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Polizei beim Fußball in BremenÄrger vor der Ostkurve

Werder-Fans kritisieren den Polizei-Einsatz bei den letzten Spielen. Ein Problem seien die niedersächsischen Einheiten, meint die Ultra-Gruppe Caillera.

Polizei bei einem Werder-Spiel (im März 2014): Fans würden zunehmend „kriminalisiert“, findet das Fan-Projekt Bild: dpa

BREMEN taz | Werder-Fans äußern scharfe Kritik an der Polizei. Die Bremer Szene der Fußball-Fans würde zunehmend „kriminalisiert“, heißt es in einer Erklärung des Fan-Projektes vom Dienstag. Nach dem Fußball-Bundesligaspiel gegen Bayer Leverkusen beobachte man ein „zunehmend aggressives Vorgehen der Polizei“.

Schon Ende Dezember sorgte ein Polizeieinsatz vor dem Ostkurven-Saal für Kritik. Dabei war es zu Auseinandersetzungen zwischen Fans und der niedersächsischen Polizei gekommen, bei denen auch ein Sozialpädagoge des Fan-Projekts von der Polizei angegriffen worden sein soll. Zu den Ereignissen laufen interne Ermittlungen.

Beim letzten Bundesliga-Spiel gegen Bayer Leverkusen am Sonntag habe nun erneut eine niedersächsische Einheit direkt am Stadion vor der Ostkurve für Ärger gesorgt, hieß es vom Fan-Projekt. „Fans wurden von der Polizei rigoros kontrolliert, gefilmt und gemaßregelt“. Weil ein Bus mit „Problemfans“ aus Leverkusen anders als üblich direkt am Ostkurven-Saal vorbeigeführt wurde, wo die Bremer Ultra-Fans sich sammeln, sei es es zu erwartbaren Konfrontationen zwischen den Fans beider Lager und der Polizei gekommen.

Thomas Hafke, Sozialpädagoge beim Fan-Projekt Bremen, hält die neue Einsatztaktik für gefährlich. „Das trifft auch viele Menschen, die damit nichts zu tun haben“, so Hafke. „Wenn die Polizei auf Fans losgeht und sie verfolgt, kann eine Massenpanik entstehen.“ Hafke kann das Verhalten der Polizei nicht nachvollziehen: Andernorts würden die Fans von Werder Bremen bei Auswärtsspielen von der Polizei als „kommunikativ und kooperativ“ wahrgenommen.

„Unerfahren, respektlos und gewaltbereit“

Ein Mitglied der Bremer Ultra-Gruppe „Caillera“ machte niedersächsische Bereitschaftspolizisten, die neuerdings vor der Ostkurve eingesetzt würden, für den Ärger verantwortlich. Sie seien „unerfahren, respektlos und gewaltbereit“ und hätten „wenig Ahnung“ von den örtlichen Gegebenheiten:

„Beim letzten Spiel am Sonntag haben sich die Cops wegen einer Lappalie in Schildkrötenformation bis zum Ostkurvensaal durchgeprügelt“, so der Werder-Ultra. Er fordert, dass der Polizeieinsatz grundsätzlich auf ein Minimum reduziert und auch das Sicherheitskonzept geändert werde.

Die Polizei Bremen erklärte, vor dem Spiel gegen Bayer Leverkusen seien sowohl von der Fanbetreuung Bremen als auch vom Fanprojekt Leverkusen „größte Ängste artikuliert“ worden, dass es zu Auseinandersetzungen kommen werde.

Werder Bremen habe vor dem Spiel davon gesprochen, dass „mit Sicherheit von den Bremern versucht werden würde, an die Leverkusener heranzukommen und diese zu attackieren“. Vor und nach dem Spiel seien die Leverkusener beim Vorbeimarsch am Ostkurvensaal des Weserstadions beworfen worden. Grundsätzlich seien „Deeskalation und Dialog die zentralen strategischen Ansätze des Einsatzkonzeptes“.

Das Fan-Projekt gibt es offiziell seit 1981, ein Team aus etwa zehn Sozialarbeitern und Sozialwissenschaftlern macht im Ostkurvensaal des Weser-Stadions Jugendarbeit. Seit der Gründung lädt das Fan-Projekt zwei Mal im Jahr zu einem Arbeitskreis aus Polizei, VertreterInnen von Werder Bremen, dem Amt für soziale Dienste und den Ordnern, in dem auch über die Polizeieinsätze bei den Spielen gesprochen wird.

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13 Kommentare

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  • Manche Kommentare erinnern mich eher an die Kommentarfunktion bei bild.de. Es ist schon traurig, wie sehr sich Einige dem unreflektierten "Fußballchaoten" Geschwafel hingeben. Fehlt nur noch ein "sogenannte Fans". Wenn man sich nicht auskennt, okay. Wenn man kein Interesse hat, nun gut. Dann frage ich mich nur, warum man seinen Senf dazu geben muss.

     

    Jedes Spieltagswochenende finden sich mehrere 10.000 Jugendliche in Fußballstadien zusammen. Die Fankurve, als größter Jugendtreff der Republik. Und natürlich werden da Grenzen überschritten. Aber nicht alles ist gleich vollkommen verurteilenswert.

     

    Interessant finde ich, dass noch keiner die frage aufgeworfen hat, warum denn die Gästefans am Ostkurvensaal, also an der Heimkurve vorbeigeführt werden. Zumal verschiedene Institutionen sogar laut Polizei auf das Konfliktpotential hingewiesen haben.

     

    Da stimmt das Einsatzkonzept hinten und vorne nicht. Es sei denn, diese Konflikte sind bewusst provoziert. Vielleicht muss man aus politischer Sicht einige Beschlüsse aus dem Senat legitimieren... ;-)

  • Der Vorschlag von Herrn Schmidt hat ja etwas im positiven Sinne durchaus bildersprachlich begabtes. Ich ergänze in der Form, das ich den Werder-Fans mal empfehle, ganz still und heimlich mal ein Heimspiel in Bremen komplett zu schwänzen. Alle bleiben weg. Bleibt einfach mal zuhause und hört wieder Radio. Nur dann kommen in die Diskussion mal neue Aspekte.

    Oder Vereinsunternehmen wie Werder Bremen bieten samstagvormittäglich für die Fans eine Art Auspowertraining an, so daß Agressions- und Gewaltpotential schon mal irgendwo auf Bremer Gemarkung zum Großteil abgelegt werden. Also man geht der Idee nach, das die Fans adäquat genau so fit zu sein haben wie die Spieler auf dem Platz.

  • Wo werden niedersächsische Gewaltmonopolbeamten ausgebilder? Brasilien, oder Ägypten?

  • um jedes Stadion in c 300m Entfernung einen Zaun ziehen, was innerhalb de Zaun und Stadion abläuft, ist Sache der Besucher und des Verein, nachdem Spiel, wenn die Gesunden abgezogen sind, sammelt man die Verletzten ein, dazu wird eine besonders Krankenversicherung mit dem Betreten des Zauninnenraums erhoben!

    • @Georg Schmidt:

      Wie gesagt: erst Artikel lesen, dann Kommentar schreiben. Macht doch Sinn, oder?

    • @Georg Schmidt:

      Der Vorschlag gefällt mir.

      Könnte man auch prima anwenden wenn mal wieder Rechte und Linke bei ner Demo zusammenrasseln.

  • Es steht halt zu vermuten, dass für den das Meiste eine "Lappalie" darstellen dürfte - zumindest das, was die Eigenen anstellen.

    • @ioannis:

      So eine Lappalie hat der Nase eines Kumpels mal eine völlig neue Richtung gezeigt :D

  • Ich bin auch der Meinung, dass die Anzahl der Einsatzkräfte viel zu hoch ist. Gegen Hertha BSC standen soviel Einsatzfahrzeuge auf dem Osterdeich, das ich dachte es ist in Bremen noch eine Demonstration.

    Die Kriminalisierung von Bürger ist gängige Praxis. Ich meine, dass die Beamten mit ihrem Machtmonopol nicht mehr zurecht kommen. Und deswegen auch mit Bürgen rechnen müssen, die sich wehren.

    Wie arrogant polizeiliches Auftreten sein kann, hat man beim DFB Pokalspiel Bremer SV - Eintracht Braunschweig auf Platz 11 gesehen.

    Das Vorgehen der Polizei und das Sicherheitskonzept sollte tatsächlich überdacht werden.

  • Ich verstehe das nicht. Lasst doch den Idioten ihre Fußballprügelei. Die müssen auch mal Dampf ablassen dürfen und besser dort als Frau und Kinder verprügeln. Die Polizei muss nur auf die Spielregeln achten. Der Spielplatz Stadion darf natürlich nicht verlassen werden. Nur kampfunfähige Dumpfbacken dürfen die Arena verlassen und werden unter Aufsicht für den nächsten Auftritt in der Arena vorbereitet. Irgendwann wird dann der Nachwuchs fehlen, hoffentlich.

    • @matschmi:

      In dem Artikel steht nirgendwo was davon, dass sich Fans untereinander geprügelt haben.

      Vielmehr geht es darin um das aggressive Verhalten von Pol.beamten.

      • @Fresse Deutschland:

        Die Polizeibeamten haben einfach die Schnauze voll. Die haben, wie auch alle anderen normalen Menschen, keinen Bock jeden Samstag wegen ein paar hirnlosen Schlägern vorm Stadion verbringen zu müssen.

  • Ich muss gestehen, ich kenne mich in der Fussballszene nicht aus, aber die Berichterstattung kommt bei mir so rüber:

    Es gibt zwei Sorten von Hardcore-Begeisterten: linke und rechte, also "Fans" und "Hooligans". Wenn die einen auch nur etwas schräg angeguckt werden, ist das ganz arg bäh. Die anderen kann man nicht genug windelweich prügeln.

    Mir ist es piepegal, ob ich nach einer Linken oder nach einer Rechten zu Boden gehe und im Krankenhaus wieder aufwache.