-I gönne ich Euch vom ganzen Herzen. Ihr scheint es ja noch immer nicht zu kapieren, wieviel Patriarchalisches im Binnen-I - und damit auch im Feminismus - steckt: "Die Erektion im Text"! http://www.taz.de/Das-Binnen-I-und-die-taz/!31423/

       

      Danke für den Lacher ;-D

      • @Mike54:

        Sie waren bei der Mammutjagt also dabei. Haben Sie denn auch was gefangen, oder haben Sie sich von den Sammler*innen durchfüttern lassen?

  • Wenn ich sehe wie queer der Gabalier auf dem Bild aussieht - die Reaktionäre haben schon verloren, sie wissen's nur noch nicht. Andererseits, kein Grund sich zurückzulehnen. Sprache sollte lebendig sein. Neben Binnen-I wirkt es manchmal Wunder, einen gender-verstockten Akademiker mit Herr Professorin anzureden ;-)

    • @hessebub:

      Haha, das war auch mein erster Gedanke, als ich das Foto mit dem rosa Brillchen sah.

      Zu Ihrem Witz mit dem Herr Professorin, der ja auch als Falschbericht zu einem Beschluss der Uni Leipzig schon quer durch alle Medien geisterte, hier nochmal für alle mitlesenden "anti-gender"-Apologeten:

      Ihr schreit doch immer gegen das zugegebenermaßen etwas unschöne Binnen-i und wollt weiterhin nur ein "normales" Wort für alle. Nun, genau das hatte die Uni Leipzig beschlossen... nur dass sie eben mal in allen Dokumenten die allgemeine Bezeichnung "Professorinnen" nutzen wollte, in der Männer einfach mitzudenken seien. (Genauso wir ihr ja angeblich kein Problem darin sieht, dass man nur von männlichen Professoren spricht und die Frauen halt irgendwie mitgemeint seien. ) Das allerdings hat niemals impliziert, den spezifischen Herrn Professor nicht mehr als solchen anreden zu dürfen.

      Oooooch, über die wahre Version kann man sich ja gar nicht mehr so schön anti-gender-echauffieren.

      • @kami:

        Ich muß Dir jetzt aber in den Rücken fallen. In der DDR gabs auch kein Binnen I und die Frauen waren in Leitungsfunktionen präsend.

        Das bringt nur Unruhe und Unfrieden.

        Qualifiziere Dich, baue Netzwerke auf und übernimm vernüftige Positionen.

        Vor allem vertrete eine Meinung die alle mit nimmt und nicht polarisiert. Sonst hast Du schon den nächsten Grundstein für kommende Konflikte gelegt. Aber laß dier auch nicht die Butter vom Brot nehmen.

  • Hm. Vielleicht sollte man hier zwei Dinge zumindest analytisch trennen. Gabalier und Konsorten, d.h. echauffierte Deutschlehrer und die FPÖ, sind natürlich ein minderwertiges Völkchen für sich. Dass alles was von denen kommt, bloß reaktionäre Hetze ist, gilt a priori. Ganz im Ernst.

     

    Aber wie steht es mit dem Binnen-I ? Es hat den merkwürdigen Effekt, dass es Geschlechterunterschiede betont, wo diese keinerlei Sachrelevanz haben: "Lehrer" oder "Polizist" sind Berufsbezeichnungen. Berufe haben kein Geschlecht und Geschlechtszugehörigkeit sollte irrelevant sein für Berufszugehörigkeit – dies zumindest nach einem egalitären und rein sachlichen Berufsverständnis, das durch Binnen-I paradoxerweise unterlaufen wird. Diese theoretische Auffassung wird nach meiner (natürlich fehlbaren) Wahrnehmung dadurch praktisch bestätigt, dass ich keine Frauen kenne, die auf solche sprachlichen Verrenkungen wertlegen, wenn sie von Berufen sprechen – wohl aber darauf faire Chancen zum Zugang zu solchen Berufen zu haben!

     

    Genau hier liegt das Problem mit Sprachregelungen: Sie erzeugen viel mediale Aufmerksamkeit und über Zeit auch Gegenwind ob ihrer totalitären Natur. Damit lenken sie zweifach von den echten sozialen Problemen ab: die Gutmenschen können sich auf politisch korrektem Sprachgebrauch ausruhen, die Reaktionären haben leichtes Spiel, sich als Sprachrohr einer stummen Mehrheit zu inszenieren.

     

    Aber nochmal: Noch nie haben arbiträre Sprachregelungen soziale Ungerechtigkeit besiegt, handfeste politisches Handeln aber schon.

    • @MH:

      Äh, ich verstehe Sie nicht ganz. Lehrer, Polizist sind Berufsbezeichnungen? Arzt auch? Aha und jede Frau sagt: Ich bin Lehrer, Polizist, Arzt? Noch nie eine Frau gehört, die sagt: Ich bin Lehrerin, Polizistin, Ärztin??? Natürlich sind die gleichen Chancen wichtiger als das Binnen-I. Aber einfach so hinnehmen, das immer nur die männliche Form genutzt wird? Hm.

  • @LEX: Nach dieser Logik dürfte die Gruppe "männlich, weiß, hetero" sich ebenso wenig FÜR das Binnen-I äußern.

     

    Allerdings ist das Erschreckende hieran weniger die Tatsache, dass scheinbar wenige es in ihrem Alltag verwenden (BinnenI, GenderGap, whatever), sondern jene, dass hier aktiv dagegen "gekämpft" wird.

     

    Da wollen wohl welche in der Zeit zurückreisen und das typische Bild von Frau und Mann wiederbeleben. Schade, ich dachte, die Menscheit entwickelt sich weiter...

    • @buggybugga:

      Es ist auf jeden Fall eine polarisierende antiliberale tendenz, die nichts mit dem herrschaftsfreien diskurs zu tun hat.

       

      Ich halte die Annahme, dass Sprache Wirklichkeit konstruiert für falsch und veraltet, schon Marx erkannte, dass das Sein das Bewusstsein bestimmt. Man darf das Kätzchen Sprache nicht vergewaltigen, der Geist muss sich an die Verhältnisse genau anschmiegen und gegen sie löten, nicht sie bestimmen und umändern. Das Binen-I ist eine Totgeburt von hierarchischen SprachreformistInnen, die an einer Änderung der Verhältnisse nicht interessiert sind, sondern den Menschen auf den Wecker fallen.

    • @buggybugga:

      Ist die Ablehnung des Binnen-I eine Wiederbelebung des typischen Bildes von Mann und Frau?

       

      Wie lautet denn dieses "typische" Bild von Frau und Mann?

       

      Sie wissen schon die Unterschiede innerhalb der Geschlechter sind viel größer als zwischen den Geschlechtern, z. B. bei der Intelligenz?!

       

      Daher ist mir Ihre Befürchtung vollkommen unverständlich.

       

      Eine Zeitreise würde diese Unterschiede weder vergrößern noch verkleinern.

  • Wieso kann man denn nicht Lehrerin, Krankenschschwester oder Kraftfahrerin sagen ..? Dann gäbs halt männliche und weibliche Lehrerinnen, Krankenschwestern und Kraftfahrerinnen....

     

    Wenn man schon gegen das Binnen-I argumentiert, dann sollte man es vielleicht nicht unbedingt aus der Position einer "weißen männlichen Hete" tun....

    • @Lex:

      Warum nicht? Meinereiner gehört zu dieser Gruppe. Darf ich dazu nix sagen?

  • Ich nutze das binnen I auch nicht wirklich konsequent (bis auf wissenschaftliche Texte eigentlich gar nicht.) Das ist aber auch nicht das Zentrale. Diese Diskussion ist nur ein Symptom des konservativen baklashes, welchen wir in Europa gerade erleben. In der Tat der Aufstand der „Angry white conservative men“, unterstützt von Frauen wie Beatrix von Storch. Armes Europa. Diese sich abzeichnende rechts-konservative Trendwende ist ja nicht erst seit gestern zu erkennen. Umso beängstigender, dass progressive Politiker, Parteien, Verbände, Intellektuelle, Bürger, Gewerkschaften und was weiß ich nicht noch, noch immer keine Antwort, die diese Bemühungen nicht diskreditiert (und damit für rechts-konservative, Unentschiedene und unpolitisch denkende Menschen) noch attraktiver macht, sondern selbst ein attraktives, positives Gegenmodell bereitstellt, an das es sich anzuknüpfen lohnt. Was wir in Europa nicht brauchen, ist noch mehr Antifeministen, Antisemiten, Rassisten und gesellschaftlich antiliberales Gebaren, davon gibt es schon genug…

  • 8G
    889 (Profil gelöscht)

    "Wieso kann man nicht Lehrer, Pfleger oder Kraftfahrer sagen bzw. schreiben ohne es gleich auf ein spezifisches Geschlecht zu projizieren?"

     

    Weil das menschliche Gehirn nicht so funktioniert.

     

    Und: Gibt's dann auch männliche Krankenschwestern?

    • @889 (Profil gelöscht):

      In Holland heißen diese Bruder. Dies nur so zur Info.

  • Auf der internationalen Weltfrauenkonferenz in Peking wurde die Gender-Agenda wie folgt festgelegt:

     

    1. In der Welt braucht es weniger Menschen und mehr sexuelle Vergnügungen. Es braucht die Abschaffung der Unterschiede zwischen Männern und Frauen sowie die Abschaffung der Vollzeitmütter. 2. Da mehr sexuelle Vergnügen zu mehr Kindern führen kann, braucht es den freien Zugang zu Verhütung und Abtreibung für alle und Förderung homosexuellen Verhaltens, da es dabei nicht zur Empfängnis kommt.

    3. In der Welt braucht es einen Sexualkundeunterricht für Kinder und Jugendliche, die zu sexuellem Experimentieren ermutigt, es braucht die Abschaffung der Rechte der Eltern über ihre Kinder

    4. Die Welt braucht eine 50/50 Männer/Frauen-Quotenregelung für alle Arbeits- und Lebensbereiche. Alle Frauen müssen zu möglichst allen Zeiten einer Erwerbstätigkeit nachgehen.

    5. Religionen, die diese Agenda nicht mitmachen, müssen der Lächerlichkeit preisgegeben werden.

     

    Hm, wie kann man da nur auf den Gedanken kommen, es handele sich um einen "Wahn"? Völlig unverständlich.

    • @Widerspenstiger:

      So ein Schwachsinn! Haben Sie das von pi, oder irgendeinem AfD-Forum??

      Die echte "Agenda" bzw. Erklärung von Beijing können Sie unter anderem hier auf den Webseiten der Vereinten Nationen nachlesen: http://www.un.org/Depts/german/conf/beijing/beij_bericht.html

       

      Nicht EIN WORT von dem BS, den Sie hier absondern. Aber das scheint ja ein Erkennungszeichen des neurechten Backlashs zu sein, bei uns mindestens so wie in Österreich: Am lautesten schreien doch immer die über Genderwahn und die pöhse, pöhse gender-Theorie, die nicht mal im Ansatz begriffen haben, worum es da geht. Weder in der Erklärung von Beijing noch bei Judith Butler & Co werden Sie auch nur ansatzweise Schwachsinn wie die Förderung von Sexexperimenten mit Kindern oder einer Agenda zur Homosexualisierung Heterosexueller finden.

      Sehr überzeugende könne Ihre Argumente nicht sein, wenn Sie und Ihresgleichen sich permanent einen Gegner herbeilügen müssen. Liegt das eigentlich an totaler Ignoranz, oder ist es eine perfide Taktik, solche absichtlichen Lügen quer durch alle Medien zu streuen? .. ich weiß langsam echt nicht mehr, was ich schlimmer fände.

      • @kami:

        Sie werfen mir also Dummheit vor oder vorsätzliches Lügen, und berufen sich dabei auf eine Linguistin, die ihren Schwachsinn hinter einer Mauer unverständlicher Fremdwörter verstecken muss und auch das biologische Geschlecht für ein gesellschaftliches Konstrukt hält?

         

        Googlen Sie mal nach David Reimer, der arme Teufel wurde das Opfer eines Menschenexperiments, bei welchen man zu beweisen wollte, dass man einen Jungen zu einer Frau machen kann, wenn man ihn nur entsprechend erzieht. Und ach ja: Auch kastriert.

  • Das Binnen-I nervt auch mich ab und an. Mir wäre es lieber wir kämen auch ohne aus. Zumindest gibt es noch keinen Zwang dazu.

     

    Wieso kann man nicht Lehrer, Pfleger oder Kraftfahrer sagen bzw. schreiben ohne es gleich auf ein spezifisches Geschlecht zu projizieren? Dann gibt's halt männliche und weibliche Lehrer, Pfleger und Kraftfahrer statt LehrerInnen, PflegerInnen und KraftfahrerInnen...

    • 3G
      3053 (Profil gelöscht)
      @Franco:

      NOCH nicht! :-) Aber wenn wir nicht aufpassen… ?????

       

      Mir ist es ehrlich gesagt voll egal ob jemand die Lehrer oder LehrerInnen schreibt oder sagt aber wenn jemand gegen das Innen kämpft muss einem klar sein in welche Richtung das geht.

    • @Franco:

      Binnen-I ist sexistisch, weil es impliziert dass es nur Männer und Frauen gibt.

      • @MussManNichtWissen:

        So isses. Da werden ja die Eunuchen außen vor gelassen!