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US-Senator kritisiert SteinmeierDer „unglaubwürdige“ Außenminister

Ein Diplomat war der republikanische Senator John McCain noch nie. Jetzt hat er Außenminister Frank-Walter Steinmeier während dessen US-Reise „beleidigt“.

Da geht's lang: Frank-Walter Steinmeier in Washington Bild: reuters

WASHINGTON/BRÜSSEL dpa | Der konservative US-Senator John McCain hat Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier in ungewohnt scharfer Form persönlich angegriffen. „Der deutsche Außenminister ist derselbe Typ, der sich mit seiner Regierung weigert, dem Verhalten von (Kreml-Chef) Wladimir Putin, der jetzt gerade Ukrainer abschlachtet, irgendwelche Grenzen zu setzen“, sagte der einflussreiche Politiker. Steinmeier besitze für ihn „keinerlei Glaubwürdigkeit“.

McCain reagierte damit auf die Äußerung Steinmeiers, die Atomgespräche mit Teheran würden durch einen Brief von US-Senatoren an die iranische Führung nicht einfacher. McCain hatte den Brief mitunterzeichnet, in dem 47 republikanische Senatoren offen drohen, ein Abkommen der US-Regierung mit dem Iran im Parlament zu kippen.

Steinmeier (SPD) reagierte auf seiner USA-Reise zunächst nicht auf McCains Kritik. Aber der EU-Außenpolitiker Elmar Brok (CDU) nahm ihn in Schutz: „Ich finde diesen Angriff ungeheuerlich. Er ist in der Sache falsch und persönlich beleidigend.“ McCain solle sich entschuldigen.

McCain rückte Steinmeier in die Nähe des britischen Premierministers Neville Chamberlain, der mit Zugeständnissen an Adolf Hitler vergeblich versucht hatte, einen Krieg zu verhindern. Der als Falke bekannte US-Politiker ließ auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nicht ungeschoren. Ihr hielt er vor, die Krim „stillschweigend aufgegeben“ haben. Merkel habe alles abgelehnt, was man hätte tun können, „um Putins Aggression zu stoppen“.

Brok warf McCain ein Spiel mit dem Feuer vor. „Und ich meine, dass es wichtig ist zu sehen, dass die Europäer versuchen, es (die Ukraine-Krise) einzudämmen. Und dass wir mit Krieg und Ausbau von Krieg der Ukraine nicht helfen.“

Steinmeier hatte bei einem Auftritt in der Denkfabrik CSIS in Washington zum Schreiben der Senatoren erklärt: „Das ist keine Kleinigkeit, von der wir reden. Es wäre schon ohne den Brief der 47 schwierig genug gewesen. Es ist noch etwas schwieriger geworden.“ Der Brief mache es nicht leichter, gegenüber dem Iran alle Zweifel an der eigenen Glaubwürdigkeit zurückzuweisen.

Die Atomgespräche der fünf UN-Vetomächte und Deutschlands mit dem Iran gehen nächste Woche in die möglicherweise entscheidende Runde. Teheran wird seit mehr als zehn Jahren verdächtigt, unter dem Deckmantel eines zivilen Nuklearprogramms an einer eigenen Atombombe zu arbeiten. Der Iran bestreitet alle Vorwürfe und verlangt, dass die vom Westen gegen ihn verhängten Sanktionen aufgehoben werden.

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29 Kommentare

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  • An unglaubwürdige Sozen ist man als Deutscher ja gewöhnt. Diesen alten Hut hätte Großmaul Mc Cain an der Garderobe lassen können.

  • 3000 GIs zum Manöver in die Ukraine, Nadelstiche ebe längst hätten wir einen Kriegmit/in Russland aber man traut sich einfach nicht auch England dachte die Inseln war unangreifbar auch die USA denken, keiner kann ihnen was anhaben!

  • Nicht, dass auch an Steinmeiers Rolle in der Ukraine-Politik nichts zu kritisieren wäre (allerdings nicht in McCains Sinne): Dieser zum Glück krachend gescheiterte Möchtegern-Präsident bestätigt in seiner fast entwaffnenden Einfalt alle Vorbehalte, die denkende Menschen seit eh und je gegenüber den außenpolitischen Fähigkeiten von US-Politikern hegen.

     

    Was will er denn, dieser wackere Haudrauf? Mit Atombomben schmeißen? Oder nur das intellektuelle Niveau eines Dabbeljuh Bush noch ein wenig unterbieten?

  • auf' fußballballplatz heisst es immer, 'der hat keine eier'. Konnte mir nie was drunter vorstellen, doch, wenn ich mir Steinmeier so anschaue, dann weiß ich, was damit gemeint ist. Sorry, Mr. Steinmeier.

  • Was hat Steinmeier in einer US-Denkfabrik verloren? Bleib in Europa oder bleib drüben!

  • Das ist das amerikanische Gift, hat McCain vergessen wo Amerika seit dem zweiten Weltkrieg schon überall abgeschlachtet und wirklich abgeschlachtet (Vietnam) hat, dagegen nimmt sich Putin fast wie ein Musterknabe aus. Ein Krieg in Europa, das wäre was für die republikanische Administration, der käme doch den amerikanischen Finanz-und Wirtschaftsinteressen sehr entgegen um Europa zu schwächen. Mein amerikanischer Traum ist schon lange ausgeträumt und das Erwachen war und ist böse.

    • @M. W. Fiedler:

      Das ist das amerikanische Gift,

       

      Hört sich ja an wie Göbbels.

      • @Frank Mustermann:

        Dumm nur, das Göbbels der amerikanischen Propaganda nicht ansatzweisedas Wasser reichen könnte.

        Nach 70 Jahren Idoktrination ist sie sowieso ein dezentraler Selbstläufer und die USA entsprechend auf einem schlimmeren Niveau als Nordkorea.

         

        E.G.

        "the one indispensable nation"

        "god bless the USA (over all other nations)"

        "the USA must lead" (Obama West Point)

        "we're the greatest, we're the best" - though they hardy ever are

         

        "USA

        USA

        USA

        USA

        USA

        USA

        ...

        "

         

        They even scream that at rock/metal concerts after critical titles

         

        Es ist der Sarkasmus der Geschichte, dass Roosevelt uns "the ability to make war" nehmen wollte, sprich auch den völkischen Militarismus preußischer Prägung ausrotten wollte und Truman/Eisenhower ihn dann in die USA iimportiert und installiert haben.

  • 1G
    1714 (Profil gelöscht)

    Ein etwaiger Krieg wird wohl eher in Europa stattfinden, nicht in den USA. Daher haben die Republikaner gut reden. Das ist ohnehin eine Grundsätzlichkeit der US-Kriegspolitik: anderswo gern, in den USA bitte nicht. So lassen sich die Wünsche der Kriegsindustrie auch problemlos in der Bevölkerung als patriotische Pflicht verkaufen. Und noch etwas: Steinmeier (und kein anderer deutscher Politiker von Rang) hat das Abschlachten der irakischen oder afghanischen Bevölkerung durch die "Koalition der Willigen" zum Anlaß genommen, diesen "Willigen" die Grenzen aufzuzeigen. Hier wird -wieder mal- die unendliche Heuchelei der US Politik deutlich.

    • @1714 (Profil gelöscht):

      "Ein etwaiger Krieg wird wohl eher in Europa stattfinden, nicht in den USA. "

       

      Wobei gern, besonders in den USA, vergessen wird, dass Russland durchaus die Mittel hat, das amerikanische Kernland mit einzubeziehen. Oder anders ausgedrückt: "Wenn Moskau brennt, brennt Washington auch."

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Atomar wird´s nicht werden. Denn dieses Risiko ist Europa weder den Amis noch den Russen wert. Man wird sich hier kloppen und nicht das eigene Porzellan zerschlagen. Wenn aber Westeuropa sich mit Russland verbünden würde, könnte es durchaus sein, daß der Ami das rote Knöpfchen drückt.

        • @Friedrich Zoller:

          "Wenn aber Westeuropa sich mit Russland verbünden würde, könnte es durchaus sein, daß der Ami das rote Knöpfchen drückt."

           

          Dem stehen aber 2 Dinge entgegen.

           

          1. Würde eher die Hölle zufrieren, als dass dieses Bündnis zustande kommt. (nach derzeitigem Stand der Politik)

           

          2. Hätten die Amis dann noch 2 mehr Atommächte gegen sich, was die Auslöschung aller Beteiligten nur noch sicherer machen würde. Und so dumm sind die Amerikaner dann doch nicht...

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Die Amerikaner rüsten gegen die ganze Welt auf, inkl. gegen derzeitige Verbündete. In amerikanischen Thinktanks wird jedes mögliche Szenario durchdacht, auch USA gegen den Rest der Welt. Zielsetzung: America first! Alles andere ist für die nur eine Frage der militärischen und wirtschaftlichen Machbarkeit.

            • @Friedrich Zoller:

              "Zielsetzung: America first!"

               

              Da haben Sie schon Recht. Aber komplette Selbstmörder sind die "Eliten" in Amerika auch nicht. Deshalb denken ja die Thinktanks auch intensiv darüber nach, wie man die USA unangreifbar machen kann. Bis jetzt sind solche Projekte immer gescheitert (s. z.B. SDI). Und so lange es mindestens ein Land auf der Erde gibt, das die Mittel hat, einen amerikanischen Abwehrschirm im Ernstfall zu durchbrechen, wird es eben nichts mit der Weltherrschaft.

  • GELD - GELD - GELD -

    dann floriert die Wirtschaft - bombig, like John McCain

    Neue Technik wird erprobt.

    Zum Beispiel die Neutronenbombe.

    Wunderwaffen ohne Menschen - Klasse, Republikaner ... ja war da nicht was?

    Schönhuber - erinnert ihr euch. Der war ein Fan vom Amerikaner Barry Goldwater -aus Arizona!

    RECHTS - RECHTS - RECHTS

    Waffen - Waffen - Waffen

    GELD - GELD - GELD ! ! ! ! ! ! ! ! !

  • So wenig wie McCain je ein Diplomat war, so wenig verhält sich die USA gegenüber anderen Ländern demokratisch. Wer nicht nach ihrer Pfeife tanzt, der wird beleidigt. Und das auch noch möglichst öffentlich. War ja seinerzeit mit Schröder der sich gegen den Irakkrieg stellte genauso - und ich mein, das Ergebnis kennen wir ja jetzt und die gefälschten Beweise waren seinerzeit bekannt.

  • Die Konsequenz mit der die McCains dieser Welt die deutsch-französischen Friedensbemühungen hintertreiben, läßt nur einen Schluss zu: Sie wollen einen Krieg der NATO gegen Russland. Und zwar auf Kosten ihrer Verbündeten.

    • @jhwh:

      Ich glaube eher, McCain und andere Republikaer denken an die nächste Präsidenschaftswahl in den USA 2016. Und zwar auf Kosten einer friedlicheren Welt.

      • @Hauke:

        Ja, ich denke auch, dass trifft der Punkt. Ich denke nicht dass die Amerikanische Bevölkerung ein Krieg - gerade in Europa - akzeptieren würde.

         

        Dazu, die Sanktionen werden sowieso ohne Krieg Russland plattmachen.

    • @jhwh:

      Ja, die tun sich halt leicht in Übersee. Ihre Wirtschaft ist kaum mit Russland verflochten und so haben sie keine großen Einbußen. Und so lange man nicht selbst in der Nachbarschaft von Krieg betroffen ist juckt es die wenig.

      Aber so oder so, für mich ist die EU und vor allem D den Amis total auf den Leim gegangen was die Ukraine anbelangt. Ein wunderbares Spielzeug die Ukraine für die USA. Kann man gleichzeitig hernehmen um die EU zu erpressen als auch für´s Kriegsgebrüll gegen Russland. Dennoch wird natürlich weiter das Hohelied auf die USA gesungen...

      • @fornax [alias flex/alias flux]:

        "...für mich ist die EU und vor allem D den Amis total auf den Leim gegangen was die Ukraine anbelangt."

         

        Ich denke, die Mutti hat eigentlich nichts gegen die Ausdehnung des eigenen Machtbereichs. Allerdings hat sie wieder einmal vergessen, dass auch andere Staaten Interessen haben und diese nicht unbedingt mit Mutti's Interessen übereinstimmen. Denn in einer Sache ist man sich in Moskau und Washington einig. Ein substanzieller Machtzuwachs Deutschlands bzw. der EU ist nicht im Interesse der "großen" Fische im Teich.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          möglich, aber Russland hat sicher Interessen wirtschaftlich zu kooperieren, Amiland hingegen will dies vereiteln...

    • @jhwh:

      Bei Mc Cain kann ich mich manchmal des Eindrucks nicht erwehren, dass er ein unverarbeitetes Trauma überwinden will, in dem er den Vietnamkrieg quasi nachträglich jetzt noch gegen Russland gewinnt. Dabei müsste er doch eigentlich wissen, was es bedeutet, seine Jugend in einem sinnlosen Krieg zu vergeuden. Aber manche Menschen lernen eben nie.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        der Waffenindustrie wird es ziemlich egal gewesen sein ob Amerika diesen Krieg gewinnt, hauptsache Absatz und heute wird es nicht viel anders sein...

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Normalerweise habe ich nicht viel übrig für Deine Beiträge. Aber hiermit hast Du ein wichtige und richtige Punkt getroffen.

         

        Dazu: es ist diese Chaoten (die 47) egal was die für Schaden anrichten - hauptsache gegen Obama.

         

        Das Herr Steinmeier die Wahrheit sagt, steht für mich ausser Zweifel.

         

        Interessant, wie aber hier manche Merkel-Gegner genau das Gegenteil von ihr Politik behaupten wurde wie McCain und seine Kollegen.

         

        Sehr gut, dass wir Meinungsfreiheit haben - und Menchen wie McCain ein Vogel zeigen dürfen.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Da haben Sie fast meine Gedanken gelesen. Wollte ich allerdings nicht ins Forum bringen, weil zu spekulativ.

        Die Analogie zu Vietnam ist nicht ganz von der Hand zu weisen: ein Gegner mit einem befreundeten Nachbarstaat, der fast unbegrenzt Nachschub liefern kann. Das "recipe for desaster"

        Allerdings wären in diesem Fall wohl auch taktische Atomwaffen nicht ausgeschlossen. Das wird dann noch viel lustiger als Tschernobyl.

        • @jhwh:

          "Das wird dann noch viel lustiger als Tschernobyl."

           

          Ich lache heute noch...:-(

           

          Aber im Ernst. So dumm ist doch nicht einmal Mc Cain, dass er Truppen in die Ukraine schicken will. Oder? Na ja, neben den deutschen Soldatenfriedhöfen ist bestimmt noch Platz. Das Land ist ja groß...

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            McCain ist einfach nur dumm und völlig ungeschickt. Die Republikaner plustern sich zu einer Schattenregierung auf. Möge der Wähler diese Bande verhindern. Allerdings glaube ich keine Minute, dass die Burschen Krieg provozieren wollen.